BLKÖ:Stöckler, Emanuel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 39 (1879), ab Seite: 100. (Quelle) | |||
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Nagler über ihn ganz kurz, „daß er sich durch schöne landschaftliche Darstellungen bekannt und viele Studien in Mähren gemacht habe“. Noch weniger weiß das Müller-Klunzinger’sche Lexikon der „Künstler aller Zeiten und Völker“ über ihn zu sagen, da es ihn einen Wiener Maler der Gegenwart nennt, der besonders Aquarellansichten von Venedig und vom Bosporus in einem kräftigen Naturalismus und von überraschender Wirkung gemalt. Dies ist [101] Alles, was wir aus diesen beiden Werken erfahren. Stöckler vollendete an der Wiener Akademie der bildenden Künste das Studium des Landschaftsfaches unter Thomas Ender [Bd. IV, S. 41] und Mößmer [Bd. XVIII, S. 431]; auch begegnen wir seinen Arbeiten auf den Jahres-Ausstellungen der genannten Akademie seit dem Jahre 1838, wo der Künstler erst 19 Jahre zählte, mit nur seltenen Unterbrechungen bis zum Jahre 1852 und von diesem Jahre ab bis 1869 in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins. Um die Mitte der Vierziger-Jahre unternahm er, der Erste, welcher die engen Schranken unserer meist höchstens bis zu den Schweizeralpen, aber kaum darüber hinaus sich wagenden Landschaftsmaler durchbrach, eine längere Kunstreise in den Orient, aus welchem er, nachdem er auf seiner Heimreise noch in Bukarest einen längeren Halt gemacht und für den damals regierenden Fürsten der Walachei viel in Oel und Aquarell gemalt, im Jahre 1847 eine mit Studien reichgefüllte Mappe zurückbrachte. Nach seinen Bildern zu urtheilen, dehnte er seine Reisen über mehrere Kronländer Oesterreichs, wie Ungarn, Mähren, Dalmatien, nach der Schweiz, Italien. Montenegro aus und durchwanderte insbesondere Italien öfter und mit Vorliebe. Da er russischer Hofmaler ist, so liegt die Vermuthung nahe, daß er auf einer Reise nach Rußland seine Kunst in St. Petersburg erprobt habe. Im Künstlerhause zu Wien hatte er 1877 eine stattliche Folge von Aquarellen, theils Copien nach Tizian, Van Dyk und Romanino da Brescia, theils Originalaufnahmen kirchlicher Interieurs von Padua und Ravenna ausgestellt, welche sämmtlich für die Kaiserin von Rußland bestimmt waren. Im folgenden Jahre, 1878, lenkte der Künstler nach anderer Seite hin die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, und zwar durch eine nicht unbedeutende Schenkung, welche er aus dem Nachlasse seines Vetters dem k. k. Institute für österreichische Geschichtsforschung machte. Dieser sein Vetter ist der bekannte 1834 zu Wien verstorbene Sphragistiker und Kunstarchäolog Eduard Melly [Bd. XVII, S. 331], und der Nachlaß bestand in einer großen Siegelsammlung, einer reichhaltigen Bibliothek und aus theilweise noch ganz unbenütztem handschriftlichen und artistischen Material. Dabei ist zu bemerken, daß der Künstler diese Sammlungen nicht ererbt, sondern aus Pietät für Melly aus dessen Nachlasse um eine nicht unbeträchtliche Summe angekauft hat. Dadurch, daß diese Sammlung nicht zersplittert, sondern einer die Ausbildung vaterländischer Historiker so erfolgreich pflegenden Anstalt zugewendet wurde, hat sich der Künstler doppelt verdient gemacht. Die letzten Nachrichten über S. stammen aus einer Venetianer Correspondenz in der von Dr. Kábdebo herausgegebenen „Oesterreichischen Kunst-Chronik“, welcher zufolge er sich im December 1878 in Venedig befand, wo er das berühmte Gemälde von Tizian „Die Darstellung Mariä im Tempel“ in Originalgröße für einen Berliner Bankier copirte. Da wir aus einer Angabe der ausgestellten Werke dieses Malers, der früher einer der fleißigsten Aussteller war, ein ziemlich treues Bild seiner künstlerischen Thätigkeit und Richtung gewinnen, so lassen wir unten die Uebersicht jener seiner Gemälde folgen. Dabei aber drängt sich uns folgende Beobachtung auf. Der Künstler, der seit Jahren weder auf den Jahres-Ausstellungen der k. k. Akademie der [102] bildenden Künste, noch in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins unvertreten war, glänzt durch seine Abwesenheit nicht nur auf der dritten allgemeinen deutschen Kunstausstellung in Wien (September 1868) und der ersten, zweiten und dritten großen internationalen Kunstausstellung im Künstlerhause in Wien (April 1869, 1870 und 1871), sondern auch in der Kunsthalle der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. Von Stöckler’s Arbeiten waren zu sehen (Oe. bedeutet Oelbild, Aq. Aquarell): in den Jahres-Ausstellungen bei St. Anna, im Jahre 1838: „Dürnstein an der Donau“, Oe; – 1839: „Dona-Landschaft“, Oe.– „Mühle im Bielerthale bei Boskowitz in Mähren“, Oe.; – „Ruine Boskowitz in Mähren I.“, Oe. – 1840: „Cernobbia am Comersee“, Oe. – „Das Haslithal im Canton Bern“, Oe. – 1841: „Abendlandschaft“, Aqu.; – „Das Wetterhorn in der Schweiz“, Oe.; – 1842: „Das Haslithal im Berner Oberlande in der Schweiz“, Aq.; – „Isola bella im Lago maggiore“, Aqu.; – 1843: „Verenna am Comersee“, Aq.; – „Partie von Weissenkirchen in Niederösterreich“, Aq.; – „Ansicht von Luzern“, Oe.; – „Mühle in der Schweiz“, Oe.; – „Bregenz an dem Bodensee“, Oe.; – 1844: „Partie aus dem Städtchen Sillán in Ungarn“, Aq.; – „Zigeunergruppe“, Aq.; – „Löwenstein in Ungarn“, Oe.; – „Schloss Trencsin in Ungarn“, Oe.; – 1845: „Magadino am Lago maggiore, in der Ferne Locarno“, Oe.; – „Partie aus dem Haslithale mit dem Wetterhorn in der Schweiz“, Oe.; – 1846: „Ruine Boskowitz in Mähren II.“, Oe. (50 fl.); – „Sednitz in Ungarn“, Oe. (120 fl.); – 1848: „Türkisches Costüm“, 2 Aquarelle (beide Eigenthum des J. Gunkel); – „Türken am Beiramsfeste zu Smyrna“, Aq. (100 fl.); – „Der grosse Bazar zu Constantinopel“ (70 fl.); – „Die Platanen von Bujukdere am Bosporus“, Oe. (200 fl.); – 1850: „Aussicht auf Smyrna“, Oe. (300 fl.); – 1852: „Ansicht auf das schwarze Meer von der asiatischen Seite des Bosporus“, Oe. (200 fl.); – 1858: „Ueberfahrt von Venedig nach Chiozza“, Aq. (324 fl.); – „Verfolgte Schmuggler“, Aq. (200 fl.); das erstere der zwei letztgenannten Bilder war auch im nämlichen Jahre mit mehreren anderen Aquarellen des Künstlers in der Brera in Mailand ausgestellt, wo sie sämmtlich allgemeine Anerkennung fanden; nur war der Name des Künstlers im Katalog und in den Journalen zu Stockler entstellt; – in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1852, im April: „Duino bei Triest“, Oe. (350 fl.); – im September: „Eingang in den Dom zu Spalato“, Aq. (75 fl.); – 1853, im Jänner: „Aussicht auf Montenegro, den See von Scutari und Albanien“, Bleistiftzeichn. (40 fl.); – im Februar: „Perianik (Leibgarde) des Fürsten von Montenegro“, Aq. (40 fl.); – „Montenegriner“, Aq. (35 fl.); – „Der Woiwod von Montenegro“, Aq. (40 fl.); – im März: „Cattaro und die Berge von Montenegro“, Oe. (120 fl.; vom Kunstverein angekauft); – im December: „Antike Ruinen bei Sorrenta“, Aq. (130 fl.; von ebendemselben angekauft); – „Partie bei Capri“, Aq. (100 fl.); – „Partie bei Sorrento“. Aq. (80 fl.); – „Das österreichische Gesandtschaftshotel in Bujukdere in Constantinopel“ (40 fl.); – 1854, im Jänner: „Partie von Capri“. Aq. (90 fl.); – „Wasserfall bei Duare in Dalmatien“, Aq. (60 fl.); – im Februar: „Ruhende Schnitterin“, Aq. (60 fl.); – im Mai: „Ein Türke“, Aq. (40 fl.); – „Ausfahrt vom Bosporus ins schwarze Meer“, Aq. (35 fl.); – 1855 im Jänner: „Tophane in Constantinopel“, Oe. (300 fl.); – 1857, im Juni: „Zuschauer [103] bei der Regatta in Venedig“, Aq. (200 fl.); – 1858, im Februar: „Palast Rezzonico in Venedig“, Aq. (160 fl.); – „Eine Orientalin“, Aq. (200 fl.); – im März: „Ein Jäger in der Lagune“, Aq. (160 fl.); – „Byzantinisches Kreuz in der Kirche bei Carmiae in Venedig“, Aq. (160 fl.); – im April: „Die Rialtobrücke in Venedig“, Aq. (300 fl.); – im Mai: „Der Versucher“, Aq. (Eigenthum des Barons Horváth); – „Die Seufzerbrücke in Venedig“, Aq. (80 fl.); – „Griechisches Mädchen“, Aq. (160 fl.); – im Juni: „Kirchengängerinen. Motiv aus der Kirche ai Frari in Venedig“. Aq. (200 fl.); – „Canale grande in Venedig“, Aq. (150 fl.); – im September: „Partie aus der Kirche San Marco in Venedig. Der Altar von Sansovino“, Aq. (vom Kunstvereine angekauft; 100 fl.); – im November: „Eine Odaliske“. Aq. (25 Napoleonsd’or); – „Kosaken-Commandant von der Sundja-Linie im Kaukasus“, Aq. (25 Napoleonsd’or); – 1859, im Jänner: „Lesepult in S. Giorgio maggiore“, Aq. (100 fl.); – im Februar: „Rathhaus in Serravalle“, Aq. (100 fl.); – „Eine Gondel“, Aq. (130 fl.); – „Inneres der Marcuskirche“, Aq. (160 fl.); – im April: „Venetianisches Mädchen“. Aq. (60 fl.); – „Eine Zigeunerin“, Aq. (130 fl.); – „Leichenbegängniss auf der Insel San Michele“, Aq. (180 fl.; vom Kunstvereine angekauft); – im Mai: „Madonna della Salute in Venedig“, Aq. (120 fl.); – „Venetianischer Fischer“, Aq. (70 fl.); – im December: „Insel Ginderra und Giorgio Maggiore in Venedig“, Aq. (120 fl.); – „San Michele bei Venedig“, Aq. (50 fl.); – „Serravalle bei Venedig“, Aq. (90 fl.); – 1860, im Jänner: „Eine Venetianerin“. Aq. (60 fl.); – „Der Liebesbote“, Aq. (150 fl.); – im April; „Landschaft bei Aussee“, Aq. (250 fl.); – „Seebad Ostende“, Aq. (120 fl.); – „Sonntagsmorgen in Chioggia bei Venedig“. Aq. (100 fl.); – 1869, im Mai: „Aus Montenegro“, Oe. Stöckler zählt zu den ersten Aquarellisten der Gegenwart, er besitzt eine virtuose Aquarelltechnik. Mit einem überaus feinen Farbensinn verbindet er große Naturwahrheit; er ist ein kräftiger Naturalist, aber über allen seinen Aquarellen schwebt der Hauch der Poesie. Daher erfreuen sich auch seine Arbeiten großer Beliebtheit und wandern aus dem Ausstellungssaale in Privatbesitz. Mit einem seiner Aquarelle hat der Künstler auch das „Venetianische Album“ weiland der Frau Erzherzogin Sophie geschmückt. In der modernen Schule der k. k. Gemälde-Galerie im Belvedere ist Stöckler durch zwei Oelbilder, die schon erwähnte „Ansicht auf das schwarze Meer in der Umgegend von Constantinopel“ und das prächtige Architekturstück „Der Palast des Belisar in Constantinopel“, vertreten. Ein Bravourstück ist das Bild in Lebensgröße mit Wasserfarben, „eine Dame aus der Rococozeit“ darstellend. In jüngster Zeit erst (mit ah. Entschließung vom 7. Februar 1879) wurde der Künstler „in Anerkennung seines verdienstvollen gemeinnützigen Wirkens“ mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet.
Stöckler, Emanuel (Maler, geb. zu Nikolsburg in Mähren im Jahre 1819). Ueber das Leben dieses Künstlers sind nur sehr dürftige und unzusammenhängende Nachrichten vorhanden. Schon 1847 berichtet- Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVII, S. 386 [nennt ihn in einer zweizeiligen Notiz schon 1845 „einen jetzt lebenden Künstler, der durch schöne landschaftliche Darstellungen bekannt ist und viele Studien in Mähren gemacht hat“]. – Frankl (Ludwig August Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1847 [läßt ihn in Wien geboren sein]. – Engert (Erasmus von), Verzeichniß der Gemälde moderner Schule, welche zur k. k. Gemälde-Galerie im Belvedere zu Wien gehören (Wien 1871, C. Gerold’s Sohn, 8°.) S. 36 [nennt ihn Emil statt Emanuel]. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie [104] der bildenden Künste bei St. Anna in Wien (8°.) 1838–1846, 1848, 1850 und 1852. – Monats-Verzeichnisse der Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins (Wien, 8°.) 1852, April und September; 1853, Jänner, Februar und März; 1854, Jänner, Februar und Mai; 1855, Jänner; 1857, Juni; 1858, Februar, März, April, Mai, Juni, September und November; 1859, Jänner, Februar, April, Mai und December; 1860, Jänner und April; 1869, Mai.