BLKÖ:Tarnóczy, Maximilian Joseph von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Tarma, Maria |
Nächster>>>
Tarnóczy, die Adelsfamilie | ||
Band: 43 (1881), ab Seite: 78. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Maximilian Joseph von Tarnóczy in der Wikipedia | |||
Maximilian Joseph von Tarnóczy in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 119392488, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Adelsfamilie. Sein Vater, Bibliothekar und zugleich Secretär der Erzherzogin Maria Elisabeth, Schwester des Kaisers Joseph II., nachmaligen Aebtissin, kam mit dieser Prinzessin nach Tirol, wo er ein Fräulein von Sprinzenberg heiratete. Seine Ehe wurde mit drei Söhnen gesegnet. Der mittlere, Joseph, widmete sich dem Cameralfache, stieg zum Cameralcommissär in Innsbruck auf und pflanzte den noch blühenden Zweig der Tarnóczy in Tirol fort. Er ist wohl auch der Autor der „Tabellarischen Uebersichten der nach dem ah. Stempel- und Taxgesetze vom 27. Jänner 1840 für gerichtliche Acte in und außer Streitsachen, dann für Acte in nicht gerichtlichen Angelegenheiten anzuwendenden Stempel“ (Klagenfurt 1840, [BLKÖ:Leon, Johann|Leon]]). Der jüngste Sohn, Wilhelm, lebt zur Zeit als Domcapitular des Metropolitancapitels in Salzburg; der älteste, der in Rede stehende Cardinal Maximilian, besuchte die Schulen in Innsbruck und trat 1824 unter die Alumnen des erzbischöflichen Priesterhauses in Salzburg. Als er in demselben die theologischen Studien beendet hatte, konnte er, da er das erforderliche Alter nicht besaß, nicht sofort die Priesterweihe empfangen, welche ihm Erzbischof Augustin Gruber erst 1829 ertheilte. Dieser mit seinem bekannten Scharfblicke die Eigenschaften des jungen Priesters erkennend, schickte denselben zur weiteren theologischen Ausbildung in das höhere Bildungs-Institut in Wien. Daselbst trat Tarnóczy mit manchen ausgezeichneten Männern, wie mit dem berühmten Philosophen Anton Günther [Bd. VI, S. 10], dessen Biographie eben von Knoodt, einem Schüler desselben, herausgegeben ist, in nähere Berührung. Mit der theologischen Doctorwürde nach Salzburg zurückgekehrt, verwaltete er an dem fürsterzbischöflichen Seminar kurze Zeit das Amt eines Subregens, und als dann im Jahre 1832 die Lehrkanzel der Dogmatik an der theologischen Lehranstalt in Erledigung kam, bewarb er sich um dieselbe und erhielt sie auch. Zwölf Jahre wirkte er auf diesem [79] Posten in erfolgreichster Weise. Nicht weniger als seine gediegenen Vorträge, gewannen ihm die Colloquien, welche er mit den jungen Theologen hielt, die Liebe und Verehrung derselben. Am 1. Jänner 1844 ernannte ihn Erzbischof Schwarzenberg zum Domcapitular in Salzburg und betraute ihn auch als solchen, nachdem er ihn schon früher als Begleiter auf seiner Reise nach Rom mitgenommen hatte, mit den wichtigsten kirchlichen Angelegenheiten. So erschien Tarnóczy 1848 als Vertreter des Cardinals auf dem Landtage in Tirol, wohnte auch im genannten Jahre der Provinzialsynode in Salzburg bei und nahm dann an den Verhandlungen des österreichischen Episkopats, welche zu Beginn der Fünfziger-Jahre in Wien stattfanden, wie es heißt, hervorragenden Antheil. So wurde er allmälig in die Zwecke und Tendenzen jenes höheren Kirchenregiments eingeweiht, welches nach den verhängnißvollen Märztagen immer mehr und mehr zum Ausdruck kam und in jüngster Zeit wieder bei Gelegenheit der Kaiser Joseph-Feier (December 1880) gegen die vom Staate eingeschlagene Richtung entschieden und in demonstrativer Weise Front machte. Als dann am 13. December 1849 Schwarzenberg zum Erzbischof von Prag ernannt worden war, fand am 24. October 1850 durch das Salzburger Domcapitel die Wahl des 44jährigen Prälaten Tarnóczy zum Fürsterzbischofe von Salzburg statt, mit welcher Würde der Titel eines Primas von Deutschland und Legatus natus des apostolischen Stuhles verbunden ist. Während seiner 26jährigen Wirksamkeit auf diesem hohen Kirchenposten nahm er weniger an der politischen Bewegung seiner Zeit, wohl aber mit besonderem Eifer an den kirchlichen Angelegenheiten Theil. Nach der Februar-Verfassung wurde er lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses und zugleich Mitglied des Salzburger und Tiroler Landtages; nur gelegentlich der kirchenpolitischen Debatten des Herrenhauses im Jahre 1874 nahm er das Wort zu einer längeren Rede, dem Salzburger Landtage hielt er sich ferne, und in Tirol ließ er seine Virilstimme durch einen Stellvertreter ausüben. Auf das um so lebhaftere Gebaren seiner Suffraganbischöfe in Tirol nahm er gar keinen Einfluß. Was aber die kirchlichen Angelegenheiten betrifft, so trat er selbstverständlich allen Protesten gegen die confessionelle Gesetzgebung bei und nahm an allen bischöflichen Conferenzen, welche vor und nach Abschluß des Concordates in Wien abgehalten wurden, persönlich Antheil. Seinen längere Zeit gehegten Lieblingsgedanken, eine katholische Universität für Gesammtdeutschland in Salzburg zu errichten, worüber in den Zeitungen seinerzeit viel pro und contra debattirt wurde, konnte er nicht verwirklichen, dagegen war sein Erzbischofssitz wiederholt der Schauplatz der Verhandlungen des katholischen Congresses. Durch den Brand des Jahres 1859 hatte der prächtige Dom, namentlich die Gewölbefresken von Solari und Mascagni stark gelitten. Der Erzbischof verwendete einen beträchtlichen Theil seiner im Verhältniß zu dem Einkommen ungarischer Kirchenfürsten geringen Einkünfte zur Herstellung der durch den Brand verursachten Schäden, ferner aber auch zur Erhaltung und Pflege einer guten Kirchenmusik. Das schon von seinem Vorgänger Fürsten Schwarzenberg gegründete Knabenseminar erweiterte er, so daß es zur Zeit an 130 Zöglinge [80] zählt; er berief die barmherzigen Schwestern zur Uebernahme des großartigen St. Johannesspitals und der Anstalt zur Heranbildung weiblicher Dienstboten; auf seine Veranlassung wurde ein Rettungshaus für arme Knaben begründet, und mehrere in Salzburg erscheinende kleinere Journale, welche der radicalen Presse das Gegengewicht halten und deren Einfluß paralysiren sollten, unterstützte er aus seiner Casse. Im Jahre 1854 erfolgte seine Ernennung zum geheimen Rathe. Als er 1875 die 25jährige Jubelfeier seines erzbischöflichen Hirtenamtes in Salzburg beging, wurden ihm zahlreiche Beweise der Theilnahme dargebracht. Kurz zuvor hatte auch der Papst durch Verleihung der Cardinalswürde ihn ausgezeichnet, und ungeachtet seiner geschwächten Gesundheit unternahm der greise Kirchenfürst seine Reise nach Rom, um seinen Dank ad limina apostolorum niederzulegen. In hoher Gunst stand der Erzbischof bei der Kaiserin Carolina Augusta, welche bekanntlich in Salzburg häufig ihren Aufenthalt nahm. In seinen letzten Lebensjahren war Tarnóczy schwer leidend, schon ein Jahr vor seinem Tode wohnte er längere Zeit in Dornbach nächst Wien, wo er Erleichterung von seinen asthmatischen Anfällen suchte. Aus seiner letztwilligen Anordnung entnehmen wir, daß er das fürsterzbischöfliche Priesterhaus zum Universalerben eingesetzt und das Collegium Borromeum mit einem Zinsengenuß bedacht hat. Ueberdies erhielt die Metropolitankirche in Salzburg zur Stiftung eines Jahrestages 2000 fl., zu ihrer Restaurirung 500 fl., der Maximiliansfond 2000 fl., der Schullehrer-Witwen- und Waisenfond zwei Stück Staatslotterielose vom Jahre 1854, der salzburgische Invalidenfond eines, die Kleinkinderbewahranstalt zwei Staatslottolose von 1860, die Knabenanstalt in der Edmundsburg ein Los; der Dommusikverein und das Mozarteum 1000 fl., das Ursulinerkloster in Salzburg und das Schulschwestern-Regelhaus in Hallein je 500 fl., die barmherzigen Schwestern in Salzburg und die Hausarmen der Stadt und Vorstädte je 600 fl., das Franciscanerkloster 400 fl., das Capuciner- und das Lorettokloster in Salzburg je 300 fl., die Hausarmen der Stadt Hallein 200 fl., der katholische Frauen- und der Vincentiusverein. beide für die Stadtarmen von Salzburg je 150 fl. Sein Leichenbegängniß, zu welchem der Statthalter von Tirol, damals Graf Taaffe, sich eigens eingefunden hatte, fand unter massenhafter Betheiligung der Bevölkerung statt.
Tarnóczy, Maximilian Joseph von (Cardinal und Erzbischof von Salzburg, geb. zu Schwaz in Tirol am 24. October 1806, gest. zu Salzburg am 4. April 1876). Der Sproß einer ungarischen, noch heute in Oberungarn ansässigen- Neue Freie Presse (Wien, kl. Fol.) 1875, Nr. 3941 und 1876, Nr. 4170. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, 4°.) 1876, S. 1481, 1483 u. 1516, Beilage. – Volksblatt für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, 4°.) 27. September 1851, Nr. 77. – Kleines biographisches Lexikon, enthaltend die Lebensskizzen hervorragender, um die Kirche verdienter Männer (Znaim 1862, M. F. Lenck, 8°.) S. S. 140.
- Porträte. 1) Unterschrift: „Maximilian Joseph von Tarnóczy, | Fürst-Erzbischof von Salzburg, | Legatus natus des heiligen apostolischen Stuhles, | Primas von Deutschland, Doctor der Theologie etc. etc.“. L. Möglich sc. Druck von Hissmann, Gratz (8°. und 4°.). – 2) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen. Im „Wiener Illustrirten Extrablatt“. 1874, Nr. 46.