BLKÖ:Torosowicz, Nicolaus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Torosowicz, Nicolaus (Verweis) | ||
Band: 46 (1882), ab Seite: 155. (Quelle) | |||
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[156] Torosowicz siegreich hervor. und heimlich legte er in die Hände Melchisedech’s den Eid. die Union mit Rom anzustreben, nieder. Nun aber erhielten die Armenier doch Kunde davon, und so begannen sie Streit mit ihrem Bischofe und um wirksamer gegen ihn intriguiren zu können, beschuldigten sie ihn, daß er sich verschiedene Gegenstände aus dem Kirchenschatze angeeignet habe. Um diese Zeit hielt sich in Lemberg Georg Wartabied, ein Armenier aus Asien, auf, der mit Aufträgen seines Patriarchen nach Rom reisen sollte. Allem Anscheine nach auf vorausgegangene Abrede mit diesem Kirchenfürsten verband er sich alsbald mit den Gegnern des Bischofs. Als ihm von dem ahnungslosen Torosowicz, der ihn auf das gastlichste in seiner Residenz aufgenommen, gestattet wurde, an einem großen Festtage die Andacht zu halten, schleuderte er während derselben plötzlich den Bannfluch auf den Bischof, als auf Einen, der dem Glauben seiner Väter abtrünnig geworden. Darauf schloß Wartabied die Kirche ab und behielt die Schlüssel. Nun durfte Torosowicz als im Banne befindlich keine kirchliche Handlung eher verrichten. als bis ein Höherer als Jener, der den Bann über ihn gesprochen, denselben aufhebe. Melchisedech, der sich nach Kamieniec zurückgezogen hatte, war daselbst schon verstorben. Zum Patriarchen in Asien konnte Torosowicz, wie die Verhältnisse damals lagen, unmöglich reisen. So faßte er denn sofort den Entschluß, sich entschieden zur Union zu bekennen. Nachdem er sein Glaubensbekenntniß in die Hände des Lemberger Erzbischofs Prochnicki heimlich niedergelegt hatte, bewarb er sich um die Billigung des Königs, und dieser – damals Sigmund III. – erließ das Privilegium ddo. 6. März 1629. auf Grundlage dessen der Lemberger Erzbischof vom Magistrat die Abgabe der Kirchenschlüssel und die Ausfolgung der Einkünfte verlangte. Der Befehl des Königs, wenngleich nicht ohne Widerstand, ging in Erfüllung. Am 6. Mai 1029 erfloß die königliche Ernennung des Torosowicz zum Lemberger armenischen Bischof, wozu mittlerweile die Gemeinde ihrerseits einen gewissen Gorycza Holubowiczow ausersehen hatte. Am 24. October 1630 legte Torosowicz zum dritten Male, und zwar jetzt öffentlich in der Kirche der barfüßigen Karmeliter in Lemberg, sein Glaubensbekenntniß ab und mit ihm, gleichsam im Namen der armenischen Geistlichkeit, zwei ausgeweihte Meßpriester, ein Mönchdiakon und ein Kleriker. Dieses Bekenntniß nahmen dann in polnischer Sprache ein Provincial, ein Prior, sieben Weltpriester, zwei Jesuiten und drei Stadträthe, darunter ein Doctor der Rechte und ein Doctor der Medicin, entgegen. Darauf begab sich der Bischof auf die Reise nach Rom, um sein Glaubensbekenntnis auch in die Hände des h. Vaters niederzulegen. Papst Urban VIII. empfing ihn voll Freude und ernannte ihn sofort zum Erzbischofe der Lemberger Diöcese, und von dieser Zeit datirt das Lemberger armenische Erzbisthum. Das Glaubensbekenntniß aber wurde auf päpstlichen Befehl in den Acten der Propaganda unterm 28. März 1631 aufbewahrt. König Wladislaw IV. ernannte nun Torosowicz zum königlichen Secretär. Dieser führte in Lemberg die Theatiner ein, welche den Unterricht der geistlichen Zöglinge zu leiten hatten, und bald stand das Institut der Mönche in so ausgezeichnetem Rufe, daß nicht blos armenische Capläne, sondern auch lateinische und russische in demselben herangebildet wurden, und sogar junge Edelleute um Aufnahme nachsuchten. Indessen setzte Torosowicz seine Bemühungen unablässig fort, er behielt nicht nur Lemberg und seine Diöcese im Auge, er zog auch den Osten – die Armenier in Asien – in den Bereich seiner Pläne. So bereitete er mit aller Umsicht eine Zusammenkunft mit dem Patriarchen Philipp vor, dessen Machtvollkommenheit sich über ganz Großarmenien erstreckte. Von dem Könige, den Senatoren und dem Nuntius hatte er sich die Erlaubniß zu dieser Zusammenkunft erbeten, welche zu Ostern 1653 stattfand. Er nahm von dem Patriarchen das Glaubensbekenntniß ab, und am 21. August d. J. überschickte er es dem Nuntius. Torosowicz begab sich öfter nach der ewigen Stadt. Als er im August 1667 dieselbe wieder besuchte, kam er mit einem besonderen Schreiben des Königs Johann Casimir an den Papst Clemens X. Dieser empfing ihn aus die huldvollste Weise und schmückte ihn mit dem eben damals für Vertheidiger der Kirche gegen die Ungläubigen gestifteten Orden Jesu und der h. Maria. Er ernannte ihn zum Assistenten und Prälaten des Palastes, später zum Protonotar mit der vom 18. December 1674 datirten Vollmacht, zwölf Notare ernennen zu dürfen. Auch war Torosowicz der Schlüsselbewahrer des Cardinalcollegiums bei einer vorkommenden Papstwahl und scheint dieses Recht schon beim Conclave, aus welchem Papst Clemens [157] X. hervorging, ausgeübt zu haben. Torosowicz verweilte diesmal so lange in Rom, daß der Papst endlich die Absicht: aussprach, ihn bleibend um sich zu behalten, aber der Gast erbat sich dringend vom h. Vater die Gnade, „in seinem heimischen Nestchen sterben zu dürfen“. Während dieses Aufenthaltes des Erzbischofs in Rom erschien aber ungebeten Fedor Wartanowicz, Bischof der nichtunirten Armenier in Lemberg, auf seiner Durchreise zum Patriarchen, von dem er die Weihen empfangen sollte. In einem Schreiben vom 3. Jänner 1672 bat Papst Clemens X. den König Michael, dem Bischofe keine Usurpation zu gestatten. Und dieser Umstand vielleicht war es auch, der unseren Torosowicz zur Rückkehr nach Lemberg veranlaßte. 1675 kehrte er heim. Er wurde festlich empfangen und mit einer Rede des Dominicanermönches Thomas Bohdanowicz begrüßt. Aber die Zeichen des Alters mehrten sich, und er traf Anstalten für den Fall seines Todes. So nahm er sich einen Coadjutor mit dem Rechte der Nachfolge. Seine Wahl fiel auf Wartan, Bischof von Episonia. Als seine Körperkräfte schwanden, befiel ihn allmälig eine Geistesschwäche, denn den Einflüsterungen von verschiedenen Seiten nachgebend – nur daraus läßt sich die Handlungsweise des Erzbischofs erklären – bestand er darauf, noch einen Coadjutor der nichtunirten Armenier zu haben, aus welchem Anlasse Papst Johann III. am 4. December 1677 ein besonderes Schreiben an König Johann III. richtete. Die gesponnene Intrigue gelang nicht, und die Armenier in Galizien blieben bis heute der Union treu. Sein Vermögen verschrieb der Erzbischof den drei Kirchen: zur Himmelfahrt Maria, zum heiligen Kreuz und des Klosters St. Jacob. In der Bibliothek des Lemberger armenischen Capitels befindet sich von ihm das handschriftliche Werk: „Kapłaństwo królewskie albo o wielkiej godności kapłańskiej, o darach jemu potrzebnych i o rzeczach jemu zakazanych“, d. i. Von der königlichen Caplanei, d. i. von der hohen Würde dieses Amtes, von den ihm gebührenden Einkünften, und ihm untersagten Dingen; es zählt 304 nichtpaginirte Großfolioblätter von Pergament. Torosowicz starb im Alter von 76 Jahren. Ausführlicheres über ihn und seine Bestrebungen zur Herbeiführung der Union berichten die Quellen. [Biographie, verfaßt von Thomas Bohdanowicz, in Handschrift aufbewahrt in der Bibliothek des Lemberger Dominicanerklosters. – Bąracz (Sadok). Żywoty Sławnych Ormian w Polsce, d. i. Lebensbeschreibungen denkwürdiger Armenier in Polen (Lemberg 1856, 8°.) S. 332–337. – Czasopismo naukowe księgozbioru publicznego imienia Ossolińskiego, d. i. Ossolińskische Zeitschrift (Lemberg. 8°.) II. Jahrg., 1842, S. 61–108.]
5. Auch geschieht eines Nicolaus Torosiewicz, als ersten armenisch-unirten Erzbischofs in Lemberg Erwähnung. Dieser aber heißt richtig Torosowicz. Derselbe (geb. zu Lemberg im Jahre 1605, gest. ebenda am 29. October 1681) zeigte von früher Jugend große Neigung zum geistlichen Stande und wurde von seinen Eltern nach Constantinopel geschickt, um sich dort für den selbstgewählten Beruf auszubilden. Zu jener Zeit befanden sich nämlich die Armenier noch nicht in. Gemeinsamkeit mit der katholischen Kirche. Ihr Oberhaupt, das sich Patriarch nannte, wohnte im Kloster Esmiadyn in Armenien und stand unter persischer Oberhoheit. In Constantinopel zum Mönch eingekleidet, erlangte Torosowicz im Jahre 1626 das Diaconat. Nun kehrte er nach Lemberg zurück, wo er den Patriarchen Melchisedech antraf, welcher, außer Stande, den dem Schah zu entrichtenden Tribut zu zahlen, seine Residenz in Armenien hatte verlassen müssen und bei den Armeniern in Polen eine Zuflucht suchte. Die armenische Bischofwürde in Lemberg war eben erledigt, und so verrichtete Melchisedech einstweilen die Functionen derselben. Er neigte aber sehr, ohne daß die armenische Gemeinde in Galizien es ahnte, zur Union mit der katholischen Kirche, und als er Torosowicz näher kennen lernte und gewahrte, daß er an ihm einen Gesinnungsgenossen habe, ernannte er ihn zum Bischof. Am h. Dreikönigtage 1627 sollte die Weihe stattfinden. Da aber der ganze Vorgang gegen die hergebrachte Sitte verstieß und auch ganz wider den Willen der Gemeinde geschah, so wurde von einigen Fanatikern, welche die Erhebung eines gewissen Bernatowicz zum Bischofe verlangten, der Versuch gemacht, Torosowicz unter den Händen des ihn weihenden Patriarchen hinwegzuziehen. Aber schließlich ging