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BLKÖ:Tedeschi, Marcus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tedeschi, Prosper
Band: 43 (1881), ab Seite: 174. (Quelle)
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Tedeschi, Marcus (Ober-Rabbiner in Triest, geb. zu Piovà in Montferrat 1817, gest. in Triest am 20. December 1869). Unter unmittelbarer Leitung seines Vaters Felix, welcher gleichfalls Rabbiner war, studirte er in dem damals berühmten Collegio Foa, und als nach 1848 auch für die Israeliten in Piemont bessere Tage anbrachen, erwarb er sich das Diplom eines Professors der schönen Wissenschaften. Nachdem ihm noch der Ober-Rabbiner Cantoni die Rabbinatswürde zuerkannt hatte, bekleidete er dieselbe zunächst in Nizza, dann folgeweise in Montferrat, Saluzzo und Asti. Von letzterem Orte berief ihn die israelitische Gemeinde in Triest, bei welcher er auch bis an sein Lebensende verharrte. Diese Berufung nach Triest, wo vor ihm Männer wie Formiggini, Levi, Cologna und zuletzt Treves als Ober-Rabbiner gewirkt hatten, war in Folge des Rufes seiner seltenen Rednergabe an ihn ergangen. In der That zählte er zu den bedeutendsten Homileten. Dabei ein vortrefflicher Sänger, vertrat er das oberste Kirchenamt der israelitischen Gemeinde Triests in musterhafter Weise. Nicht minder in den talmudischen Wissenschaften als in der classischen Literatur gründlich gebildet, unterhielt er mit den gelehrtesten Rabbinern des Continents eine ausgebreitete Correspondenz, in welcher oft die wichtigsten Streitfragen des mosaischen Glaubens verhandelt und der entsprechenden Entscheidung zugeführt wurden. Viel that [175] er für die Armen seiner Gemeinde, nicht nur, indem er sie unmittelbar unterstützte, sondern auch durch Förderung humanistischer Vereine und Anstalten, unter denen vor allen das israelitische Kinderasyl genannt sei, das er trotz der zahllosen Hindernisse, die seinem Unternehmen sich entgegenstellten, ins Leben rief. Auch als Curator des Institutes Gentilomo für alte und gebrechliche Juden war er in ersprießlichster Weise thätig. Im Druck sind von seinen Arbeiten einige Fest- und Gelegenheitsreden. unter letzteren jene auf S. D. Luzzotto [Bd. XVI, S. 178] erschienen. Auch gab er eine italienische Uebersetzung des französischen Gebetbuchs „אמר׳לכ‎“ mit vielen Zusätzen und Gebeten heraus, wovon binnen Kurzem eine zweite Auflage erscheinen mußte. Besonders ist dieses Werk bei den Judenfrauen Triests beliebt.

Il Corriere Israelitico (Trieste, 8°.). Herausgegeben von Curiel. 1869, S. 243 bis 261. [Nekrolog von Dr. Formiggini, Gedächtnißrede von A. Castelfranco und Bericht über die Leichenfeier.]