BLKÖ:Tagwerker, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 27. (Quelle)
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Tagwerker, Johann (Bürgermeister in Gmunden, geb. ebenda im Jahre 1802, gest. ebenda 15. April 1868). Der Sohn eines Bürgers, kam er, da er eine gute Stimme besaß, 1815 als Sängerknabe in das Benedictinerstift Kremsmünster, welches er jedoch schon 1818, nach den ersten mit gutem Erfolge beendeten Gymnasialclassen wieder verließ, um sich, dem Wunsche seines Vaters gemäß, für das bürgerliche Gewerbe auszubilden. In dieser untergeordneten Sphäre machte er sich durch seinen regen Geist und seine Thatkraft so geltend, daß er 1841 als „Bürgerausschuß“ in den Rathskörper des Magistrates einbezogen wurde. Daselbst betraute man ihn mit der erledigten Cassierstelle in der städtischen Kammercasse, welches Amt er bis zu seinem Ableben, durch 27 Jahre, in mustergiltiger Weise versah. Als in Folge der Ereignisse des Jahres 1848 das Gemeindewesen wie überall, so auch in Gmunden 1850 eine neue Grundlage erhielt, wurde er fast einstimmig zum Bürgermeister erwählt und wirkte in dieser Stelle bis 1861, in welchem Jahre er die stattgefundene Wiederwahl ablehnte. Als Bürgermeister brachte er durch Anlegung einer Registratur und eines neuen Matrikenbuches Ordnung in die Verwaltung. Als dann in Folge einer neuen Eintheilung der Gemeinden der Stadtcommune mehrere ländliche Ortschaften einverleibt wurden, nahm er stricte Ausscheidung des städtischen Sondervermögens und eine gerechte Vertheilung der gegenseitigen Lasten und Vortheile vor. Unter seinem Regime erstand das neue Krankenhaus und wurde die ins Leben gerufene Kinderbewahranstalt in das für dieselbe angekaufte Haus untergebracht. Er nahm Rücksicht auf Verschönerung des Ortes der Straßen und Gassen. Die Esplanade, eine Zierde Gmundens, verdankt seiner Initiative ihre Entstehung, auch fällt in die letzten Jahre seines Regimes die Gründung der Sparcasse, deren Director [28] und Kanzleivorstand er bis an sein Lebensende blieb. Daß er in Durchführung seiner so humanen Pläne oft auf Widerstand stieß und mancherlei Hindernisse, die ihm kleinstädtische Kurzsichtigkeit und Uebelwollen bereiteten, zu überwinden hatte, wird Jeder, der die heterogenen Elemente eines Gemeindewesens kennen gelernt, leicht begreifen. Aber seine Verdienste blieben nicht ungewürdigt. Im Jahre 1854 schmückte Se. Majestät der Kaiser den wackeren Bürgermeister von Gmunden mit dem goldenen Verdienstkreuze.

Gmundener Wochenblatt, XVIII. Jahrgang, 21. April 1868, Nr. 16.