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BLKÖ:Waldeck, das Fürstenhaus, Genealogie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 52 (1885), ab Seite: 171. (Quelle)
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I. Zur Genealogie des Fürstenhauses Waldeck. Die Waldeck sind ein uraltes gräfliches, seit 1682 und 1711 fürstliches Geschlecht, welches seine Stammesreihen bis auf Witekind Grafen von Waldeck und Schwalenberg im achten Jahrhundert zurückführt. Witekind VI. (gest. 1190), der von dem Erzbischofe Philipp von Cöln die Grafschaft Pyrmont zu Lehen erhielt, zeugte mit seiner Gattin Lutrude geborenen Gräfin von Arensberg die Söhne Volquin, Werner und Heinrich. Ersterer pflanzte das Geschlecht fort; der Zweitgeborene wurde Stammvater der Grafen von Pyrmont; der Jüngste stiftete die Linie zu Sternberg, welche aber schon 1399 wieder erlosch. Von Volquins Söhnen wurde Gottfried Stifter der Linie Schwalenberg; Adolph pflanzte den Stamm fort durch seinen Sohn Otto (erschlagen 1305). Sophie von Hessen, die Gemalin des Letzteren, gebar demselben den Sohn Heinrich. Dieser, ein entschiedener Anhänger Kaiser Ludwigs des Bayern, zeugte mit seiner Gattin Adelheid Gräfin von Cleve den Sohn Otto, dessen Ehe mit Mechtild von Lüneburg Heinrich, genannt der Eiserne, entsproß. Letzterer hatte mit Isabella geborenen Gräfin von Berg zwei Söhne, Adolph und Heinrich. Ersterer stiftete mit seiner Gattin Agnes geborenen Gräfin von Ziegenhayn und Nidda die Landau’sche Linie, welche schon 1495 wieder ausstarb. Sein Bruder Heinrich aber hinterließ zwei Söhne: Vollrad I. und Heinrich. Dieses Letzteren Sohn Philipp ist der Stifter der älteren Wildungen’schen Linie, welche 1598 mit Wilhelm Ernst erlosch. Vollrad I. (gest. 1474) aber hinterließ mit seiner Gemalin Barbara Gräfin von Wertheim die Söhne Franz, Gregor und Philipp, von denen Letzterer den Stamm fortpflanzte durch seine Söhne Vollrad II. und Johann den Frommen. Des Letzteren (gest. 1576) Nachkommenschaft erlosch bereits 1509. Dagegen entsprossen der Ehe Vollrads II. (geb. 1509, gest. 1578) zu Eisenberg mit Anastasia geborenen Gräfin von Schwarzburg zwölf Kinder, von denen Josias der Stammvater der heutigen Fürsten und Grafen von Waldeck wurde. Dessen mit Maria geborenen Gräfin Barby erzeugte Söhne Vollrath und Christian stifteten zwei Linien: Ersterer die zu Wildungen, zum Unterschied der oberwähnten Wildunger Linie auch die jüngere genannt, und Christian jene zu Eisenberg. Erstere erlosch mit dem Fürsten Georg Friedrich im Jahre 1692; letztere dagegen blüht bis zur Stunde in einem fürstlichen und gräflichen Zweige. Hinsichtlich der weiteren Entwickelung dieses Fürstenhauses, das für uns nur durch seine mehrfachen Beziehungen zum Kaiserstaate einiges Interesse hat. verweisen wir auf den 66. Jahrgang (1835) des „Genealogischen Staatshandbuchs“ (Frankfurt a. M. 1835, Varrentrapp, 8°.), welches auf S. 309–314 eine lichtvolle Darstellung der Genealogie dieses Geschlechts gibt, das bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts in ziemlich nahen Beziehungen zu Oesterreich stand, wie dies S. 172 aus II. Besonders denkwürdige Sprossen des Fürsten- und Grafengeschlechtes Waldeck ersichtlich ist. Später begegnen wir nur noch einem Waldeck, und zwar dem Prinzen Wolrad, in der k. k. Armee. Derselbe (geb. 23. April 1798) war Rittmeister im k. k. Huszaren-Regimente Prinz von Homburg und starb zu Siena, erst 23 Jahre alt, im September 1821. Was die Standeserhebungen dieses Geschlechtes, das ursprünglich schon mit dem Grafentitel erscheint, betrifft, so erlangte Georg Friedrich Graf von Waldeck-Wildungen mit [172] Diplom ddo. 27. Juni 1682 den Reichsfürstenstand, jedoch erlosch diese fürstliche Linie mit ihm selbst im Jahre 1692. Dann wurde dem Grafen Friedrich Anton Ulrich von Waldeck-Eisenberg, anläßlich der Krönung Kaiser Karls VI. 1711, neuerlich der Reichsfürstenstand verlieben. Der Fürst Christian August [S. 169] erhielt 1784 das Indigenat in Böhmen, 1790 in Ungarn. 1790 aber verkaufte er die 1784 von ihm erworbenen herzoglich Zweibrücken’schen böhmischen Herrschaften Reichstadt, Politz, Pleschkowitz, Swolunowis, Buschtiehrad, Tachlowitz, Poritschan und Kaczow. – Was die Heiraten dieses Hauses anbelangt, so schlossen die Mitglieder desselben ihre Ehen meist mit den Sprossen der ansehnlicheren deutschen Fürstenhäuser, in neuerer Zeit mit ersten Höfen des Continentes. so mit den Fürstenhäusern Schwarzburg-Sondershausen, Pfalz-Zweibrücken, Anhalt-Bernburg, Curland, Nassau, Schaumburg-Lippe, Hessen-Philippsthal, mit dem Königshause der Niederlande, dann mit den alten reichsgräflichen und fürstlichen Geschlechtern Löwenstein-Wertheim, Isenburg-Büdingen, Aldenburg-Bentinck, Bentheim-Bentheim, Sayn-Wittgenstein; auch fehlt es nicht an ein paar morganatischen Ehen; von österreichisch-ungarischen Familien können wir aber nur eine nennen, nämlich ein Bruder des oberwähnten in Siena verstorbenen Wolrad, Fürst Hermann (geb. 12. October 1809, gest. 6. October 1878), anfangs Officier in der preußischen Armee, später Oberst der Waldeck’schen Truppen und zuletzt preußischer Generallieutenant à la suite, vermälte sich 1833 mit Agnes Gräfin Teleki-Szék, welche Ehe jedoch kinderlos blieb. Der fürstliche Geheimrath und Kanzler von Klettenberg hat ein großes mit Urkunden, Stammtafeln und Kupfern ausgestattetes Werk, betitelt: „Waldeckische Historia Diplomatica und Regentensaal“ geschrieben, welches sich wohl – als Manuscript – in den Archiven des Fürstenhauses aufbewahrt finden dürfte.