BLKÖ:Widmer, Bartholomäus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 55 (1887), ab Seite: 279. (Quelle) | |||
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[280] Bildungsinstitute zum h. Augustin in Wien. Dort promovirte er am 5. August desselben Jahres zum Doctor der Theologie. In seiner Stellung wirkte er überdies als Referent im Cultusministerium. 1848 ward er zum Ehrendomherrn des Laibacher Domcapitels, am 6. November 1859 aber von Seiner Majestät dem Kaiser zum Bischof von Laibach ernannt, als welchen ihn der päpstliche Stuhl am 23. März 1860 bestätigte. Am 17. Juni 1860 in Wien zum Bischof geweiht, nahm er, nachdem er in Laibach am 1. Juli 1860 in feierlicher Procession aus der Kirche der Ursulinerinen in die Domkirche zu St. Nicolaus geleitet worden war, den Bischofssitz ein. 1872, nach zwölfjähriger Ausübung seines bischöflichen Amtes, legte der Kirchenfürst dasselbe freiwillig nieder, und wurde seine Resignation von Papst Pius IX. am 30. September 1872 auch angenommen. Er verwaltete aber das Bischofsamt noch einige Jahre und zog sich erst am 10. Juli 1875 von der Leitung der Diöcese in seinen Geburtsort Krainburg zurück, wo er die letzten acht Jahre seines Lebens in völliger Zurückgezogenheit, ausschließlich seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Studien hingegeben, verbrachte. Widmer war Jubelpriester, in seiner Eigenschaft als Laibacher Fürstbischof Mitglied des krainischen Landtages und des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes. In Rom galt er als Josephiner ersten Ranges, welcher Umstand wohl das Seinige dazu beigetragen haben mochte, daß die Curie ohneweiters seine Resignation annahm, zu derselben aber hatte er sich entschlossen, um nicht nach Rom zu dem denkwürdigen Concil ziehen zu müssen, welches durch das Unfehlbarkeitsdogma des Papstes in den Annalen der Kirchengeschichte einzig dasteht. Was des Bischofs politische Richtung anbelangt, so stand derselbe, ungeachtet er als Josephiner galt, der liberalen Partei allerdings ferne, allein auch die ultramontane Partei konnte ihn nicht für sich in Anspruch nehmen. Seine Stellung als Kirchenfürst in einem Lande, in welchem, wie kaum in einem anderen, die Hetze gegen die Verfassung und die Förderung des Nationalitätenhaders, ja des förmlichen Racenhasses eben von Seite der Geistlichkeit schwunghaft betrieben wird, war eine um so schwierigere, als er gerade bei seiner hohen wissenschaftlichen Bildung solchen Velleitäten abwehrend gegenüberstand, wodurch er bei den nationalen Caplänen eben keinen Anhang gewann. Zuletzt widerte ihn das eines Priesters unwürdige politische Treiben der Hetzcapläne so sehr an, daß er schon lange vor seiner Resignation sich, so weit es möglich war, von einem Eingreifen in die Angelegenheiten der Diöcese fernhielt, und so hatten denn unter seinem Regime die Krainer Domherren und Dechanten freies Spiel, und stellten diese sich, die Ersteren allerdings nicht ausnahmslos, an die Spitze der nationalen Agitation, welche, während sie selbstmörderische und hochverrätherische Politik treibt, die Kirche bei Seite schiebt. Bischof Widmer, seinem Aeußeren nach eine schmächtige, blasse Erscheinung mit tiefblickenden schwarzen Augen, welche bis in die Seele drangen, war eine jener Erscheinungen, welche es lieben, sich von dem sinnverwirrenden Treiben der Welt in die Studirstube zurückzuziehen und sich in die Geheimnisse der Wissenschaft zu vertiefen, welche ihm jenen Frieden gewährten, den er außen vergebens suchte. Die Wahl zum Bischof in einem Lande, wo der niedere Clerus gegen seinen Kirchenfürsten Front macht, wenn dieser nicht [281] mit ihm in die Allarmtrompete bläst, war keine glückliche; in einem solchen Lande ist ein Kirchenfürst nöthig, der seinen Geistlichen mit Energie die erste Regel des Priesterstandes beibringt, daß dessen Amt im Dienste Gottes und der Kirche und nicht agitatorischen Treibens und der Racenhetze, im Dienste der Menschenliebe und Milde und nicht des Hasses und der Verfolgung bestehe.
Widmer, Bartholomäus (Fürstbischof von Laibach (geb. in Krainburg am 11. August 1802, gest. daselbst am 17. Mai 1883). Ein Sohn schlichter Bürgersleute von Krainburg, besuchte er die Volksschule daselbst, bezog in Laibach sodann das Gymnasium, nach dessen Beendigung die philosophische Studienanstalt und 1824 das k. k. Lyceum, auf welchem er sich dem Studium der Theologie widmete. Er beschloß dasselbe 1828 mit Auszeichnung, nachdem er schon am 12. August 1827 als Hörer des dritten theologischen Jahrcurses die Priesterweihe empfangen hatte. Nach dem Austritte aus dem Clericalseminar erhielt er die erste Anstellung in der Seelsorge als Cooperator in Sanct Ruprecht, wo er nicht ganz ein volles Jahr als solcher wirkte. Mit Beginn des Schuljahres 1829/30 wurde er in das höhere Priester-Bildungsinstitut zum h. Augustin in Wien abgeschickt, um sich auf die Erlangung der theologischen Doctorwürde vorzubereiten. Hierin sah er sich durch das Auftreten der Cholera in Wien 1831 unterbrochen, welches zur Folge hatte, daß dieses Institut sich auf einige Monate auflöste und bei dieser Gelegenheit auch Widmer in seine Diöcese nach Laibach heimkehrte. Im Clericalseminar daselbst zum theologischen Studienadjuncten ernannt, besorgte er als solcher die cursorische Bibellecture. Nach dem Aufhören der Cholera, im Herbste 1831, wurde er an das höhere Bildungsinstitut in Wien zurückberufen, im September 1832 aber wieder nach Laibach beordert, um die Supplirung der vacant gewordenen Lehrkanzel des Bibelstudiums A. B. und der orientalischen Sprachen zu übernehmen. Während dieser Zeit unterzog er sich der Concursprüfung aus diesen Fächern. Im April 1837 folgte er dem Rufe als k. k. Hofcaplan und als Studiendirector am höheren- Laibacher Zeitung, 1860, Nr. 155, im Feuilleton. – Dieselbe vom 18. Mai 1885, Nr. 112 und vom 22. Mai 1885, Nr. 115. – Tiroler Stimmen (Innsbrucker katholisches Parteiblatt) 27. März 1863, Nr. 69; „Die Religionsfrage und der Fürstbischof Bartholomäus Widmer in Laibach“. – Neue Freie Presse (Wiener politisches Blatt) 1867, Nr. 875: „Laibach 3. Februar. Die Wahlen und der Bischof“; 1869, Nr. 1899: „Laibach 7. December. Der Fürstbischof und die Schulgesetze“; 1872, Nr. 2928: „Wien, 17. October. Die Resignation des Laibacher Fürstbischofs“; 1883, Nr. 6724 im Abendblatt. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 7. Juli 1872, Nr. 188: „Laibach 2. Juli“.