Belohnung von Schulkindern für gute Blumenpflege
[668] Belohnung von Schulkindern für gute Blumenpflege. (Zu dem Bilde S. 649.) Ein schönes Ziel, freundlichen Blumengruß in die öden Häusermassen der Großstadt zu tragen! Auch das kargste Stübchen mutet heimlicher an, steht auf dem Fensterbrett ein blühender Nelken- oder Geranienstrauch, auch der schmalste Bodenstreifen an Haus- oder Mauerrand kann oft noch zu einer augen- und herzerquickenden Farbenquelle umgeschaffen werden. Nur muß der Bewohner von Haus und Stube ein bißchen mit den Blumen umzugehen verstehen, und woher soll diese Kenntnis kommen in Familien, die durch ganze Geschlechterfolgen hindurch nur im steinernen Meer der Großstadt gelebt haben? Da geht die Kunde von der Blumenpflege verloren und mit der Kunde auch der Sinn für den stillen erfrischenden Reiz, der von solchen blühenden Haus- und Stubengenossen ausströmt.
Der ersterbenden Neigung zur Blumenpflege aufzuhelfen, den verlorenen Sinn dafür wieder zu wecken, die abhanden gekommene Kenntnis neu zu verbreiten, haben einige wohlthätige Vereine in der Umgebung Berlins sich zum Ziele gesetzt. Auch in Frankfurt a. M. sind die Allgemeine Lehrerversammlung und due Gartenbaugesellschaft gemeinsam in derselben Richtung vorgegangen. Sie wenden sich an den Teil der großstädtischen Bevölkerung, dessen man am besten habhaft werden kann, an die Schuljugend. Jedes Frühjahr werden an eine große Anzahl Kinder gleichartige Pfänzchen ausgeteilt, gewöhnlich an je ein Kind zwei Exemplare verschiedener Sorte; dazu kommt eine zweckmäßige Belehrung über die Art der Behandlung. Ist der Sommer vorüber, so versammelt sich die ganze kleine Gesellschaft wieder und bringt die Ergebnisse ihrer Pflegethätigkeit mit, worauf die Veranstalter darüber zu Gericht sitzen und entscheiden, wer seine Sache am besten gemacht hat. Die glücklichen Sieger im edlen Wettstreit erhalten kleine Geldbelohnungen, die andern dürfen wenigstens ihre Stöckchen als Eigentum behalten. Mit einer Ansprache, worin den Kindern die Liebe zu den Pflanzen noch einmal recht ans Herz gelegt wird, schließt die Feier. Die schöne Sitte ist wohl wert, aller Orten Nachahmung zu finden.