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BLKÖ:Tumanowicz, Jacob Valerian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tumicelli, Jacopo
Band: 48 (1883), ab Seite: 108. (Quelle)
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Tumanowicz, Jacob Valerian (armenischer Erzbischof in Lemberg, geb. zu Stanislawow in Ostgalizien am 14. Juli 1713, gest. zu Lemberg am 2. September 1798). Der Sohn eines Kaufmannes in Stanislawow, besuchte er daselbst das Gymnasium. Sodann für den geistlichen Beruf sich entschließend, ging er nach Lemberg, wo er bei den Theatinern seine Studien beendete und Licentiat der Theologie wurde. Einige Jahre danach wirkte er als Professor der Rhetorik und Theologie, und schon um diese Zeit verbreitete sich der Ruf seiner Gottesfurcht und seines priesterlichen Eifers in solcher Art, daß ihm das Collegium der Cardinäle die Würde eines apostolischen Protonotars verlieh. Dann wurde er von Erzbischof Augustinowicz auch in dessen unmittelbare Nähe berufen, und nachdem er zwanzig Jahre lang als Vicar durch sein ebenso würdevolles als menschenfreundliches Gebaren die Zuneigung Aller gewonnen, erwählte ihn, da Augustinowicz seines hohen Alters wegen eine Unterstützung im Amte bedurfte, im Jahre 1771 der armenische Clerus mit Zustimmung des Volkes zum Coadjutor. Tumanowicz aber [109] weigerte sich auf das entschiedenste, diese Würde anzunehmen, er schrieb an zwei Cardinäle in Rom, um die Wahl, die einen Würdigeren treffen möge, rückgängig zu machen; aber Beide antworteten ihm in lateinischen Briefen, daß er sich gegen den Willen Gottes nicht auflehnen und dem Beschlusse des apostolischen Stuhles Folge leisten solle. Diesem Gebote endlich sich fügend, übernahm er das weihbischöfliche Amt, für welches ihn der Lemberger Erzbischof Wenzel Hieronymus Sierakowski [Bd. XXXIV, S. 263] am 17. Mai 1772 weihte. Zehn Jahre bekleidete er diese Würde und begnügte sich mit dem kleinen, kaum für einen Caplan reichenden Gehalt von 400 fl., welches er von der h. Congregation erhielt. Bei der Revindication Galiziens fügte die Kaiserin Maria Theresia dieser Summe noch 2000 fl. hinzu, indem es ihr mit der bischöflichen Würde unvereinbar erschien, daß ein Träger derselben rein auf die Wohlthätigkeit seiner Gemeinde angewiesen sei. Als dann Erzbischof Augustinowicz im Jahre 1783 starb, wurde Tumanowicz zu dessen Nachfolger erwählt und als solcher vom kaiserlichen Hofe bestätigt. Und nun in seiner neuen Würde lag er mit allem Eifer der Erfüllung der Pflichten seines hohen Kirchenamtes ob. Auf eigene Kosten ließ er die neuen Glocken für seine Kathedrale gießen, erbaute in Kamieniec podolski eine Priesterwohnung für drei Geistliche und war auch auf die Ausschmückung seiner Kirche in Lemberg bedacht. Auf seiner Reise nach Cherson lernte Kaiser Joseph den würdigen Kirchenfürsten kennen und fühlte sich von dessen echt kirchlichem, würdevollem und doch ungemein schlichtem Wesen so erbaut, daß er ihm aus eigenem Antrieb ein jährliches Tafelgeld von 1000 fl. anweisen ließ. Sein besonderes Augenmerk richtete der Erzbischof auf die Kirchenzucht seiner Geistlichkeit und das harmonische Zusammenhalten seines Capitels; der armenischen Mädchenschule erwies er sich als ein großer Gönner und Wohlthäter, wie er denn auch den armenischen Nonnen, wenn es nöthig war, reichliche Unterstützung zuwandte. Dabei lebte er in so einfacher und schlichter Weise, war so fromm und aus ganzer Fülle des Herzens andächtig, daß, wie einer seiner Biographen schreibt, man sich bei seinem Anblick in die Zeiten der ersten Christenheit versetzt glaubte. Er erreichte das hohe Alter von 86 Jahren, und noch an seinem Todestage las er wie gewöhnlich um acht Uhr Morgens die Messe in der armenischen Domkirche. Kurze Zeit nach seiner Rückkehr in die Wohnung wurde er vom Schlage getroffen, dem er gegen Mitternacht erlag. Die Trauer seiner Gemeinde, namentlich der Armen, der Witwen und Waisen, denen er stets mit Wohlthaten zur Seite gestanden, seiner Geistlichkeit und auch der Priesterschaft der anderen Confessionen war eine tiefe und wahre, und die Leichenfeierlichkeiten, an denen sich auch der römisch- und der griechisch-katholische Erzbischof mit ihrer Geistlichkeit betheiligten, fanden mit ungemein festlichem Gepränge statt. Von seinen Kirchenreden sind nur zwei in der Dominicanerkirche im Jahre 1751 anläßlich der Krönung des Bildnisses der h. Maria gehaltene erschienen, und zwar in dem Werke: „Hasło słowa Bożego“, d. i. Das Losungswort Gottes (Lemberg 1754, Fol.).

Barącz (Sadok). Żywoty Sławnych Ormian w Polsce, d. i. Lebensbeschreibungen berühmter Armenier in Polen (Lemberg 1856, Druckerei des Ossoliński’schen Institutes, 8°.) S. 339 u. f. – Kunitsch (Michael). Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie [110] (Gratz 1805, Gebrüder Tanzer, kl. 8°.) II. Bändchen. S. 92 u. f.