Beschreibung des Oberamts Heidenheim/Kapitel B 7
« Kapitel B 6 | Beschreibung des Oberamts Heidenheim | Kapitel B 8 » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Fleinheim ist 3 geom. St. ostnordöstl. von Heidenheim entfernt. Die Straße dorthin dient als Poststraße zwischen Heidenheim und Dischingen. [1] Der Ort liegt am Ost- und Nordabhang waldiger Höhen, theilweise an diese sich lehnend. Eine Feuersbrunst im J. 1802 verzehrte ihn bis auf wenige Häuser, was dem Wohlstand der Einwohner auf lange Zeit fühlbare Wunden schlug. Ziemlich eilfertig und unregelmäßig wieder aufgebaut, bietet das Dorf kein sehr vortheilhaftes Ansehen; auch vermißt man hin und wieder die gehörige Reinlichkeit der Straßen. Strohdächer haben übrigens nur die Gebäude aus der Zeit vor dem erwähnten Brande. Wohnhäuser zählt man 95. In der Mitte des Ortes steht die 1763 neu gebaute, hübsche Pfarrkirche; der Thurm ist alt, aber 1824 neu hergestellt worden. Die Heiligenpflege, welche die Baulast trägt, und bei deren Unvermögen bisher die Gemeinde eintrat, hat c. 70 fl. Einkünfte. Ein neuer Begräbnißplatz ist 1831 außerhalb des Ortes angelegt worden. Das angenehme und frei gelegene Pfarrhaus ist mit seinen Nebengebäuden vom Staat im Bau zu erhalten. Zu einem Schulhaus wurde 1824 ein im J. 1803 erbautes Privathaus von der Gemeinde erkauft. Schulstiftungen sind im Betrag von 25 fl. Kapitalien vorhanden. Eine Industrieschule ist eingerichtet. Ein eigenes kleines Rathhaus hat die Gemeinde neu gebaut.
Der auf der Höhe südöstlich vom Ort gelegene Felddistrikt Walkendorf oder Walkersdorf hat seinen Namen von einem längst abgegangenen Weiler, von welchem man noch hie und da Baureste entdeckt, und wo nach der Sage in den alten Zeiten ein Schloß gestanden haben soll. – Auf der mit schönem Hochwald bedeckten, die ganze Gegend beherrschenden Spitze des Burgberges liegt die Schwedenschanze, welche aus einer doppelten Anlage besteht. Nach den Untersuchungen des Geometers Schäfer ist die | eine ein Viereck mit abgerundeten Ecken und 1903 Ruthen Flächeninhalt. Der äußere Graben, der sehr tief gewesen zu seyn scheint, hat eine Breite von 40-45 Fuß. Eben so breit und ziemlich hoch ist der Wall, an dessen Südseite der 25 Fuß breite Eingang angebracht ist. 470 Fuß östwärts befindet sich die zweite Anlage, eine 1200 Fuß lange, in der Richtung von Norden nach Süden von einem Abhang zum andern sich ziehende Linie, bestehend aus einem Graben und Wall von derselben Breite, Tiefe und Höhe, wie bei der runden Schanze. Wenn gleich diese Stelle, wie überhaupt dieser ganze (Fürstl. Taxis’sche) Walddistrikt den Namen „die Burg“ führt, so ist doch nicht die entfernteste Spur von einem ehemaligen Hochbauwesen vorhanden. Auch Römerspuren sind bis jetzt nicht entdeckt worden. Älter als der 30jährige Krieg scheint übrigens diese Befestigung jedenfalls zu seyn. Ganz ähnlich ist der „Büschelgraben“ bei Niederstotzingen, s. Ober-Amts-Beschreibung von Ulm.Fleinheim erscheint im J. 1356 als „Flyn“ im Theilungsbriefe der Grafen von Helfenstein, welche die Besitzer des dortigen Kirchensatzes und die Herren des Ortes seit dem J. 1351 bis 1448 waren. In dem oft erwähnten Saalbuche Herzog Ludwigs von Bayern ist gesagt: „Flein gehört mit dem Gericht gegen Heidenheim und sind alle Zwing und Bänn, Ehhaft und Frevel in Etter, in Feld, in Äckern, in Holz der Herrschaft.“ Im 16. Jahrhundert hatten bedeutende Rechte und Besitzungen allhier die Herrn von Ebnet; Herzog Christoph von Württemberg erkaufte im April 1559 von Christoph Friedrich von Ebnet seine Höfe, Lehen, Sölden, Holzmarken, Renten, Dienste und Zinse mit allen Ober-und Herrlichkeiten in diesem Dorfe (Sattler, Herzoge 4,138). Einzelne Güter in Fleinheim hatte noch vor 1567 das Kloster Elchingen, welches dieselben in diesem Jahre an Württemberg abtrat (s. Gerstetten).— Im 16. Jahrhundert war Fleinheim eine Zeitlang eine gemeinschaftl. Pfarrei mit Nattheim, und in der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Ort mehrere Jahre von Schnaitheim aus pastorirt. — Die unglückliche Schlacht bei Nördlingen 1634 brachte eine gänzliche Zerstörung auch über diesen Ort, und nur sieben Familien siedelten sich anfänglich auf dem Schutt wieder an. Von dem Brand 1802, s. vorhin.
- ↑ Zu bedauern ist, daß diese erst seit 10 Jahren angelegte Straße auf einer Strecke von 1/4 St. durch einen königl. bayerischen Staatswald führt, innerhalb dessen der Weg bei schlechter Witterung nicht zu passiren ist. Die Hoffnung auf Herstellung desselben ist neuerlich wieder ferner gerückt worden.
« [[Beschreibung des Oberamts Heidenheim/|]] | Beschreibung des Oberamts Heidenheim | Kapitel B 8 » | |||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|