BLKÖ:Marinelli, Karl Edler von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 16 (1867), ab Seite: 445. (Quelle) | |||
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[WS 1] Tode übernahm er selbst die Direction. Im Jahre 1781 erhielt M. von Kaiser Joseph II. das Privilegium, das Theater in der Leopoldstadt, welches er am 20. October d. J. mit zwei Stücken, deren eines den Titel führte: „Aller Anfang ist schwer“, eröffnete. Er führte die Direction bis zu seinem Tode, also durch 22 Jahre, innerhalb welcher dieses Theater als Volksbühne Erhebliches leistete, wie auch M. selbst als Director in einer Weise auftrat, daß sein humanes und sonst tüchtiges Gebaren in der Gegenwart als eine Mythe erscheinen mag. Der Hanswurst und die extemporirte Komödie waren verschwunden, aber auf Marinelli’s Bühne erschienen wieder lustige Personen, und zwar zunächst der berühmte Komiker Laroche [Bd. XIV, S. 161], dessen Komik den ersten Grund zu Marinelli’s späterem Reichthume legte. Die übrigen Komiker der Marinelli’schon Directionsperiode waren Friedrich Baumann [Bd. I, S. 190], der später zur Hofbühne übertrat, und Hasenhut [Bd. VIII, S. 24], der sogenannte Thaddädl; vornehmlich außer diesen Komikern war es aber der Musicus Wenzel Müller, der damals mit seinen musikalischen Schwänken und Bänkelsängerliedern sich und das Leopoldstädter Theater berühmt machte, und der, nachdem er als Opern-Director nach Prag gegangen, dort am Heimweh nach seinen Volkspossen krank wurde und nicht Rast und Ruhe fand, bis er zu der Beschränkung der Leopoldstädter Bühne wieder zurückgekehrt war. Marinelli selbst hat in früheren Jahren einige Stücke geschrieben, und zwar: „Der Ungar in Wien. Original-Lustspiel“ (Wien 1774, 8°.); – „Der Schauspieler. Lustspiel in 3 Aufz.“ (ebd. 1774, 8°.); – „Der Geschmack in der Komödie ist unbestimmt. Lustspiel in 3 Aufz.“ (ebd. 1774, 8°.) und „Der Anfang muss empfehlen. Vorspiel“ (ebd. 1774, 8°.). Was seine Bühnenleitung selbst betrifft, so rühmt ein Nachruf von ihm, „daß er dem Schauspielerstande große Ehre machte, stets auf gute Sitten und Ordnung sah, selbst das schönste Beispiel gab, den Armen viel Gutes that und gegen jeden dankbar war, der ihm in seinem Berufe Dienste leistete“. Und in seiner Adelserhebung, die eben in Folge seiner Verdienste als Theater-Director erfolgte, heißt es, „daß er selbst während den letzten Kriegszeiten beträchtliche freiwillige Beiträge zur Bestreitung der Kriegskosten geleistet habe, daß er mehr als zweihundert Personen den Unterhalt gebe und solche während ihrer Krankheit und in ihrem Alter versorge, daß er auf seine Kosten eine Sing- und Musikschule errichtet habe, in der mehrere Kinder unentgeltlichen Unterricht erhalten u. s. w.“ M. soll bei seinem Tode [447] der Familie das bedeutende Vermögen von 400.000 fl. hinterlassen haben.
Marinelli, Karl Edler von (Theater-Director und Dichter, geb. zu Wien im Jahre 1744, gest. ebenda 28. Jänner 1803). Sohn adeliger Eltern, die aber so verarmt waren, daß sie sich dieses Standesvorrechtes nimmer bedienen wollten und der Vater die auf seine adelige Abkunft bezüglichen Documente vernichtet hatte. Aus Noth trat auch der Sohn bei der Minninger’schen Schauspielergesellschaft ein. Nach Minninger’s- Adelstands-Diplom vom 16. December 1801. – National-Zeitung, herausgegeben von Becker, Jahrg. 1803, Stück 10, S. 223. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettin!, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 16. – Goedecke (Karl), Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen (Hannover 1859, L. Ehlermann, 8°.) Bd. II, S. 1071, Nr. 638. – Raßmann (Chr. Friedr.), Deutscher Dichter-Nekrolog oder gedrängte Uebersicht der meisten, sowohl älteren als neueren verstorbenen Dichter u. s. w. (Nordhausen 1818, 8°.) S. 125. – Wappen. Der Länge nach von Silber und Blau getheilter Schild mit einem über das Ganze gehenden rechtsschrägen Balken von gewechselter Farbe und Metall. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone drei wallende Straußenfedern, eine silberne zwischen blauen, sich erheben. Die Helmdecken sind blau, mit Silber belegt.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Johann Matthias Menninger (Wikipedia).