BLKÖ:Tauscher (Lebensretter)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Tausche, Anton |
Nächster>>>
Tauschinsky, Hippolyt | ||
Band: 43 (1881), ab Seite: 141. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Tauscher in Wikidata | |||
GND-Eintrag: [1], SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Ferdinand I., gest. in Wien im Jänner 1869). In dem nächst Wien gelegenen Baden, welches bekanntlich viele Jahre hindurch der Lieblings-Sommeraufenthalt des kaiserlichen Hofes war, weilte Erzherzog Ferdinand als Kronprinz wie sonst auch im Sommer 1832. Gleichfalls hielt sich daselbst ein Hauptmann Reindl auf, der sich unter den verschiedenartigsten Beweggründen Gnadengaben, Unterstützungen und Aushilfen von hohen und höchsten Personen erbettelte, ohne je ein Genügen daran zu finden, indem er immer wieder mit neuen Bitten sich vordrängte. So hatte er nach und nach alle kaiserlichen Prinzen in Mitleidenschaft gezogen und auch von Erzherzog Ludwig kaum erst ein Gnadengeschenk von 50 fl. erhalten, als er an einem Sonntage des Hochsommers mit dem Ansuchen um Aushilfe von fünfhundert Gulden bei dem Erzherzog-Kronprinzen Ferdinand Audienz nahm. Unter Berufung auf die bereits wiederholt ihm bewilligten Gnadengaben abgewiesen, begab er sich, Rachegedanken nährend, mit einer geladenen Pistole in ein Wirthshaus, in welchem er die ganze Nacht hindurch bis zu völliger Trunkenheit zechte. Als am folgenden Tage der Erzherzog-Kronprinz mit seinem Kammerherrn die kaiserliche Villa verließ und auf einem Spaziergange durch die Berggasse gegen die Mühle zu begriffen war, sprang Reindl von der Stelle, wo er den Nahenden erwartete, hervor, um die Pistole auf ihn abzufeuern. In demselben Augenblicke aber wurde der Verruchte schon von einer kräftigen Hand [142] gepackt, wodurch die abgefeuerte Kugel eine andere Richtung erhielt, so daß der Erzherzog ungetroffen blieb. Der, dessen wuchtige Hand den Attentäter gepackt hatte, war Tauscher, ein junger Gärtnerbursche im Hause des noch heute zu Baden in ehrenvollem Andenken lebenden Dr. A. Rollet [Bd. XXVI, S. 303]. Gerade in nächster Nähe des Attentats mit einer Arbeit beschäftigt, konnte er rechtzeitig eingreifen, um den Schuß des abgefeuerten Pistols von der verhängnißvollen Bahn abzulenken. Nun sprang auch noch ein in der Nähe befindlicher Fuhrmann Namens Bernscherer herbei, und Tauscher im Verein mit demselben überwältigte den Ruchlosen, der in sicheren Gewahrsam gebracht wurde. Der Verbrecher, dem man den Proceß machte, kam nach erfolgter Aburtheilung auf die ungarische Festung Munkács, wo er schon ein paar Jahre darauf starb. Der Gärtnerbursche Tauscher, welchen der Kronprinz zu seinem Leiblakai machte, rückte nach einiger Zeit zum k. k. Hof- und Saalkammerdiener vor, wurde dann bei der Kaiserin Carolina Augusta zur Dienstleistung zugetheilt und schließlich pensionirt. Tauscher’s rettende That machte damals begreiflicher Weise viel von sich reden und ward auch in einem großen in Wien ausgestellten Oelgemälde, dessen Meister dem Herausgeber nicht bekannt ist, verherrlicht. Nach jener Katastrophe übersiedelte der Hof allsogleich nach der Residenz. Baden aber ward seitdem nicht wieder zum kaiserlichen Sommeraufenthalt gewählt. Tauscher hinterließ eine zahlreiche Familie.
Tauscher, …. (Lebensretter des Kaisers- Neues Wiener Tagblatt, 1869, Nr. 9, im Feuilleton: „Der Lebensretter Kaiser Ferdinands des Gütigen“.