BLKÖ:Sulzer, Franz Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sulzer, Julius
Band: 40 (1880), ab Seite: 306. (Quelle)
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Sulzer, Franz Joseph (k. k. Hauptmann und Auditor, geb. zu Laufenburg in dem damaligen Vorderösterreich. Geburtsjahr unbekannt, gest. zu Pitest in der Walachei im August 1791). Ueber seine Jugend und seinen Bildungsgang fehlen alle Nachrichten. Er hätte, wie seine Biographen melden, Jesuit werden sollen, jedoch unterblieb seine Aufnahme in den Orden Loyola’s. Er widmete sich nach Beendigung der juridischen Studien dem Auditoriatsdienste, in welchem wir ihn in den Jahren 1759–1773 als k. k. Hauptmann bei Lattermann-Infanterie Nr. 45 finden. 1773 folgte er einem Ruf als Lehrer der Philosophie und der Rechte in der Walachei. Die von ihm verlangte Abfassung eines Gesetzbuches für dieses Land wurde, wie er in seiner „Geschichte des transalpinischen Daciens“ dies [Bd. II, S. 93 und Bd. III, S. 79] selbst erzählt, vereitelt. Nachdem er durch seine Ehe mit Johanna, der Tochter des Kronstädter Senators Jos. von Drauth nationalisirt war, bewarb er sich, als die vorzüglichsten Beamten Kronstadts Anstellungen außerhalb des [307] Landes erhielten, um die dortige Stadtrichterstelle, welche er aber eben so wenig erhielt, als den Consulatsposten in der Walachei, um den er im Jahre 1782 angesucht hatte, worauf er wieder als Auditor bei Savoien-Dragonern eintrat. Von Sulzer sind zwei Werke, welche noch heute ihren Werth besitzen, bekannt. Das erste führt den Titel: „Geschichte des transalpinischen Daciens, das ist: der Walachei, Moldau und Bessarabiens, im Zusammenhange mit der Geschichte des übrigen Daciens, als ein Versuch einer allgemeinen dacischen Geschichte mit kritischer Freiheit entworfen von Franz Joseph Sulzer, ehemaligem k. k. Hauptmann und Auditor. Des ersten oder geographischen Theiles erster Band“ (Wien 1781, Rud. Gräffer, XXXVI und 464 Seiten mit vier Karten, einem Grundriß von Bukarest und Jassy): zweiter Band (ebd. 1781, 547 Seiten mit fünf Musikbeilagen); dritter Band (ebd. 1782, 705 S. und Reg. gr. 8°.) [vergl. die Recension dieses Werkes von Professor Hißmann in den Göttinger „Gelehrten Anzeigen“ 1781–1783]. Hißmann stand mit Sulzer in Briefwechsel, welcher in den „Blättern für Geist“ (Kronstadt 1845, Nr. 22 und 23) und in Kurz’s „Magazin“ [Bd. II, Seite 239–243) abgedruckt ist. – Der zweite, historische Theil dieses Werkes gelangte nicht zum Druck, nur ein ganz kleines Fragment daraus „Ueber den wahren Standort der trajanischen Brücke“ ist in der „Siebenbürgischen Quartalschrift“ [Bd. VII, S. 81–89] mitgetheilt. Es blieb jedoch dieser historische Theil in ziemlich ansehnlichen Fragmenten, und zwar bis 1769 ganz, dann ein Stück von 1774 bis 1780 und der Feldzug 1788 und 1789 erhalten. Die Lücken umfassen demnach die Jahre 1770–1773 und 1781 bis 1787. Der türkische Feldzug von 1787 bis 1789 ist aber mit einer Vollständigkeit wie noch nirgend geschildert und umfaßt allein an 50 Bogen. Sulzer trug sich mit dem Gedanken, die Herausgabe des historischen Theiles zu bewerkstelligen, und kündigte denselben noch ein Jahr vor seinem Tode unter dem Titel: „Versuch einer allgemeinen dacischen Geschichte“ in zwei Octavbänden, auf Subscription an. Doch scheint er durch sein Ableben an der Ausführung dieses Vorhabens verhindert worden zu sein. Die Originalhandschrift dieses historischen Theiles befindet sich in der Büchersammlung des Hermannstädter evangelischen Obergymnasiums. Ueber einen im ungarischen National-Museum zu Pesth aufbewahrten handschriftlichen Auszug gibt nähere Nachricht Joseph Trausch in seinem „Schriftsteller-Lexikon oder biographisch literarische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen“ (Kronstadt 1871, Johann-Gött, gr. 8°.) im dritten Bande S. 344. – Noch erschien von Sulzer das Werk: „Altes und Neues, oder dessen literarische Reise durch Siebenbürgen, den Temesvarer Banat, Ungarn, Oesterreich, Bayern, Schwaben, Schweiz und Elsass u. s. w. in drei Sendschreiben an Herrn Prediger Theodor Lange zu Kronstadt in Siebenbürgen“ (o. O. gedruckt im Jahre 1782, 168 S., kl. 8°.); der eigentliche Druckort dieser Schrift ist Wien, und dieselbe wurde ohne Wissen des Autors durch einen unbekannten Dritten veröffentlicht. Die Erbitterung, welche sie erregte, war groß, und das Büchlein rief folgende Gegenschriften hervor: „Anmerkungen über des Herrn Sulzer’s literarische Reise, insoweit sie Ungarland betrifft, von Gideon Szolga“ (o. O. 1783, 8°.); diese Anmerkungen sind von Georg Pray [Bd. XXIII, [308] S. 224] und die Noten dazu von Windisch. – „Der irrende Don Quixote oder Beilage zu Sulzer’s literarischer Reise“ (o. O. 1783, 8°.). Noch veröffentlichte Sulzer im „Ungarischen Magazin“ [Bd. III, S. 139 u. f.] die „Fragmente aus des Obristlieutenants Friedrich Schwarz von Springfels Beschreibung der österreichischen Walachei“. – Aus Sulzer’s Ehe mit Johanna von Drauth, welche am 16. April 1817 zu Hermannstadt starb, stammen ein Sohn und zwei Töchter. Der Erstere, Joseph Friedrich (geb. zu Kronstadt 4. Mai 1767, gest. zu Aschaffenburg im Mai 1837), anfänglich Cadet im k. k. Cavallerie-Regiment Savoien-Dragoner Nr. 5, war später bei der Militärausmessung in Klausenburg thätig. Hierauf trat er als Privatsecretär bei dem kurfürstlich bayrischen Gesandten Baron Widenhof zu Petersburg ein, wurde dann selbst Chargé d’affaires am letztgenannten Hofe und nach fünfzehnjähriger Thätigkeit als solcher, außerordentlicher bayrischer Gesandter und bevollmächtigter Minister am großherzoglichen Hofe zu Hessen-Darmstadt. Nach dem Tode des Königs Max Joseph trat er in den Ruhestand und verlebte denselben in Aschaffenburg, wo er unverehelicht im Alter von 70 Jahren starb. – Von seinen zwei Schwestern war die ältere, Johanna, an den k. k. Oberstlieutenant J. von Thurnfeld vermält und starb zu Hermannstadt am 19. November 1833. Die jüngere, Luise, lebte in Wien, wo sie auch am 6. Februar 1850 starb und durch ihre letztwillige Verfügung sich ein bleibendes Andenken gesichert hat. Sie stiftete nämlich ein Capital von über 16.000 fl., mit dessen Zinsen zwei mittellose weibliche Officierswaisen zu betheilen sind. Das Verleihungsrecht wird von dem k. k. Kriegsministerium ausgeübt.

Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom Jahre 1750–1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1813, G. Fleischer, 8°.) Bd. XIII, S. 553. – K. k. österreichischer Militär-Schematismus für das Jahr 1863, S. 815, Nr. 52.