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BLKÖ:Stubenberg, Anna Gräfin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 40 (1880), ab Seite: 115. (Quelle)
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Stubenberg, Anna Gräfin (Tondichterin, geb. zu Gratz 9. August 1821), vermälte Gräfin von Buttlar, Freifrau von Brandenfels. Annas Vater, Gustav Adolph (gest. 15. December 1833), diente im Cürassier-Regimente Kaiser Franz, welches er als Oberlieutenant verließ, um die Verwaltung der Familiengüter zu übernehmen. Ihre Mutter Franziska Maria (geb. 15. Mai 1782, gest. 2. August 1876) entstammt der freiheitlichen Familie der Staudach, über welche dieses Lexikon [Bd. XXXVII, S. 248 u. f.] ausführlichere Nachricht gibt. Gräfin Anna verlebte den größten Theil ihrer Jugendzeit in Pesth, wo sie in einem Privatinstitute, in welchem Töchter ungarischer Magnaten ihre Erziehung zu erhalten pflegten, auf das sorgfältigste ausgebildet wurde. Von Haus aus mit nicht gewöhnlichen Geistesgaben ausgestattet, lernte sie leicht und vermöge ihres sehr lebhaften Temperamentes pflegte sie auch die sogenannten „noblen Passionen“, als Tanzen, Turnen, Reiten, und erlangte darin schon in ihrer Mädchenzeit große Fertigkeit. Der Aufenthalt in Ungarn begünstigte übrigens diese Richtung, aber die Gräfin betrieb auch mit Eifer das Studium der Sprachen und interessirte sich für Alles, was ins Gebiet der Kunst gehört. Daneben zeigte sie eine ganz ungewöhnliche Naturanlage für Musik, worin sie bereits als Kind Nennenswerthes leistete. Wohl wurde sie von einem tüchtigen Musiklehrer ausgebildet, doch das angeborene Talent überwog bald jeden Unterricht. Die schwierigsten Compositionen spielte sie sofort auswendig, und dazu gesellte sich ein Improvisationstalent ungewöhnlichster Art. Aber ohne künstlerische Entwicklung ließ sie es frei walten, und so entstanden allmälig jene Tonschöpfungen, welche bald ihren Namen in musikalischen Kreisen bekannt machten. Aus diesen Werken spricht eine seltene musikalische Begabung, eine ungemein schwungvolle Phantasie und großer Melodienreichthum. Die Kritik hat auch alle diese Vorzüge anerkannt und mehrere dieser Compositionen, wie Opus 8, 19, 21, 26, 27, 31 und 44, deren geistvoller charakteristischer Haltung [116] und schwungvoller Ausführung wegen in ganz besonderer Weise hervorgehoben. Jene namentlich, in welchen nationale Anklänge vorherrschen, wie die Polkas, Mazurs und Csárdás, mahnen in ihrer Haltung an die originellen Tonstücke, welche man in den Productionen ungarischer Zigeunerbanden zu hören bekommt. Es herrscht in ihnen eine Glut der Empfindung, verbunden mit einer elegischen Wehmuth, welche den Zuhörer ebenso hinreißen, als wehmüthig stimmen. Ob es nun bei der Productivität der Gräfin zu bedauern ist, daß sie ihr schönes Talent nicht weiter ausgebildet, sondern es eben nur als herrliche Naturanlage frei hat walten lassen, muß den Contrapunctisten und geschulten Musikern zu entscheiden überlassen bleiben. Im 19. Jahre (am 15. Februar 1840) heiratete sie einen ungarischen Edelmann, Johann Remekházy von Gurahoncz. Diese Ehe währte nur drei Jahre und wenige Monate, denn Remekházy starb am 25. August 1843. Am 22. Februar 1848 vermälte sie sich mit Friedrich Grafen Zichy von Zich und Vásonykeő, k. k. Oberlieutenant im 3. Uhlanen-Regimente Erzherzog Karl. Aber Graf Zichy wurde im italienischen Feldzuge desselben Jahres am 20. Mai bei der Erstürmung von Vicenza tödtlich verwundet und erlag seinen Wunden am 28. Mai. Am 28. Februar 1872 vermälte sich die Gräfin nochmals, und zwar mit dem k. k. Kämmerer und Hauptmann a. D. Otto Grafen Buttlar Freiherrn zu Brandenfels. Gräfin Anna ist Sternkreuz-Ordensdame. Die Prüfungen, welche ihrem Gemüthsleben in früher Jugend durch den Tod zweier ihrer Gatten auferlegt wurden, stählten ihren Charakter. Diesfalls erinnert die Gräfin mehrfach an ihre Mutter und an eine Eigenart ihrer Stammfamilie. Es ist das die an ihr wahrnehmbare unbeugsame Willenskraft, jener energische Zug, der bei den Stubenberg in vergangenen Jahrhunderten oft zu Tage trat und ihnen auch zu mancher Schramme verhalf. Mit der Kraft vereinigt sich gern die Güte. Aus einem an sie gerichteten Gelegenheitsgedichte erfahren wir denn auch von ihrem im Stillen wirkenden Wohlthätigkeitssinne, und wie sie schon, eine unermüdliche Wohlthäterin und Förderin humanitärer Zwecke, viele Herzen aufgerichtet, manche Noth gelindert und viele Thränen der Armut getrocknet hat. Von ihren Werken führen wir die durch den Stich bekannt gewordenen der Reihe nach an.

Compositionen Annas geborenen Gräfin Stubenberg, vermälten Gräfin Buttlar. [Sämmtlich für das Pianoforte.] „Sehnsucht“. Lied für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. Op. 1. – „Vier Mazurs“. Op. 2. – „Tratsch-Polka“. Op. 3. – „Uhlanen-Dragoner-MarschOp. 4. – „Elegien-Walzer“. Op. 5. – „Mazurka“. Op. 6. – „Quadrille“. Op. 7. – „Tarantella“. Op. 8. – „Lucifer-Polka“. Op. 9. – „Wallmoden-Uhlanen-Marsch“. Op. 10. – „Valet-Polka“. Op. 11. – „Antonia-Quadrille“. Op. 12. – „An Friedrich (Zichy)“. Trauermarsch. Op. 13. – „Schiffers Lebewohl“. Barcarolle. Op. 14. – „Souvenir-Polka Mazurka“. Op. 15. – „Gedenke mein“. Polka. Op. 16. – „Mes adieux à la Polka“. Caprice. Op. 17. – „Schwarze Augen-Polka“. Op. 18. – „Eisblumen“ (Lied ohne Worte) Op. 19. – „Nachhall an Grafen Niclas Zichy“. Trauermarsch. Op. 20. – „Hédervárl Emlék“. Csárdás. Op. 21. – „Die Ungarin“. Polka Mazur Op. 22. – „Erinnerung an Dobberan“ (Lied ohne Worte). Op. 23. – „Amoretten-Polka“. Op. 24. – „Lozsi Busdal“. Chanson mélancolique. Op. 25. – „In trüben Stunden“ (Lied ohne Worte). Op. 26. – „Anna-Quadrille“. Op. 27. – „Herminen-Quadrille“. Op. 28. – „Valse de Salon“. Op. 29. – „Vergißmeinnicht“. [117] Polka tremblante. Op. 30. – „Trauermarsch“. An Grafen Gyula Viczay. Op. 31. – „Amalia-Quadrille“. Op. 32. – „Wörthersee-Perlen“. Walzer. Op. 33. – „Gabriele“. Polka Mazur. Op. 34. – „Livin-Polka“. Op. 35. – „Immortelle“. Polka Mazur. Op. 36. – „Traumlied“. Polka Mazur. Op. 37. – „Am Isonzo“. Polka Mazur. Op. 38. – „Mein Stern“ (Lied ohne Worte). Georg Herzog von Meiningen dedicirt. Op. 39. – „Aus der Ferne“. Polka Mazur. Op. 40. – „Tarantella“. Op. 41. – „Mazurka“. Op. 42. – „Aus des Herzens Tiefe“ (Lied ohne Worte). Op. 43. – „Heimatsklänge“. Sechs Ländler. Op. 44. – „Buttlar-Marsch“, Nr. 1 und 2. Op. 45. – „Emma“. Polka Mazur. Op. 46. – „Auf Wiedersehen“. Trauermarsch. Op. 47. – „An der Elbe“. Polka Mazur. Op. 48.
Wiener Theater-Zeitung, 1852, Nr. 36 und 200; 1854, Nr. 21; 1855, Nr. 6 und 49; 1857, Nr. 8, 37 und 153; 1859, Nr. 3, 35 und 50; 1860, Nr. 30 und 50. – Wiener Zwischenact, 1859, Nr. 183 und 286; 1860, Nr. 333; 1861, Nr. 342; 1862, Nr. 99. – Neue Berliner Musik-Zeitung, 1857, Nr. 8; 1863, Nr. 51. – Hamburger Theater-Chronik, 1857, Nr. 57; 1859, Nr. 67; 1860, Nr. 1; 1863, Nr. 26.