BLKÖ:Neumann, Johann Nepomuk

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 267. (Quelle)
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Neumann, Johann Nepomuk (Bischof von Philadelphia in Nordamerika, geb. zu Prachatic in Böhmen 28. März 1811, gest. in Amerika 5. Jänner 1860). Nach beendeten Gymnasial- und philosophischen Studien begann er jenes der Theologie in Budweis und setzte es in Prag fort. Seine längst gehegte Idee, sich dem Missionsdienste zu widmen, verwirklichend, verließ er nach vollendeten theologischen Studien Europa und schiffte sich nach Nordamerika ein. In New-York wurde er am 28. Juni 1835 von dem dortigen Bischofe Dubois zum Priester geweiht und begann nun seine Wanderungen als Missionär. Zuerst begab er sich in die Gegend des Niagara-Wasserfalles und verweilte dort bis zum Herbste 1840. Nun trat er in den Orden der Gesellschaft Jesu ein und legte im Jänner 1841 die Ordensgelübde ab. Im Jahre 1852 wählten ihn die amerikanischen Provinzialbischöfe zum Bischofe von Philadelphia, worauf ihn, nachdem vom Papste die Bestätigung seiner Wahl eingelangt war, der Erzbischof von Baltimore am 28. März d. J. feierlich consecrirte. Großartig war die Thätigkeit, welche dieser Priester des Herrn, in des Wortes herrlichster Bedeutung, während [268] seines ganzen Aufenthaltes in Nordamerika, vornehmlich aber während der eilf Jahre seiner bischöflichen Würde entfaltete. Seine segensreiche Wirksamkeit erstreckte sich auf die Staaten und Städte New-York, Pensylvanien, Maryland, Baltimore, Pittsburg u. s. w. In letzterer Stadt baute er für seine Gemeinde eine stattliche Kirche mit verhältnißmäßig höchst geringem Kostenaufwande; stiftete ein Seminar für 48 Zöglinge, welches vom Papste das Privilegium erhielt, den theologischen Doctorgrad zu verleihen; that auch ungemein viel für den Unterricht, besuchte fleißig selbst die Schulen, katechesirte die Kinder, die ihn wie einen Vater verehrten; im Seminar ertheilte er selbst seinen Zöglingen den Unterricht. Sein bischöfliches Amt war keine Sinecur. Seine Einkünfte waren schmal, die gewissen beliefen sich auf Null; er und seine Priester lebten nur von frommen Gaben. Die Geschäfte seiner Seelsorge aber waren bei dem großen Umfange seiner Diöcese ungemein anstrengend. Sieben Monate des Jahres war er auf Reisen, die canonischen Visitationen auf dem Lande vornehmend, dabei besuchte er in den Stationen, wo er hielt, die Kranken des Ortes. In der ersten Zeit nach seiner Ankunft in Amerika beschäftigte sich N. viel mit Botanik und hatte in kurzer Zeit an ein halbes Tausend seltener, meist nur in den Urwäldern einheimischer Pflanzen gesammelt und genau in ihre Classen geordnet. Später nahm ihn sein Beruf zu sehr in Anspruch, um dieser Lieblingswissenschaft ferner noch obliegen zu können. Während seines ganzen Aufenthaltes in Nordamerika, der fast ein Vierteljahrhundert währte, besuchte er nur einmal, im Jahre 1856, Europa und seine Heimat Böhmen, wo er noch seinen greisen Vater am Leben fand und seine Schwester als Generaloberin der barmherzigen Schwestern im Prager Mutterhause gleich dem Bruder eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet. Neumann starb plötzlich, nicht volle 50 Jahre alt; er sank am Tage vor Dreikönig, als er in Geschäften über die Straße ging, auf offener Straße, ohne gekannt zu sein, plötzlich zusammen. Zwei Gentlemen brachten den Entseelten in das nächste Haus, aber sein Geist war schon entflohen; an seinem Kreuze und Ringe erkannte man erst, daß er ein katholischer Bischof war. Im Leben der großen Menge von Person unbekannt, bewies sein Tod, in welcher hohen Achtung er bei der Bevölkerung gestanden. Groß und Klein, Alt und Jung, Arm und Reich, Katholiken, Protestanten, ja Ungläubige gaben ihm das letzte Geleite, das sich zu einem unübersehbaren Menschenzuge gestaltete. Er wurde in seiner Kirche in der Capelle vor dem Hochaltars in der eigens gemauerten Gruft beigesetzt. Reichthümer hatte er keine hinterlassen, aber ein Andenken im Herzen von Hunderttausenden, denen er als ein wahrer Sendbote des Himmels, als ein Apostel, wie sie in den ersten Tagen des Christenthums gewesen, erschien, der wenige Tempel auf der Erde, aber unzählige in den Herzen seiner Gemeinde sich erbaut hat.

Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt, 4°.) Jahrg. 1860, Nr. 25, S. 222. – Oesterreichischer Volksfreund (Wiener polit. Parteiblatt, Fol.) 1860, Nr. 39 u. 40, im Feuilleton. – Katholische Blätter, herausgegeben vom katholischen Central-Verein in Linz (4°.) 1855, Nr. 59, S. 248: „Der Bischof Neumann“ [der Aufsatz beginnt: „Da Neumann der erste Oesterreicher ist, der in Nordamerika Bischof wurde u. s. w.“ Der erste Bischof? Mit nichten. Und was war denn Bischof Baraga? Vergleiche dieses Lexikon, Bd. I, S. 148]; – dieselben, 1860, [269] Nr. 14 u. 15: „Ueber den Tod des Bischofs Neumann“. – Der Adler (Wiener polit. Blatt), herausgegeben von Groß-Hoffinger (gr. 4°.) 1838, S. 276: „Ein böhmischer Missionär“. – Hlaš. Časopis církevní“, d. i. die Stimme. Kirchliche Zeitschrift (Brünn, 4°.) XII. Jahrg. (1866), Nr. 12 u 13: „Smrt biskupa Neumanna“, d. i. Der Tod des Bischofs Neumann“. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, gr. 8°.) Bd. V, S. 798, Nr. 8 [nach diesem wäre Bischof Neumann erst im Jahre 1863 gestorben; er starb aber schon am 5. Jänner 1860]. – Cyrill a Method. Katolicky Časopis pro Cirkev a Skolů (Bistritz, 4°.) 1855, Nr. 8, S. 61.