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BLKÖ:Zimmermann, Joseph Andreas

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zimmermann, J. A.
Band: 60 (1891), ab Seite: 126. (Quelle)
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Zimmermann, Joseph Andreas (Präsident des evangelischen Oberkirchenrathes, geb. zu Schäßburg 1810). Nachdem er die Vorbereitungsstudien in Maros-Vásárhely, wo er auch die Schätze der Graf Teleki’schen Bibliothek fleißig durchforschte, beendet hatte, widmete er sich der rechtswissenschaftlichen Laufbahn und trat im März 1832 bei dem siebenbürgischen Gubernium in den Staatsdienst. 1839 wurde er Professor des vaterländischen Rechtes am Hermannstädter Gymnasium, 1844 Professor an der neugegründeten sächsischen Rechtsakademie, in welcher Stellung er 1848 und 1849 an dem verfassungsmäßigen Verhalten seines Volkes in erfolgreichster Weise thätig war. Im Mai 1848 von der Nations-Universität in die Deputation gewählt, welche dem Kaiser im Namen der ganzen Nation huldigen sollte, ward er Anfang Mai 1850 Mitglied der sächsischen Nations-Universität selbst, welche die zum weiteren organischen Anschluß an die Gesammtmonarchie erforderlichen und den zukünftigen Verhältnissen des Sachsenlandes entsprechenden Einrichtungen zu beantragen hatte. Im nämlichen Jahre ins Ministerium für Cultus und Unterricht berufen, wo er zunächst die Organisationsarbeiten in diesem Zweige für Siebenbürgen zugewiesen erhielt, wurde er am 9. April 1852 zum Ministerialsecretär, mit allerhöchstem [127] Cabinetschreiben ddo. 20. November 1858 zum Ministerialrath ernannt und am 1. September 1859 mit der Leitung des evangelischen Consistoriums in Wien betraut. Ende Juli 1867 erfolgte – nachdem er schon seit Juni 1861 Vorsitzender gewesen – seine Ernennung zum Präsidenten des Oberkirchenrathes der Evangelischen beider Bekenntnisse mit dem Range eines Sectionschefs. Am 15. November 1874 trat er mit vollem Activitätsgehalt in den Ruhestand, für seine Verdienste mit dem Comthurkreuze des Franz Joseph-Ordens mit dem Sterne ausgezeichnet. Während seiner Dienstzeit war er Abgeordneter beim Landtage zu Klausenburg 1846/47, in Pesth 1848, dann Mitglied der Nations-Universität von 1863/65, des Hermannstädter Landtages und Reichsrathsabgeordneter in Wien, zuletzt 1866/67 Deputirter des Landtages in Pesth. Friedenfels schildert ihn als „einen Mann in seinen Arbeiten tief gründlich, in seinen Entschlüssen von nicht gewöhnlicher (oft mit Unrecht übel vermerkter) Bedächtigkeit und Umsicht, stets für seine Arbeiten aus den Quellen der Literatur, namentlich der Deutschen schöpfend, im fortwährenden Contact mit den Strebungen deutscher Bildung im Mutterlande, durch zahlreiche aus seinen häufigen Reisen in Deutschland herrührende Verbindungen mit Gelehrten und Staatsmännern sich einen klaren von den engherzigen Formen des eigentlichen Bureaukraten freien Blick erhaltend. Als Lehrer erzielte er mit Beseitigung aller Kleinigkeitskrämerei bei seinen Schülern erhebende Erfolge, als Beamter war er gewissenhaft und als Mitglied der Vertretungskörper freimüthig, unabhängig, ein treuer Unterthan seines rechtmäßigen Herrn, ein unerschütterlich anhänglicher Sohn seines Volkes, ein selbstbewußter aufgeklärter Protestant. Im Jahre 1885 war er noch am Leben.

Friedenfels (Eugen von). Joseph Bedeus von Scharberg. Beiträge zur Zeitgeschichte Siebenbürgens im neunzehnten Jahrhunderte (Wien 1877, Braumüller) Bd. I, S. 91, Bd. II, S. 41, 154, 287, 443.