Zum Inhalt springen

BLKÖ:Branicki, Graf von Branice, Ruczcza und Tykocin, Johann Kasimir

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Brandt, Magdalena
Band: 2 (1857), ab Seite: 115. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Jan Klemens Branicki in der Wikipedia
Jan Klemens Branicki in Wikidata
GND-Eintrag: 119176076, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Branicki, Graf von Branice, Ruczcza und Tykocin, Johann Kasimir|2|115|}}

Branicki, Graf von Branice, Ruczcza und Tykocin, Johann Kasimir (Castellan von Krakau, Krongroßfeldherr und Ritter des goldenen Vließes [von Spanien], geb. 1688, gest. 9. Oct. 1771). Wurde in seiner Jugend in Frankreich erzogen und diente daselbst unter den Musketieren. Als er 1715 in sein Vaterland zurückkehrte, trat er an die Spitze der gegen König August II. gebildeten Conföderation, welche den König zur Rücksendung der sächsischen Truppen zwingen wollte, da letztere den bei der Thronbesteigung eingegangenen Verpflichtungen entgegen im Lande campirten. Der Landtag [116] von 1717, der stumme genannt, weil er nur einige Stunden dauerte und geräuschlos auseinander ging, machte allen Streitigkeiten ein Ende und die sächsischen Truppen verließen das Land. Um jene Zeit begann der Einfluß Rußlands auf Polen wirksam zu werden, und dieser Einfluß eben war es, den B. sein ganzes Leben hindurch bekämpfte. Zum Großkronfeldherrn und ersten Senator des Reiches ernannt, wachte er sorgfältig über die Freiheiten der Nation. Diese konnte unter einer Regierung wie die damalige nicht gedeihen. B. bildete, um das Volk aus der Lethargie, in der es steckte, zu wecken, die Conföderation von Grodno, aber der bereits gesunkene Adel nahm geringen Antheil daran. Gegen das Ende der Regierung Augusts III. suchten mehrere der angesehensten Familien des Landes Reformen im System herbeizuführen. Die Czartoryski’s wollten eine starke constitutionelle Monarchie; Branicki und die Radziwill erklärten sich für Häupter der republikanischen Partei. Erstere stellten sich unter russischen, letztere unter französischen Schutz, sich mit dem Gesandten Frankreichs, dem Herzog von Broglie verbindend. Als August III. starb, rief die republikanische Partei den Krongroßfeldherrn B. zum Nachfolger aus. Aber der Einmarsch russischer Truppen gab der andern Partei das Uebergewicht. B., von den Gegnern des Hochverrathes angeklagt, wurde auf dem Landtage von 1764 schuldig erklärt, aller seiner Würden beraubt und aus dem Reiche für immer verbannt. Er wollte mit den Waffen diesem Spruche Widerstand leisten, aber Frankreich verließ ihn, seine Partei unterstützte ihn schwach, die Russen verfolgten ihn, und so war er genöthigt, sich nach Ungarn in die Zips zu flüchten. Als Poniatowski den polnischen Königsthron bestieg, kehrte B. 1765 in sein Vaterland zurück (denn seine Gattin war eine Schwester Poniatowski’s) und erwartete in Bialystock die Aufhebung seiner Verbannung. Der Hof von Frankreich trat vermittelnd bei, und jener Spaniens schickte dem Kronfeldherrn den Orden des goldenen Vließes. Schon hoch in Jahren lebte B. auf seinem auf das kostbarste verschönten Schlosse zu Bialystock. Des Königs Stanislaus Sympathien für Rußland und andere Eingriffe in die Verfassung des Reiches machten den Adel übel gesinnt, und B., zu alt, um selbst am Kampfe Theil zu nehmen, lieh den Conföderirten die Popularität seines Namens, seine Rathschläge und seine Reichthümer. Da überraschte ihn der Tod; dieser und der Sturz des Ministeriums Choiseul in Frankreich schwächten die Partei der Conföderirten und die erste Theilung Polens konnte eine Thatsache werden. B. ist in Krakau bestattet, wo sich in der Kirche der heiligen Apostel Peter und Paul die Familiengruft befindet. Mit ihm starb die eine Linie des alten Grafenhauses aus.

Rulhiere, Historie de l’Anarchie de Pologne (Paris 1807, 4 Bde., 8°.). – Encyclopédie des gens du monde [dieses nennt ihn irrig „Johann Clemens“ und setzt den 9. Oct. 1771 als dessen Todesdatum an]. – Lętowski (Ludwik), Katalog biskupów, prałatów[WS 1] i kanoników krakowskich (Krakau 1852, Jagiellonische Univers.) II. Bd. S. 81 [setzt das Jahr 1773 als dessen Todesjahr an]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) III. Bd. S. 214.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: prelatów.