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Beschreibung des Oberamts Kirchheim/Kapitel B 9

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9. Gemeinde Lindorf,

ev. Dorf mit 373 ev. und 11 kath. Einw., früher auch Lintdorf (s. ob. S. 100), liegt 1/2 Stunde von Kirchheim, westlich von diesem und 1/2 Stunde südlich von Öthlingen, wohin es eingepfarrt ist, entfernt, gehört in die III. Klasse und zum Kameralbezirk Kirchheim. Die natürliche Beschaffenheit der Lage ist ebenso, wie die zu Öthlingen, nur etwas höher und daher eine herrliche Aussicht gewährend. Die Zehentverhältnisse sind wie dort. Der Heuzehente ist abgelöst. Lindorf hat 1798 mit 1250 fl. die Lokalleibeigenschaft und von 1818 bis 1840 für 781 fl. 8 kr. grundherrliche und Jagd – Gefälle dem Staat abgekauft. Außer diesem beziehen noch einige Stiftungspflegen und Freiherr von Palm zu Steinbach unbedeutende Gefälle. – In dem 1052/8Morgen großen Gemeindewalde steht dem Staate das Holzzehentrecht zu.

Der Ort zählt 50 Haupt- und 7 Neben-Gebäude. In dem Rathhaus ist die Schule untergebracht. Eine Kirche ist nicht vorhanden. Die Schulmeisterswohnung wurde 1838 mit 1500 fl. erbaut. Bis 1829 war Lindach mit Öthlingen in bürgerlicher Hinsicht enge vereinigt; seit 1. Juli 1829 aber bildet es eine eigene Gemeinde. Die kirchliche Verbindung mit Öthlingen ist schon alt. Außer der gewöhnlichen Schule besteht auch eine Industrieschule. Die Markung ist die kleinste im Bezirke. Boden, Fruchtbarkeit und Nahrungsquellen sind dieselben wie in Öthlingen; Weinbau findet aber nicht statt. Der Wohlstand ist etwas geringer als dort. Die Stallfütterung | ist bis auf die Herbstweide auf den Wiesen eingeführt. 1 M. Acker erträgt 14–22 fl. und 1 M. Wiesen 14–20 fl. Die Gewerbe sind ganz unbedeutend. Mahlwerke sind nicht vorhanden, aber 1 Schildwirthschaft. Das Gemeindewesen ist in Ordnung. Der Gottesacker wurde 1840 außerhalb des Ortes angelegt.

Wie in Öthlingen, Notzingen und Wellingen, so waren auch hier die in Kirchheim ansäßigen Edelleute begütert, welche aber in dieser Beziehung in einem Dienstverhältnisse zu den Grafen von Aichelberg, denen die Hoheit zustand, erscheinen. Die Erwerbung der Güter und Vogtei-Rechte durch das Kloster Kirchheim bewirkte bald auch, daß die Schutzvögte desselben, die zumal Herren der Stadt waren, die Hoheit an sich zogen.

Adelhaidis de Wendelingen et Conradus filius ejus übergeben 1276 dem Kl. Kirchheim alle ihre Güter, so, daß sie dieselben noch ihr Lebenlang nutznießen, dann aber diese an dasselbe fallen sollen. In signum legationis sollen sie aber jährlich 6 Heller dem Kloster entrichten. Eberhardus dictus Kizzi et Heinricus Gerunsun verkaufen 1292 alle ihre Güter zu L. dem Kl. »cum consensu voluntae ac auctoritate« des Grafen Diepold von Aichelberg, wobei dieser auf alle Rechte darüber, die ihm »ratione Aduocatiae« zustanden, verzichtet. Im J. 1295 verkauft derselbe Graf alle seine Vogteirechte, die er noch hatte an das Kloster.[1] Graf Diepold bekennt 1304, daß er angesehen habe, „die Dienste vnd Liebe des Herrn Kraft von Kirchain, Ritters“ und daher sein Gut zu L., das er von ihm zu Lehen getragen und dem Kl. als freies Eigenthum übergeben habe, diesem eignen wolle; wogegen ihm Kraft seine Mühle zu Öthlingen zu Lehen aufgab. –

Wir werden bei Öthlingen die nahen Beziehungen kennen lernen, in welchen beide Orte schon frühe zu Kirchheim standen.

Ein Wernherus de Lintorf kommt 1090 in einer Urkunde vor; in welchen Beziehungen er zu unserem Lindorf etwa gestanden, ist unbekannt.


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  1. Die Urkunde sagt: „Alles vnser Gut, was wir gehabt han bizher ze Lintorf, alle die Lüte die wir da hatten vnd alle die Vogitaige vnd alle Recht, sweli dazu hörent“ um 28 Pfd. Hllr, „doch han wir an sogetan Gedinge getan, swas derselben Lüte von demselben Gute anders war vert, so sulen sie vnsir sin, varen sie wider vf die Gut gen Lintdorf, so suln sie sin der Priorin etc.“ und dem Kloster. Sein Bruder Graf Ulrich siegelt auch, „also doch, daz an vnserm recht vns nit schade obe villihte vns ichtschit dezselben an gehört, daz wir doch noch nit wissen.“