BLKÖ:Valmarana, Andreas Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vallery, Theodor
Band: 49 (1884), ab Seite: 233. (Quelle)
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Valmarana, Andreas Graf (Humanist, geb. zu Venedig am 2., nach Anderen 12. Juni 1788, gest. daselbst am 30. März 1861). Der Sproß einer alten Venetianer Familie [vergl. S. 234 die Quellen]. Ein Sohn des Grafen Stephan aus dessen Ehe mit Clara Cornaro, erhielt er eine sorgfältige Erziehung und fand in der Pflege der Künste und Wissenschaften volles Genügen. Aber seine Mitbürger wurden auf den geistvollen jungen Mann bald aufmerksam, und so sah er sich zunächst als Assessor in das Municipium von Vicenza berufen, als dessen Podestà er dann 1827 bis 1832 waltete. In dieser Stellung machte er sich sehr um das öffentliche Wohl verdient, errichtete die bürgerliche Feuerwehr, baute und verbesserte die Straßen und ordnete die Angelegenheiten der in arge Processe verwickelten Gemeinde. Von Vicenza begab er sich nach Venedig, seiner Geburtsstadt. Daselbst wurde er Mitglied der Central-Deputation, ferner der mit der Aufstellung des neuen Census betrauten und der von der kaiserlichen Regierung für Ackerbau, Handel und Industrie berufenen Commission. Dann trat er auch als Mitglied in jene Commission der Giunta del Censimento, mittels deren ein Ausgleich der Steuern der lombardischen und venetianischen Provinzen bewerkstelligt werden sollte. In allen diesen wichtigen Stellungen that er sich als Mann von Einsicht, gründlicher Kenntniß des Verwaltungswesens und durch Geschick in Handhabung der Geschäfte hervor. In Folge dessen brachte man ihn zweimal als Vicepräsidenten des Vereines für öffentliche Wohlthätigkeit in Vorschlag, doch lehnte er beide Male ab, nahm aber die Leitung des nach Manin, dem letzten Dogen von Venedig, benannten Wohlthätigkeitsinstitutes an und führte dieselbe in den schlimmsten Tagen von 1848 bis 1852. In Folge des humanen Sinnes, der ihn beseelte, und den er in allen vorkommenden Fällen kundgab, wurde er auch zum Generalvorstand der Conferenzen des h. Vincenz de Paula für die venetianischen Provinzen erwählt. Gedachten wir im Vorstehenden seiner Verdienste in öffentlichen und communalen Angelegenheiten, so erübrigt uns noch ein Blick auf sein geistiges Schaffen und Walten. Sorgfältig erzogen, bewahrte er immer eine große Liebe für Kunst und Literatur. Er kannte außer seiner heimischen Literatur auch jene Deutschlands und Frankreichs und übersetzte aus beiden Mehreres ins Italienische; auch veröffentlichte er einige Commentare zu den classischen Werken seiner Nation. Gern vertiefte er sich in die Werke der Kunst und beschrieb mehrere, die er auf seinen verschiedenen Reisen gesehen, dabei einen feinen kritischen Geist bekundend; auch unterstützte er junge Künstler, wenn sie Talent zeigten, dadurch, daß er dem Einen und dem Anderen die Ausführung eines Kunstwerkes übertrug. Meister auf der Violine und überhaupt in der Musik wohl erfahren, that er auch für deren Pflege ein Uebriges, indem er in seinem Hause die besten Künstler zu versammeln liebte und im Vereine mit ihnen und Dilettanten Concerte veranstaltete. In [234] sehr jungen Jahren war er bereits Mitglied der Società dei filareti und seit 1814 Mitglied des Athenäums von Venedig für die Classe der Literatur, in deren Sammlungen mehrere seiner Vorträge, so einer über die italienische Sprache, ein anderer über die Nützlichkeit der Studien, wieder ein anderer über die Vergleichung der Musik mit der Beredtsamkeit, über theatralische Musik u. s. w. niedergelegt sind. Ferner war er Mitglied der Academia Olimpica und Präsident der philharmonischen Gesellschaft in Vicenza. Solche Vorzüge des Geistes und Herzens, solch gemeinnütziges Walten blieb auch höchsten Ortes nicht unbeachtet. Seine Majestät der Kaiser ernannte ihn zum Kämmerer, dann zum geheimen Rathe und schmückte ihn überdies mit dem Orden der eisernen Krone. Graf Andreas war (seit 10. October 1826) mit Helene geborenen Gräfin Vendramin-Calergi, Sternkreuz-Ordensdame und Dame des kaiserlich mexicanischen San Carlosordens, vermält. Dieselbe überlebte ihren im Alter von 73 Jahren verblichenen Gatten, dem sie keine Kinder geboren hatte.

Menzioni onorifiche a defonti di Venezia Primo Semestre 1861 (Venezia 1861, F. A. Perini, 8°.) p. 12: Necrologo d’Emanuele Antonio Cicogna.