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BLKÖ:Winterhalter, Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 57 (1889), ab Seite: 82. (Quelle)
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Winterhalter, Johann (Historienmaler, geb. zu Föhrenbach im Schwarzwalde am 17. Jänner 1743, gest. in Znaim am 17. Jänner 1807). Sein Vater Michael, ein Bruder des berühmten Bildhauers Joseph Winterhalter [siehe die besondere Biographie S. 84] war auch Bildhauer seines Zeichens, und unser Künstler erscheint öfters mit dem gleichen Taufnamen Joseph. Als er seinen Vater durch den Tod verloren hatte, nahm ihn der Oheim Joseph an Kindesstatt an und unterwies ihn, da er selbst ein gewandter Zeichner und Maler war, in den ersten Elementen der Kunst. Unter dieser Leitung zeichnete der Neffe nach Modellen von Gyps, nach guten Kupferstichen und nach der Natur. Weiteren Unterricht genoß er von den Malern Maulbertsch, Troger, Palko, so daß er eine für die damalige Zeit ganz tüchtige Ausbildung in seiner Kunst erlangte. Als er nun an eigenes [83] Schaffen ging, so fanden sich auch alsbald Aufträge von den verschiedensten Seiten. Seinen bleibenden Aufenthalt hatte er dann in Znaim genommen, und von da aus kam er den zahllosen Bestellungen nach, die an ihn von Kirchen und Klöstern Mährens ergingen. Es möchte wohl kaum ein anderer Künstler durch so viel Arbeiten in diesem Lande vertreten sein wie Winterhalter. Wolny in seiner „Kirchlichen Topographie Mährens“ zählt die in den verschiedenen Kirchen des Landes vorhandenen Gemälde unseres Künstlers auf, welche wir, da sie in den vielen Bänden des genannten Werkes zerstreut und schwer zu finden sind, dahier nach den Kreisen zusammengestellt folgen lassen. Im Znaimer Kreise: zu Znaim zwei Altarblätter: „Der h. Vincenz“ und „Der h. Franciscus Seraphicus“; – zu Kaltendorf die Fresken in der Pfarrkirche; – zu Rausenbruck in der St. Georgskirche zwei Altarblätter;– in Urbau ein Altarblatt: „Der h. Johannes der Täufer“; – zu Butsch in der Kirche Mariä Verkündigung zwei Altarblätter; – in Luggau ein Altarblatt: „Der h. Aegidius“; – zu Schiltern in der St. Georgskirche ein Altarblatt: „Der h. Johann von Nepomuk“; – zu Froschau in der St. Clemenskirche ein Altarbild; – zu Jamnitz in der St. Veitskirche ein Altarblatt; – in Schattau mehrere Altarblätter; – zu Naschetitz in der Kirche zur schmerzhaften Mutter Gottes die Altarblätter; – zu Klein Tajax in der St. Veitskirche zwei Altarblätter; – zu Waltrowitz in der Ortskirche die Altarblätter; – zu Krumau in der Pfarrkirche Allerheiligen zwei Altarblätter; – zu Taswitz die Fresken in der Pfarrei; –zu Eibenschütz in der Kirche Mariä Himmelfahrt das Hochaltarblatt; – in Kirschau das Altarbild: „Der heilige Jacob“; – in Prosmeritz die Fresken der Capelle; – in Lechwitz die Fresken der dortigen Kirche; – zu Groß-Olkowitz in der Kirche Mariä Himmelfahrt das Hochaltarbild; – zu Mühlfraun in der Heilandskirche drei Altarblätter; – zu Pöltenberg die schönen Fresken in der Kirche und zwei Altarblätter; – zu Ober-Kaunitz in der St. Michaelskirche zwei Seitenaltarblätter; – zu Biskupitz in der St. Martinskirche das Hochaltarblatt;– zu Bisarowitz in der h. Dreifaltigkeitskirche die Altarblätter; – in Stignitz die Fresken in der Kirche. Im Brünner Kreise: zu Brünn in der St. Thomaskirche das Hochaltarblatt: „Der ungläubige Thomas vor dem Heiland“; – die Fresken des Rathhaus- und die des Redoutensaales; – die Fresken der Decke in der Stiftskirche, welche von besonderer Schönheit sind; – zu Dürnholz in der Ortskirche die Altarblätter; – zu Raigern die Fresken im Schiffe der Stiftskirche und zwei Altarblätter; – zu Rzesnowitz in der Ortskirche ein Altarblatt: „Der h. Petrus“; – in Obrowitz ein Altarblatt: „Die h. Anna und der h. Joachim“; – zu Klentitz in der Ortskirche das Hochaltarblatt; – zu Neßlowitz in der Pfarrkirche das Hochaltarblatt; – zu Gurein in der h. Kreuzkirche die Altarbilder. Im Iglauer Kreise: zu Datschitz in der Pfarrkirche drei Altäre mit Fresken; – in Radostin das Hochaltarblatt mit drei Seitenaltären; – zu Rudikau in der Ortskirche drei Altarblätter; – in Pirnitz zwei Seitenaltarblätter; – in Ober-Dobrau das Hochaltarbild: „Die hh. Petrus und Paulus“. Im Olmützer Kreise: zu Eisenberg in der Pfarrkirche die Seitenaltarbilder; – in Sternberg zwei Seitenaltarbilder: „Der h. Augustin“ und „Der h. Johann von Nepomuk“. In Oesterreich unter der Enns: die [84] Fresken in der Bibliothek des Prämonstratenserstiftes Gerus; – zu Gamny in der Jesuitenresidenz die Fresken in den Gemächern. Winterhalter, von Natur mit künstlerischen Anlagen reich begabt, hat auch durch seine Lehrmeister, namentlich durch seinen Oheim, den Bildhauer, und durch Maulbertsch sein Talent tüchtig entwickelt, und seine Bilder überragen durch Zeichnung, Gruppirung und Farbe weit die in den Landkirchen befindlichen gewöhnlichen Gemälde, welche, da die Mittel der Gemeinden nicht eben zu groß sind, meist von untergeordneten Malern ausgeführt zu werden pflegen. Winterhalter’s Bilder, ebenso die Oelgemälde, wie die Fresken, werden von Kennern als in jeder Beziehung vortrefflich bezeichnet, und viele seiner Arbeiten sind denen seines Meisters Maulbertsch so ähnlich, daß sie für Werke desselben gehalten werden. Sehr täuschend malte er Architectur und Statuen Grau in Grau. Auch Miniaturen von seiner Hand sind vorhanden, und in der Sammlung, welche der kunstsinnige Franz Joseph Graf Sternberg-Manderscheid zu Stande gebracht, befanden sich mehrere Handzeichnungen Winterhalter’s religiösen Gegenstandes, welche trotz ihrer manierirten Composition geistreich aufgefaßt sind und einen nicht gewöhnlichen künstlerischen Geist verrathen

Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Anton Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. III, S. 142. – Meusel (Joh. Georg). Archiv für Künstler... (Dresden 1803) Bd. II, S. 70 u. f. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XXI, S. 70 u. f. – Wolny (Gregor P). Kirchliche Topographie von Mähren, vgl. den Generalindex S. 34. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1825, S. 666 2. Sp., S. 668 1. Sp.