BLKÖ:Waidele, Dominik

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 52 (1885), ab Seite: 149. (Quelle)
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Waidele, Dominik (Arzt, geb. zu Freiburg im Breisgau am 31. März 1771, gest. zu Olmütz am 6. April 1830). Schon als Knabe zeichnete er sich durch vortreffliche Geistesanlagen besonders aus und wurde daher von seinem Vater zur wissenschaftlichen Laufbahn bestimmt. Nachdem er an der Lehranstalt zu Freiburg die Gymnasial- und philosophischen Studien zurückgelegt hatte, widmete er sich der Wundarzeneikunde und trat 1789 als Feldarzt in das Regiment Thurn und Taxis, mit dem Vorsatze, seine Ausbildung in Wien zu vollenden. In der That erlangte er seine Aufnahme in die k. k. Josephs-Akademie. Daselbst mit bestem Erfolge verwendet, wurde er zum Doctor der Chirurgie promovirt und zum Prosector an dieser Anstalt ernannt. Hier bildete er sich, versehen mit allen nöthigen Hilfsmitteln, zu einem geschickten und überaus glücklichen Operateur. In der Folge wurde er in dem k. k. Regimente Erzherzog Karl als Oberarzt angestellt. In Anbetracht seiner eifrigen [150] und rühmlichen Dienste erhielt Waidele 1802 die an dem k. k. Lyceum zu Olmütz in Erledigung gekommene Lehrkanzel der theoretisch-praktischen Wundarzeneikunde nebst der Supplentur der Geburtshilf- und Thierarzeneilehre, welche Lehrfächer er mit Auszeichnung bis 1812 docirte. Das denkwürdige Jahr 1809 bot ihm Gelegenheit dar, seine werkthätige Vaterlandsliebe zum Wohle des Staates an den Tag zu legen. Das nahe an Olmütz gelegene Haupt-Feldspital hatte durch die Schlachten bei Aspern und Wagram einen so bedeutenden Zuwachs von verwundeten Kriegern erhalten, daß die Zahl derselben auf 4000 stieg, während der Mangel an Aerzten, die der Typhus hinwegraffte, immer empfindlicher wurde. In dieser Gefahr übernahm Waidele neben seinen Berufsgeschäften eine große Abtheilung des Spitals und forderte zu ähnlichem Entschlusse achtzehn seiner fähigen Schüler auf, welche auch dem Beispiele ihres Lehrers folgten. Auch 1814 und 1815 wirkte er, neben seiner Professur und dem Rectorate des Olmützer Lyceums, im Militär-Feldspitale mit vielem Eifer. In beiden Fällen wurden dem Menschenfreunde Beweise der Anerkennung. Waidele hielt in der Literatur seines Faches stets mit dem Fortschreiten der medicinischen Wissenschaften gleichen Schritt und war durch seine vieljährige Praxis ebenso ein sehr geschickter und glücklicher Operateur, als ein ausgezeichneter Theoretiker und Lehrer. Ob seines humanen Sinnes ward er durch das Vertrauen der Gesellschaftsglieder des Olmützer Witwen- und Waisenversorgungsinstitutes zum Präses des Ausschusses gewählt, und sein Wirken für die Beförderung des guten Zweckes, das sich jenes Institut zur Pflicht machte, war von ebenso ersprießlichen als wohlthätigen Folgen. Am Krankenbette nicht blos der thätigste Arzt, sondern auch der theilnehmendste Freund, hatte er namentlich in der Heilung chronischer Uebel jeder Art Glück und verlegte sich mit ausnehmendem Fleiße auch auf das Studium der Geisteskrankheiten. Besonders glänzende Erfolge hatte er auf dem Felde der operativen Chirurgie, und vor Allem war es der Blasenschnitt, in welchem seine sichere und geübte Hand Ausgezeichnetes leistete; von 113 Fällen, die er in Olmütz ausführte, nahmen nur 5 (2 Kinder und 3 Greise) in Folge der Entzündung, welche nach der Operation eintrat, einen unglücklichen Ausgang. Er hatte sich die Methode, die er bei diesen Operationen befolgte, durch eigene Forschungen gebildet. In einem Stücke kam sie mit der Methode des italienischen Arztes Pajola überein, vermied jedoch die Nachtheile derselben. Der Gelehrte wurde an der Ausführung seiner Absicht, das von ihm befolgte Verfahren in einer Schrift darzustellen, durch seinen plötzlichen Tod verhindert; jedoch befand sich unter seinen Schriften eine kleine Skizze über den Steinschnitt, welche zu einer Abhandlung über diese wichtige Materie einige Winke gibt. Die anhaltenden Anstrengungen in der Erfüllung seiner Berufspflichten hatten ein Gichtleiden, welches er sich im Alter von 46 Jahren auf einer Winterreise zugezogen, so gesteigert, daß es einen tödtlichen Ausgang nahm und ihn im Alter von 59 Jahren dahinraffte. Ueber seinen Sohn Ernst siehe die folgende Biographie.

Innsbrucker medicinisch-chirurgische Zeitung, 1831, Nr. 56, S. 61. – Oesterreichs Pantheon. Galerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande... (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. III, S. 147. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau, [151] Voigt, 8°.) IX. Jahrgang (1831), I. Theil, S. 8, Nr. 4.