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BLKÖ:Rick, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rick, Fr. Joseph
Band: 26 (1874), ab Seite: 69. (Quelle)
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Rick, Karl (österreichischer Poet, geb. zu Lilienfeld in Niederösterreich 3. August 1815). Sohn eines Lilienfelder Stiftsbeamten, erhielt im Elternhause und in der Ortsschule die erste Erziehung. Die Vorstellungen einer wandernden Schauspielertruppe hatten die Phantasie des lebhaften Knaben derart erhitzt, daß er von dieser Zeit nur für die Bühne schwärmte und sich stets mit dem Gedanken, Schauspieler zu werden, trug. Mit Widerwillen beendete er die philosophischen und begann die juridischen Studien, welche letzteren er auch schon im ersten Jahre unterbrach, um seiner Lieblingsneigung zu folgen und Schauspieler zu werden. Einerseits die wenig günstigen Erfolge, welche R. auf der Bühne erzielte, andererseits die inständigen Bitten der Mutter, die sich mit dem Gedanken, ihren Sohn, den sie einst als Priester zu sehen gehofft, unter den Schauspielern zu wissen, nicht befreunden konnte, veranlaßten ihn, die eingeschlagene Laufbahn zu verlassen. Rick erhielt nun in Göttweih eine Stelle als Schreiber, welche er behielt, bis er im Jahre 1842 in Wien bei der Gefällen-Hofbuchhaltung in den Staatsdienst trat. Nach siebenjähriger unentgeltlicher Frohne in einem Amte, in welchem der begabteste Mensch zur todten Ziffer wird, wurde er endlich Accessist mit dem Jahrgehalte von 400 fl.! Daß ihm solche Dienstverhältnisse nicht zusagen konnten, begreift sich leicht, und R. ergriff die erste, sich ihm darbietende Gelegenheit, den Staatsdienst gegen einen Privatdienst zu vertauschen und trat im Februar 1855 in jenen der Nordbahn über, bei welcher er zur Stunde die mit einem ansehnlichen Gehalte bemessene Stelle eines Secretärs der Anstalt bekleidet. Aber nicht diese wenig interessanten Wandlungen und Wanderungen aus einem Dienste in den anderen weisen R. eine Stelle in diesem Werke an. Frühzeitig entwickelte sich in R. eine Liebe zur Literatur, die ihn bald zu eigenen Versuchen drängte. Andreas Schumacher, eine tüchtige und jugendliche Talente freundlich fördernde Kraft, und Johann Graf Majlath [Bd. XVI, S. 300], der im Starhemberger See vereint mit seiner Tochter ein tragisches Ende genommen, übten wesentlichen Einfluß auf den strebsamen Jüngling, der mit beiden Männern in den Dreißiger-Jahren im brieflichen Verkehre stand, und dieser Einfluß zunächst war insofern bedeutend und fördersam, als R., ihren energischen Warnungen folgend, „den hypersentimentalen Weg, der ihn damals mit seinem Mondenschein und den ewig sterbenden Blumen zu intensiv reizte“, aufgab und sich auf einen realen Boden stellte. Im Elternhause fand R. keine Nahrung für seine poetischen Träumereien, der Vater fühlte ein Entsetzen vor Allem, was nach Lyrik, überhaupt Poesie roch und strafte den Poeten, wenn er zufällig eine oder die andere seiner Reimereien fand. Später gerieth diese catonische Strenge mit dem berechtigten Gefühle der Freude in einigen Conflict, als von dem erwachsenen Sohne eine Sammlung seiner Erstlinge unter dem schlichten Titel: „Gedichte“ (Wien 1847, 8°.), welche der Mutter gewidmet waren, erschien und dieselbe von Seite der stimmberechtigten Kritik eine freundliche Aufnahme gefunden hatte. – Die nächste Frucht seiner Muse zeitigte unter den [70] Wirren und Aufregungen des Achtundvierziger-Jahres, sie führt den Titel: „Evangelium der Freiheit“ (Wien 1858) und trägt wohl auch vorherrschend dessen Gepräge. Wenn vielleicht der Dichter heute nach zwanzig Jahren nicht Alles unterschreiben möchte, was er damals sang, so soll damit nicht gesagt sein, daß das Evangelium der Freiheit darum weniger poetisch sei. Die Wahrheiten der Poesie haben eben das Eigenthümliche, daß sie von gewissen Zeitperioden sowohl im Leben der Völker, wie im Leben des Einzelnen verleugnet werden, ohne darum an ihrer Wahrheit auch nur ein Jota einzubüßen; und in dieser Richtung steht die Poesie als ideale Wahrheit, der realen Wahrheit der Geschichte gegenüber, und eben deßhalb als einzige Wahrheit, der das Menschengeschlecht in seiner Culturentwickelung nachzustreben sucht, hoch über derselben. Ein eben auch in der Achtundvierziger Periode, in welcher er für Häfner’s „Constitution“ einige freiheitbegeisterte schwungvolle Gedichte schrieb (wie „Neues Osterlied“ 1848, Nr. 1), von Rick verfaßtes dramatisches Werk gelangte nicht aus dem Kreise weniger Fachmänner heraus. Rick war im Jahre 1848 mit Jacob Lußberger [Bd. XVI, S. 168], damals Regisseur im Theater an der Wien, nachmals Hofschauspieler, bekannt und von demselben zu dramatischer Arbeit angeregt worden. Nach einer Novelle von Theodor Mügge bearbeitete er das Trauerspiel: „Toussaint Louverture“, welches auch bereits zur Aufführung angenommen worden und dessen Titelrolle der berühmte Heldenspieler Wilhelm Kunst [Bd. XIII, S. 382] darstellen sollte. Indessen waren aber die Mai-Barrikaden gekommen und nach ihnen Ereignisse, welche dem Theater und Allem, was die Kunst überhaupt betraf, wenig förderlich waren. Die Aufführung kam nicht zu Stande. Spätere Versuche, es an der Wiener und Münchener Hofbühne zur Aufführung zu bringen, blieben erfolglos. Indessen bereitete R. eine neue Sammlung seiner Poesien vor, welche als der „Gedichte“ 2. Band (Wien 1854) erschien. Denselben folgten die „Poetischen Briefe an eine Frau“ (Wien 1859; 2. u. 3. Aufl. 1869, 12°.), reizende Episteln didaktischen Inhalts, welche als rother Faden eine ganz einfache Geschichte durchzieht; die Briefe behandeln in anmuthiger Form die Aufgabe der Frauen, ohne jedoch irgendwo in’s Banale zu verfallen; durch das Ganze weht ein sanfter Hauch von Poesie und mehrere zart ausgeführte Landschaftbilder lassen fast Stifter’schen Einfluß vermuthen. Von Arbeiten, welche R. unter der Feder haben soll, nennt man eine Reihe „Photographien geistlicher Herren“, von denen einzelne im politischen Blatte „Der Wanderer“ im Jahre 1870 abgedruckt waren, und zwar: „Das Maifest der Benedictiner“; – „Beim Pfarrer zu Engleuthen“; – „Unter Inful und Krummstab“ u. m. a. Auch trägt er sich seit Jahren mit einem größeren epischen Werke, das die großartige Katastrophe von Queretaro behandeln soll. „Ich begreife“, schreibt der Dichter selbst in einem Briefe an einen Gesangsgenossen, „daß das Trauerspiel zu Queretaro kaum eine Etape der Weltereignisse abgeben und daß die Geschichte über den Kaiser Max genau so zur Tagesordnung übergehen wird, wie sie es über Iturbide gethan, denn bei jenem verlotterten mexikanischen Volke werden noch viele hervorragende Männer schmachvoll untergehen; aber dieser Prinz wird dem Poeten sympathisch und der Held, [71] wenn auch durch außer ihm liegende außerordentliche Umstände geschaffen, verdient eine poetische Verherrlichung. Mich leitet hiebei keine schwarzgelbe Lobhudelei: im Gegentheile! Max sühnt eine Schuld. Aber in dem unglücklichen Fürsten ist so viel poetischer Kern, in seinem Tode und dem Wahnsinne Charlotten’s so erschütternde Tragik; die punische Treue Napoleon’s und seines Conetable Bazaine, die Niedertracht der Pfaffen, die Großartigkeit der nordamerikanischen Republik, die nur zu winken brauchte, um Frankreich zur Flucht zu zwingen und den Schattenthron im Nachbarstaate zu stürzen; – endlich die starre Jacobinerhärte des Juarez, die Rettungsversuche der Prinzessin Salm, Meja’s rührende Anhänglichkeit, die landschaftlichen Reize der Gegenden, die Heimkehr des todten Kaisers, all das liefert gewaltigen Stoff und gibt Anhalte von wirklich epischer Bedeutung. Nicht nur Max, sondern auch seine Verführer haben ihren Lohn dahin. Versöhnung aber verklärt nur den Einen!“ Bei dieser Auffassung und bei dem poetischen Genius des Verfassers dürfte eine beachtenswerthe Dichtung zu Stande kommen. Die Literaturgeschichten von Heinrich Kurz, Rudolph Gottschall u. A. kennen den Dichter Karl Rick nicht; nur Hieronymus Lorm nahm schon vor mehr als zwei Decennien von dem damals im Keimen begriffenen Talente des Dichters Notiz und schrieb in seinen Werkchen: „Wiens poetische Schwingen und Federn“, S. 247, über den Dichter: „Ein ansprechendes Talent, von stiller, sinniger Liebenswürdigkeit. Seine Verse bieten nicht die hohe Entwickelung einer starken Dichterseele, nicht die Kraft selbstbewußter Anschauung der Natur und des Lebens, Erinnerungen und Märchen aus der Kindheit, Frühlings- und Liebesgenüsse, alltägliche Erfahrungen erscheinen in reizenden, fast allzuzarten und schwächlichen Gestalten.“

Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur, aus der ältesten bis auf die neueste Zeit (Wien 1858, typ. lit. artist. Anstalt, 8°.) S. 457. – Truska (Heliodor), Oesterreichisches Frühlings-Album (Wien 1854, 4°.), in einem der wenigen Exemplare, welches biographische Daten der Schriftsteller enthält, von denen Beiträge im Album enthalten sind. –