Beim Rheinwein
Vom Flaschenhaupt den Pfropfen fort
Und vom Humor den Zügel!
Frau Musika, sie geb’ dem Wort
Die leichten, flinken Flügel,
Und auf des Liedes Schwingen steig’
Das Herz zu dieser Stunde
Hoch in der Freude Sonnenreich
In lust’ger Zecherrunde.
Und haben wir kein Flügelpaar,
Das trägt bis zu den Sternen –
Vom Schmetterling, nicht nur vom Aar,
Läßt fliegen auch sich lernen.
Der Falter soll uns Lehrer sein,
Der Sorgen gift’ge Nattern,
Des Lebens Staub und Dorn und Stein
Beim Wein zu überflattern. –
Jung Röslein frisch, jung Röslein roth,
Du schönster Maigedanke,
Du bietest uns das Himmelsbrod
Zum duft’gen Himmelstranke.
Du holdes Kind der Frühlingsflur,
Laß scherzen uns und kosen!
Es brechen nicht, es küssen nur
Die Falter sacht die Rosen.
Vom Thaukelch trinkt der Schmetterling;
Die Römer uns gebühren –
Schon ziert des Bechers blanken Ring
Ein Kranz von Perlenschnüren.
Wir schlürfen sie, und jeder Druck
Fällt von der Brust uns leise;
Es zieht der Geist in solchem Schmuck
In sel’ge Götterkreise.
Die Götter trinken Brüderschaft
Mit uns, den Erdensöhnen,
Und hellen Klangs, mit voller Kraft
Soll unser Sang ertönen:
Im gold’nen Wein ist Sonnenschein –
Da ist das rechte Leben;
Gesegnet sei der Vater Rhein,
Gesegnet seine Reben!