BLKÖ:Stadion von Thannhausen, Philipp Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 37 (1878), ab Seite: 43. (Quelle)
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Stadion von Thannhausen, Philipp Graf (k. k. General der Cavallerie, Maria Theresien-Ordensritter, geb. am 9. Mai 1799, gestorben zu Wien am 19. März 1868). Von der philippinischen Linie (Thannhausen). Sohn des [44] Grafen Emerich Joseph, aus dessen Ehe mit Charlotte Maria Anna Gräfin von der Leyen und Hohengeroldseck. Nachdem Philipp einige Jahre in der königlich bayerischen Armee als Officier gedient hatte, trat er 1823 als Lieutenant in das damalige k. k. 1. Kürassier-Regiment Kaiser Franz, wurde in diesem Oberlieutenant, dann 1830 als Capitänlieutenant[WS 1] ins Infanterie-Regiment Fürst Alois Liechtenstein Nr. 12 übersetzt, und zugleich Adjutant bei dem Regiments-Inhaber, in welcher Stellung er bis zu dessen im November 1833 erfolgten Ableben verblieb, und in der Zwischenzeit zum wirklichen Hauptmann vorgerückt war. Anfangs 1834 wurde er als Escadrons-Commandant in das 1. Uhlanen-Regiment, damals Herzog von Coburg, übersetzt., 1839 zum Major und Flügeladjutanten Seiner Majestät des Kaisers Ferdinand befördert, in dieser Anstellung 1842 Oberstlieutenant, 1845 Oberst bei Schwarzenberg-Uhlanen Nr. 2, und Dienstkämmerer des Kaisers. Im Jänner 1849 wurde Graf S. General-Major und Truppen-Brigadier bei der Armee des Feldmarschalls Grafen Radetzky in Italien, mit 26. October 1852 Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär bei dem 8. Armee-Corps, 1856 Commandant des 5. Armee-Corps. Seit 1835 zweiter Inhaber des Dragoner-Regimentes Erzherzog Johann Nr. 1, nachmals 9. Kürassier-Regiment, wurde er nach dem Tode des Erzherzogs, 1859 dessen erster Inhaber. 1863 trat er mit dem Charakter eines Generals der Cavallerie aus der Activität, und verlebte die letzten Jahre theils zu Abfaltern bei Salzburg, theils in Wien. Seit 1835 hatte er die Ordensgelübde des Deutschen Ordens abgelegt und bekleidete seit 1867 die Würde des Land-Comthurs der deutschen Ordensballey Oesterreich. Als Escadrons-Commandant in der Zeit des langen Friedens hatte sich Philipp Stadion durch die Ausbildung seiner Schwadron in der Reiterei, Packung und Zäumung, sowie in allen übrigen Zweigen des Dienstes, so bemerkbar gemacht, daß er 1837 in einem hofkriegsräthlichen Rescript, sowie im großen Armee-Befehle eine öffentliche Belobung, eine in jener Zeit sehr seltene Auszeichnung, erhielt. Gleich bei Beginn des italienischen Krieges 1848, erbat sich Graf Philipp Stadion, damals als Dienstkämmerer bei Seiner Majestät dem Kaiser Ferdinand, die Allerhöchste Bewilligung, als Volontär jenen Feldzug mitmachen zu dürfen, und stellte sich, in seiner Charge als Oberst dem Feldmarschall Grafen Radetzky zur Disposition. Nach der Schlacht von Custozza (25. Juli 1848), wurde Stadion mit der Führung einer Streifcolonne, bestehend aus einer Escadron von Erzherzog Karl-Uhlanen. und einer Escadron von Radetzky-Huszaren betraut, und zur Verfolgung des geschlagenen Feindes entsendet. Bei Sei Vie stieß er am 26. auf den in voller Flucht begriffenen Feind, dem er 25 Gefangene abnahm, und mit dem geringen eigenen Verluste von zwei verwundeten Pferden gegen 8 Uhr Früh in Valeggio einrückte. In der Relation der Gefechts-Epoche vom 13. Juni bis 9. August wird Graf S. rühmlich erwähnt. Im kurzen, aber siegreichen Feldzuge des Jahres 1849 commandirte Graf Philipp Stadion, mittlerweile zum General befördert, eine Brigade im zweiten, von dem Feldzeugmeister Baron D’Aspre commandirten Armee-Corps. Bei dessen in drei Colonnen erfolgtem Angriffe auf Mortara führte Stadion [45] die Colonne der linken Flanke, wo er nebst dem Feinde auch mit Terrain-Hindernissen zu kämpfen hatte. In der Schlacht bei Novarra am 23. März gegen Mittags gerieth er links von der Heeresstraße mit seiner Brigade, aus Bataillonen der Regimenter Franz Karl, Gyulay und Paumgarten, dem 11. Jägerbataillon, einer Raketen-[WS 2] und einer Sechspfünder-Batterie bestehend, in einen hartnäckigen, mehrere Stunden dauernden heftigen Kampf; in welchem er wiederholt an der Spitze seiner Braven stürmte, bis er einen Schuß in die Brust erhielt, der ihn nöthigte, den Kampfplatz zu verlassen. In Folge seiner wiederholten Verdienste in den beiden Feldzugsjahren 1848 und 1849 erhielt Philipp Stadion das Commandeurkreuz des Leopoldordens, der eisernen Krone II. Classe, das Militär-Verdienstkreuz, und 1856 die geheime Rathswürde. Als Commandant des 5. Armee-Corps wirkte er im Feldzuge 1859 gegen die Franco-Sarden, leistete am 20. Mai im Treffen bei Montebello der französischen Uebermacht lange den tapfersten Widerstand, bis er durch deren nachrückende Verstärkungen zum Rückzuge gegen den Brückenkopf von Vaccarizza bewogen wurde. Am 23. Juni besetzte er mit seinem Corps den Ort Solferino, welcher der Entscheidungspunkt der Tags darauf dort gelieferten Schlacht wurde, in Folge dessen das 5. Armee-Corps die schwierigste Aufgabe und die hartnäckigsten Kämpfe zu bestehen hatte. Seine Majestät der Kaiser verliehen dem Grafen Stadion in Anerkennung seiner in diesem Feldzuge erworbenen Verdienste den Orden der eisernen Krone I. Classe mit Kriegsdecoration; mit Armeebefehl ddo. 21. Mai 1860, Nr. 47, erhielt aber Feldmarschall-Lieutenant Graf Philipp Stadion „für sein sehr tapferes, erfolgreiches und umsichtiges Benehmen in der Schlacht bei Solferino“ nachträglich das Ritterkreuz des militärischen Maria Theresien-Ordens. Der Graf starb 69 Jahre alt, und wurde auf dem Matzleinsdorfer Friedhofe nächst der Schönbrunner Linie im eigenen Grabe bestattet. „Stadion’s Eigenschaften“, schreibt Graf Thürheim, sichern ihm als Soldat und als Mensch ein hochgeachtetes Andenken! Ein treuer Diener seines Kaisers, ein durch und durch ehrenhafter und ritterlicher Charakter, ein strenger, gerechter, doch stets humaner Vorgesetzter, ein tapferer Soldat, hatte er sich in jeder Lebenslage bewährt!“

Schneidawind (Franz Joseph), Feldmarschall Graf Radetzky (Augsburg, 1851), S. 475, 546, 547. – Schönhals Feldzeugmeister, Erinnerungen eines österreichischen Veteranen aus dem italienischen Kriege der Jahre 1848 und 1849 (Stuttgart 1852, 8°.), II. Bd., S. 195, 225, 226. – Thürheim (Andreas Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, F. B. Geitler, gr. 8°.) I. Bd. Die Kürassiere und Dragoner, S. 236, II. Bd., S. 130, III. Bd., S. 73, 95, 96.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Capitänlieutenannt.
  2. Vorlage: Raketten-.