BLKÖ:Vest, die Edlen und Ritter von, Familie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 50 (1884), ab Seite: 222. (Quelle)
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Ueber die Familie der Edlen und Ritter von Vest. Die vorhandenen Familienaufschreibungen erwähnen eines Georg Vest, Gastwirthes zu St. Michael in Welschtirol, als Stammvaters des heute vielverzweigten Geschlechtes. Als Welschtiroler mag derselbe vielleicht Vesti geheißen haben, welcher Name, den übrigens noch mehrere Familien tragen, in der Folge, als Georgs Sohn nach Lienz kam, den letzten Buchstaben in der Aussprache verlor. Noch 1798 stand auf mehreren Leichensteinen des Kirchhofes daselbst dieser Name, nach der Mundart der Pusterthaler Vöscht geschrieben. Des Gastwirthes Georg Sohn Johann Georg (geb. 30. Mai 1676) erlernte die Apothekerkunst. Er diente zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts unter den Tiroler Freiwilligen im Kriege Oesterreichs gegen Frankreich und Bayern und hielt sich so tapfer, daß seiner in damaligen Blättern mehrmals rühmliche Erwähnung geschah. 1704 kam er als Apotheker nach Lienz im Pusterthale, wo er schon 1712 durch Kauf Haus und Grundstücke erwarb und – nach Angabe des städtischen Rathsprotokolls – im August 1715 das Bürgerrecht erhielt, im Juni 1717 aber zum Magistratsmitgliede erwählt wurde. Bald nach seiner Ansiedelung in Lienz vermälte er sich mit Maria Dorothea von Freising, welche ihm 1705 einen Sohn gebar. Dieser trat in den Franciscanerorden, in welchem er den Namen Mansuet annahm. Dorothea scheint bald nach Geburt dieses Kindes gestorben zu sein, denn am 3. Mai 1709 vermälte sich Johann Georg zum zweiten Male, und zwar mit Maria Susanna Guggers von Guggersheim zu Rohr, der jüngsten Tochter des Herrn von Guggers, tirolischen Herrn und Landmanns (dessen Voreltern Richter auf den gräflich Künigl’schen Herrschaften Schöneck und Ehrenburg gewesen) und seiner Gemalin, einer geborenen Marel von Frey nächst Klausen. Maria Susanna überlebte ihren Gatten, welcher am 26. Mai 1748 das Zeitliche segnete, um nahezu ein Vierteljahrhundert: denn sie starb in ihrem 90. Jahre, 1772. Sie hatte ihrem Gatten zwölf Kinder geboren, von denen sechs [223] bald nach der Geburt oder doch in jungen Jahren dahinstarben. Von den anderen sechs waren drei Töchter, welche sich alle vermälten, und drei Söhne: Nicolaus, Franz Georg und Lorenz Chrysanth. Ersterer (geb. 1715), der sich der Handlung in Salzburg und Wien widmete, schiffte sich ungefähr 1739 auf der Donau ein, und es ward niemals mehr etwas von ihm gehört. Franz Georg (geb. 1718) übernahm das väterliche Haus und die Apotheke. Er wurde der Stammvater der verschiedenen Familienzweige, welche noch heute in Tirol, in den Herzogthümern, in Böhmen und Mähren sich befinden. Lorenz Chrysanth [siehe dessen besondere Biographie S. 212] vermälte sich am 21. November 1751 mit Josepha von Fickh, Tochter des Kanzlers des damaligen Bamberg’schen Vicedoms zu Wolfsberg, das zu jener Zeit Sitz der Verweser der Bamberg’schen Herrschaften in Kärnthen war. Aus dieser neunzehnjährigen Ehe gingen sechs Töchter, welche alle sich verheirateten und zum Theile noch jetzt zahlreiche Nachkommen zählende Familien gründeten, und ein Sohn hervor. Dieser, Namens Joseph (geb. 14. Jänner 1769), welcher sich dem Studium der Arzeneiwissenschaft widmen sollte, begann auch dasselbe, aber nach des Vaters Tode trat er in die k. k. Armee, machte die vielen Feldzüge der ersten Kriege gegen Frankreich mit, rückte bis zum Hauptmann vor und schied während des Friedens 1806 aus der Armee, worauf er sich mit einem Fräulein von Garzarolli vermälte und auf einer Besitzung bei Krainburg nächst Laibach sich mit Landwirthschaft beschäftigte. Er starb am 6. März 1832 als Professor der Landwirthschaftslehre zu Laibach. Lorenz Chrysanth, dessen erste Gattin Josepha am 30. November 1772 mit Tode abging, vermälte sich noch im nämlichen Jahre mit Barbara Wunder, welche aber schon am 1. September 1773 kinderlos starb. Am 24. December 1775 schritt er zur dritten Ehe, und zwar mit Marianne Egger aus Straßburg in Kärnthen, welche ihm vier Söhne und vier Töchter gebar. Sieben Kinder aus der ersten und ebenso viele aus der dritten Ehe überlebten den Vater. Der jüngste Sohn Franz starb 1810 zu Agosto in Sicilien, wohin ihn sein lebhaftes Verlangen, die Welt zu sehen, geführt hatte; der Zweitgeborene, Chrysanth Alexander, starb schon 1797 als eben ernannter Fähnrich zu Spital, auf seiner Rückreise aus Italien, zu welcher ihm krankheitshalber ein Urlaub bewilligt worden war. Ein anderer Sohn, Johann, wurde Apotheker in Klagenfurt. Von den vier Töchtern vermälten sich zwei. Der aus dieser dritten Ehe erstgeborene Sohn ist der am 15. December 1840 gestorbene k. k. Gubernialrath und Protomedicus zu Gratz Lorenz Chrisanth [siehe S. 215]. Er heiratete am 17. Juni 1804 zu Klagenfurt Juliana (geb. 10. Februar 1784), Tochter des fürstlich Rosenberg’schen Güterinspectors Johann Anton von Fradeneck. Sie gebar ihm vier Söhne, welche sich alle der Arzeneiwissenschaft widmeten: Lorenz wurde Magister der Pharmacie; Octav starb als Doctor der Medicin, Gubernial- und Landesmedicinalrath des Küstenlandes zu Triest am 14. October 1861; Maximilian als Mediciner am 9. October 1833 zu Gratz, und Julius Octav (geb. zu Klagenfurt 1. Juni 1806), welcher zur Zeit als k. k. Statthaltereirath im Ruhestande zu Gratz lebt, war zuletzt Landesmedicinalrath in Sanitätsangelegenheiten in Steiermark. Von Seiner Majestät dem Kaiser mit dem Orden der eisernen Krone ausgezeichnet, wurde er den Statuten des Ordens gemäß in den erblichen Ritterstand erhoben. Von ihm ist dem Verfasser dieses Werkes folgende Inauguraldissertation bekannt: „De respiratione et de glandulae thyroideae functione“. Cum tabula aeri incisa (Vindobonae 1831, Mechitarist.-Congr., 4°.). Julius Octav Ritter von Vest hat eine einzige Tochter Natalie, welche als Witwe des Landrathes Vincenz Archer in Gratz lebt. Auch Wilhelm von Vest, Apotheker in Troppau, der ein Vetter des Vorgenannten ist, erhielt den erblichen Ritterstand.