BLKÖ:Tomasser, Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tomassek, W. J.
Band: 46 (1882), ab Seite: 75. (Quelle)
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Tomasser, Franz (Soldat, geb. zu Neu-Arad 1836). Im Jahre 1858 zum Infanterie-Regimente Großfürst Thronfolger Nr. 61 assentirt, diente er zur Zeit des österreichisch-preußischen Feldzuges 1866 als Zugsführer. Das Regiment stand in diesem Jahre in Böhmen, in der Brigade Fleischhacker, und in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli, welche trotz ihres für uns unglücklichen Ausganges eine stattliche Reihe seltener Heldenthaten aufzuweisen hat, erkämpfte er sich das Recht auf eine bleibende Erinnerung durch eine wahrhaft herrliche Waffenthat. Auf dem Rückzuge der Brigade bemerkte er, daß sechs preußische Huszaren eine österreichische Fahne mit sich trugen. In Gemeinschaft mit Joseph Pepernay (geb. zu Eözdögh in Ungarn 1839, assentirt 1859), welcher, nachdem er als versprengter Patrouilleführer des 13. Feldjäger-Bataillons mit dem Erzherzog Karl Ferdinand-Infanterie-Regimente freiwillig mitgestürmt hatte, dabei am Fuße verwundet, eben im Begriffe war, seine Truppe aufzusuchen, faßte er den Entschluß, die Fahne zu retten. Von wohlgezielten Schüssen Tomasser’s und Pepernay’s stürzten rasch drei der Huszaren, darunter der die Fahne haltende, von den Pferden, ein vierter blieb kampfunfähig, die zwei anderen wendeten sich zur Flucht. Tomasser nahm nun dem Huszaren die Fahne ab, trennte in Hast die Flagge vom Stocke und steckte sie zu sich. Bald darauf gerieth er mit seinem Genossen in feindliche Gefangenschaft, und Beide kamen nach Neisse. Zum Glücke hatte man die Fahne nicht bemerkt. Da man aber die Gefangenen öfter untersuchte, wechselten Tomasser und Pepernay mit der Verwahrung der Flagge ab: bald trug der Eine sie im Hut, bald der Andere unter der ungarischen Hose, bis sie Gelegenheit fanden, dieselbe in einem Walde zu vergraben, wobei sie die Stelle des Versteckes sich sorgfältig ins Gedächtniß prägten. Kurz vor der Auslieferung aus feindlicher Gefangenschaft [76] gelang es ihnen, dieses Palladium eines Regiments heimlich aus dem Verstecke zu nehmen und es glücklich heimzubringen. Leider fügt unsere Quelle nicht bei, welche Anerkennung den beiden wackeren Kriegern zutheil geworden. Auch sind dem Herausgeber dieses Lexikons die ferneren Geschicke Beider unbekannt.

(Hoffinger J. v.). Lorbeern und Cypressen von 1866. Nordarmee. Dem Heere und Volke Oesterreichs gewidmete Blätter der Erinnerung (Wien 1866, kl. 8°.) S. 96.