Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt/Kapitel B 2

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt Kapitel B 3 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Birkach,
Gemeinde III. Cl. mit 1088 Einw. a. Birkach, Pfd., 885 Einw., wor. 5 Kath.; b. Klein-Hohenheim, K. Fohlenhof, 2 Einw; c. Riedenberg, W., 201 Einw. wor. 1 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Neuhausen eingepfarrt.
Das Pfarrdorf Birkach liegt 13/4 Stunden südöstlich von Stuttgart auf derselben Höhe wie Hohenheim, von dem es nur 1/8 Stunde entfernt ist. Der freundliche Ort bildet 2 Häuserreihen, welche zu beiden Seiten längs der gut erhaltenen Ortsstraße gebaut sind. Die Luft ist gesund und rein, jedoch etwas scharf; Frühlingsfröste und Hagelschlag sind selten. Gutes Quellwasser, das nur in sehr trockenen Sommern etwas sparsamer fließt, ist hinreichend vorhanden. Eine gut unterhaltene Vicinalstraße führt in westlicher Richtung auf die Stuttgart–Uracher Straße, eine andere über Hohenheim nach Scharnhausen; nördlich zieht ein Güter- und Holzabfuhrweg in den Park Klein-Hohenheim, welcher zugleich die nächste Verbindung mit Stuttgart bildet. Die einfache, übrigens massive Kirche liegt an der Hauptstraße in der Mitte des Orts. Der meistens in dem nahen Schloß Hohenheim wohnende Herzog Karl (kathol. Conf.) ließ diese evangelische Kirche auf seine Kosten erbauen; sie wurde den 4. November 1780 am Namensfeste des Stifters eingeweiht, nach der über dem Eingang angebrachten Inschrift: Templum a Carolo structum, die Caroli consecratum 1780. Überdieß hat der Herzog die Kirche nicht nur mit drei Glocken, einer Orgel und silbernen Geräthschaften beschenkt, sondern auch für die Erhaltung derselben von dem Kammerschreibereigut 2000 fl., zu denen der Kirchenrath noch weitere 1000 fl. beisteuerte, als | Kirchenvermögen ausgesetzt, was auch andere Geber zur Nachahmung aufmunterte.[1] Das Innere der Kirche ist freundlich und hell; der herrschaftliche Stand in derselben wurde für die Gemahlin des Herzogs Karl, Franziska (evang. Conf.), welche von Hohenheim hieher in die Kirche wandelte, eingerichtet. Das Pfarrhaus wurde in den Jahren 1781 und 1782 an die Kirche angebaut. Der 3/8 Morgen große Begräbnißplatz ist immer noch zunächst der Kirche und theils mit einer Mauer, theils mit einem Zaun umgeben. Die Baulast für Kirche und Pfarrhaus und die Verpflichtung zur Erhaltung des Gottesackers hat die Stiftungspflege; bei ersterer muß die Gemeinde mit Fuhr- und Handfrohnen helfen.

Schon vor 1782 hatte Birkach eine Schule auf dem Rathhaus und einen eigenen Schulmeister; durch die Mildthätigteit des Herzogs Karl wurde sowohl die Schule als der Gehalt des Schulmeisters verbessert. Im Jahr 1826 ist ein neues Rath- und Schulhaus unter einem Dache erbaut worden; die Schule zu ebener Erde besteht aus zwei Abtheilungen, der des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Seit 1834 besteht eine Industrieschule. Im Jahr 1840 wurde ein Gemeindebackhaus, im Jahr 1847 ein Gemeindedörrhaus erbaut. Der erste Pfarrer von Birkach, Friedrich Wilhelm Kohler, errichtete schon 1794 eine Industrie- und Spinnanstalt[2] (wohl die erste im Lande), welche unter dem Gründer einen erfreulichen Fortgang hatte, aber später wieder einging, worauf ihr Vermögen, in 628 fl. 49 kr. bestehend, zum Fonds der Stiftungspflege geschlagen wurde. Im Jahr 1834 wurde eine neue Industrieschule, deren Local in der Ortsschule ist, durch die Bemühungen des Pfarrers Romig († 1847) in’s Leben gerufen.

Die Einwohner sind im Allgemeinen unbemittelt und können sich aus ihren Hauptnahrungsquellen, Feldbau und Viehzucht, allein nicht ernähren, was seinen Grund in der früheren raschen Vermehrung der Bevölkerung während des Baues von Hohenheim und in dem Umstande hat, daß der Herzog zu Vergrößerung seines Schloßgutes der Gemeinde 50 Morgen Feld abkaufte und von der Markung abtrennte. Die Ortsbewohner sind daher genöthigt, durch Taglohnen und Gewerbe ihr Auskommen zu sichern, wozu die nahe gelegenen Anstalten in (Groß- und Klein-) Hohenheim eine günstige Gelegenheit darbieten. Die Summe der versicherten Passivcapitalien der Gemeindeangehörigen beträgt über 96.000 fl., der Grundbesitz der 4 höchsten Güterbesitzer bewegt sich zwischen 11–17 | Morgen. Im Jahr 1848–49 belief sich der Armenaufwand, welchen die Gemeinde hatte, auf 377 fl.

Die Güter liegen theils auf dem ebenen Plateau der Filder, theils an dem nordöstlichen Abhang gegen den Ramsbach und haben im Durchschnitt einen tiefgründigen, fruchtbaren Lehmboden, der übrigens am Abhange mergelig und etwas schwerer ist, als auf der Ebene. Durch den wohlthhätigen Einfluß von Hohenheim und den Fleiß der Einwohner hebt sich die Landwirthschaft. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln gebraucht man Gyps und Mergel, die Dungstätten werden sorgfältig unterhalten, der Schwerz’sche Pflug ist allgemein eingeführt. Gebaut werden die gewöhnlichen Cerealien, unter denen der Dinkel besonders gut geräth. Die Brache wird jedes Jahr mit Reps, Kartoffeln, Kraut, Angersen, Rüben, Flachs, Hanf und Futterkräutern vollständig angepflanzt. Ein Morgen erfordert einen Scheffel Dinkel Aussaat und erträgt 9–10 Scheffel, bei 4 Simri Gerste Aussaat ist der Ertrag 6–7 Scheffel, und 4 Simri einfacher Haber gewähren 7 Scheffel. Die Erzeugnisse werden in Plieningen, Eßlingen, hauptsächlich aber in Stuttgart abgesetzt. Der geringste Preis eines Morgen Ackers beträgt 250 fl., der mittlere 350 fl. und der höchste 600 fl. Die Wiesen sind ergiebig und liefern nahrhaftes, gutes Futter; außer 10–12 Morgen, die bewässert werden können und häufig viermal zum Schnitt kommen, sind die übrigen zweimädig. Futter wird nach Außen verkauft. Ein Morgen Wiesen wird mit 400–800 fl. bezahlt. Die Obstzucht ist im Verhältniß zur Markung nicht unbedeutend und noch im Zunehmen. Das Obst geräth gerne und schlägt selten ganz fehl; von Äpfeln werden die feinsten Sorten, von Birnen hauptsächlich nur Mostsorten gezogen; der Kernobstertrag ist in mittleren Jahren ungefähr 8000 Simri. Die Steinobstzucht beschränkt sich auf Zwetschen. Viele Bürger verstehen die Baumzucht und ziehen ihre Bäume selbst, andere kaufen sie in Hohenheim.

Die Gemeinde besitzt 8 Morgen Allmand, welche als Baufeld verpachtet sind, und 43 Morgen gut bestockten Laubwald; für das Beholzungsrecht, welches ihr auf dem sogenannten Armenkastenwald auf dem Bopser zustund, erhält sie als Abfindung jährlich 3/4 Klafter Scheiterholz und 50 Stück Wellen. Gemeindenutzungen finden keine statt; dagegen hat die Gemeinde mit Riedenberg das Weidrecht in den Kronwaldungen Oberwald und 2 Laubtage in demselben Walde. Die Winterweide wird gegen einen jährlichen Pachtzins von 160 fl. mit 250 Stück Schafen beschlagen, Sommerweide findet seit 1840 nicht mehr statt. Die Faselviehhaltung ist Obliegenheit der Gemeinde. Im Verhältniß zur Markung ist die Rindviehzucht ziemlich ausgedehnt und in gutem Zustande; gute Landrace und Simmenthaler Schlag sind in gleicher Menge vorhanden. Ziegen werden nur von | einigen Familien gehalten, und von Geflügel werden Gänse und Enten, jedoch nicht in bedeutender Menge gezogen und in Stuttgart abgesetzt. Einige Bienenstöcke sind besetzt und haben in den letzten Jahren einen schönen Ertrag geliefert.

Die Gewerbe sind im Allgemeinen nicht von Bedeutung; doch finden sich neben 4 Schild- und 2 Speisewirthen und neben einem Kaufmann und 4 Krämern: 6 Schmiede, 5 Schreiner, 4 Schuhmachermeister und 1 Buchbinder, welche zum Theil nach Hohenheim u. Stuttgart arbeiten. Am stärksten sind die Weber vertreten, 18 an Zahl, die hauptsächlich in Baumwolle entweder auf Bestellung arbeiten oder ihre Fabrikate auf Märkten absetzen.

Großzehentherr ist der Staat, den kleinen Zehenten bezieht die Pfarrei, der Heuzehenten ist abgelöst. Das in Folge der Verträge vom 24. März 1830 und 31. Januar 1832 für die Ablösung der Eßlinger Gült und der Drittheils- und Viertheilsgebühr, welche auf Gütern der Ortsmarkung ruhten, bezahlte Capital beträgt 3364 fl. Die Activen der Gemeinde beliefen sich im Jahr 1849 auf 3387 fl., die Passiven auf 4342 fl., es ist demnach ein Vermögensdeficit vorhanden von 955 fl. An Gemeindeschaden wird alljährlich wenigstens die Summe von 1000 fl. umgelegt, während die Staatssteuer 532 fl. ausmacht. Die Stiftungspflege ist den beiden zur Parochie gehörigen Gemeinden Birkach und Riedenberg gemeinschaftlich; sie tragen ein Deficit, welches sich dabei ergibt, nach dem Steuerfuß. Von mehreren vorhandenen öffentlichen Stiftungen, deren Gesammtvermögen im Jahr 1848 4987 fl. betrug, sind folgende von Belang: 1) Die hohe Carlsschule stiftete den 3. November 1780 400 fl. mit der Bestimmung, die jährlichen Zinsen an 4 der bedürftigsten Familien zu vertheilen (Dankbarer Nachruhm etc. S. 32). 2) Matthäus Wimpf, Bürger und Bäcker in Stuttgart, übergab den 1. November 1780 dem Heiligen zu Birkach 100 fl. mit dem Anfügen, die jährlichen Interessen zum Besten der Armen zu verwenden (Nachruhm etc. S. 32). 3) Die mildthätige Herzogin Franzisca kaufte 1776 der Gemeinde 9 Morgen Allmand ab und ließ solche unter 36 arme Bürger unentgeldlich vertheilen mit der Bedingung, daß, falls eine dieser Familien aussterben oder aus dem Dorfe wegziehen würde, der Platz alsdann der darauf folgenden ärmsten Familie zugetheilt werden soll. Diese sogenannten Stiftsländer sind nun längst angebaut und geben reichlichen Ertrag an Kartoffeln, Obst u. s. w. (Nachruhm etc. S. 38).

Was die früheste Ortsgeschichte betrifft, so besaßen die Vogtei und viele Güter die Herren von Plieningen, wahrscheinlich unter pfalzgräflich tübingischer Lehnsoberherrlichkeit; Hugo von Plieningen schenkte um’s Jahr 1140 11/2 Huben und einen Hof in Birckhe (die Rubrik hat Birckha) an Kloster Hirschau. Von dieser Familie kamen Vogtei und Güter in | verschiedene Hände, späterhin das Meiste an Kloster Bebenhausen; dasselbe erkaufte im Jahr 1291 April 7 von Pfalzgraf Gottfried von Tübingen alle seine hiesigen Güter und Rechte, im Jahr 1295 December 13 von Kraft von Kirchheim, genannt von Tachenhausen, Gülten nebst Gerichtszwang und allen Gerechtigkeiten, im Jahr 1317 von dessen Sohn Berthold den sämmtlichen ihm noch gebliebenen Besitz, im Jahr 1345 von Kraft von Neidlingen einen großen und kleinen Laienzehenten, im Jahr 1347 von einer plieningischen Erbtochter (Orig. in Karlsruhe) u. von Walther Priß, Gerber zu Pliensow, u. a. je zur Hälfte die Vogtei des Dorfes.

Württemberg und zwar Graf Ulrich erwarb vom Kloster Bebenhausen im Jahr 1478 October 21 durch Tausch den Besitz der Vogtei sammt Zugehör (vergl. Echterdingen); schon früher, im Jahr 1366 Septbr. 21 hatte Graf Eberhard der Greiner Leibeigene allhier von Werner von Neuhausen erkauft.

Gülten erhielt die Pfarrkirche Eßlingens im Jahr 1351, der Spital dieser Stadt erkaufte einen Hof im Jahr 1488 für 200 Pfund. Bis zum Jahr 1781 stund Birkach im Schultheißereiverbande mit Plieningen.

In der Fehde der Eßlinger mit Graf Ulrich V. von Württemberg am 30. Oktober 1449 wurde der Ort zum Theil abgebrannt.

Im J. 1780 erhielt das früher nach Plieningen eingepfarrte Dorf, dessen Bevölkerung im Jahr 1735 blos 55 Familien, am Schlusse des 18. Jahrhunderts über 100 betrug, eine eigene Pfarrei (s. oben). Der Weiler Riedenberg wurde 1782 Januar 22. hierher eingepfarrt und den 10. Juli 1784 der kleine Zehenten daselbst sammt den Holzgeldern vom Herzogl. Consistorium der Pfarrei Birkach zuerkannt (Nachruhm etc. S. 22).

Klein-Hohenheim, hofkammerliche Domäne, liegt 11/2 Stunden südlich von Stuttgart, an dem sogenannten Königswege, der von der neuen Weinsteige ab gerade durch den Wald nach Groß-Hohenheim führt. Die erste Anlage rührt von Herzog Karl her, welcher in Verbindung mit Großhohenheim (s. unter Plieningen) die hiesige Domäne aus Rentkammer- und Kammerschreiberei- (frühere Benennung der Hofdomänenkammer) Waldungen, theils aus zugekauften Privatbesitzungen bildete.

Dem König Wilhelm ist der jetzige Zustand und die Einrichtung als Bestandtheil des königlichen Privatgestüts zu verdanken (s. unter Pferdezucht oben S. 64). Auch wird hier vorzügliches Rindvieh gezogen (s. oben S. 67). Auf einem Bergrücken zwischen dem Ramsbachthal und dem Klein-Hohenheimer Thälchen, an einer äußerst reizenden Stelle, von der, wenn das Auge das milde Thal des Ramsbachs der Länge nach verfolgt, rechts Birkach, links Riedenberg und Kemnath sichtbar sind, und hinter einigen Hügelreihen die Bergkette der schwäbischen | Alp zu beiden Seiten des hervorragenden Neuffens sich ausdehnt, steht das königliche Landhaus, erbaut im Geschmack der stattlichen Bauernwohnungen der westlichen Schweiz. Unter einem nach beiden Seiten hin weit vorragenden Dache befinden sich gegen Südosten in zwei Stockwerken mehrere Zimmer mit zahlreichen Fenstern und mit Lauben (Gallerieen), die sich um diese herziehen. Die Zimmer sind einfach gehalten, zu ebener Erde gegypst, im zweiten und dritten Stock Decke und Wände mit Ahornholz getäfelt. Nach hinten sind Stallungen angebaut und in den ausgedehnten Räumen große Futtervorräthe aufbewahrt. Nördlich von diesem Schweizerhaus liegt die Wohnung des Aufsehers und hinter ihr befinden sich drei weitere Stallgebäude, die in Verbindung mit dem ersten einen viereckigen Hofraum einschließen. Durch den mit einer Hainbuchenhecke umfriedigten Park zieht ein wasserreiches, anmuthiges Thälchen. Der Park, in welchem da und dort Eichen und Lerchen, einzeln oder in malerischen Gruppen stehen, umfaßt im Ganzen 355 Morgen, 35,8 Ruthen, wovon 644/8 Morgen 47,6 Ruthen auf der Markung von Birlach, 873/8 Morgen auf der Markung von Riedenberg, 36 Morgen 31,4 Ruthen auf der Markung von Degerloch, 387/8 Morgen 31,9 Ruthen auf der Markung von Sillenbuch und 126 Morgen 20,9 Ruthen auf eigener bisher exemt gewesener Markung liegen, die in gerichtlicher und politischer Beziehung der Gemeinde Birkach zugetheilt ist und worauf sich auch die Gebäude befinden.

Riedenberg, Weiler, 11/2 Stunden südöstlich von Stuttgart und 1/2 Stunde nördlich von Birkach gelegen, hat eine eigene Markung und eigene Gemeindeverwaltung, ist jedoch seit 1810 mit Birkach in der Eigenschaft einer Theilgemeinde unter den Bestimmungen eines auf Vereinbarung zwischen beiden Gemeinden sich gründenden, im Jahr 1832 entworfenen Statuts vereinigt; früher stand es im Schultheißereiverbande mit Plieningen. Dasselbe hat auf der Ecke zwischen zwei Thälchen, die sich gegen das Ramsbachthal ziehen, eine hohe, gesunde und sehr freundliche Lage. Der Ort hat keinen laufenden Brunnen, sondern nur einen Zieh- und einen Pumpbrunnen. Mit der von Stuttgart nach Kirchheim führenden Landstraße sowie mit Birkach und Kemnath, ist Riedenberg durch bis jetzt unchaussirte Straßen in Verbindung gesetzt.

Seit 1826 besteht eine eigene Schule in einem Haus, das aus Gemeindemitteln zu diesem Zwecke erbaut und 1839 erweitert wurde, und zugleich zur Wohnung des seit 1838 angestellten Schulmeisters dient. Seit 1837 ist hier auch eine Industrieschule für Mädchen, die aber nur den Winter über besucht wird; solche wird durch jährliche Beiträge von der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereines unterstützt. Im Jahr 1845 ließ die Gemeinde ein öffentliches Backhaus bauen.

| Die Einwohner sind nicht wohlhabend (auf dem Grundbesitz sind nahezu 29.000 fl. Passivcapitalien versichert), dem größern Theil nach aber arbeitsam und haushälterisch. Eine Wirthschaft befindet sich erst seit einem Jahr hier. Die Markung, welche im Verhältniß zur Einwohnerschaft etwas zu klein ist (s. Tab. II.) liegt größtentheils auf der Filderebene und nur ein kleiner Theil derselben an den Abhängen des Auener- und Ramsbachthals. Der Boden besteht im Durchschnitt aus einem äußerst fruchtbaren Diluviallehm, der durch gewöhnlichen Dünger, Gyps und Mergel immer noch mehr verbessert wird und bei der sorgfältigen Bebauung, die ihm zukommt, reichlichen Ertrag liefert.

Die Landwirthschaft, welche die Hauptnahrungsquelle bildet, ist in gutem Zustand und hat sich namentlich in den letzten Jahrzehenden durch das Beispiel von Hohenheim sehr gehoben. Es werden Dinkel, Haber, Gerste etc. mit gutem Erfolg gebaut und zum Theil nach Außen verkauft. Der Morgen erträgt an Dinkel 8–10 Scheffel, an Haber 7–8 Scheffel und an Gerste 5–6 Scheffel. Die Brache, welche ganz eingebaut wird, liefert außer den gewöhnlichen Erzeugnissen auch Reps und vorzüglichen Flachs und Hanf. Die Ackerpreise bewegen sich zwischen 200–400 fl. pr. Morgen. Die nicht besonders ergiebigen Wiesen sind durchaus zweimädig und geben gutes Futter, das im Ort selbst verfüttert wird. Ihre Preise sind denen der Äcker gleich. Von Bedeutung ist die Obstzucht; es weiden meist Mostsorten, in neuerer Zeit auch feines Tafelobst gezogen. Im Jahr 1847 war der Ertrag 10–12.000 Simri, in gewöhnlichen Jahrgängen wird er zu 3–4000 Simri angegeben. Der Rindviehstand ist im Verhältniß zur Markung beträchtlich; die Gemeinde hält keine eigene Farren, sondern läßt die Kühe nach Hohenheim und andern Nachbarorten führen. Durch Vertrag vom 11. November 1824 hat sie das Übertriebsrecht der herrschaftlichen Schäferei Kemnath und das Übertriebsrecht der Gemeinde Heumaden um 950 fl. erworben, und erst seit dieser Zeit besteht eine Gemeindeschafweide, jedoch nur als Herbst- und Winterweide, welche verpachtet ist und mit 120 Stück Schafen beschlagen werden darf. Bienenstöcke sind nur einige vorhanden, obgleich diese, wegen der für die Bienenzucht günstigen Lage, sehr guten Ertrag liefern. Von den Gewerbetreibenden sind nur die Weber zu nennen, deren 6 auf Bestellung und für Kunden arbeiten.

Das Geldvermögen der Gemeinde bestund im Jahr 1849 aus 1681 fl., während das Grundstockssoll sich auf 1890 fl. stellte. Ihr ganzer Grundbesitz beschränkt sich auf einen Steinbruchplatz. An Gemeindeschaden kommt alljährlich die Summe von 300–400 fl. zur Umlage, wogegen die Staatssteuer nur 144 fl. ausmacht. Ein eigenes Stiftungsvermögen besitzt die Gemeinde nicht, dagegen hat sie Theil an der Stiftungspflege | in Birkach. Vier Klafter Holz und 400 Wellen, sowie den Ertrag des Kaufschillings (2400 fl.) von dem im Jahr 1775 an die herzogliche Rentkammer verkauften Braunhaldenwald bilden eine Gemeindenutzung, welche alljährlich der Bürgerschaft zu gleichen Theilen zu gut kommt. Für ihre Ansprüche an den Armenkastenwald im Bopser erhält diese Gemeinde, wie Birkach, alljährlich 3/4 Klafter Scheiterholz und 50 Wellen.

Den großen Zehenten bezieht der Staat, den kleinen hat die Pfarrei Birkach; der Heuzehente sowie die sehr unbedeutenden Grundabgaben der Gemeinde sind längst abgelöst.

Riedenberg (alt Rüdinberg), erscheint als Rodeberg, um 1110 am frühesten in der Geschichte; damals beschenkte mit einer hiesigen Hube Egilolf von Hohenheim das Kloster Hirschau. (Cod. Hirsaug. S. 53 ed. Stuttg.).

Der Ort war Lehengut der Herren von Bernhausen, von denen sich ein Zweig „von Rüdenberg“ nannte;[3] Hans von Bernhausen, genannt von Rüdenberg, fiel im Jahr 1377 in der Schlacht bei Reutlingen. Von sonstigen Adeligen besaßen hier einzelne Güter die von Stöffeln (1366) und die von Neuhausen. (Werner von Neuhausen stiftete im Jahr 1373 hier Gülten zu einer Jahrzeit bei der Frühmesse in Neuhausen).

Württemberg erkaufte diesen Ort im Jahr 1346 von Wolfram von Bernhausen, genannt von Rüdenberg, und behielt für sich 130 Morgen Wald, 17 Tagwerk Wiesen u. a. (weitere Güter verlieh es); ferner ertauschte es im Jahr 1478 October 21 von Kloster Bebenhausen dessen hiesige Rechte (Sattler, Grafen 3, 133).

Den 22. Juli 1782 wurde Rüdenberg, früher Filial von Plieningen, in die neu gestiftete Pfarrei Birkach eingepfarrt (Dankbarer Nachruhm S. 22. 33).

Ein an der Hauptstraße stehendes Haus mit massivem Unterstock, dessen Äußeres noch viel Alterthümliches hat, soll nach der Sage die Wohnung des Ortsadels gewesen sein.



  1. S. (Fried. Wilh. Kohler, erster Pfarrer von Birkach) dankbarer Nachruhm der evang. Gemeinde zu Birkach bei Hohenheim zu Ehren ihres nun in Gott ruhenden Herzogs, Kirchenstifters und Wohlthäters. Stuttgart, 1794. 8. S. 16, 30, 31.
  2. Spinnanstalt zu Birkach zum Besten armer Kinder. Stuttgart 1795. 8. (gleichfalls von Kohler).
  3. Wolf von Bernhausen, genannt von Rüdenberg, in einer Archivalurkunde von 1336 April 24., auf deren Siegel die Umschrift: S. Wolfonis de Ruden ... Bei Reg. Boic. 7, 208 in einer Urkunde von 1338 Febr. 11. ist Zeuge Wolf von Rudenberg und sein Bruder Johannes (Vetter des Heinz von Bernhausen). Im Jahr 1373 erscheint Hans von Bernhausen, den man nennt Rüdenberger.
« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt Kapitel B 3 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).