Bericht des Herrn von Richthofen über die Provinz Hu-nan

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Autor: Wilhelm David Koner
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Titel: Bericht des Herrn von Richthofen über die Provinz Hu-nan.
Untertitel:
aus: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. S. 331–339
Herausgeber: Wilhelm David Koner
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Dietrich Reimer
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Scans auf Commons Google
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[331]
Bericht des Herrn v. Richthofen über die Provinz Hu-nan.

Wir lassen nunmehr einen Auszug aus dem Berichte des Herrn v. Richthofen über seinen Besuch der Provinz Hu-nan folgen, welchen wir der „Overland China Mail“ vom 14. April 1870 entnommen haben.

[332] Am 1. Januar brach Herr v. Richthofen von Canton auf. Seine Reise begann zuerst auf dem Canton North River bis Schan-schan-fu und dann auf dem Wu-shui, einem westlichen Zufluß des ersteren, bis I-schang-hien, welches auf der Grenze der Provinz Hu-nan liegt. Der Fluß durchbricht in engen Felspässen nach einander drei Gebirgsketten von 2–3000 Fuß, welche in der Richtung von WSW. nach ONO. streichen und deren erstere nördlich von Tsing-yen-hien, deren dritte nördlich von Lo-schang-hien liegt. Diese drei Gebirgszüge werden von niedrigen, in gleicher Richtung streichenden Hügelketten getrennt, welche kleine fruchtbare Ebenen umschließen. Zwischen der zweiten und dritten Gebirgskette liegt die Stadt Schan-Schan-fu, bei welcher sich ausgedehnte Kohlenminen befinden, die, obgleich schon längst bekannt, doch bis jetzt nur wenig beachtet worden sind. Dieser wichtige Handelsplatz liegt am Zusammenfluß zweier Flüsse, von denen der eine vom Meiling-Paß her kommt und die Handelsstraße in die Provinz Kuang-si bildet, während der andere in der Provinz Hu-nan entspringt und den Handel zwischen Canton und einem großen Theile von West- und Central-China vermittelt. In Bezug auf die Provinz Hu-nan bestätigt Herr v. Richthofen, daß der Flächeninhalt derselben, übereinstimmend mit den chinesischen Nachrichten, 62,000 □Meilen betrage. Vier Flüsse bewässern dieselbe, welche in den Thung-thung-See münden, nämlich der Siang, Tsü, Yuen und Ling. Der Siang-kiang bildet mit seinen zahlreichen Nebenflüssen, welche ein Flußgebiet von 28,800 geogr. Meilen umfassen, die Verbindung mit den Provinzen Kiang-si und Kuang-tung. Der[WS 1] Tsü-kiang mit einem Flußgebiet von 7500 geogr. Meilen ist wegen seiner vielen Felsenriffe nur für ganz kleine Fahrzeuge befahrbar, der Yuen-kiang aber, obgleich breit und mit vielen Nebenflüssen, wegen seiner zahlreichen Stromschnellen gefährlich zu befahren; letzterer gehört in seinem Oberlaufe zur Provinz Kuei-tschëu, sein Stromgebiet umfaßt 26,100 geogr. Meilen; der Ling-kiang endlich ist nur im untersten Laufe schiffbar; sein Bassin beträgt 6000 geogr. Meilen und ist dadurch von Bedeutsamkeit, daß innerhalb desselben sich die Thee-Districte von Ho-fung-chau befinden, welche jedoch schon der Provinz Hu-pe angehören.

Einer der Haupthandelsplätze China’s ist Siang-tan, deren Einwohnerzahl sich auf 1 Million belaufen soll. Die Stadt erstreckt sich ungefähr 3 Miles längs des linken Ufers des Siang-kiang, an dem sich ein Wald von Masten der hier ankernden Fahrzeuge erhebt. Ihre Tiefe vom Flusse aus soll 5 Li betragen. Sie besteht fast ganz aus Vorstädten, welche der Sitz des Handels sind; die Stadtmauern umschließen die Yamens, jedoch wird innerhalb derselben kein großer Handel getrieben. Die Stadt ist größer als Schang-scha-fu, und bevölkerter, [333] obgleich die letztere einen größeren in ihren Mauern eingeschlossenen Raum enthält. Die dritte in der Reihenfolge unter den Städten von Hu-nan ist Schang-te-fu. Obgleich ein bedeutender Handelsplatz, soll sie doch Siang-tan beträchtlich an Größe, Bevölkerung und Handels-Wichtigkeit nachstehen. Außer einigen Districten am Liang-kiang beherrscht sie den Handel des Yuen-kiang, welcher mit dem Siang-kiang in Betreff der Ausdehnung der Verzweigungen und des Becken-Areals rivalisirt; aber die Wichtigkeit dieses Flusses steht keineswegs im Verhältniß zu der Größe seines Beckens, und er beherrscht keine Straßen, welche in viel consumirende oder producirende Gegenden führen, mit Ausnahme der nach Szechuen. Jedoch ist die Straße von Fuchau (Szechuen) nach Schang-te-fu (Hu-nan) nur ein Theil der Transit-Straße fast aller derjenigen Güter, welche dieselbe passiren; die meisten von ihnen werden nach Siang-tan dirigirt, ehe sie an den Plätzen ihrer endlichen Bestimmung zur Vertheilung kommen. Außer diesen verschiedenen Ursachen, welche für die Wichtigkeit von Siang-tan sprechen, dürfte die Productenliste zeigen, daß fast alle werthvollen Ausfuhr-Artikel von Hu-nan aus der östlichen Hälfte der Provinz stammen.

In Verbindung hiermit ist noch zu erwähnen, daß das Hauptgeschäft von Siang-tan das Bankgeschäft ist. Und wenn man die Lage von Siang-tan als ein Verbindungsmittel des Handelsverkehrs zwischen dem größeren Theile von West- und Central-China mit den südlichen Provinzen ansieht, so ist es in der That offenbar, daß es keinen gleich günstig gelegenen Platz giebt, um die finanziellen Angelegenheiten sogar zwischen entfernten Theilen des Kaiserreiches zu controliren. Das Geschäft ist hier ebenfalls hauptsächlich in den Händen der Schansi-Leute, neben einigen von Schan-tung und Chili.

Was die Bodenbildung betrifft, so stellt sich Hu-nan als ein Hügelland dar; es enthält jedoch keine zusammenhängenden Ketten hoher Gebirge im Verhältniß zum Haupt-Niveau des Landes. Das Areal des Alluvial-Bodens ist sehr beschränkt. Bei Lai-yang und Hang-schau-fu finden sich einige wenige Quadrat-Meilen fruchtbaren Landes, welche Reis und andere Kornfrüchte, Hanf und Tabak hervorbringen. Auch sind einige Hügel mit Pflanzungen der Thee-Oel-Staude und Thee bedeckt, so daß für den Ackerbau wenig Raum übrig bleibt. Nördlich von Hang-schau sind die Gebirge höher, als im südlichen Theile; zu diesen gehört Hang-schan, eins der fünf heiligen Gebirge China’s, welches ungefähr 3000 Fuß hoch ist. Granit findet sich an einigen wenigen Stellen, und wird nach den Niederlanden ausgeführt.

Herr v. Richthofen spricht alsdann von den Erzeugnissen der Provinz. Die Ausfuhr, sagt er, besteht hauptsächlich in Rohproducten. [334] Rohe vegetabilische Producte werden in sehr geringer Quantität ausgeführt, und die Ausfuhr von animalischen Producten ist Null. Hu-nan bringt keine Seide, sehr wenig Zucker und sehr wenig Opium hervor. Der Thee ist ihr Haupt-Ausfuhr-Artikel; der, welcher nach Han-kow geschickt wird, wird in Lilin-hien, Liu-yang-hien, Ping-kiang-hien, Siang-kiang-hien, Sinhwa-hien und ’Nganhwa-hien producirt. Ping-kiang bringt die größte und ’Nanghwa die beste Qualität hervor. Ein anderer District ist Ki-yang-hien, von wo der Thee nach Han-kow und Canton geschickt wird, während der aus der Gegend, welche an die Provinz Kuang-tung grenzt, sämmtlich nach Canton geht. Hanf wird nach Fu-schan-hien bei Canton ausgeführt. Der beste, welcher im District Ping-kiang wächst, soll mit Tls. 10 per Picul bezahlt werden. Baumwolle wächst in für den Landconsum nicht ausreichender Menge, aber die Provinz Hu-pe liefert genug um eine gute Ausfuhr nach Szechuen, neben einer Rück-Ausfuhr von Hu-pe-Baumwolle zu gestatten. Der Preis ist 16–19 Tls. Reis wird in guten Jahren in großer Menge nach Han-kow und dem unteren Yangtse ausgeführt. Der Preis ist gegenwärtig von 2000–2700 Cash per Picul; dies ist jedoch ungefähr das Doppelte des gewöhnlichen Preises, und in diesem Jahre ist mehr ausgeführt als gewöhnlich. Papier ist das einzige Fabrikat, welches ausgeführt wird, und nur die gewöhnlicheren Arten von gelbem Opferpapier werden angefertigt. Schreib-Papier muß von Fu-kian eingeführt werden. Tabak von geringerem Geschmack wird nach Kuang-tung und Han-kow geschickt, aber bessere Sorten werden von Fu-kian eingeführt. Thee-Oel wird in großen Quantitäten zubereitet und nach Canton ausgeführt.

Das wichtigste Mineral-Product ist die Kohle. Das ganze südöstliche Hu-nan kann ein einziges großes Kohlenlager genannt werden, das größte, ohne Ausnahme, welches von dem Reisenden in China beobachtet wurde. Das ganze Areal desselben umfaßt ungefähr 16,200 geogr. □Meilen (= 21,700 Statute □Miles). Unglücklicherweise jedoch ist ein großer Theil dieses Areals mit Sedimenten von mehreren tausend Fuß Dicke bedeckt, von neuerem Ursprung, als die Kohlen-Formation, während nur ein kleiner Theil von dem älteren Gestein eingenommen wird. Das Kohlenfeld muß in zwei beinahe gleiche Theile zerlegt werden, der eine, das Kohlenfeld des Lui-Flusses, welches Anthracit, und der andere, das des Siang-Flusses, welches bituminöse Kohle enthält. Die südlichsten Minen des Lui-Fluß-Kohlen-Lagers findet man schon an den Hauptzweigen des Canton North River bei I-schang-hien und Lin-wu-hien. Zunächst nach Norden folgt ein breiter Gürtel von Minen-Districten, bezeichnet durch folgende Plätze: Tschin-schau, Kwei-yang-hien, Kwei-tung-hien und Hing-ning-hien. Eine große Menge [335] Kohlen wird hier für den Lokal-Gebrauch gewonnen, aber fast keine ausgeführt. Sie ist von geringerer Qualität, sehr weich und bröcklich, obgleich ganz anthracit. Das wichtigste Lager befindet sich auf beiden Seiten des Lui-Flusses (Lui-ho), zwischen Yung-hing-hien und einige Meilen nördlich von Lui-yang-hien. „Die Kohlen-Formation ruht hier auf den Seiten einer Nord- und Süd-Kette, bestehend aus älteren Formationen, indem ihre Strata mit großer Regelmäßigkeit, ungefähr 45 Grad von dieser Kette auf beiden Seiten abweichen. Die Kohlenlager liegen in Gruppen und bei verschiedenem Niveau zwischen einer Reihe von Sandstein und Thonlagern, welche eine Gesammtstärke von wenigstens 5000 Fuß haben. Die geneigte Lage der Strata begünstigt die Aufdeckung der verschiedenen Kohlenlager und macht die Bergwerksarbeit ziemlich leicht. Die Lage ist nicht weniger vortheilhaft; viele Minen werden nahe am Ufer des Flusses und in geringer Entfernung von demselben bearbeitet. Alle Kohle in diesem District ist Anthracit. Nach Norden hinauf wird die Kohle qualitativ allmälig besser. An den Haupt-Verkaufs-Plätzen Lui-pa-ku, Tan-schau, Wang-i-kang, Tsing-sui-pu und Sz-mi-schau findet man guten Anthracit. Die beste jedoch wird aus einigen neuen Minen gewonnen, wenige Meilen östlich und nordöstlich von Lui-yang, gerade bevor die ganze Formation unter dem darüberliegenden rothen Sandstein verschwindet. Dieser letzte Theil des Kohlenlagers würde die Arbeit einer detailirten Prüfung wohl bezahlt machen, von der v. Richthofen jedoch zur Zeit durch falsche Vorstellungen, verbunden mit dem gerade herannahenden chinesischen Neujahr, abgehalten wurde. Der Charakter der Kohlen-Formation ist derselbe, wie weiter im Süden; die Kohle ist besser, jedoch sind die Minen kleiner, wahrscheinlich weil die Schwierigkeiten in der Art und Weise der chinesischen Bergwerksbearbeitung größer sind. Die Ueberlegenheit der nördlichsten Minen des Districtes ist besonders dem Umstande zuzuschreiben, daß die meiste Kohle aus den Minen in schönen, soliden Klumpen gewonnen wird.

Der Original-Preis der Lui-yang-Kohle ist 80–100 Cash per Picul (Tl. 0,8 u. Tl. 1 per Ton) für kleine und 140–160 Cash (Tls. 1. 4 zu Tls. 1. 6 per Ton) für Klumpen, an Bord des Bootes gebracht. Die Entfernung von Yung-hing bis Siang-tan zu Wasser beträgt 196 Meilen (1000 Hunan-li) und von hier bis Hankow 237 Meilen. Die Fracht ist merkwürdig billig. Sie beträgt für eine Ladung von über 400 Piculs von den Minen bis Siang-tan 30,000 Cash und von dort bis Hankow 36,000, zusammen 66,000 Cash für 400 Pikuls, oder 165 Cash per Picul, oder Tls. 1. 6. 5 per Ton von 16 Piculs für eine Entfernung von 433 geographischen Meilen. Nimmt man den Original-Preis von Klumpen zu 150 Cash per Picul an, so kann folglich der [336] beste Lui-yang-Anthracit in Hankow für etwas mehr als Tls. 3. 1. 5 niedergelegt werden. Transit-Zölle sind zu bezahlen, ausgenommen 16 Cash per Picul bei Yochau. Es scheint, daß wenige Minen in größerer Tiefe als 180–200 Fuß Senkung bearbeitet werden. Baron Richthofen erwartet zuversichtlich, daß tieferes Graben eine Verbesserung der Kohle nach der Richtung hin sichern würde, wo man derselben am meisten bedarf, nämlich in Bezug auf ihre größere Festigkeit. Das Land ist ausgezeichnet dazu passend die Minen durch Tunnels bis zur Tiefe von mehreren hundert Fuß zu leiten. Die Construction solcher Stollen in dem weichen Gestein des Landes und bei billiger Arbeit würde nicht kostspielig sein. Die Hauptbedingungen für einen ausgedehnten und billigen Bergwerksbetrieb sind also vorhanden, und sicherlich wird die Zeit kommen, wann der beste Anthracit in Lui-yang billiger verkauft werden wird, als man jetzt die gewöhnlichste Art Staubkohle bezahlt, welche mit Thon vermischt wird, um sie gebrauchen zu können.

Die Quantität Lui-yang-Kohle, welche heraufgefördert worden, ist schon bedeutend, und der Baron zählte mehr als 2000 Boote, mit durchschnittlicher Tragfähigkeit von 200 Piculs, die er auf dem Lui-ho in einer Entfernung von 90 Meilen von Yung-hing bis zu dem Zusammenflusse des Lui-ho und Siang-kiang traf. Ungefähr zwei Drittel der Ladungsboote tragen nach seiner Berechnung Kohlen. Aus diesen Daten folgert er, daß 150,000 Tons die geringste jährliche Kohlen-Ausfuhr auf dem Flusse sei.

Das Siang-Fluß-Kohlenlager ist älter als das des Lui-Flusses und die gewonnene Kohle ist bituminös. Der angeschlagene Werth dieser Kohle ist ein sehr geringer, und nur die Thatsache, daß bituminöse Kohle für solche Zwecke gebraucht werden kann, zu denen Anthracit nicht verwendet werden kann, sichert einen Markt für die hier erzeugte.

Das einzige Kohlenlager, außer diesem in Hu-nan, von welchem der Reisende Kenntniß erhielt, umfaßt Theile von Schin-schau-fu und Yuen-schau-fu, in der westlichen Hälfte der Provinz. Die Minen sollen dort nur in kleinem Maßstabe bearbeitet werden und nur kleine Kohle liefern; da aber die Lage dieser Kohlenfelder noch nicht genau angegeben werden kann, so mußte die Einzeichnung derselben auf der Karte noch einstweilen unterbleiben.

Eisenerz ist in Hu-nan spärlich vorhanden. Nur eine Gegend giebt es, wo bedeutende und reichliche Lager vorkommen, nämlich die Gegend um Tschin-schau, welche eine große Quelle für diesen Bergwerksbetrieb darbietet. Tschin-schau liegt nahe bei einem schiffbaren Nebenflusse des Lui-ho und das Erz kann für geringe Fracht stromabwärts [337] befördert werden. Es wird an einem Orte zwischen Yung-hing-hien und Lui-yang-hien geschmolzen und giebt ein erträglich gutes Schmiedeeisen, das mit 2000–2400 Cash per Picul verkauft wird. Noch von einem anderen Lager in Pan-king-fu wird berichtet, welches von den Chinesen bearbeitet und nach einigen Orten am Yangtse gebracht wird, um es dort zu schmelzen. Der Handelswerth des in Hu-nan gewonnenen Eisens reicht, wie man es erwartet, nicht weit über Lokal-Bedürfnisse hinaus, da in der Nähe der Seehäfen andere Lager bekannt sind. – In Sing-ning-fu giebt es einen Ort, Namens Pe-scha-sze, von welchem es heißt, daß dort Kupfer, Silber, Quecksilber, Zinn, Blei, Eisen und Gold gewonnen werde. Quecksilber soll auch an einigen anderen Orten vorkommen.

Baron v. Richthofen bemerkt, daß fremde Stückgüter und Opium fast sämmtlich in Siang-tan von Hankow eingeführt werden, obgleich ein kleiner Theil noch fortwährend den alten, längeren Weg von Canton nimmt. Szechuen-Opium ist nicht beliebt, da man den von Kwei-chau vorzieht. Seide wird in großer Menge von Szechuen und Suchau und Zucker besonders von Canton geliefert.

Was die Fremden-Interessen in Hu-nan anbelangt so sagt darüber der Brief Folgendes: „Es ist klar, daß bis jetzt Hu-nan nicht zu den productivsten Provinzen China’s gehört. In Betreff der Verschiedenheit und des Werthes ihrer Producte steht sie hinter den meisten der Küsten-Provinzen und Szechuen zurück. Aber die Menge ihrer Producte ist einer größeren Vermehrung fähig als die anderer Provinzen, welche mehr durch die Natur begünstigt sind und eine größere industrielle Entwicklung erreicht haben. Es scheint, daß die Thee-Cultur im Großen in Hu-nan noch nicht alt ist, aber durch den auswärtigen Bedarf sich gesteigert hat; auch ist es wahrscheinlich, daß seine Zunahme bedeutend vergrößert werden kann. Dies steht überhaupt von all den vegetabilischen Producten zu erwarten, welche auf abschüssigem Boden gezogen werden können, da entweder gar kein oder doch nur ein unvollkommener Gebrauch von den meisten Hügeln in Hu-nan gemacht wird. Aber von der größten Wichtigkeit sind ohne Zweifel die Kohlen-Minen; es ist wahrscheinlich, daß das Anthracit-Kohlen-Lager von Südost-Hu-nan ein dem von Pennsylvania gleiches Areal bedeckt. Wie schon gesagt, sind die besten Minen daselbst die am niedrigsten gelegenen am Lui-Fluß; sie liegen in der Nähe von Schifffahrts-Verbindung, und es kann mit Zuversicht erwartet werden, daß eine allgemeine Verbesserung der Kohle, wenigstens bis zu dem jetzt anerkannt besten Gehalt, eintreten wird. Diese Umstände machen aus der Eröffnung Hu-nan’s für fremde Unternehmungen eine wichtige Frage, und zwar jetzt mehr als früher, da [338] nach der Eröffnung des Suez-Canals das Bedürfniß nach gutem Brennmaterial zu mäßigen Preisen in den Chinesischen Häfen doppelt gefühlt werden wird.

Was die Eröffnung von Siang-tan für den auswärtigen Handel betrifft, so eignet sich nach der Ansicht v. Richthofens dieser Platz, trotz seiner Wichtigkeit, nicht für diejenigen Zwecke, welche mit fremder Niederlassung im Innern von China in Verbindung stehen, indem, wie schon oben gesagt, zunächst der Zugang dorthin durch Dampfschiffe nur in seltenen Ausnahme-Fällen möglich ist. Ferner verdankt Siang-tan seine frühere und jetzige Größe einem Zusammentreffen von ganz besonderen Umständen, deren wichtigsten die fremden Interessen materiell nicht berühren und selbst denen der eingeborenen Kaufleute immer weniger zu Gute kommen werden, je mehr die fremden Unternehmungen in China fortschreiten. Dies verdankt es, erstens, der Central-Lage der Provinz Hu-nan; zweitens der Thatsache, daß diese Provinz von Nordwest, Norden und Nordost her leicht zugänglich ist und daß von den drei Straßen, welche Nord- und Süd-China (Mailing, Chéling, Kweiling) verbinden, zwei von dem Becken von Hu-nan aus zugänglich sind; drittens, der Lage von Siang-tan, welches diese Straßen beherrscht; viertens, dem Umstande, daß es den östlichen Theil dominirt, welcher der productivste Theil von Hu-nan ist.

Siang-tan ist lange Zeit hindurch der große Markt für fremde Güter und für die Einfuhr von Canton aus, für Szechuen, Kwei-chau, Hu-pe, Ho-nan, Schan-si und sogar für Yünnan und Kansu gewesen. Zu diesem Platze kamen alle nur auf einer einzigen Straße, von demselben aus wurden sie nach allen Richtungen vertheilt, während die Producte von den genannten Provinzen sich hier, wie nach einem gemeinsamen Mittelpuncte hin einander näherten, um von dort zusammen einen Weg nach Canton einzuschlagen. Diese Lage von Siang-tan ist schon zu alt und zu fest begründet, als daß sie plötzlich durch das Uebergewicht fremder Beförderungsmittel von Gütern auf dem Yangtse materiell geschädigt werden könnte. Ein großer Theil des Handels nimmt auch jetzt noch diesen alten Weg durch Siang-tan, und das Beispiel des Rückexports fremder Güter von Siang-tan nach Szechuen beweist, daß die Kaufleute in einigen Provinzen noch immer hartnäckig an dem Platze hängen, der sie so lange Zeit hindurch mit fremden Manufakturwaaren versorgt hatte, und daß sie ihm erlauben auf künstliche Weise eine Stellung zu behaupten, welche er thatsächlich verloren hat durch das Uebergewicht Hankow’s als des natürlichsten Platzes für die Versorgung dieser selbigen Provinzen mit fremden Einfuhrartikeln.

Man muß erwarten, daß der Einfluß schnellerer, wenn nicht [339] billigerer Beförderungsmittel den Transit-Handel von Siang-tan mehr und mehr nach anderen Canälen leiten wird, und daß endlich, wenn Eisenbahnen Szechuen mit den östlichen Provinzen verbinden werden, die Nothwendigkeit einer Transit-Station, wie Siang-tan, für allen Handel nach Auswärts überflüssig sein und nur für eine kleine Zahl von Gütern fortbestehen wird, welche einen Theil des Binnenhandels ausmachen.

Während also diese Umstände, welche ganz besonders dazu beitragen, Siang-tan zu einem wichtigen Handelsmittelpunkt zu machen, den fremden Kaufmann nicht locken können, und überdies im Laufe der Zeit nothwendigerweise an Wichtigkeit verlieren müssen, so dürfte der Zweck, welchen man besonders im Auge zu halten hat, nämlich die Einfuhr von fremden Gütern für eine immer zunehmende Zahl von Käufern, vollständiger dadurch erreicht werden, wenn man bei dem Eingange des Tung-ting-Sees bliebe. Diese Lage ist der Schlüssel nicht allein zum Siang-Becken, sondern zu ganz Hu-nan. Dies würde die natürliche Endstation für die Bootschifffahrt des Landes sein, deren Richtungen von allen Theilen Hu-nan’s dort zusammentreffen, zugleich mit den Flüssen nach dem Abfluß des Sees zu, während in der Hochwasserzeit eine Dampfschiffverbindung mit verschiedenen Plätzen am Tung-ting-See hergestellt werden könnte. Eine vermehrte Ausfuhr von Anthracit, welche über kurz oder lang zu erwarten steht, wird zu gleicher Zeit darauf hinwirken, eine ausgedehntere Einfuhr fremder Güter in entferntere Theile der Provinz herbeizuführen.

Das Thal des Siang-kiang paßt ausgezeichnet für die Erbauung von Eisenbahnen, und, so viel wir von der äußeren Gestalt des Landes im Allgemeinen wissen, ist es wahrscheinlich, daß sich kein ernstes Hinderniß bei der Einrichtung eines Eisenbahnnetzes in der Provinz selbst vorfinden würde. Es würde für den Scharfsichtigsten gewagt sein, schon jetzt vorhersagen zu wollen, nach welchen Richtungen die Handelswege und Handelsmittelpunkte sich wenden würden, wenn die fremden Unternehmungen weit genug in China vorgerückt sind, um die Einführung dieser wichtigsten aller Verbesserungen zu erlauben. Sobald man sich diesem Ziele nähert, dürfte der Mangel an einer gründlichen Kenntniß dieses großen Kaiserreiches, oder der einer eingehenden Erforschung der verschiedenen Provinzen lebhaft gefühlt werden.

Koner.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: De