Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt/Kapitel B 6
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Echterdingen, Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, ist der Sitz eines Postamts und liegt 21/2 Poststunden südlich von Stuttgart. Der große Ort, der sich von jeher mit Stolz den Hauptort der Filder nannte, liegt frei und offen, unfern der östlichen Grenze des Schönbuchs, der ihn gegen feuchte Westwinde schützt und zur gesunden Lage desselben viel beiträgt. Der Ort hat das entschiedene Gepräge eines wohlhabenden Bauerndorfs; stattliche mit eichenem Gebälke und steinernem Unterstock erbaute, ländliche Wohnungen, zwischen denen sich einzelne mit städtischem Ansehen eingeschlichen haben, stehen zu beiden Seiten der breiten, den Ort durchziehenden Hauptstraße, von Stuttgart nach Tübingen. Übrigens ist auch der von der Hauptstraße östlich gelegene, größere Theil des Orts wohl ansehnlich und mit gekandelten Straßen versehen. Echterdingen hat gutes Trinkwasser, aber bei anhaltender trockener Witterung oder bei sehr strenger Kälte öfters so sehr Mangel daran, daß das Wasser 1/4 Stunde weit in Fässern hergeführt werden muß, während sonst der Boden so wasserhaltig ist, daß man schon bei einer Tiefe von 10′ beinahe überall auf Wasser stößt und bei Anlagen von Kellern öfters genöthigt wird, mit namhaften Kosten Abzugsdohlen zu führen. Wetten sind mehrere vorhanden, welche ihrem Zwecke jedoch nicht entsprechen, weßhalb die Gemeinde beabsichtigt, in der Nähe des Orts einen neuen Wasserbehälter von dem erforderlichen Umfang herzustellen.
Die mit einer ziemlich hohen, von Reben umrankten Mauer umgebene Pfarrkirche, liegt etwas erhaben im nordöstlichen Theil des Orts und gewährt einen freundlichen Anblick. Das Gebäude selbst hat ein alterthümliches, ehrwürdiges Aussehen; die Veränderungen, welche an dem Schiff vorgenommen wurden, fallen weniger in die Augen, weil der sehr hohe, ein halbes Achteck bildende Chor mit gothischen Fenstern noch | in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten ist, so daß die Kirche zu den schönsten im Bezirk gehört; das Chor hat in seinem Innern ein aus 10 Bogen bestehendes, schönes Netzgewölbe mit Knotenrosetten; die Consolen, auf denen die Gewölbebogen aufsitzen, stellen bärtige, mit halbem Leib hervorragende Männer, mit Spruchbändern in den Händen, dar. Im Jahr 1848 ließ die Gemeinde mit einem Aufwand von 4000 fl. eine neue Orgel mit 26 Registern durch Karl Weigle in Stuttgart verfertigen, die nun eine besondere Zierde der Kirche ist. Der massive viereckige Thurm, ein schmuckloses Bauwesen, hat von Außen keinen Eingang, sondern nur schmale, oblonge Lichtlöcher. Er besteht aus 4 Stockwerken, von denen das oberste mit Satteldach einer jüngern Zeit anzugehören scheint. Aus den Fenstern des Glockenhauses genießt man nach allen Seiten hin einer ausgebreiteten schönen Aussicht. An der Südseite des Thurms, am untern Stock, sind 3 Wappenschilde, unter denen auch der württembergische in Stein gehauen. Unten am Thurm befindet sich neben der Jahrzahl der Erbauung 1439, eine weniger leserliche lateinische – und die deutsche Inschrift „ain Turn bin ich, maister Heinrich macht mich," und links hievon ein Wappenschild mit zwei gekreuzten Spitzhämmern. An der Außenseite der Kirche stehen mehrere Grabdenkmale, die übrigens nicht über das 17. Jahrhundert zurückgeben. Von den drei Thurmglocken enthält die kleinste und mittlere die Evangelistennamen, die kleinste nennt den Eßlinger Pantlion Sidler (16. Jahrhundert), die größte und jüngste den Stuttgarter Jakob Rechlen (17. Jahrhundert) als Gießer. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, die übrigens von der Gemeinde unterstützt werden muß. Auf dem Kirchhof, der um die Kirche liegt, werden die Todten von Echterdingen und Weidach begraben. Der andere, im Jahr 1774 am östlichen Ende des Ortes angelegte, wegen des stark zudringenden Wassers aber bald wieder verlassene Kirchhof, dient seit der im Jahr 1816 erfolgten Vereinigung der Orte Stetten und Hof mit der Parochie Echterdingen als Beerdigungsplatz für die letzteren Orte, welchen die Gemeinde Echterdingen die unentgeldliche Benützung gestattet.Das Pfarrhaus ganz nahe bei der Kirche, hat eine freie, angenehme Lage und ist gut erhalten; die Erhaltung desselben liegt dem Staat ob. In dem gleichfalls zunächst der Kirche gelegenen Schulhause, welches die Stiftungspflege zu unterhalten hat, befinden sich die Schullehrerwohnungen und vier Lehrzimmer, in denen ein Hauptlehrer, zwei Unterlehrer und ein Schulgehülfe den Unterricht ertheilen; solches entspricht in Beziehung auf Bauart und Räumlichkeiten wenig den Anforderungen der Zeit. Die hier seit 1842 bestehende Industrieschule für kleine Mädchen wird nur den Winter über besucht.
Das Rathhaus, ein altes Gebäude, steht von allen Seiten frei und ist in gutem baulichen Zustand; in der | Rathsstube befindet sich eine hübsch gemalte Glasscheibe, das württembergische Wappen darstellend.Die Einwohner, häufig schlank gewachsen und von stattlichem Ansehen, sind im Allgemeinen ordnungsliebend, arbeitsam und mäßig; Ehe- und Familienzwiste gehören bei ihnen zu den Seltenheiten. Bei dem Wohlstand, welcher – trotz der 124.000 fl. versicherter Schulden der Ortsangehörigen – verhältnißmäßig bedeutend ist, zeigt sich hier viel Selbstgefühl, von der andern Seite aber auch viel kirchlicher Sinn, rege Theilnahme an anderer Leid und Freud, und ein nicht selten zu weit gehendes Festhalten an alter Sitte und Gewohnheit.
Die Hauptnahrungszweige der Einwohner sind Feldbau und Viehzucht; der Grundbesitz der 6 größten Gutseigenthümer besteht in 40–95 Morgen. Der Feldbau steht auf einer blühenden Stufe und wurde in den letzten Jahrzehnden durch das belehrende Beispiel von Hohenheim und durch einige rationelle Landwirthe[1] noch mehr gehoben. Überdieß haben die Güter der Markung eine sehr günstige, beinahe ebene Lage und einen leicht zu bearbeitenden, humusreichen Diluviallehmboden, der bei der fleißigen und trefflichen Bebauung, die ihm zu Theil wird, einen segenreichen Ertrag liefert. Manche zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie gut angelegte Dungstätten, der Flandrische Pflug, das Trocknen des Klees an Heinzen etc. haben Eingang gefunden. Im Dreifeldersystem werden von den gewöhnlichen Halmfrüchten Dinkel, Haber, Gerste, weniger Roggen, Weizen und Einkorn gebaut; Dinkel und Haber wird sehr viel nach Außen verkauft. Die Erzeugnisse der ganz eingebauten Brache sind: Kartoffel, Spitzkraut, Reps, Futterkräuter, Flachs und Hanf; der Flachsbau, der früher eine namhafte Einnahmsquelle der Echterdinger bildete, hat seit einigen Jahren sehr abgenommen, doch sind noch 150–170 Morgen hiefür bestimmt; im Jahr 1840 wurde von der Gemeinde eine Wasserröstgrube eingerichtet. Von den Felderzeugnissen gedeihen Dinkel, Roggen, Flachs, Hanf und Spitzkohl ganz ausgezeichnet; letzterer wird in großer Menge gebaut und weit hin verkauft. Der Mittelertrag an Dinkel wird zu 8–9 Scheffel, an Gerste zu 4–5 Scheffel und an Haber zu 6–7 Scheffel per Morgen angegeben. Die Ackerpreise bewegen sich von 200–600 fl. per Morgen. Der Wiesenbau erstreckt sich über etwa 800 Morgen und liefert vorzügliches Futter, das theilweise nach Außen verkauft wird. Die Preise gehen von 150–600 fl. per Morgen. Die noch im Zunehmen begriffene, ausgedehnte Obstzucht beschäftigt sich beinahe ausschließlich mit Mostsorten. Das Obst, welches theils im Ort gemostet, theils auswärts verkauft wird, geräth sehr gerne; der Ertrag | in mittleren Jahren ist ungefähr 30.000 Simri. Südöstlich vom Ort, am sogenannten Kelternrain, wo auch eine Kelter stand, wurde früher Wein gebaut. Die Gemeinde besitzt etwa 1100 Morgen Waldungen, die meist mit Laub-, weniger mit Nadelholz vorzüglich bestockt sind, und aus welchen jährlich 70–80 Klafter und 20.000 Wellen genützt werden; hievon erhält jeder Bürger 30–36 Stück Wellen (die einzige in Echterdingen bestehende bürgerliche Nutzung), das übrige wird verkauft und der Erlös zu Gemeindezwecken verwendet; die Waldungen schließen sehr schöne Steinbrüche in sich, welche von den Ortsangehörigen für den eigenen Gebrauch unentgeldlich benützt werden dürfen. Echterdingen hatte früher eine Schönbuchsgerechtigkeit, die der Staat im Jahr 1820 mit 364 Morgen Waldungen, welche in dem sogenannten Herrenwald und der Federlesmad liegen, ablöste. Die Schafweide nebst Pförchgeld erträgt jährlich 1300 fl. Die Pferdezucht ist nicht bedeutend, dagegen bildet die Rindviehzucht einen namhaften Erwerbszweig. Eine gute Landrace, Neckarschlag, veredelt sich sichtlich durch Simmenthaler Farren; die Verpflichtung zur Faselviehhaltung hat der Staat als Rechtsnachfolger des Klosters Bebenhausen und verpachtet solche. Im Vorsommer laufen ungefähr 450 und im Nachsommer 600 Bastarde auf der Markung, die im Ort Überwinterung finden. Außer diesem besitzen mehrere Bürger zusammen gegen 1000 Stück Schafe, die den Sommer über auf der Alp weiden und nur im Ort überwintert werden. Nicht unbedeutend und ebenfalls im Zunehmen begriffen ist die Schweinezucht; viele Landschweine, die bayrischen sind in neuerer Zeit nicht mehr gesucht, werden gemästet und theilweise auswärts verkauft. Von Geflügel werden Gänse und Hühner in großer Menge gezogen und zum Verkauf gebracht.Von den Gewerben ist eine Zwirnerei zu nennen, die übrigen Professionisten dienen meist dem örtlichen Bedürfniß; nur die Weber, welche hier am stärksten vertreten sind, arbeiten häufig auch nach Außen auf Bestellung. Die Handspinnerei ist bedeutend; das Garn wird im Ort selbst zu Tuch gewoben, und mit diesem ein beträchtlicher Handel getrieben. Die Bäcker, die Sattler und Säckler, die Schreiner und die Sailer des Oberamtsbezirks haben hier ihren Ladensitz. Im Ort befinden sich 2 Handlungen und 8 Schildwirthschaften, von welchen die zum Hirsch, deren Besitzer die Posthalterei in seiner Person vereinigt, besonders von Stuttgartern häufig besucht wird, um hier das wahre Sauerkraut in Verbindung mit echtem Neckarwein zu genießen. Den Anlaß zum Bau dieses Hauses, welches auf der Stelle des früheren geringeren Wirthshauses zum Bären errichtet wurde, gab der Herzog Karl, welcher demselben auch die noch bestehende Berechtigung zum jährlichen unentgeldlichen Bezug von 4 Klaftern Holz und 100 Wellen aus den herrschaftlichen Waldungen verlieh.
| Die Landstraße von Stuttgart nach Tübingen und die chaussirten Vicinalstraßen nach Plieningen, Plattenhardt und Leinfelden, sowie die einer Kunstanlage noch entbehrenden Wege nach Bernhausen und Bonlanden setzen den Ort nach allen Richtungen mit nahen und fernen Gegenden in Verbindung und bringen demselben vielseitigen Verkehr, der sich in neuester Zeit durch die Post, welche 1845 hier errichtet wurde, noch mehr gehoben hat.Die Gemeinde besitzt außer ihrem Wald- und Weide-Areal kein Grundeigenthum. Die Einnahmen aus jenen Realitäten sind übrigens sehr bedeutend und gewährten in den letzten 10 Jahren die Mittel, auf Straßenbauten 15.000 fl. und für andere Anschaffungen und kostspielige Unternehmungen bedeutende Summen zu verwenden, ohne daß darum die Steuerpflichtigen mehr als gewöhnlich in Anspruch genommen werden mußten. Die Gemeindepflege hat nach der Rechnung von 1848/49 13.300 fl. Activkapitalien überhaupt einen Geldvermögensüberschuß von 19.144 fl., und vermag mit einem kleinen Beitrage von 600 fl., welche durchschnittlich als Gemeindeschaden auf die Steuerpflichtigen umgelegt werden, ihre ordentlichen Ausgaben zu bestreiten. Auch die Stiftungspflege, auf welcher als Eigenthümerin der Kirche, der Schule und des Kirchhofes die Verpflichtung zu Erhaltung dieser Realitäten ruht, ist eine der vermöglichsten des Bezirkes. Sie hatte im Jahr 1849 mit Einschluß von 9116 fl. Activkapitalien ein reines Geldvermögen von 9663 fl. Doch reichen, wenn gleich die Last der Armenunterstützung ganz auf die Gemeindepflege übernommen worden ist, ihre Einnahmen kaum zu Bestreitung ihrer gewöhnlichen Ausgaben hin, bei außerordentlichen aber muß die Gemeindepflege eintreten, welche bis jetzt immer ohne Concurrenz der Filialien das Defizit getragen hat.
Den großen Zehenten bezieht der Staat, den kleinen und Obstzehenten, welcher früher der Pfarrei vom Kloster Bebenhausen her zugestanden, hat nun in Folge der Verwandlung des Pfarreinkommens ebenfalls der Staat. Der Heuzehente, früher dem Cameralamt entrichtet, wurde im Jahr 1838 abgelöst, und es sind nur noch einige Morgen der Gemeinde Stetten, als Rechtsnachfolgerin der Widdummaier in Bernhausen, zehentpflichtig. Auch die sämmtlichen übrigen Grundgefälle hat die Gemeinde mit 37.818 fl. abgelöst. In die Pfarrei gehören Stetten, Weidach, Hof und der Fasanenhof. Stetten und Hof waren früher Filialien von Bernhausen und wurden erst 1816, auf dringende Bitten ihrer Einwohner, zu Echterdingen gezogen.
Wie schon oben erwähnt wurde (s. d. allgem. Theil), führte eine römische Heerstraße von Bernhausen gegen Möhringen ziehend, über die Markung Echterdingen, eine zweite lief von Plieningen her ganz nahe | am Ort vorüber gegen Leinfelden und weiter nach Böblingen. Eine halbe Stunde westlich von Echterdingen liegt auf der Kuppe der Federlesmad der Heidengraben (die Riesenschanze), eine uralte Befestigung, um die sich viele Grabhügel lagern, und 1/4 Stunde südlich von Echterdingen in der Nähe von Stetten, fand man Spuren eines römischen Wohnplatzes.Geschichtlich erscheint Echterdingen (Hahterdingen 1185, später Ahterdingen, Achterdingen) am frühesten im Jahr 1185, als die Fildergrafschaft der Calwer Grafen bereits auf Herzog Welf VI. vererbt war, in einer Urkunde des eben genannten Welf’s VI., worin derselbe als Kirchenvogt von Echterdingen handelt (Stälin, Wirt. Gesch. 2, 279). Der Sindelfinger Chronist Konrad († 1294) zählt ausdrücklich den Ort unter denjenigen auf, welche in der Familie der Grafen von Calw an die Gräfin Uta, Gemahlin Welf’s VI., kamen, und nachher an das Reich (bei dem sie nicht lange verblieben) übergingen (s. oben den allg. Theil VII, 1 und Stälin a. a. O. 375). Von den eben genannten Herren und deren Rechtsnachfolgern, namentlich den Grafen von Württemberg, trug die adelige Familie von Echterdingen die zu diesem Ort gehörenden Hauptgüter zu Lehen.
Im Jahr 1185 kommt Konrad von Echterdingen, Zeuge in Bergatreute in einer Urkunde Herzogs Welf’s VI. vor (Gabelk. Handschr, der k. öff. Bibl. hist. 8° nr. 16b, 371); ob derselbe ein Stammvater der späteren Herren von Echterdingen ist, steht dahin. In letzterer Familie, welche als Wappen einen wachsenden rothen Löwen im goldenen Felde führte und deren Burg nördlich von der Kirche an der Stelle des gegenwärtigen Schafhauses stand, sind die aus den frühesten Aufzeichnungen bekannten Ahnherren: Heinrich I. miles de Ahterdingen und sein Bruder Friedrich I. in Urkunden von 1260. Vielleicht ist Reinhard, welcher in einer Urkunde vom 15. Juli 1295 als gestorben vorkommt, ihr Vater. Heinrich war schon todt, als Friedrich I., nebst seinen Söhnen Markward, Heinrich II. und Friedrich II. am 1. Juni 1280 dem Kloster Bebenhausen halb Echterdingen sammt der Vogtei verkaufte (übrigens mit einigem Vorbehalt, worunter 1/2 Fronhof, Lehen von Württemberg).[2] Die Söhne des verstorbenen Heinrich’s II., Heinrich III., Friedrich II. und Heinrich IV., behielten damals noch ihre Hälfte (laut Fertigung des Markgrafen Hermann von Baden vom 1. Juni 1280), mit welcher im Jahr 1281 eine Theilung vorgenommen wurde. Im 14. Jahrhundert erscheinen in dieser Familie, außer den bereits erwähnten, die Namen Wolf und Burkhard; der Hausbesitz an diesem Stammorte und in der Umgebung (bei Gaisburg, Stockhausen etc.) wurde aber mehr und mehr veräußert, zuletzt 1406 | (s. unten). Später zogen sich die Herren nach Tirol, wo sie die Landstandschaft erhielten. Michael Ott von Ächterdingen war im Anfang des 16. Jahrhunderts ein ausgezeichneter kaiserlicher oberster Zeugmeister und wohl einer der Mitschöpfer des Kriegs- und Zeugwesens des K. Maximilian (s. Bergmann, Medaillen auf Männer des österr. Kaiserstaats 1, 61). Um’s Jahr 1580 ist das Geschlecht erloschen.Erwerblustigen Klöstern waren Echterdingens Fruchtgefilde sehr erwünscht. Kl. Reichenau besaß hier, laut Urkunde von 1226 (künftig in v. Stillfried Mon. Zoller.), Güter, welche es an die Grafen Konrad und Friedrich von Zollern als Lehen, diese an Rudolf Hack, letzterer wieder an Albert und Wernher von Richtenberg (bei Asperg) zu Afterlehen gegeben hatte. Im genannten Jahre tauschte es aber diese Liegenschaften an Kl. Bebenhausen aus und Graf Friedrich von Zollern leistete gegen Entschädigung auf seinen Echterdinger Besitz Verzicht. Das letztgenannte Kloster ließ sich im Jahr 1229 unter anderen Gütern seinen hiesigen Hof durch P. Gregor IX. bestätigen und erwarb ferner, durch Kauf, im Jahr 1275 von Kl. Hirschau hiesige Güter (Orig.-Urk. in Karlsr.), den 6. Januar 1279 von Friedrich von Bernhausen einen weiteren Hof, württembergisches Lehen, im Jahr 1280 hiesige Besitzungen und Rechte der Herren von Echterdingen (s. oben), im Jahr 1281 von Reinhard v. Berg und seiner Schwester Ita eine Hofstatt, und ließ sich 1283 von Konrad, Ernst Kirchherr zu Metzingen und Swigger, sämmtlich von Stöffeln, Güter schenken (Urkunden und Annal. Bebenhus. bei Hess Mon. Guelf. 259–261), des Kirchensatzes, wovon sogleich die Rede, nicht zu gedenken. Von den geistlichen Stiftungen Eßlingens erscheinen der Spital schon im Jahr 1342, das St. Clarakloster im Jahr 1357, das Predigerkloster im Jahr 1383, die Pfarrkirche im Jahr 1454 allhier begütert.
Die Kirche des Orts war stattlich bewidemt, im Jahr 1185 erhielt sie Besitzungen in Canstatt und Schlichtenweiler (Stälin a. a. O. 279); der damalige Pfarrherr hieß Berthold (Bertoldus ejusdem ecclesiae praelatus). In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erscheinen im Besitze des hiesigen Pfarrsatzes die Pfalzgrafen von Tübingen, bis ihn Gottfried, Rudolf und Eberhard von dieser Familie 1286–1291 an Kloster Bebenhausen verkauften, welches im Jahr 1447 über die Einverleibung der Kirche bischöfliche Bestätigung erhielt (Orig. in Karlsruhe) und diese Kirche bei dem Tausche von 1478 (s. unten) noch vorbehielt. Erst in Folge der Reformation und der Aufhebung des Klosters Bebenhausen (1535 ff.), kam der hiesige Pfarrsatz an Württemberg. Vom Jahr 1556, bis zur Trennung des Filials Musberg von der Mutterkirche Echterdingen im Jahr 1563, waren besondere Diaconi in letzterem Orte, die zugleich Schullehrerstelle | versahen (Binder 822). In den Jahren 1781–90 war Phil. Matth. Hahn in E. Pfarrer (s. u. Scharnhausen).Württemberg erwarb hier im Jahr 1379 durch Heimfall Lehengüter des am 31. Januar 1379 gestorbenen Friedrich’s von Echterdingen (welche dessen Erbtochter Guta als freies Eigenthum hatte ansprechen wollen), im Jahr 1406 Februar 1 von Wolf[ER 1] von Echterdingen und Wölflin von Möhringen ihren Antheil an Burg und Thurm durch Kauf um 4 rhein. Gulden (Sattler, Grafen 2, 46) und im Jahr 1478 October 21 durch Tausch von Kl. Bebenhausen dessen Theil an der Vogtei, Gericht und aller Obrigkeit (Sattler 3, 133). Nach dem Stuttgarter Zinsbuch von 1451 gehörte schon damals der Stab sammt großen Freveln Württemberg allein, von kleinen Freveln erhielt Kl. Bebenhausen die Hälfte.
Nach der Nördlinger Schlacht (1634) wurde am 8/18 Sept. von dem anrückenden kaiserlichen Heere, nach vorgängiger allgemeiner Plünderung, das Dorf in Brand gesteckt; 244 Häuser, zu 16.934 fl. taxirt, wurden ein Raub der Flammen. Eine halbe Stunde nördlich von Echterdingen, rechts der Landstraße, in dem Bezirk, welcher „in den Hofstätten“ heißt, lag der Hof Hagenbuch, welchen Friedrich, genannt Stöffler von Echterdingen im Jahr 1291 an das Kloster Bebenhausen mit allem Zubehör um 60 Pfd. Heller verkaufte, worauf Pfalzgraf Gotfried von Tübingen dem Kloster diese Güter freite (Orig. in Karlsruhe, Steinhofer 2, 190).
Der Fasanen-Hof (auch Floride genannt) ist, 1/2 Stunde nordwestlich von dem Ort Echterdingen, auf dessen Markung gelegen. Herzog Karl legte hier ein Lustschloß und eine Fasanerie an, wovon der jetzige Hof seinen Namen erhielt. Die im Mansardenstyl erbauten, seither nur wenig veränderten Wohnungen blicken freundlich durch das nahe gelegene Wäldchen und bilden eine malerische Gruppe. Das ehemalige Lustschloß, ein einfaches zweistöckiges Wohnhaus, hatte im obern Stock einen Saal, der jetzt in 2 Wohnzimmer getheilt ist. In einigen kleinen Räumen hatte der Fasanenjäger seinen Aufenthalt und im untern Stock wurden die Fasanen den Winter über verwahrt.
Die Gemahlin Herzog Friedrich Eugen’s legte den Park neu an, der nun von dem Tempel der Flora, welcher in einem Seebecken auf einer künstlichen Insel stund, Floride genannt wurde (Schwäb. Chronik 1796, S. 167).
Im Jahr 1799 wurde der Hof für 13.190 fl. an den Canzleiadvocaten Heigelin, und nach dessen Tod im Jahr 1805 mit einem Areal von 72 Mrg. für 15.000 fl. an den Förster Hammer verkauft, dessen Relikten noch gegenwärtig im Besitz des Gutes sich befinden. Die Parkanlagen gingen ein und der Hof erhielt eine landwirthschaftliche Bestimmung. | Von den Waldungen, die früher das Schlößchen beinahe ganz umgaben, wurden schon vor mehreren Jahren und in neuester Zeit eine namhafte Fläche ausgestockt und für den Feldbau gewonnen. Die Güter haben einen Boden mit steinigem Untergrund und liefern, trotz der umsichtigen Bauweise, die ihnen zu Theil wird, keinen so reichlichen Ertrag, wie die anderen Felder der Echterdinger Markung. Die Wiesen sind ziemlich ergiebig und gestatten den Besitzern, einen ansehnlichen Viehstand zu halten. In der Käserei, die sich hier befindet, werden gute Käse, nach Art der sogen. Münsterkäse, bereitet.
- ↑ Korrigiert nach Beschreibung des Oberamts Gaildorf/Errata: Seite 150 Z. 6 v. o. lies Wolf, statt Welf.
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