Zum Inhalt springen

BLKÖ:Weiß, Alois

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 54 (1886), ab Seite: 87. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Alois Weiß in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Weiß, Alois|54|87|}}

Weiß, Alois (Geschichtsforscher, geb. zu Klagenfurt in Kärnten am 25. Februar 1839, gest. daselbst am 13. September 1871). In Rede Stehender, dessen Vater bei der Verwaltung der damals k. k. Versorgungsanstalten bedienstet war, besuchte das Stiftsgymnasium in St. Paul, dann das k. k. Lyceum zu Klagenfurt. Ein zufällig erlittener Rippenbruch und infolge dessen eingetretener heftiger Bluthusten ließen die Fortsetzung der Studien für ihn nicht räthlich erscheinen, und empfahl ihm daher sein Arzt als Lebensberuf eine nicht allzu anstrengende Beschäftigung in freier Luft. So kam denn Alois im Mai 1852 als Practicant in die Matern’sche Kunstgärtnerei zu Gratz. Da sich trotzdem die Anlage zu der Rückgratsverkrümmung, welche später wohl die Hauptursache seines frühzeitigen Todes wurde, nicht verlor, sondern im Gegentheile sich verschlimmerte, so versuchte er es 1858 mit einer ähnlichen, aber minder anstrengenden Verwendung in den herrlichen Park- und Gartenanlagen des Grafen Ferdinand Egger in Lippizbach. Aber auch dieser Landaufenthalt, sowie eine Luftveränderung, behufs deren Weiß ein Jahr in Stadt Steyer zubrachte, blieben ohne die erhofften Erfolge, und trotz aller durch fast sieben Jahre fortgesetzten Heilungsversuche blieb er der Verkrüppelung verfallen. Es handelte sich nun um die Wahl einer angemessenen Beschäftigung, die dem lebhaften Geiste des intelligenten jungen Mannes ein Bedürfniß war. An die Wiederaufnahme seiner Studien war [88] nach so langer Unterbrechung nicht mehr zu denken; es fiel daher seiner mittellosen Familie eine Sorge vom Herzen, als es ihm gelang, die Scriptorstelle im heimatlichen Geschichtsvereine zu erhalten, die er Ende 1859 mit freilich sehr kleinem Gehalte antrat, welcher ihm später, doch immer nur spärlich, erhöht wurde. Die zurückgelegten Gymnasialstudien befähigten ihn, sich seiner neuen Berufsthätigkeit im Interesse des Heimatlandes, trotz seiner durch körperliche Gebrechen sehr übel beeinflußten Gesundheit, mit regstem Eifer zu widmen, er arbeitete nun vorzugsweise an der Ordnung der Vereinsbibliothek und des Archives und verlegte sich insbesondere auf die Urkundenwissenschaft (Diplomatik) und später auf die Genealogie und Heraldik, in welch letzterer Richtung er auch außerhalb der Grenzen seines Geburtslandes bald zu Ruf gelangte. 1865 fand er Gelegenheit, in Gesellschaft des 1870 verstorbenen Professors Dr. Karlmann Flor (aus dem Stifte St. Paul) eine Reise über Salzburg durch Baiern mit je mehrtägigem Aufenthalte in München, Augsburg, Nürnberg, Regensburg und anderen Orten zu machen, welche von ihm für seine Berufsstudien eifrigst verwerthet wurde und durch Anknüpfung brieflichen Verkehres mit dem Vorstande des germanischen Museums in Nürnberg A. Essenwein, mit dem Archivar dieses Institutes Dr. Cornelius Will, mit dem Director der königlichen Bibliothek in München Hofrath Muffat, und mit dem Conservator Frey daselbst für sein weiteres Wirken auch einflußreich blieb. Durch seine Arbeiten im Fache der Genealogie und Heraldik, deren mehrere in auswärtigen Blättern veröffentlicht wurden, lenkte er auch die Aufmerksamkeit des gelehrten Heraldikers Fürsten Friedrich zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (in Kupferzell im Königreich Württemberg) auf sich. Er trat nun auch mit dem Fürsten in schriftlichen Verkehr, und von dem Vereine für Siegel- und Wappenkunde „Der Herold“ in Berlin wurde er zum correspondirenden Mitgliede erwählt. 1866 aber ernannte ihn der kärntnerische Geschichtsverein zum Archivar. Sein ausgebreitetes Wissen in den beiden obgenannten Geschichtshilfswissenschaften verwerthete Weiß schließlich in seinem Werke „Kärntens Adel bis zum Jahre 1300“ (Wien 1869, Braumüller, 8°., 324 S.), welches von Fachgelehrten sehr beifällige Beurtheilung und im In- und Auslande günstige Aufnahme fand. Für die „Carinthia“ lieferte er wiederholt Bearbeitungen einzelner Archivalien des Geschichtsvereines von allgemeinem Interesse. Ein hervorragendes Verdienst um denselben erwarb er sich durch die Leitung der in den Sommern 1868 und 1869 vorgenommenen archäologischen Nachgrabungen auf dem Helenenberge, deren reiche, lohnende Ergebnisse hauptsächlich ihm zu danken waren und sonst wohl nicht erreicht worden wären. Der im Sommer 1870 während der Bauherstellung in den Räumen des Geschichtsvereines verübte Einbruchdiebstahl, durch welchen demselben einige sehr werthvolle Antiquitäten verloren gingen, wurde für Weiß eine Quelle tiefen Kummers und leider auch mannigfacher Kränkungen, die ihm das letzte Lebensjahr sehr verbitterten und vielleicht auch beitrugen, sein Ende zu beschleunigen. Er erfuhr zwar noch wenige Wochen vor seinem Hinscheiden die Genugthuung, daß die Räuber entdeckt wurden und der Geschichtsverein einen bedeutenden Theil seines Eigenthumes zurückerhielt; aber durch das peinliche [89] Ereigniß aufs Aeußerste erschüttert, erlag der seit langem Hinsiechende im Alter von erst 32 Jahren seinem Leiden. Weiß war ein sehr fleißiger, gewandter Arbeiter und lag mit angestrengter Thätigkeit nicht nur seinen Berufsgeschäften, sondern auch wissenschaftlichen Studien und Arbeiten ob, die ihm zu Nebenverdiensten verhalfen, deren er, bei seinem kleinen Gehalte und seiner Opferwilligkeit für seine Familie, nicht entbehren konnte. Seine geistige Bildung und die ihm trotz seiner Leiden eigene gemüthliche Heiterkeit machten ihn zu einer überall, insbesondere in jüngeren Kreisen, gern gesehenen Persönlichkeit.

Carinthia (Klagenfurt, gr. 8°.) 62. Jahrg. (1872) S. 61: „Alois Weiß. Archivar des kärnt. Geschichtsvereines“. Von F.