Zum Inhalt springen

BLKÖ:Lützow, Friedrich Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 16 (1867), ab Seite: 143. (Quelle)
[[{{{9}}}|{{{9}}} bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Friedrich von Lützow in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Lützow, Friedrich Freiherr von|16|143|}}

Lützow, Friedrich Freiherr von (Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Schwerin im Jahre 1772, gest. zu Vicenza 1. Jänner 1806). Entstammt einer altadeligen weitverzweigten, in gräflicher und freiherrlicher Linie noch heute blühenden Familie, deren Sproßen in Oesterreich, Preußen, Mecklenburg, Dänemark, Schweden und in anderen Ländern zerstreut sind. Friedrich trat im Mai 1789, zur Zeit des Krieges mit der Pforte, als Ex propriis in das damalige Dragoner-Regiment Coburg ein, wurde im Februar 1790 Oberlieutenant, 1794 Rittmeister und als solcher im Februar 1796 zu Wurmser-Huszaren eingetheilt. Im letztgenannten Jahre stand das Regiment in Italien und Lützow gab bei mehreren Gelegenheiten Proben einer seltenen mit Bravour verbundenen Tapferkeit. Am 11. November g. J. rückte eine 5–6000 Mann starke feindliche Colonne aus Verona [144] heran und hatte bereits bei à la Rotta die Avantgarde der Unseren angegriffen. Der Feind, der gegen das bei Villanuovo aufgestellte Armeecorps des Feldzeugmeisters Alvintzy einen Streich im Schilde führte und daher die Avantgarde um jeden Preis zu werfen entschlossen war, drängte mit aller Gewalt auf dieselbe ein. Bei dem Dorfe San Martino stand Rittmeister L. mit 3 Zügen seines Regiments auf Vorposten. Mit Ungestüm drang eine feindliche Abtheilung von 3–400 Chasseurs à cheval auf die Vorposten ein, aber L. vertheidigte seine Stellung so lange, bis die als Vedetten aufgestellten Jäger durch die Weingärten ihren Rückzug bewerkstelligt hatten. Nun warf er sich selbst mit aller Entschlossenheit auf den weit überlegenen Gegner und drängte ihn, nachdem er ihm einen bedeutenden Verlust beigefügt, nach San Martino zurück. Die zurückgeworfenen Chasseurs à cheval hatten sich unter dem Schutze ihrer Infanterie bald wieder rallirt und ihren Angriff erneuert, der dießmal glücklicher ausgefallen war, da sie unsere zerstreuten Huszaren warfen. Lützow aber, die Wichtigkeit des Augenblicks erkennend, sammelte rasch 30–40 der zurückgeworfenen Huszaren und fiel, an ihre Spitze sich stellend, von Neuem auf den zehnfach überlegenen Feind mit solcher Bravour ein, daß dieser, wie hartnäckig er auch sich vertheidigte, doch endlich den Rückzug anzutreten gezwungen war. Der mit bedeutendem Verluste geworfene Gegner hatte vor der Hand jeden weiteren Angriff aufgegeben, jedoch mit seinem Geschütze unsere Huszaren beunruhigt. Die Avantgarde der Unseren, die mittlerweile Zeit gefunden hatte, feste Stellung zu nehmen, hatte nun auch eine Abtheilung von 300 Mann mit zwei Cavalleriegeschützen dem Rittmeister zur Unterstützung nachgeschickt. Lützow übernahm nun aus eigenem Antriebe das Commando über diese Truppen und beobachtete eine so entschiedene Haltung, daß der Feind jeden Versuch, die Straße zu gewinnen, aufgeben mußte. Aber die hereinbrechende Nacht hatten die Franzosen benützt und ihre leichte Infanterie unbemerkt durch die Weinberge in Flanke und Rücken des Detachements vorgeschickt. Als Lützow Befehl sich zurückzuziehen erhielt, war er bereits umgangen und von beiden Seiten wie im Rücken bedroht. Es blieb also nichts übrig als sich durchzuschlagen. Er formirte seine handvoll Tapferer in Massen, ermunterte sie zur Standhaftigkeit und stellte sich an ihre Spitze. Mit zwei Huszaren sprengte er dann auf die an der Straße aufgestellte feindliche Infanterie und bahnte mit dem Säbel in der Faust sich und den ihm nachrückenden Fußvolke den Weg zu den Unseren. – Eine nicht minder schöne Waffenthat führte er im Jahre 1799 aus. Im Juni g. J. stand er mit seiner Schwadron bei Finale und hatte den Auftrag, den Feind zu beobachten und nach Thunlichkeit ihm Schaden zuzufügen. Diesem Auftrage gemäß schlich er sich am 17. mit einer Abtheilung von 60 Huszaren so nahe als möglich gegen Modena vor, sprengte dann mit verhängtem Zügel in die Stadt, hieb die Thorwache nieder und ließ das Thor mit seinen Huszaren besetzen. Mit den Uebrigen jagte er durch mehrere Gassen bis zu den Stallungen, in welchen die feindliche Cavallerie ihre Pferde eingestellt hatte, ließ Alles, was sich widersetzte, niederhauen, machte in aller Eile 40 Pferde Beute und 70 Mann Gefangene und schaffte Alles, ungeachtet die Stadt von mehreren hundert Franzosen besetzt war, glücklich aus der Stadt. [145] – Im August desselben Jahres wurde L. nach Siena detachirt, um von dort aus das toscanische Gebiet zu decken. Dort kaum angelangt, erfuhr er, daß der Feind aus Rom vorgedrungen, Ronciglione geplündert, in Asche gelegt habe und eben im Anmarsche gegen Viterbo sei. Ohne Befehl abzuwarten, setzte sich L. mit seiner Schwadron gegen Viterbo in Marsch, insurgirte auf dem Marsche das ganze Land und brachte auf diese Art ein ansehnliches Corps zusammen, mit welchem er die Franzosen sofort angriff und nach Rom zurückwarf. Hierauf organisirte und bewaffnete er die Insurgenten, verschaffte sich von den Neapolitanern, welche Rom von der anderen Seite beobachteten, einige Geschütze und hielt sowohl von Rom, wie von Civita vecchia aus die Franzosen bis zur erfolgten Uebergabe in Schach, so daß sie trotz mehrmals wiederholter Versuche keinen Vortheil zu erringen im Stande waren. In der großen 66. Promotion, welche nach dem abgeschlossenen Lüneviller Frieden (9, Februar 1801) am 18. August 1801 Statt hatte und in welcher 1 Großkreuz, 4 Commandeure und 75 Ritter des Maria Theresien-Ordens ernannt wurden, befand sich unter Letzteren auch Freiherr Lützow. Er erhielt das Kreuz vornehmlich für die Waffenthat bei Verona. Als der Krieg im Jahre 1805 ausbrach, wurde L. außer seinem Range zum Major im 2. Infanterie-Regimente ernannt. Immer wenn es galt den Seinen ein voranleuchtendes Beispiel der Tapferkeit, bewährte er seinen erprobten Heldenmuth; in der siegreichen Schlacht bei Caldiero (am 30. October 1805) erhielt er aber eine tödtliche Wunde, der er mehrere Wochen später – erst 34 J. alt – zu Vicenza erlag.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 657 u. 1743. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) XVII. Jahrg. (1866), S. 74. –