BLKÖ:Wadler, Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wächter, Johann
Band: 52 (1885), ab Seite: 54. (Quelle)
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Wadler, Franz (Augustiner und Mechaniker, geb. zu Surheim, einem kleinen, zur Pfarrei Salzburghofen gehörigen Dorfe im Salzburgischen am 20. Jänner 1746, gest. zu Nürnberg 15. Juni 1803). Seinen Familiennamen Surrer vertauschte er nach seiner Flucht aus dem Kloster mit dem Namen Wadler. In einem Schreiben aus Salzburg, abgedruckt im Intelligenzblatte der „Allgemeinen literarischen Zeitung“ 1790 (Nr. 52) heißt es: „Wadler soll vermuthlich eine etymologische Anspielung auf den Namen Surer (Sura) sein“. Der Sohn eines Bauern, der nebenbei Meßnerdienste versah, begann Franz 1759 seine Studien im Kloster Andechs in Oberbayern. Im Jahre 1761 kam er an das Gymnasium zu Salzburg, und noch als Schüler desselben nahm er am 2. November 1765 im Augustinerkloster der dortigen Vorstadt Mülln das Ordenskleid. Zu diesem Schritte aber wurde er ohne seine eigentliche Einwilligung veranlaßt, denn er selbst beklagte sich in der Folge sehr oft darüber, daß er in den Jahren, da er noch ohne alle Erfahrung war, über einen so wichtigen Act, wie es die Wahl eines Lebensberufes ist, selbst gar nicht nachgedacht habe und ohne Neigung von seinen Anverwandten und etlichen Geistlichen zum Klosterleben gebracht worden sei. Am 23. November 1767 legte er die feierlichen Ordensgelübde ab [55] und vertauschte bei dieser Gelegenheit seinen Taufnamen Franz mit dem Klosternamen Thaddäus. Letzterer Umstand macht es erklärlich, daß in Rede Stehender bald als Thaddäus Surrer, bald als Franz Wadler erscheint. Da er aber letztere Benennung von 1789 ab bis zu seinem Tode führte, so reihen wir ihn auch in diesem Werke unter derselben ein. Am 27. December 1768 erhielt Wadler mit Dispensation von 13 Monaten am vorgeschriebenen Alter die priesterliche Ordination. Unterdessen lag er mit großem Eifer den philosophischen und theologischen Studien ob, zeigte sich bald als einen sehr fähigen Kopf und wurde 1771 Lector, als welcher er den Novizen im Kloster Philosophie vorzutragen hatte. In seinen freien Stunden nahm er mechanische Arbeiten vor, mit Vorliebe Uhrmacherei, und verfertigte mit nicht gewöhnlichem Geschick hölzerne Uhren in der Art der bekannten Schwarzwälder. 1773 erhielt er das Lectorat des geistlichen Rechts und der Moral im Stifte, bediente sich aber in ersterer Wissenschaft der damaligen neuesten katholischen und protestantischen Lehrbücher und folgte in der Moral seinem eigenen System, die bis dahin in den Klöstern in hohem Ansehen stehenden Casuisten geradezu übergehend, indem er aus der Philosophie, der Bibel und den ältesten Kirchenvätern, als den reinsten und eigentlichen Quellen aller Theologie, den Stoff seines Vortrages schöpfte. Durch diese Lehrmethode, die mit den bisherigen klösterlichen Ueberlieferungen freilich nicht übereinstimmte und in den Novizen einen Geist wecken konnte, der nicht mehr in klösterliche Schranken zu bannen war, erregte er ebenso das Mißtrauen als die Unzufriedenheit seiner Klosteroberen, die ihn dann auch 1778 seines Lehramtes entsetzten und nach Kufstein in Tirol verbannten, wo er nichts zu thun hatte, als allenfalls Uhren zu machen, womit er sich denn auch drei Jahre lang unterhielt. Als aber nach Kaiser Josephs Thronbesteigung in den geistlichen Regionen ein frischerer Wind zu wehen begann, wurde auch Wadler aus seiner Kufsteiner Verbannung hervorgeholt und 1781 doch wieder als Lector der Moraltheologie und des canonischen Rechtes in seinem Kloster zu Salzburg angestellt, im Jahre 1785 zum Superior am Dürnberg bei Hallein und bald darauf zum Prior des Augustinerklosters in Hallein ernannt. Drei Jahre stand er letzterem Amte vor und sollte 1789 als Prior nach dem Salzburgischen Städtchen Tittmoning gehen, als er wider alle Erwartung, statt diesem Rufe zu folgen, dem Klosterleben Valet sagte und heimlich nach Regensburg entfloh, wo er sein Ordenskleid und seinen Klosternamen Pater Thaddäus ablegte und sich Franz Wadler nannte. Die „Allgemeine (Jenenser) Literaturzeitung“ schrieb nun über diesen Fall: daß unser Geistlicher mit seiner Lage und seinen Verhältnissen schon lange unzufrieden gewesen sei und man eben kein feiner Menschenkenner zu sein brauche, um verborgenen Gram und Mißvergnügen auf seiner Stirne zu lesen [1790, Nr. 52]. In Nürnberg trat Wadler zur protestantischen Confession über. Um sein Dasein zu fristen und nicht gleich vielen anderen vom Glauben Abfallenden auf fremder Leute Kosten zu leben, arbeitete er, bis er entsprechende Beschäftigung fand, da er sich auf das Buchbinden verstand, bei einem Meister dieses Handwerkes in Furth, dann als Geselle bei einem solchen in Nürnberg. Aber schon nach einem halben [56] Jahre suchte er als Mechanicus, Groß- und Holzuhrmacher um das Nürnberger Bürgerrecht an. welches ihm auch verliehen wurde. Er machte sich die meisten Werkzeuge für sein Gewerbe selbst und stellte nicht nur alte hölzerne Uhren, wenn sie schadhaft geworden, und eiserne Kirchthurmuhren wieder her, sondern verfertigte auch ganz neu sowohl astronomische als andere mathematische Uhren. Ueber Wadler’s Aufenthalt wußte man längere Zeit nichts in Salzburg, erst in der Fastenzeit 1791 wurde es durch Kaufleute bekannt, daß er in Nürnberg als Uhrmacher ansässig sei und sich verheiratet habe. Die schriftstellerische Thätigkeit unseres Exmönches beschränkt sich auf eine Rechtfertigung seines Handelns und auf eine Darstellung seines eigenen Lebens. Die Titel seiner Schriften sind: „Das Bibellesen in den ältesten Zeiten, ein allgemeines Glaubensbedürfniss; ein Fragment aus den Zeiten des Joh. Chrysostomus mit den Zeugnissen vieler anderer Väter belegt und mit Anmerkungen herausgegeben“ (Salzburg 1784, 8°.); – „Freimüthige Beleuchtung des Glaubensbekenntnisses des Pietro Giannone und der Mönchsgelübde von Franz Wadler, sonst Surrer“ (Nürnberg 1790), schon nach seinem Austritt aus dem Kloster geschrieben; – „Charakter des Thaddäus Surrer, dermaligen Franz Wadler, Bürgers, Mechanikers und Holzuhrmachers zu Nürnberg, gezeichnet von dem Revisor der Augsburger Kritiken und freymüthig berichtigt von Wadler selbst“ (Nürnberg 1791).

Allgemeine Literatur-Zeitung, 1790, Intelligenzblatt, Nr. 52. – Erlangische gelehrte Zeitung, 1791, Nr. 12, S. 181. – Literarische Blätter (Nürnberg) 1805, Nr. 10, S. 157. – Baur (Samuel). Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 665.