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Baumkänguruhs

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Textdaten
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Autor: Paul Matschie
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Titel: Baumkänguruhs
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 253, 260
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[253]

Baumkänguruhs.
Nach dem Leben gezeichnet von W. Kuhnert.

[260] Baumkänguruhs. (Zu dem Bilde S. 253.) Brehm sagt: „Alle Beobachter stimmen darin überein, daß man sich keine merkwürdigere Erscheinung denken kann als ein Baumkänguruh, welches sich lustig auf den Zweigen bewegt und fast alle Kletterkünste zeigt, die in der Klasse der Säugetiere überhaupt beobachtet werden.“ Als ich im vergangenen Sommer zum erstenmal Baumkänguruhs sah – es war im Londoner Zoologischen Garten – da konnte ich meine Augen lange Zeit nicht abwenden von dem seltsamen Anblick, den die hoch oben in den Aesten herumhüpfenden, schweren, großen Tiere mir darboten. Es waren Känguruhs, in der äußeren Erscheinung sehr wenig von den allbekannten Känguruhs verschieden, und doch wirkten sie eigentümlich und fremdartig. Man ist eben gewohnt, Känguruhs auf flacher Erde sich bewegen zu sehen, und würde ebenso erstaunt sein, wenn ein Hase sich die Kronen der Bäume zum Tummelplatz wählte. Dem eifrigen Direktor des Berliner Zoologischen Gartens, Herrn Dr. L. Heck, gelang es, einige dieser seltenen Tiere zu erwerben. Seit längerer Zeit leben sie in einem für diesen Zweck hergerichteten Käfig des neuen Affenhauses, und die Aufmerksamkeit der Besucher teilt sich zwischen ihnen und dem Orang. Es sind im allgemeinen recht langweilige, schläfrige Gesellen, und man muß schon längere Zeit seinen Beobachtungsposten vor dem Käfig festhalten, wenn man sie in Bewegung sehen will. Gegen Abend werden sie munter; dann hüpfen sie von Ast zu Ast und klettern an den Baumstämmen in die Höhe, indem sie mit den Vorderbeinen den Stamm umklammern und mit den Hinterbeinen in der Rinde Halt suchen. Rüben, Kartoffeln und Reis bilden die Hauptbestandteile ihrer Nahrung in der Gefangenschaft. Die Berliner Exemplare haben einen besonderen wissenschaftlichen Wert deswegen, weil sie einer erst vor neun Jahren entdeckten Art, Dendrolagus Bennettianus, angehören, welche das nördliche Queensland in Australien bewohnt.

Ueber das Leben der Baumkänguruhs sind nur sehr unvollkommene Nachrichten bekannt. Man weiß nicht einmal recht, was sie in der Freiheit fressen. Wahrscheinlich ernähren sie sich von Früchten, jungen Knospen, vielleicht auch von zarten Zweigen und Blättern. Sie sollen eine bestimmte Baumart mit Vorliebe besteigen, verbringen den Tag still in den höchsten Spitzen der Bäume und steigen in der Nacht häufig auf den Boden herab. Man jagt sie wegen ihres vorzüglichen Fleisches, und zwar mit Dingohunden. Sobald der Hund die Spur eines Baumkänguruhs bis dahin verfolgt hat, wo dasselbe aufgebäumt ist, kann man mit ziemlicher Sicherheit auf eine ergiebige Jagd rechnen; denn gewöhnlich sitzen auf einem Baume mehrere in tiefem Schlaf. Ein Eingeborener steigt dann hinauf, erfaßt den langen Schwanz des Tieres und erschlägt es mit einer Keule oder er jagt es hinunter auf die Erde, wo es von den Hunden gefaßt wird. Auf unserer Abbildung geben namentlich die im Hintergrunde gezeichneten Tiere ein gutes Bild von den eigentümlichen Stellungen, welche diese merkwürdigen Springbeutler einnehmen. P. Matschie.