Berliner Sonntag
Und Gott schickt über uns das Wochenende.
Da legt Berlin in manchen Schoß die Hände
und ruht sich aus.
Herr Stegerwald dehnt sich in seinen Kissen –
vom Landtagshaus.
Nur Geßler will die Wochenarbeit machen:
und schlummert sanft. Und alle Leutnants lachen.
In eine Judenfahne siehst du schneuzen
Kein Pressechef hat heut zu tun.
Die Enten quaken fern:
Am heiligen Sonntag sollst du ruhn –
Dies ist der Tag des Herrn!
Denn ihre Läden sind mit Recht gerammelt
und proppenvoll.
Wer möchte sonntags Mime in Berlin sein?
Selbst Bassermann muß zwei Mal auf dem Kean sein –
Hollaender spricht, bis sich Amt Norden heiß läuft.
Der dicke Nelson spielt, bis ihm der Schweiß läuft.
Die Kinos schnurrn, daß sich die Kassen biegen.
Die blonde Emmy bleibt im Bett gleich liegen.
und deshalb schläft sie gern.
Am heiligen Sonntag sollst du ruhn –
Dies ist der Tag des Herrn!
In allen Häusern pruzzelt Mittagessen.
die Hausfrau tobt.
Und unter ihren Tisch mit Sauersüße
streckt die Familie ihre großen Füße -
Gott sei gelobt!
die Tante Lo ist überhaupt beleidigt …
Die Stimmung wächst mit jedem Widerstande;
hier siehst du, was das heißt: Familienbande.
So feiert diese Menschheit nun
Am heiligen Sonntag sollst du ruhn –
Dies ist der Tag des Herrn!