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BLKÖ:Unukich von Aradgrad, Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 105. (Quelle)
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Unukich von Aradgrad, Georg (k. k. Oberstlieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Lipowaz in Slavonien 1814, gest. zu Esseg am 3. April 1867). Der Sohn eines Officiers, trat er als Cadet im Alter von 15 Jahren in das Infanterie-Regiment Nr. 61 ein, in welchem er in seinem Range zum Hauptmann vorrückte. Am 18. October 1848 ward er als Oberlieutenant mit einem Detachement von 50 Mann zur Verstärkung der Festung Arad beordert. Obwohl sämmtliche Detachements bei Gelegenheit des Entsatzes [106] zweimal abgelöst wurden, blieb er doch während der ganzen über neun Monate anhaltenden Cernirung freiwillig im Platze zurück. Unter den 80 Officieren, welche dieselbe von Anfang bis Ende mitmachten, unternahm er von den 37 stattgefundenen Ausfällen allein fünfunddreißig freiwillig und fügte durch Muth, Tapferkeit und kluge Führung nicht nur dem Feinde beträchtlichen Schaden zu, sondern versah auch die Festung mit so ausreichenden Quantitäten von Victualien, Getränken, Fourage, Munition und anderweitigen Verpflegs- und Vertheidigungsmitteln, daß sie wesentlich durch diese glücklichen Erfolge in den Stand gesetzt wurde, sich so lange zu halten. Bei diesen häufigen, meistens durch ihn persönlich geleiteten Expeditionen stets an der Spitze seiner Truppe, ja bei einem Bajonnetangriffe immer um 50 bis 100 Schritte der stürmenden Abtheilung voraus, begeisterte er durch sein Beispiel von Unerschrockenheit und Kaltblütigkeit auch seine Leute zu gleichem Heldenmuthe. Unter den hervorragenden Leistungen dieses braven Officiers sind einige besonders bemerkenswerth. Am 4. December 1848 schlugen die Insurgenten, begünstigt durch eine stürmische Nacht, unbemerkt eine Brücke über die Lunette, dann eine solche über die Vorwerke, drangen in den Hauptgraben ein, legten die Leitern zum Ersteigen der Hauptmauern an und hoben mehrere Palissaden bei den Caponnièren aus. Nun war dem Oberlieutenant Unukich mit einer kleinen Abtheilung Soldaten der Infanterie-Regimenter Sivkovich und Rukavina dieser Abschnitt der Hauptangriffsseite, nämlich die Capitalspitze nebst der Caponnière Nr. 2 – der schwächste und gefährlichste Punkt – zur Vertheidigung zugewiesen worden. Hierbei bedurfte es nicht nur andauernden Muthes und todesverachtender Unerschrockenheit, sondern es handelte sich vornehmlich auch darum, die Mannschaft im ersten Augenblicke der Ueberraschung und voraussichtlich entstehenden Verwirrung zu ermuthigen. Unukich löste seine Aufgabe vollkommen. Ungeachtet des heftigsten feindlichen Gewehrfeuers aus dem Hauptgraben sprang er der Erste auf die Krone der Brustwehr und entflammte seine Leute durch Wort und Beispiel zur hartnäckigsten Vertheidigung, dann aber zündete er eine dreißigpfündige Rollbombe eigenhändig an und schleuderte sie hinab. Unten zerplatzend, brachte dieselbe eine solche Verwirrung unter den Insurgenten hervor, daß sie nicht nur gezwungen waren, die bisher errungenen Vortheile aufzugeben, sondern sich auch nach einem bedeutenden Verlust an Todten und Verwundeten zur eiligsten Flucht wenden mußten. – Ein paar Wochen später, am 22. December, unternahm Unukich aus eigenem Antrieb mit 60 Mann und 40 Arbeitern, sämmtlich Freiwillige der oben genannten Regimenter, einen Ausfall, um die an der Brücke nächst Zsigmondháza von den Insurgenten errichtete Belagerungsbatterie zu überfallen und zu zerstören. Ungeachtet der äußerst vortheilhaften Stellung des Feindes, welche von keiner Seite umgangen werden konnte, ferner trotz dem Umstande, daß der Marosfluß vollständig gefroren, sonach von den durch den dichten Nebel überdies begünstigten Insurgenten aller Orten passirt werden konnte, um der angreifenden Truppe in Flanke und Rücken zu fallen, und ungeachtet endlich der Feind nicht mehr unvorbereitet war, nahm Unukich die Batterie im offenen Angriff mit Sturm, besetzte die ersten Häuser von [107] Zsigmondháza und vertheidigte seine eroberte Stellung so lange gegen alle Angriffe des Feindes, bis er seine Aufgabe ehrenvoll gelöst hatte. – Am 8. Februar 1849 sah sich das Corps des Feldmarschall-Lieutenants Gläser nach theilweiser Einnahme von Alt-Arad zum Rückzuge vor der Uebermacht der Insurgenten genöthigt. Da drang Unukich aus eigenem Antrieb mit 100 Mann Infanterie und 40 Arbeitern in die auf der östlichen Seite der Festung jenseits der Maros gelegenen feindlichen Belagerungsbatterien, zerstörte sie angesichts des Feindes und brachte, aller Gefahr Trotz bietend, zwei zehnpfündige Haubitzen und drei zwölfpfündige metallene Kanonen nebst Lafettirung und Unterlagen, zugleich mit einer bedeutenden Quantität Munition, über den bereits aufgethauten Fluß in die Festung. Zur selben Zeit entsendete er einen kleinen Theil seiner Mannschaft nach dem etwa 2000 Schritte entlegenen Dorfe Mikalaka, hinter welchem die Reserve der Insurgenten stand, machte dort 50 Mann des magyarischen Landsturms zu Gefangenen und erbeutete überdies zehn Eimer Wein. Während er die vorerwähnten fünf Geschütze mit aller Umsicht in die Festung überführen ließ, unterhielt er aus einer zwölfpfündigen Kanone ununterbrochen ein wohlgezieltes Feuer auf die von Mikalaka gegen Alt-Arad nachrückenden Insurgenten, wodurch diese abgehalten wurden, sich seinen die Kanonen escortirenden Leuten zu nähern. Noch in derselben Nacht, vom 8./9. Februar, führte er in Begleitung des Lieutenants Pomann vom Infanterie-Regimente Sivkovich und mit noch fünfzig Freiwilligen einen Ueberfall auf Alt-Arad aus, überraschte den in der jenseitigen feindlichen Batterie aufgestellten Posten, sprengte die Pulverkammer in die Luft und legte eigenhändig an fünf Punkten der Stadt Feuer an, um durch Einäscherung mehrerer gegenüber der Festung dem Feinde zur geschützten Aufstellung dienenden Gebäude nicht nur den Insurgenten den Aufenthalt daselbst unmöglich zu machen, sondern auch der Festung eine freiere Aussicht zu verschaffen und die Bewohner für die an diesem Tage ausgeübten verrätherischen Handlungen zu züchtigen. Für diese ausgezeichneten Waffenthaten wurde Unukich vorerst mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe decorirt, ihm aber nach der Hand in der 157. Promotion vom 26. März 1850 das Kleinkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Im Juni 1849 rückte er zum Hauptmann, 1857 zum Major im 6. Infanterie-Regimente vor. Bald darauf trat er als Oberstlieutenant in den Ruhestand und lebte in Esseg, wo er im Alter von 53 Jahren starb. Am 30. Jänner 1853 war er den Ordensstatuten gemäß in den Freiherrenstand mit dem Prädicate „Aradgrad“ erhoben worden. Ob Freiherr Unukich von Aradgrad vermält gewesen, ist nicht bekannt, zur Zeit steht ein Träger dieses Namens weder im kaiserlichen Civil-, noch Militärdienste.

Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1851, Nr. 21: „Ehrenhalle XXVI.“. – Carinthia (Klagenfurter Blatt, 4°.) 1857, Nr. 10, S. 40 im Aufsatz: „Skizze des Krieges in Ungarn 1848 und 1849“. – Der Kamerad (Wiener Soldatenblatt, 4°.) 1867, S. 487. – (Hoffinger). Oesterreichische Ehrenhalle (Wien 1863, L. W. Seidel und Sohn, gr. 8°.) V, 1867, S. 48 [nennt ihn irrig Unucic statt Unukich].