BLKÖ:Lämmel, Leopold Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ladurner, Sebastian
Band: 13 (1865), ab Seite: 475. (Quelle)
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Lämmel, Leopold Ritter von (Industrieller, geb. zu Prag im Jahre 1790).[BN 1] Ein Sohn des Simon von L. [s. d. Folgenden], von dem er nicht nur den industriellen Geist, sondern auch den humanistischen Sinn geerbt. Nach dem Tode seines Vaters trat er an die Spitze des bereits seit 1787 bestehenden Großhandlungshauses, das mit den großen, ihm zu Gebote stehenden Geldmitteln eine wichtige Rolle in der österreichischen Finanzgeschichte spielt. Schon im Jahre 1831, als sich die Hofbanquiers geweigert hatten, eine Anleihe von acht Millionen abzuschließen, contrahirte L. allein dieselbe und brachte durch dieses sein Anerbieten den Staat in die vortheilhafte Situation, daß statt der benöthigten acht Millionen, der Abschluß eines Anlehens von zwanzig Millionen ermöglicht und dasselbe auch realisirt wurde. Später betheiligte sich L. mit großen Summen an den Finanz-Operationen der folgenden Jahre. In der Pfingstwoche des Jahres 1848 übernahm L. mit noch einigen anderen Mitbürgern die Mission, im Namen der Stadt von dem Fürsten Windischgrätz die Einstellung weiterer Feindseligkeiten zu erbitten. Auch übernahm er in der nämlichen Woche die Obsorge des den Angriffen der zügellosen [476] Menge preisgegebenen Cameral-Zahlamtes und Bankgebäudes in Prag, in welcher sich ein Cassabestand von einer halben Million in Banknoten und von zwei Millionen in Silber befand. Nachdem die Nutze wieder hergestellt war, erwirkte er durch seine energischen Vorstellungen die Erlassung eines Moratoriums für alle während der Juniwoche producirten Wechsel, wodurch einerseits die Nationalbank vor namhaften Verlusten bewahrt, andererseits aber zur Wiederherstellung des Credits der Kaufleute Prags das wirksamste Mittel getroffen wurde. Noch im nämlichen Jahre beriefen ihn die Bürger Prags in den Gemeinderath und in den engeren Stadtrath. An allen humanistischen und an vielen anderen Vereinen der Stadt Prag ist L. als eines der thätigsten Mitglieder betheiligt. Seit Gründung der Prager Sparcasse, im Jahre 1825, ist L. ihr erster Director und seit mehreren Jahren Oberdirector-Stellvertreter. Bei Ausbruch der Cholera in Prag, im Jahre 1832, steuerte er ansehnliche Summen bei, um das Elend der ärmeren Mitbürger zu lindern; auch erscheint er unter den freigebigsten, durch große Summe vertretenen Spendern zum Baue eines israelitischen Hospitals in Teplitz, zur Gründung einer jüdischen Schule in Kollin und zur Maria Anna-Stiftung. Wesentlichen Antheil nahm er auch an der Gründung der für die Handels- und gewerblichen Interessen Oesterreichs so wichtig und nützlich gewordenen Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. L. wurde in Anerkennung seiner Verdienste mit Allerh. Cabinetsschreiben vom 23. Februar 1856 mit dem Orden der eisernen Krone 3. Classe ausgezeichnet, welcher Verleihung noch im nämlichen Jahre statutengemäß die Erhebung in den erblichen Ritterstand folgte. Als bei dem Uebergange Oesterreichs aus dem absoluten in einen Verfassungsstaat alle jene Männer, welche das Vertrauen des Volkes besaßen, durch Wahlen zur öffentlichen Thätigkeit in den Gemeinden, Landtagen u. s. w. berufen wurden, wurde auch L. in den böhmischen Landtag gewählt, in welchem er durch praktische Rathschläge des großen erfahrenen Finanzmannes, welche bisher auch immer angenommen wurden, sich bemerkbar macht. Seiner Parteistellung nach gehört L. zur deutschen Partei, und ist, wo es den Ausbau der Verfassung gilt, unermüdlich thätig. Nur sein hohes Alter – L. ist 75 Jahre alt – mochte seine Wahl in den Reichsrath vereitelt haben, wo er in Finanzfragen zum Wohle der Monarchie hätte wirken können. L. war mit Sophie gebornen Freiin von Eichthal vermält, welche zu Wien am 20. Juli 1861 starb. Von seinen Töchtern ist eine an den als Physiologen in den Kreisen der Wissenschaft ehrenvoll bekannten Dr. Johann Czermak [Bd. XI, Nachträge S. 387], eine zweite an Leopold Jarel, Mitglied des gesetzgebenden Körpers in Paris, verheirathet.

Ritterstands-Diplom vom 17. April 1856. – Erinnerungen. Illustrirte Blätter für Ernst und Humor (Prag, 4°.) 86. Bd. (1863), S. 53 [mit Porträt im Holzschnitt auf S. 52]. – Kneschke (Ernst Heinrich Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1859, Friedr. Voigt, 8°.) Bd. V, S. 350. – Wappen. Blauer Schild mit goldenem Schildeshaupt. Im Schilde ein natürliches weißes Lamm, auf grünem Boden rechtswärts schreitend. Im Schildeshaupte, ein aus der Theilung hervorwachsender ausgebreiteter schwärzer Adler mit ausgeschlagener rother Zunge, rechtswärts schauend. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinandergekehrte gekrönte Turnierhelme, aus der Krone des rechten Helms wächst ein, dem im Schildeshaupte ersichtlichen ähnlicher, einwärtsschauender Adler; aus der Krone des [477] linken Helms erhebt sich ein offener, rechts von Gold und Blau, links abgewechselt quergetheilter Adlerflug, dem ein goldener Stern eingestellt ist. Die Helmdecken zu beiden Seiten sind blau, mit Gold unterlegt. Das frühere einfache Adelswappen unterscheidet sich von dem jetzigen ritterlichen nur dadurch, daß auf dem Schilde statt zweier, nur der eine, und zwar der jetzt linksstehende Turnierhelm mit dem offenen Adlerfluge angebracht ist.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Lämmel, auch Lämel, Leopold Ritter von [Bd. XIII, S. 475], gestorben 19. August 1867.
    Stein (A. Dr.), Gedächtnißrede für den am 19. August 1867 … verstorbenen Leopold Ritter von Lämel, gehalten … in der Babette von Lämel’schen Alter-Versorgungs-Anstalt u. s. w. (Prag 1867, S. Freund’s Witwe, 8°.). [Band 28, S. 362]