BLKÖ:Wolf, Johannes, recte Payer

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wolf, Johann
Band: 57 (1889), ab Seite: 292. (Quelle)
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Wolf, Johannes, recte Payer (Maler, geb. zu Haselbach bei Gurkfeld in Unterkrain 26. December 1825, gest. in Laibach 13. December 1884). Er ist der uneheliche Sohn der Gertrud Payer in Haselbach. Sein Vater hieß Wolf, hat aber mit der Payer – wie es aus dem Taufbuche der Pfarre Haselbach erhellt – niemals einen Ehebund geschlossen. Doch nahm Johannes, dem Brauche, daß sich uneheliche Kinder nach der Mutter zu nennen haben, entgegen den Namen des Vaters an, wodurch die Angabe „Johannes Wolf, recte Payer“ verständlich wird. Johannes besuchte zu Neustadtl (Rudolfswerth) in Unterkrain das Gymnasium, das er jedoch, als er in der dritten Grammaticalclasse sich befand, plötzlich verließ, indem er sich planlos, mitunter auch unter den in Unterkrain häufig vorkommenden Zigeunerbanden herumtrieb. Er zeigte in früher Jugend großes Talent für die Malerei, und als er noch das Gymnasium besuchte, unterrichtete ihn in dieser Kunst ein Franciscanermönch. Noch ein Jüngling, malte er bereits den Plafond der zur Pfarre Haselbach gehörigen Filialkirche St. Anna; und die gelungenen Bilder haben sich bis zum heutigen Tage erhalten. Im Jahre 1845 trat der damals zwanzigjährige Wolf in das krainische Infanterie-Regiment Hohenlohe Nr. 17, heute Freiherr von Kuhn, in welchem er 1849 Lieutenant minderer Gebühr wurde, am 8. August 1854 zum Oberlieutenant vorrückte, dann aber diese Stelle ohne Beibehalt des Officiersranges am 31. October desselben Jahres quittirte. Noch während er kaiserlicher Officier war, besuchte er die Akademie in Venedig, wo ein Theil seines Regimentes stationirte. Später aber, als er bereits aus den Reihen der Armee getreten, setzte er unter großen Entbehrungen, oft für das tägliche Brot kämpfend, um sich zum Künstler zu bilden, der er immer sein und als welcher er auch gelten wollte, und der er auch wirklich war, diesen Besuch fort. In Venedig befreundete er sich mit dem damals in der Lagunenstadt lebenden Meister Anselm Feuerbach, welcher unserem Künstler bis zu seinem zu früh erfolgten Tode (1880) ein treuer Freund geblieben ist. Feuerbach schätzte das Kunsttalent Wolf’s sehr hoch, was aus dem Umstande ersichtlich ist, daß, als er im Auftrage des k. k. Unterrichtsministeriums die große Aula in der Wiener Kunstakademie al fresco malen sollte, er seinen Freund Wolf einlud, nach Wien zu übersiedeln und mit ihm gemeinschaftlich die Fresken auszuführen. Feuerbach’s Tod aber vereitelte diesen Plan, mit dessen Ausführung Wolf’s großes Talent zur verdienten Geltung gelangt wäre, wozu es bei den veränderten Verhältnissen leider nicht kam. Im Jahre 1858 war Wolf nach Laibach übersiedelt und hatte daselbst eine Malerschule gegründet, aus der mehrere treffliche Künstler hervorgegangen sind, so Johann Subić, jetzt Professor in Kaiserslautern, [293] Georg Subić, zur Zeit Maler in Paris, dessen Arbeiten im Landesmuseum Rudolfinum aufbewahrt werden. Aber auch nach anderer Seite entfaltete er eine ebenso nachhaltige als verdienstvolle Thätigkeit, da er den in Krain völlig verwahrlosten Kunstsinn zu heben suchte und wirklich mit Aufopferung darauf hinarbeitete. Wenn zur Zeit in den Kirchen Krains ein besseres künstlerisches Streben sich bemerkbar macht, so ist dies vornehmlich und in erster Linie Wolf’s Verdienst, denn was bis dahin in den Kirchen dieses Landes an Bildern zu sehen war und zum Theile noch zu sehen ist, entzieht sich seiner Geschmacklosigkeit und erbärmlichen Technik wegen jeder Beschreibung. Wolf’s nächste Bemühungen gingen vor Allem dahin – und dies war der einzige Weg, der zu einem guten Ziele führen konnte – die Bevölkerung Krains, vor Allem aber den in solchen Dingen doch den Ausschlag gebenden Clerus mit den Meisterwerken eines Schnorr von Carolsfeld, Führich, Steinle, Overbeck, Ary Scheffer und Anderer bekannt zu machen und so den Geschmack für kirchliche Malerei zu bilden, was ihm auch im großen Ganzen gelungen ist. Die Zahl seiner Arbeiten, die meist in Kirchen der Kronländer Krain und Steiermark sich befinden und theils in Oel, theils al fresco ausgeführt sind, ist eine nicht unbedeutende: zu seinen besten Werken gehören das Presbyterium und die Sonnenuhr in der Stadt Pfarrkirche St. Jacob zu Laibach, die Fresken Johannes der Täufer und das Opfer des Zacharias an der Außenseite der Domkirche daselbst; der Tod des h. Franciscus in der Franciscuscapelle der Franciscanerkirche ebenda; die Presbyterien in Wippach und Reifnitz. Im Uebrigen müssen Wolf’s Gemälde von einem ganz besonderen Gesichtspunkte aus betrachtet werden. Obgleich er ein genialer Künstler war, so ist er doch weniger ein selbständig schaffender, als vielmehr ein nach Vorbildern malender, dieselben mit einer gewissen Freiheit, aber immer wenngleich genial copirender Künstler. Nachdem er sich durch seine Studien in Venedig, wo es ihm an großen Vorbildern nicht fehlte, herangebildet, sich auch eine nicht gewöhnliche Technik angeeignet, gebrach es ihm nur an Gelegenheit, sein Talent zu verwerthen, denn sein Vaterland Krain vermochte aus Wolf’s Originalität wenig Nutzen zu ziehen, da es ja in seinen Kirchen nur solcher Bilder bedurfte, welche die im Ganzen nicht zu wohlhabenden Gemeinden bezahlen konnten. Um also Geld zu verdienen, malte er viel, ohne gerade seine Phantasie besonders anzustrengen, daher meist noch Studien, die er während seines Aufenthaltes in Venedig von Bildern in den dortigen Kirchen abgenommen hatte. Es war ja für Krain schon viel damit gewonnen, daß ein Künstler wie Wolf im Lande malte, da es ja eine alte Thatsache ist, daß, bei dem völlig mangelnden Kunstsinne in diesem Lande, dasselbe einen gewöhnlichen Farbenkleckser besser zahlt als einen tüchtigen Meister; Wolf daher, um Verdienst zu erlangen, schnell und viel malen mußte, wobei er also bei guten Originalen seine Anleihen machte. Drückend war überdieß auch für den Künstler seine mit einem Mädchen aus der untersten Volksclasse geschlossene Ehe. Wolf übte auch auf die Schwesterkunst, die Bildhauerei, einen läuternden Einfluß in Krain. So hat z. B. Ignaz Toman, Steinmetzmeister in Laibach, einen herrlichen Altar für St. Ruprecht in Unterkrain aufgestellt; auf dieses im [294] gothischen Styl ausgeführte Werk hatte Wolf wesentlichen Einfluß, indem er nicht nur die Pläne zum ganzen Werke entwarf, sondern auch die Ausführung desselben überwachte. Wolf stand eben mit der Baugesellschaft in Laibach in Unterhandlung, um im Vestibule des Rudolfinums die Fresken zu malen, und hatte bereits die Skizzen dazu vorgelegt, als ihn im Alter von 59 Jahren der Tod plötzlich dahinraffte.