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BLKÖ:Kamieński, Mathias

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kamieński, Anton
Band: 10 (1863), ab Seite: 415. (Quelle)
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Kamieński, Mathias (Tondichter, geb. zu Oedenburg in Ungarn 13. October 1734, gest. zu Warschau 25. Jänner 1821). Von slovakischen Eltern, zeigte er früh ein großes Talent für die Musik und da Graf Henkel, der große Besitzungen in seinem Geburtsorte besaß, eine Capelle unterhielt, fand er bald Gelegenheit, sein Talent auszubilden. Später kam er nach Wien, wo er sich weiter in seiner Kunst vervollkommnete. Längere Zeit befaßte er sich nur mit dem Unterrichtertheilen im Pianospiel, und da er sich als Lehrer einen guten Ruf begründet hatte, erhielt er einen Antrag nach Warschau, den er auch annahm. Dort lebte er auch einzig seinem Berufe. Als aber im Jahre 1776 der König gleich den Deutschen, Italienern, Franzosen, die eine nationale Oper besaßen, auch eine polnische Oper zu haben wünschte, und von dem Abbé Bohomolec verlangte, er mochte eine solche schreiben, dichtete dieser den Text zu der Oper „Nędza uszczęśliwiona“, d. i. Das beglückte Unglück, und K. schrieb aus eigenem Antriebe die Musik dazu. Die Operette kam nun auch 1778 zur Aufführung und gefiel sehr; es ist also dieß die erste polnische Oper und Kamieński demzufolge der Vater dieser Kunstrichtung in Polen. Später schrieb er noch mehrere andere Opern, u. z. „Zoska“ oder „wiejskie zaloty“, d. i. Leiden auf dem Lande (1779); – „Prostota szczęśliva“, d. i. Die glückliche Einfalt; –„Balik gospodarski“, Der ländliche Ball; – „Slowik“, d. i. Die Nachtigall – und „Tradycya załatwiona“, d. i. die erleichterte Ueberlieferung; auch zu zwei deutschen Opern componirte er die Musik, u. z. zu „Sultan Wampun“, anläßlich welcher man aus K.’s eigenen Aufzeichnungen erfährt, daß unter dem Sultan Wampun der König von Preußen karikirt war; die zweite deutsche Oper K.’s heißt aber: „Anton und Antoinette“. Noch schrieb K. mehrere Messen, Offertorien, Polonaisen und zur Einweihungsfeier der Reiterstatue des Königs Johann III. Sobieski im Jahre 1792 eine Cantate, die öfters aufgeführt wurde und wofür ihn und seinen Sohn, der das Titelblatt des Widmungsexemplars geschrieben, der König Stanislaus August fürstlich belohnte. Kamieński, der in Warschau seine zweite [416] Heimat gefunden und sich dort auch verheirathet hatte, erreichte das hohe Alter von 87 Jahren und liegt daselbst auf dem Powązkowski’schen Friedhofe bestattet, wo ihm seine überlebende Gattin einen Denkstein hatte setzen lassen. Die Compositionen K.’s sind einfach, lieblich und sehr melodiös. Sie waren zu seiner Zeit sehr beliebt, und seine Polonaisen zählten zu den Lieblingscompositionen der polnischen Nation. Bemerkenswerth erscheint es, daß nicht Gerber weder in seinem alten noch neuen „Lexikon der Tonkünstler“ und auch das neueste von Schladebach begonnene und von Bernsdorff fortgesetzte „Universal-Lexikon der Tonkunst“ seiner gedenken; nur Gaßner widmet ihm eine kurze Erinnerung von zwei Zeilen, wohl etwas zu wenig für den eigentlichen Urheber der nationalen polnischen Oper.

Kamiński (Julian Aleksander), Materyały do monografii i historyi rodzin Kamieńskich i Kamińskich, herby kolorowane, portrety etc. etc., d. i. Materialien zu einer Monographie und Geschichte der Geschlechter Kamieński und Kamiński, ihre colorirten Wappen, Porträte u. s. w. (Lemberg 1854–1856, Ossolińskische Druckerei, kl. 8°.) Bd. I, S. 97, 125 u. 234 [diese drei Mittheilungen ergänzen sich wechselseitig, die auf S. 234 ist die ausführlichste und berichtigt alle früheren abweichenden Angaben seiner Geburt und seines Todes]. – Rozmaitości, d. i. Miscellen (Unterh. Beiblatt zur amtlichen polnischen Lemberger-Zeitung (Gazeta lwowska). 1821, S. 92. – Przyjaciel ludu, d. i. Der Volksfreund (Leszno, schm. 4°.) IV. Jahrg. (1837), S. 162 bis 164. – Biblioteka Warszawska, d. i. Warschauer Bibliothek (eine der Revue des deux mondes ähnliche Monatschrift), Jahrg. 1854, Bd. I, S. 23. – Sowiński (Albert), Les musiciens polonais et slaves anciens et modernes dictionnaire biographique etc. etc. (Paris 1857, Adrien Le Clere & Co. gr. 8°.) p. 289. – Porträt. Mit der Unterschrift: Maciej Kamieński Pierwszy tworca Opery polskiej ur. 1734 umarł 1821. 1734 1821 (d. i. Mathias Kamiński, der erste Begründer der polnischen Oper, geb. 1734, gest. 1821), lith. E. Blotnicki (Lemberg 1855, Stauropignianische Druckerei, kl. 4°., auch in Jul. Al. Kamieński’s Werk „Materyały“. – Grabdenkmal. Der Denkstein auf dem Powązkowskischen Friedhofe auf K.’s Grabe trägt folgende Inschrift: Tu spoczywają zwłoki | Macieja Kamińskiego | Który zyjąc lat blizko 87 | zakończył źycie dnia 25 Stycnia 1821 r. | Pozostała po nim wdowa | prosi o westchnienie do Boga. D. i. Hier ruhen die Gebeine des Mathias Kamiński, der nahezu 87 Jahre lebte und am 25. Jänner 1821 sein Dasein beschloß. Die zurückgebliebene Witwe bittet um ein Gebet zu Gott. [Auf dem Grabsteine ist sein Name irrig Kamiński angegeben, denn er heißt Kamieński und schrieb sich auch immer selbst so.] –