Zum Inhalt springen

BLKÖ:Wagner, August W. J.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Wagner, Anton Paul
Nächster>>>
Wagner, Bertha
Band: 52 (1885), ab Seite: 90. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
August W. J. Wagner in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Wagner, August W. J.|52|90|}}

7. Wagner, August W. J. (gest. in Wien am 1. August 1879). Im October 1879 erhielt ich ein ziemlich verworrenes Schreiben von Frauenhand, in welchem ich benachrichtigt werde, daß der „Assecuranz-Schriftsteller“ August W. J. Wagner vor seinem Tode den Seinigen anbefohlen habe, mir Näheres über die literarische Hinterlassenschaft des in Rede Stehenden schriftlich mitzutheilen. Es geschieht in diesem Schreiben Erwähnung von einer Autobiographie Wagner’s, welche sich aber nach Durchsicht des Nachlasses nicht vorgefunden hat. Aus dem von dem Verstorbenen selbst noch dictirten Schriftstücke, welches eine Uebersicht der literarischen Arbeiten Wagner’s – ob gedruckter oder ungedruckter, ist nicht zu entnehmen – enthält, gebe ich im Nachstehenden einen sehr gedrängten Auszug, da ich mich in dem ziemlich unklaren, von einem dem Tode Verfallenen dictirten Schriftstücke nur mit großer Mühe zurecht finden und also nur eine Auslese jener Theile des Nachlasses vornehmen konnte, über welche sich mir keine Zweifel ergaben. Meine erst vor Kurzem nach verschiedenen Seiten hin angestellten Nachforschungen über biographische Daten Wagner’s blieben völlig erfolglos. Der literarische Nachlaß desselben umfaßt: a) Materialien zu besonderen psychologischen und culturhistorischen Charakterbildern etwa unter Titeln, wie folgt: „Der Letzte der Liberalen“, „Der letzte Groß-Oesterreicher“, „Der letzte Burschenschafter“, „Der letzte Groß-Deutsche“. „Der letzte Kümmeltürke“, „Die letzte Wandlung des religiös-politischen Berliner Wischnu“; b) ein Convolut politischer und anderer Zeitgedichte, Epigramme, Fabeln, Sonette, Räthsel und Novellen; c) eine schon der darin enthaltenen vielfachen nicht beabsichtigten Indiscretionen halber für die Veröffentlichung nicht bestimmte Autobiographie, welche er als Privateigenthum der Familie erklärt [nun hat, wie oben bemerkt, dieselbe sich im Nachlaß nicht vorgefunden]; d) ein Buchdrama: „Hogarth und Garrik oder der Wettstreit der Künste“; e) Romane und Satiren, zunächst auf die schwäbische Vorgeschichte sich beziehend; f) ein Appell an die deutsche Nation gegen politische Usurpation; eine Proclamation aus dem Jahre 1866 für deutsches Recht und Freiheit; g) eine große Menge nationalökonomischer und statistischer Artikel, das Ergebniß einer publicistischen und journalistischen Thätigkeit von mehr als dreißig Jahren, welche weniger ein Glaubensbekenntniß des Verfassers in volkswirthschaftlichen Fragen bilden, als vielmehr ein Echo der Zeitstimmung und volkswirthschaftlichen Strömung der Gegenwart sind; h) eine Sammlung akademischer Lieder, welche sich in Verwahrung des Seniorates der Wiener „Libertas“ befinden. und deren einige in dem „Studienkalender“ für 1878 und 1879 abgedruckt sein sollen. Mit der Herausgabe dieser Lieder betraut Wagner den Ingenieur Wilhelm Hauk alias Pipin. In diesen letztwilligen Aufzeichnungen spricht er auch von zwei Perioden seines österreichischen Schaffens und Wirkens zunächst in der österreichisch freundlichen süd-, mittel- und norddeutschen Tagespresse, besonders am Rhein und Main, und namentlich von seinem Reporterdienst über die Verhandlungen des deutschen Parlaments. Vielleicht regen diese wenigen Andeutungen zu Nachforschungen über einen Schriftsteller an, der, wie aus Vorstehendem ersichtlich, eine ungewöhnlich umfassende publicistische und literarische Thätigkeit entfaltet [91] hat und über den doch nichts Näheres in die Oeffentlichkeit gelangte. Indeß glaube ich auf Grund der obigen Mittheilung nicht mit Unrecht zu vermuthen, daß Wagner kein geborener Oesterreicher, sondern nur zu wiederholten Malen längere Zeit in Oesterreich sich aufgehalten habe und endlich in Wien gestorben. Noch sei bemerkt, daß ein August W. Wagner das Büchlein „Meister Hans Gasser, ein deutsches Künstlerleben. Eine biographische Skizze für das Volk“ (Klagenfurt 1868, Leon) veröffentlichte. Ob es der obige Wagner ist, weiß Herausgeber dieses Lexikons nicht.

Handschriftliche Aufzeichnungen.