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BLKÖ:Dessewffy von Czernek und Tárkö, Emil Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 3 (1858), ab Seite: 260. (Quelle)
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Dessewffy von Czernek und Tárkö, Emil Graf (Präsident der ungar. Akademie der Wissenschaften, geb. nach Danielik zu Eperies im Sároser Comitat 24. Febr. 1812).[BN 1] Bruder des Vorigen, Sohn des Folgenden. Erhielt zu Kaschau, wohin seine Eltern übersiedelt waren, eine gründliche Erziehung. Insbesondere trieb er lateinische Sprache und Literatur. Er las die alten Classiker im Original, widmete sich dann dem Studium der Philosophie und Geschichte und zuletzt mit ausschließlicher Vorliebe jenem der Staatswissenschaft. Ein staunenswerthes Gedächtniß im Behalten und Combiniren von Zahlen kommt ihm noch jetzt sehr zu Statten. Nach beendeten Studien unternahm er Reisen u. z. in wissenschaftlichem Interesse. Sonst hielt er sich vorzugsweise zu Sz. Mihály, einer Besitzung seiner Eltern im Szabolcser Comitate auf, besuchte zu gleicher Zeit sehr fleißig die Comitatssitzungen in Nagy-Kálló und erhielt 1830 durch den Obergespann Graf Joseph Teleky den Titel eines Unternotars des Comitates; später nahm er bei verschiedenen Comitatsgeschäften und Deputationen thätigen Antheil. Seine erste Schrift, mit welcher er in die Oeffentlichkeit trat, arbeitete er zugleich mit seinen Brüdern Aurel und Marzell, es ist die Vertheidigungsschrift: „Nehány szó az olvasó közönséghez a Hitel, Taglalat és Világ ügyében“, d. i. Einige Worte an das Lesepublicum in einer Angelegenheit der Glaubwürdigkeit, der Beurtheilung und des Lichtes, worin alle drei Brüder den Vater und dessen Ansichten gegenüber den Angriffen seiner Gegner vertheidigen. Vor 1848 hat D. zahlreiche Artikel und politische Abhandlungen von entschieden conservativer Richtung veröffentlicht, wodurch er sich die Opposition zur erbitterten [261] Gegnerin machte. Anfänglich sollte er in den geistlichen Stand treten, später jedoch übernahm er die Verwaltung der Familiengüter. Als publizistischer Schriftsteller entfaltete D. eine einflußreiche Thätigkeit, es erschienen von ihm: „Alföldi levelek“, d. i. Briefe aus dem Unterland (Pesth 1842), welche zuerst 1839–1840 in der Zeitschrift „Század“, d. i. Das Jahrhundert, veröffentlicht wurden; ferner: „Parlagi eszmék“, d. i. Parlagers Ideen (Pesth 1843); – „A magyar vám, kereskedési ügy és annak végeligazítási módjaról“, d. i. Ungarische Mauth-Handelsangelegenheit und die Art der endlichen Regelung derselben; – „Fizessünk, a mennyit becsülettel elbirunk magunknak magunkért“, d. i. Zahlen wir, so viel wir mit Ehren zahlen können. In neuester Zeit: „Ueber die schwebenden österreichischen Finanzfragen“ (Pesth, Wien u. Leipzig 1856, Hartleben, gr. 8°.). Auch enthielt der „Budapesti Hirlap“, d. i. Pesth-Ofner Anzeiger im J. 1844, in welchem er dessen Redaction besorgte, viele Leitartikel aus des Grafen Feder, worin die politischen und volkswirthschaftlichen Fragen mit Gründlichkeit und Tact behandelt sind. Eigenschaften, welche er auch in seinen Landtagsreden beurkundet, aus denen immer der wahre Vaterlandsfreund und der treue Anhänger seines Fürsten hervorleuchtet. Während der Catastrophe der J. 1848 und 49 zog sich der Graf ganz in’s Privatleben zurück und beschäftigte sich mit der Verwaltung seiner Güter. Die glänzendste Anerkennungen seines verdienstlichen Wirkens wurde ihm in der durch Stimmenmehrheit am 17. April 1856 vollzogenen Wahl zum Präsidenten der ungarischen Akademie, welche im Juni dess. Jahres auch Allerhöchsten Ortes bestätigt wurde und in welcher Stellung er als Nachfolger des Grafen Joseph Teleki von Szék, einen ebenso großen als nützlichen Einfluß üben kann. Der Graf Emil ist (nach dem gothaischen geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser, seit 18. Juni 1838) mit Pauline gebornen Freiin von Wenkheim vermält.Marcell Graf (geb. 24. März 1813). Bruder des Vorigen. Von dessen Theilnahme an der Vertheidigungsschrift seines Vaters Joseph ist bereits in den Biographien seiner Brüder Emil und Aurel Erwähnung geschehen. Selbständig gab er heraus: „Der politisch-sociale Radikalismus der Neuzeit. In seinen Doctrinen kritisch beleuchtet“ (Wien 1851, Leo, 8°.).

Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 372. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungar. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreib. Von Jakob Ferenczy und Jos. Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich) S. 103 [nach diesem geb. am 21. Febr. 1812, vermält seit dem 1. Mai 1836]. – Lloyd (Wiener Blatt, Fol.) 1850, Nr. 72, 74, 80: „Sendschreiben des Grafen Emil Dessewffy an den „Lloyd“ über die ungarische Bewegung.“ – [Kneschke, Ernst Heinr. Prof. Dr.) Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1854, Weigel, gr. 8°.) III. Bd. S. 82 [läßt den Grafen Emil am 17. August 1814 geb. und am 18. Juni 1838 mit der Freiin von Wenkheim vermält sein].

Berichtigungen und Nachträge

  1. Dessewffy von Czernek und Tárkő, Emil Graf [Bd. III, S. 260], gest. zu Pesth 9. Jänner 1866.
    Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 1866, Nr. 1180. – Ueber Land und Meer (Stuttgart, Hallberger), 15. Band (1866), Nr. 19: „Graf Emil Dessewffy“ [daselbst S. 293 sein Bildniß]. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien 4°.) 1866, Nr. 9; 1867, Nr. 29. – Komers, Jahrbuch der österreichischen Landwirthe (8°.) 1867, S. 353. – Wiener Zeitung 1866, Nr. 10, S. 111. – Wiener Abendpost (Abendbl. der Wiener Zeitung) 1867, Nr. 25. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 11. – Presse 1866, Nr. 9 u. 11. – Neue freie Presse 1865, Nr. 278; 1866, Nr. 490, 493, 496, 505 u. 522 [Biographie, Bestattung, Testament u. dgl. m.] [Band 24, S. 387]