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Berliner Nimrode

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: R. N.
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Titel: Berliner Nimrode
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 42, S. 721, 724
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[721]

Berliner Nimrode.
Nach einer Originalzeichnung von W. Pape.

[724] Berliner Nimrode. (Zu dem Bilde S. 721) Fröhlich Gejaid! Das Jahr hat mehr gehalten, als der allzu lange und strenge Winter versprach, die Schauermären, die den Jagdherrn im Vorfrühling empfingen, als er zum erstenmal einsam ins Revier hinaus fuhr, um die Birkhähne balzen zu sehen und die „Schirme“ aufstellen zu lassen, die erschrecklichen Berichte der Bauern, daß Hirsch- und Dammwild und Hasen in Legionen eingegangen seien und daß von Rebhühnern im August nichts zu erspähen sein würde, haben sich, St. Hubertus sei Dank, im Laufe der Monate als rechtes Jägerlatein erwiesen. Die große, hauptstädtische Gemeinde des speergewandten Heiligen fand sommerüber ihre Rechnung, und nun der Herbst gekommen ist und die Jägerei ihren Höhepunkt erreicht hat, findet sich kaum noch ein kurzsichtiger Schütze, der ganz ohne die Muttern so ersehnte Beute blieb. Weil aber die sonnigen Tage gezählt sind und weil es mit dem Frühstücken auf grüner Heide, einem der seligsten Genüsse des Jägerlebens, dann vorbei ist, beeilt sich alles, was eine Doppelflinte trägt, sie noch kräftiglich auszunutzen. Niemals hat es der Jagdherr leichter als jetzt, eine stattliche Schar blutdürstiger Kumpane zusammenzutrommeln; jetzt giebt ihm keiner einen Korb. Auf dem Berliner Centralbahnhof Friedrichstraße wickeln sich Tag für Tag die kreuzfidelen Entwicklungsscenen des Nimrod-Dramas ab, und zuweilen erreicht der Andrang der vergnügten Weidmänner fast den imposanten Umfang, den er sonst nur am 1. Mai, dem Tage der Eröffnung der Rehjagd, annimmt. Keiner, auch der bummligste und trägste nicht, auf den sonst doch „absolut kein Verlaß“ ist, versäumt die Abfahrtsstunde; eine eigene Frische, thatenfrohe Unternehmungslust liegt auf allen Gesichtern ausgeprägt, und wer seinem Jubel nicht lauten Ausdruck verleiht, der hängt gewiß ruhmvollen Erinnerungen aus der letzten Campagne nach.

Der Berliner ist ein passionierter Jäger und mit ganzem Herzen bei der Sache; er nutzt die schönen „grünen“ Tage wacker aus, und seine weidmännische Geschicklichkeit genießt mit Fug hohe Achtung bei allen, die zur Zunft gehören. Die Mark mit ihren weiten, verlorenen Kiefernheiden, ihren Sümpfen, Brüchen und Seen birgt ohnehin tausendfach mehr Romantik als die Spötter draußen im Reiche meinen; in ihr findet der Jäger ein weites dankbares Feld für seine Thätigkeit, die namentlich dem Großstädter sich so nützlich erweist, die ihn für mehrere Tage aus allen hastenden Geschäften, aus aller Nervosität herausreißt und ihn in die Natur hinein auf sich selbst stellt. Ja, für die Berliner Nimrode hat der Segensruf: Weidmannsheil! eine ganz besondere Nebenbedeutung. R. N.