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BLKÖ:Richthoffen, Ferdinand Paul Wilhelm Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 67. (Quelle)
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Richthoffen, Ferdinand Paul Wilhelm Freiherr von (Naturforscher und Reisender, geb. zu Karlsruhe in Schlesien 5. Mai 1833). Ein Sohn des Karl Heinrich Ludwig R., Erbherrn auf Lesczin und Egersfeld in Oberschlesien, aus dessen Ehe mit Ferdinande von Kulisch. Er gehört einer alten, ursprünglich Prätorius benannten Familie an. Nach beendeten philosophischen Studien und erlangter Doctorwürde war er mehrere Jahre im Dienste der geologischen Reichsanstalt in Wien beschäftigt, in deren Jahrbüchern er einige Berichte über seine geologischen Untersuchungsfahrten im Kaiserstaate und verschiedene andere Aufsätze geologischen und geognostischen Inhalts veröffentlicht hat. Als im J. 1860 Preußen eine Expedition nach Ostasien ausgerüstet hatte, schloß R. sich derselben als Theilnehmer an, und seine interessanten wichtigen Mittheilungen über seine Fahrten in den Ländern Ostasiens, namentlich Calcutta, Schanghai, Nevada, dann in China und Japan, in welch letzteren Ländern er noch zu Ende 1871 sich aufhielt, wurden von Zeit zu Zeit in der amtlichen Wiener Zeitung veröffentlicht. Es ist nicht möglich, schon jetzt die für die Wissenschaft im Allgemeinen sehr bedeutenden Ergebnisse seiner Reisen auch nur übersichtlich darzustellen; nur einiger seiner wichtigsten Ausflüge sei gedacht. So hat er im Jahre 1863 eine geologische Excursion in das Nevada-Territorium ausgeführt, [68] im Jahre 1864 u. d. f. geologische Studien in Indien, China und einem Theil von Japan vorgenommen, sich dann nach Californien begeben, wo er Studien der eruptiven mit den tirolischen, ungarischen und siebenbürgischen ähnlichen Formationen der Washon-Gegend längs der Küste des Pacific-Oceans gemacht hat. Im Jahre 1867 und den folgenden durchzog er das himmlische Reich nach den verschiedensten Richtungen, reiste entlang der Mongolei, passirte die große Mauer bei Shan-hei-Kuan und kehrte dann nach Peking zurück. Dort wandte er Alles an, um die chinesische Regierung zu einer geologischen Landesaufnahme zu bewegen, und hatte wenigstens so viel erreicht, daß dieselbe entlang der Küste und an einigen Binnenplatzen die Errichtung meteorologischer Stationen in Angriff nahm. Eine neuerliche Reise in das Innere China’s nach einer anderen Richtung mußte er in Folge der durch die Katastrophe von Tientsin herbeigeführten politischen Verwicklungen aufgeben. Ein Eindringen in das Innere von Japan, das er nun vorhatte, wurde ihm von der Regierung nicht gestattet. Er besuchte demnach die Liu-Kiu-Inseln, von denen er nach China und, wenn ihm mittlerweile eine Reise durch Japan ermöglicht würde, nach Beendigung derselben nach einer zwölfjährigen Abwesenheit nach Europa zurückkehren wollte. Die von R. während seiner Studien und Forschungen als Mitglied der geologischen Reichsanstalt veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten sind folgende: in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien: „Ueber die Bildung und Umbildung einiger Mineralien in Südtirol“ [math. naturw. Cl., XXVII, 1857]; – „Bemerkungen über die Trennung von Malaphyr und Augitporphyr“ [math. naturw. Cl., XXXIV, 1859], beide Abhandlungen auch separat gedruckt; – im Jahrbuche der geologischen Reichsanstalt, VII, 841, u. VIII, 777: „Südtirol“; – VIII, 162: „Eruptiver Gang in Steinkohle“; – VIII, 164: „Syenit in Südtirol“; – VIII, 787, u. X, 72: „Vorarlberg“; – VIII, 796: „Trias und Lias in Vorarlberg“; – VIII, 809: „Kreidegebilde in Vorarlberg“; – IX, 7: „Quarzporphyr von Südtirol“; – IX, 117: „Ueber das Beregszászer Gebirge“; – IX, 98 u. 150: „Trachyt und Vulcanisches von Telki Banya“; – IX, 84: „Trachyt-Gebirge zwischen Eperies und Tokay“; – X, 71: „Edle Erzlagerstätten im ungarischen Trachyt“; – ebd., 436: „Eruptives, Miocenes und Diluvium im Nordost-Ungarn“; – X, 88: „Hermannstadt“; – X, 67: „Höhenmessungen im Lechthale und in Vorarlberg“; – X, 47: „Kiesel-Säure im Trachyt-Porphyr“; – X, 105: „Kronstadt“; – X, 180: „Oestliches Siebenbürgen“; – X, 36: „Porphyre in Ungarn“; – X, 133: „Der Hargitta“; – X, 116, 130. 134 u. 436: „Nordöstliches Ungarn“; – X, 72: „Kalkalpen in Vorarlberg und Nordtirol“. Früher noch, wahrscheinlich anläßlich seiner Promotion zum Doctor der Philosophie gab R. eine Dissertation: „De melaphyro“ (Berlin 1866) heraus. Die neuesten Nachrichten des muthigen Reisenden sind aus China ddo. Tshing-tu-su, Provinz Sz-tshwan, den 29. Februar 1872 datirt und geben eine Darstellung seiner Expedition in die Ausläufer des central-asiatischen mächtigen Kwen-lau-Gebirges und die chinesische Provinz Sz-tshwan, worüber in ausführlicher Weise die „Deutsche Zeitung“ (Wien, Fol.) 1872, Nr. 149, und nach dieser verschiedene [69] andere Blätter Oesterreichs und Deutschlands Berichte enthalten.

Poggendorf (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1863, Joh. Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 638.