BLKÖ:Subbotić, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Subotíc, Basil
Band: 40 (1880), ab Seite: 260. (Quelle)
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Subbotić auch Subotic, Johann (serbischer Poet, geb. zu Dobrincze in Syrmien in der serbischen Wojwodschaft am 11. Februar 1817). Nach dem Besuch der Schulen zu Karlowitz in der Militärgrenze, zu Szegedin und Pesth widmete er sich in letzterer Stadt dem Studium der Rechtswissenschaften, wo er 1836 auch die Doctorwürde der Philosophie, 1839 jene der Rechte erlangte und 1841 Advocat wurde. 1842 trat er als Censor in den Staatsdienst und gründete die literarische Zeitschrift „Ljetopis“, d. i. Jahrbuch, welche bis 1852 zu Pesth bestand. In den von ihm herausgegebenen 32 Heften brachte er eine Fülle von trefflichen, theils eigenen, theils fremden Aufsätzen, welche dieses Jahrbuch zu einer der besten Erscheinungen der serbischen Literatur stempeln. Um die Mitte der Fünfziger-Jahre übersiedelte er von Pesth nach Agram, wo er 1862 zum Septemvir in der croatischen Septemviraltafel ernannt wurde. Als Abgeordneter in den croatischen Landtag entsendet, zählte er daselbst bald zu den entschiedensten und rücksichtslosesten Vertretern der nationalen Sache und der für die Unverbrüchlichkeit der historischen Rechte des sogenannten dreieinigen Königreiches begeisterten Partei. Im Jahre 1867 betheiligte er sich auch an der vielbesprochenen Wallfahrt nach dem heiligen Moskau, wo er vor dem panslavischen Götzen sein demüthiges politisches Glaubensbekenntniß ablegte, für welche an seinem großen Stammvaterland begangene Felonie er nach seine Rückkehr von der Septemvirwürde enthoben ward. Nun ließ er sich in Esseg als Advocat nieder. Er wurde auch von dieser Stadt in den croatischen Landtag und dann zum weltlichen Ausschußmitglied des nationalen Kirchencongresses gewählt. Bei der St. Johannesfeier in Moskau wie in Prag glänzte er als besonders begabter Redner, und seine damals in den čechischen Blättern veröffentlichte schwungvolle Hymne auf die Hauptstadt Böhmens erregte in literarischen Kreisen einige Aufmerksamkeit. Im Jahre 1869 erschien er auch auf dem serbischen Congreß zu Karlowitz, wo er als Führer der gegen den clericalen Anhang des Patriarchen Maschierevics [Bd. XVII, S. 81] auftretenden Partei neben Dr. Miletic hervorragte. Nochmals machte er sich politisch bemerkbar, als am 2. September 1877, zu Rima in der Nähe von Mitrowitz das großserbische türkenfeindliche Meeting abgehalten wurde, eine natürliche Folge der zahlreichen türkenfreundlichen Meetings, welche damals in Ungarn stattfanden. An zehn- bis fünfzehn Tausend Menschen hatten sich in der kleinen Stadt versammelt. Als Präses des Meetings fungirte Dr. Subbotić, dessen Umsicht es zu verdanken, daß ungeachtet der gereizten Stimmung und des mehr als [261] genug vorhandenen Zündstoffes die ganze Sache in musterhafter Ordnung verlief. Neben seiner Rührigkeit auf politischem Felde entfaltete er eine nicht minder nachhaltige als Schriftsteller und Poet. Er versuchte sich schon frühzeitig als lyrischer und novellistischer Dichter. Erst zwanzig Jahre alt veröffentlichte er bereits eine Sammlung lyrischer Gedichte unter dem Titel „Lira“, d. i. Die Leyer (Pesth 1837), deren größerer Theil nationalen Charakters ist. Diesem Werke folgten: „Potojpljena Pešta“, d. i. Die Ueberschwemmung von Pesth (ebd. 1838), ein allegorisch episches Gedicht in fünf Gesängen, zu Gunsten der beschädigten Kirchen auf der Insel Czepel von Privaten herausgegeben; – „Bosilje“, d. i. Baselicum (ebd. 1843), eine Sammlung Gedichte; – „Nauka o srbskom stihotvoreniju“, d. i. Die Lehre von der serbischen Prosodie (Ofen 1844); – „Kralj Dečanski“, d. i. Der König von Decsanyi (ebd. 1846), ein episches Gedicht in acht Gesängen, das mit dem Preise (von wem?) gekrönt wurde. – Eine von Subbotić 1847 verfaßte serbische Grammatik auf kritisch-historischer Grundlage, gleichfalls preisgekrönt, ist noch ungedruckt. Im Auftrage des Ministeriums für Cultus und Unterricht stellte er für das Untergymnasium ein serbisches Lesebuch in zwei Bänden zusammen, welche beide von dem damaligen k. k. Schulbücherverlage (Wien 1852 u. f.) herausgegeben wurden; ferner für das Obergymnasium ein serbisches historisch-literarisches Lesebuch, ebenfalls in zwei Bänden; der erste derselben, im genannten Verlag in Wien 1853 erschienen, umfaßt die Zeit vom 12. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und beginnt mit einem kurzen Abriß der serbischen Literaturgeschichte, und der zweite (Wien 1853), vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart reichend, gibt neben den Musterstücken auch kurze biographische Skizzen der aufgenommenen Schriftsteller. In dem bereits erwähnten „Ljetopis“ veröffentlichte er einen Kranz Novellen, deren erste, „Dabrac“ im Jahre 1844 erschien; er behandelte darin die ältere serbische und die spätere österreichisch-serbische Geschichte, und damals war der Dichter S. noch ein österreichischer Slave. Zu jener Zeit gab er auch einige Werke in deutscher Sprache heraus, welche noch heute brauchbar sind, und zwar: „Authentische Darstellung der Ursachen, der Entstehung und Führungsart des Krieges zwischen den Serben und den Magyaren im Jahre 1849“ (Agram 1849, 8°.); – „Darstellung der Rechtsverhältnisse der serbischen Nation in Ungarn und deren Petition vom 1. und 3. Mai 1848“ (Agram 1849, Suppan, 8°.) und „Einige Grundzüge aus der Geschichte der serbischen Literatur“ (Wien 1850, Wenedikt, 8°.). Die ästhetische Kritik bezeichnet Subbotić als einen Dichter, der lyrischen Schwung mit Gedankentiefe verbindet, welche Vorzüge nur durch die Unzulänglichkeit der noch lange nicht ausgebildeten Muttersprache einigermaßen beeinträchtigt werden. Er versuchte sich auch auf dramatischem Gebiete, und bekannt sind von ihm die historischen Dramen „Zvonimir“, „Nemanja“ und „Prevhala“, welche bei einer volksthümlichen, energischen, oft hochpoetischen Sprache und großer Plastik im Detail doch das einheitliche Interesse in der Handlung entbehren; die meist prächtigen farbenreichen Scenen, die sich mosaikartig aneinander reihen, stehen nicht selten in gar keiner oder doch kaum merkbarer psychologisch motivirten Beziehung zum Helden der Tragödie und [262] wirken so eigentlich weder äußerlich noch innerlich zu seiner Erhebung und seinem Falle mit.

Ilirska čitanka za gornje gimnazije. Knjiga druga, d. i. Illyrisches Lesebuch für Obergymnasien. Zweiter Band (Wien 1860, k. k. Schulbücher-Verlag, gr. 8°.) S. 264. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1877, Nr. 251, S. 3773: „Aus Südungarn. 4. September“. – Narodne Novine, d. i. National-Zeitung (Agram, kl. Fol.) 1864, Nr. 49, im Feuilleton: „Naš piesnik Jovan Subbotić i njegov umotvor Zvonimir“, d. i. Unser Poet J. Subbotić und dessen Kunstwerk „Zvonimir“. – In ganz eigenthümlicher Weise gedenkt Alexander Patuzzi in seiner Liste denkwürdiger Oesterreicher, welche seiner „Geschichte Oesterreichs“ (Wien, Wenedikt, schm. 4°.) angehängt ist, unseres Subbotić. Daselbst heißt es auf S. 356: „Johann Subbotits (sic), dieser serbische Junge nicht ohne Talent (!)“. Nun erschien Patuzzi’s „Geschichte Oesterreichs“ im Jahre 1864. Subbotić zählte also damals 47 Jahre. Und „serbischer Junge“! Wer Patuzzi und seinen Dünkel gekannt, begreift diese arrogante und ungehörige Aburtheilung über einen Poeten, dessen Sprache Patuzzi gar nicht verstand.