BLKÖ:Helmreichen von Brunnfeld, Virgil

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Helmeczy, Stephan
Band: 8 (1862), ab Seite: 294. (Quelle)
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Helmreichen von Brunnfeld, Virgil (Geolog, geb. zu Salzburg im Jahre 1804, gest. zu Rio Janeiro 6. Jänner 1852). Besuchte das Gymnasium in Salzburg, die philosophischen Jahrgänge daselbst und in Linz. 1824 bezog er die Bergakademie in Schemnitz, erhielt 1826 ein kais. Handstipendium und wurde im nämlichen Jahre als k. k. Bergwerksprakticant beeidet. 1828, nach beendeten Bergcollegien, unternahm er auf Staatskosten eine Reise durch die ungarischen Bergdistricte, das Salzkammergut und Salzburg. 1829 wurde er dem damaligen k. k. Bergamte zu Zell am See, 1830 [295] dem k. k. Berg- und Hüttenamte zu Mühlbach als prov. Controlor zugetheilt; 1835 der Commission zur Regelung der salzburgischen Berg- und Hüttenwerke unter Bergrath Alberti zugewiesen. 1836 von dem damaligen Generaldirector und Bevollmächtigten der englisch-brasilianischen Minas Geraes-Bergwerkgesellschaft, K. Hocheder, als Bergingenieur aufgenommen, begab er sich mit demselben – jedoch mit dem Vorbehalte seiner Stelle als k. k. österreichischer Montanbeamter – im Mai 1836 über London nach Rio Janeiro, von da nach seinem Bestimmungsorte Morro das Almas in der Provinz Minas Geraes, wo er im September 1836 anlangte. Daselbst arbeitete H. bis 1839 und entwarf einen Betriebsplan über den zur Zeit ergiebigsten Goldbergbau zu Morro Veltro und zu Gongo Socco. An letzterem Orte trat er in die Dienste der dasigen kais. brasil. Bergwerksassociation über und verblieb bis 1841 daselbst. Er nahm nun eine Untersuchung des bereits aufgelassenen Goldbergbaues zu Candonga an der Grenze des Diamantendistrictes vor und entwarf einen neuen Betriebsplan für denselben; auch unternahm er während dieser Zeit geologische Ausflüge nach Minas Novas, Arassui, San Francisco, Aboite u. A. und besuchte die Serra do Grao Mogor, die Lagerstätte der Diamanten im Muttergestein. Als H. im Jahre 1842 nach Rio Janeiro zurückkehrte, sprach er sein Vorhaben aus, Südamerika von Ost nach West zu durchschneiden und einen geologischen Durchschnitt in dieser Richtung zu verfassen. Unter Einem wollte er möglichst viele astronomische Orts- und barometrische Höhenbestimmungen vornehmen, magnetische Beobachtungen machen und naturhistorische Gegenstände sammeln. Hocheder that Schritte zur Erlangung einer Staatsbeihilfe für dieses Unternehmen, welches von Ritter von Schreibers und Wilh. Haidinger [Bd. VII, S. 208] in Wien befürwortet, von Baron Kübek begünstigt wurde. Eine Allerh. Entschließung vom 4. April 1843 bewilligte zu diesem Zwecke eine Summe von 6000 fl. Die Anschaffung von Büchern, Instrumenten, und die übrigen Zurüstungen zur Reise verzögerten den Antritt derselben bis 1846; in der Zwischenzeit beschäftigte sich H. zu Candonga und Morro Veltro unter Beihilfe des französischen Astronomen Soulier mit astronomischen Beobachtungen. Am 26. Mai 1846 trat H. in Begleitung von Dr. Müller aus Mecklenburg mit zwei schwarzen Dienern, einem Maulthiertreiber und sieben bis acht Maulthieren eine Reise an, wozu Frankreich drei Jahre früher eine ganze Expedition – unter Castelnau’s Leitung – ausgerüstet und mit seinem ganzen Einflusse unterstützt hatte. Unsäglich waren die Beschwerden dieser Reise durch meist unwirthbare Gegenden. H. hatte von Rio über San Joao del Rey durch den Diamantendistrict Goyaz und die Wüstensteppe (Sertao) Cujaba glücklich erreicht und war daselbst bis 15. August 1847 verblieben. Von der kais. brasilianischen Regierung, der österreichischen Gesandtschaft und dem päpstlichen Internuntius in Rio unterstützt, erlangte H. von dem Präsidenten von Paraguay, Lopez, die Erlaubniß zum Eintritte in seinen Staat. Nunmehr allein – denn Dr. Müller hatte in Cujaba seinen bleibenden Aufenthalt genommen – begab er sich nach der Hauptstadt Assumcion[WS 1] und erhielt die Erlaubniß, auf Kosten der Regierung mehrere Theile des Landes zu bereisen. Im Februar 1848 verließ H. Assumcion, [296] begab sich zu Lande nach Concepcion, von wo er zu Wasser nach Cujaba sich begeben wollte, aber erkrankte und nach Assumcion zurückkehren mußte. Bis Ende 1850 verblieb er daselbst. Dann seine Rückreise nach Brasilien antretend, durchkreuzte er die Grassteppen der Mission von Corrientes, passirte den Uruguay, erreichte am 8. December 1850 das brasilianische Gebiet, machte in Porto Allegre Halt, um sich von den Strapazen seiner Reise zu erholen, besuchte von hier aus noch die blühende deutsche Colonie San Leopoldo und langte am 15. März 1851 in Rio Janeiro an. Dort machte er Vorbereitungen zur Rückkehr in die Heimat, als ihn Mitte December die natürlichen Blättern auf’s Krankenlager warfen. Schon war nach regelmäßigem Verlaufe des Uebels eine Besserung eingetreten, als sich plötzlich eine Entkräftung einstellte, welche schon nach wenigen Tagen sein Leben – in einem Alter von 46 Jahren – endete. Die Zahl der wissenschaftlichen Arbeiten H.’s ist zwar nicht groß – auf seinen Reisen hatte er nicht eben Zeit viel zu schreiben – aber es sind, wie sein Nachlaß, sehr schätzbare Beiträge zur Kenntniß der von ihm bereisten Länder. Außerdem hat er sich um sein Vaterland auch als Sammler nicht geringe Verdienste erworben. Gedruckt sind von ihm erschienen eine „Denkschrift über das Vorkommen der Diamanten und deren Gewinnung in der Serra da Grao Mogor“ (Wien 1846); ferner seine in Rio Janeiro angestellten magnetischen Beobachtungen, welche in den „Philosophical Transactions“ abgedruckt sind. Seinen Nachlaß übergab Director Partsch in der Sitzung der mathem. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien vom 22. April 1852 der kais. Akademie in Aufbewahrung; derselbe enthält: Eine topographische Karte (Plonta geral) der Capitanie von Minas Geraes (Kupferst.) mit Einzeichnung der Fiebergegenden und der Richtung eines geognostischen Durchschnittes; – einen geognostischen Durchschnitt von Rio de Janeiro bis zum Commercio am Rio S. Antonio im Sertao des Rio S. Francisco; – eine Tabelle über die Ausbeute von Waschgold und Diamanten in Brasilien; – 15 Tabellen über Temperaturverhältnisse und Barometerstände in Brasilien – und einen geognostischen Durchschnitt in 3 Blättern zu einer Sendung von Gebirgsarten (400–500 Stücke), die sich sammt dem Cataloge im Jahre 1852 im k. k. Mineraliencabinete befanden. Bergrath Haidinger gedenkt auch einer Karte des Rio Vermejo, welche er unter H.’s Manuscripten gesehen haben will, und vermuthet, daß H. ihre Herausgabe in England durch persönliche Vermittlung des damaligen kön. großbritannischen Gesandten in Rio Janeiro, Herrn James Hudson, veranstaltet habe. [Vergleiche über diese wichtige Arbeit S. 484 des VIII. Bds. der Sitzungsberichte mathematisch-naturwissenschaftlicher Classe, in Helmreichen’s Lebensskizze.] Die von Dr. Adolph Schmidl herausgegebenen „Oesterreichischen Blätter“ bringen in ihrem IV. Jahrgange (1847, Nr. 36 und 37) einige Mittheilungen von Helmreichen über seine wissenschaftliche Reise. Die Sendungen, welche H. während seines Aufenthaltes in Südamerika nach seinem Vaterlande bewerkstelligte, sind u. A.: eine Sammlung von 29 Nummern Diamanten, Euklase, Topase, Andalusite und gediegenes Gold. meist in ausgezeichneten Krystallen; von 119 geognostischen Stücken, welche von den schon oben angeführten Durchschnittskarten und Temperatur- und Barometer-Beobachtungstabellen [297] begleitet waren; eine geognostische Suite von 1059 Nummern aus Minas Geraes, gesammelt auf einer Reise von Rio Janeiro nach Candonga, sammt geognostischem Durchschnitte, und sechs Kisten mit Thieren aller Classen. Was Helmreichen den Menschen betrifft, so genüge zu seiner Charakterisirung eine Stelle aus der Lebensskizze Sonnleithner’s, k. k. Geschäftsträgers in Rio Janeiro, welche lautet: „Nach 15jährigem Aufenthalte in Brasilien hinterläßt Helmreichen auch hier viele Freunde – und nicht Einen Feind.“

Sitzungsberichte der mathem. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften (in Wien), Bd. IV, S. 412; Bd. V, S. 394 [über seine Schicksale]; Bd. VI, S. 113, 393 [über seine Reise in Südamerika]; Bd. VII, S. 406; Bd. VIII, S. 442 [Todesanzeige], S. 474, 489 [Lebensabriß von Sonnleithner], S. 495 [über seinen Nachlaß]. – Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann des österreichischen Kaiserstaates für das Jahr 1854. Herausgegeben von J. B. K. Kraus (Wien, 8°.) S. 164: „Biographische Skizze von Franz Foetterle“. – Sonnleithner (Hippolyt v.)[WS 2], Skizze über den österreichischen Reisenden V. v. Helmreichen (Wien 1852, 8°.). –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Asunción (Wikipedia).
  2. Vorlage: Sonnleithner (Heinrich v.).