BLKÖ:Strassoldo, Raimund Anton Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 295. (Quelle)
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Strassoldo, Raimund Anton Graf (Bischof von Eichstadt, geb. in Gratz 29. April 1718, gest. zu Eichstadt am 13. Jänner 1781). Als er in seiner Jugend durch unvorsichtiges Verschlucken einer Kornähre, welche in seinem Schlunde sich festsetzte, in ein langwieriges Leiden verfiel und dem Tode nahe war, gelobte die Mutter, ihr Kind, wenn es mit dem Leben davonkäme, der Kirche zu weihen. So geschah es, daß Graf Raimund, in dessen Familie das Säbelgerassel das stereotype Geräusch war, im Alter von 16 Jahren in Eichstadt als Domherr aufgeschworen und zur Beendigung seiner Studien nach Rom geschickt wurde. Bei seiner Rückkehr nach Eichstadt fand seine Ernennung zum wirklichen Domherrn und bereits am 11. Februar 1751 zum Domdechanten statt. Sechs Jahre in dieser Würde thätig, ging er nach dem 1757 erfolgten Ableben des Bischofs von Eichstadt, Johann Anton II. aus dem freiherrlichen Hause von Freiberg, nach einem ziemlich hartnäckigen Wahlkampfe aus der Wahl als Bischof [296] hervor, als welcher er am 30. April 1758 consecrirt, aber erst am 6. März 1762 mit den Regalien belehnt wurde. Nahezu ein Vierteljahrhundert, in ereignißreicher Zeit, versah er seine hohe Kirchenwürde. Da Julius Sax in seiner „Geschichte des Hochstiftes und der Stadt Eichstadt“ (Nürnberg, 1857, gr. 8°.) ohnehin Seite 318 u. f. eine quellenmäßige ausführliche Darstellung der Regierungsperiode Strassoldo’s liefert, so wählen wir aus derselben nur die bezeichnendsten Momente. Wir übergehen die Verwicklungen, in welche das Bisthum durch den siebenjährigen Krieg, dessen Beginn mit dem Regierungsantritte S.’s zusammenfällt, gerieth; ferner die Kämpfe des Freimaurer- und Illuminaten-Ordens gegen die Jesuiten, welche in Eichstadt eines besonderen Schutzes sich erfreuten, in Folge dessen diese bischöfliche Residenz harte Angriffe zu erfahren hatte. Nach der Aufhebung des Ordens blieben die Jesuiten daselbst als Weltgeistliche und nahmen die meisten Lehrerstellen an den dort vorhandenen Unterrichtsanstalten ein, welche, da namentlich in den naturwissenschaftlichen Gegenständen die Priester der Gesellschaft Jesu nicht zurückgeblieben waren, in dieser Richtung auch Verdienstliches leisteten und sich der besonderen Fürsorge des Bischofs erfreuten. Auf Abschaffung verschiedener kirchlicher Mißbräuche, wie z. B. des Osterlichtes, der theatralischen Beigaben bei den Charfreitags-Processionen, des Herumtragens neugeborener, doch sofort gestorbener Kinder und anderer solcher Unfuge hatte Graf S. sorgsam Bedacht. Insbesondere widmete er dem öffentlichen Verkehrswesen, den Straßen in seinem Bisthume, große Aufmerksamkeit. An dreißig Wegstunden Straßen wurden mit einem Kostenaufwande von einhundertachtzigtausend Gulden unter seiner Regierung ausgeführt, und dabei bestand der Unterbau durchwegs aus Stein. Ferner vollendete der Bischof den Neubau des Schlosses Hirschberg, verschönerte nicht unwesentlich die bischöfliche Residenz und ließ die 67 Fuß hohe steinerne Brunnensäule mit Bassin auf dem Residenzplatze aufstellen. Auch wurde am 20. April 1761 die culturhistorisch nicht uninteressante Sommerkellerordnung für das ganze Hochstift; den Bierausschank betreffend, veröffentlicht. In seinem letzten Willen aber bestimmte er 40.000 fl. zur Herstellung eines Waisenhauses. Sein Ableben wurde von der Bevölkerung auf das schmerzlichste empfunden, und sein Biograph sagt ausdrücklich: „Selten nahm ein Fürst mehr Liebe und Dankbarkeit mit sich ins Grab, als Bischof Raymund – er war nur oft in Manchem gar zu gut und wurde von der Schamlosigkeit und Brutalität Einzelner – und nicht gerade aus der niederen Standeskategorie – mißbraucht“.

Leichenbegängnis des hochw. des heil. Röm. Reichs Fürsten und H. H. Raymund Antons Bischofs von Eichstadt, aus dem hochgräflichen Hause von Strassoldo entsprossen.... (Eichstadt 1781, Blas. Merkl). Daselbst auch die Leichenrede auf den Bischof, von Jos. Widmann.
Porträt. Dasselbe, in Kupfer gestochen, befindet sich im großen Eichstädter Hochstifts-Kalender, welcher von dem Hofmaler Franz in Eichstadt entworfen und von den Kupferstechern Gebrüder Klauber in Augsburg in Druck gegeben wurde. Dieser Kalender ist bereits sehr selten.