Beschreibung des Oberamts Sulz/Kapitel B 27
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Gemeinde III. Klasse mit 476 Einw. a. Wälde, Dorf, 304 Einw. b. Bohlhof, Hof. c. Breitenau, Weiler. d. Leimbach, Weiler. e. Trollenberg, Hof, 9 Einw. – Pfarr-Filial von Fürnsaal, mit Ausnahme von Trollenberg, welches nach Dornhan eingepfarrt ist.
Das freundliche Dorf Wälde liegt 31/2 Stunden westlich von der Oberamtsstadt und eine Stunde westlich von dem Mutterort in dem tief eingeschnittenen Heimbachthale, in welches es weitläufig und langgestreckt hingebaut ist und mit dem nahe gelegenen Breitenau, mit dem es Kirche und Schule gemeinschaftlich hat, beinahe zusammenhängt. Die aus Holz erbauten, theilweise mit steinernen Unterstöcken| versehenen Gebäude sind häufig mit Schindeln gedeckt und auch an den Außenwänden mit Schindeln verkleidet.Die Kirche steht in Breitenau und zum Schulhaus wurde im Jahr 1839 ein Haus in Wälde erkauft; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.
Ein Armenhaus ist vorhanden.
Gutes Trinkwasser, das viele laufende Brunnen liefern, ist hinreichend vorhanden; überdieß fließt der Heimbach durch den Ort, in welchen innerhalb des Dorfs der Roßbach einmündet. Beide Bäche treten bei Schneeabgang und starken Regenfällen öfters schnell aus, ohne jedoch erheblichen Schaden zu verursachen. Der Heimbach ist von dem Ort an mittelst Schwellungen floßbar gemacht und am Gasthaus zur Linde befindet sich eine Einbindstätte; das Wasser ist klar und beherbergt Forellen, Grundeln, Weißfische, Krebse etc. Die Fischerei, welche früher der Lehensherrschaft gehörte, ist jetzt Eigenthum der Gemeinde Breitenau. Über den Heimbach, der unterhalb des Orts eine auf Actien gebaute Sägmühle treibt, führt im Dorf eine hölzerne Brücke und über den Roßbach ein Steg.
Vicinalstraßen führen nach Loßburg–Freudenstadt, nach Sterneck und nach Breitenau–Betzweiler.
Bei den im Allgemeinen fleißigen Einwohnern zeigen sich theilweise Spuren von Kretinismus und überhaupt trifft man bei ihnen eine etwas langsame Entwicklung; ihre Vermögensumstände sind gering und ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Arbeiten bei der Flößerei und in den Waldungen, während der Feldbau nur nothdürftig betrieben wird und der zu demselben nöthige Dünger mangelt, weil der Viehstand nicht ausgedehnt genug ist. Der vermöglichste Bürger besitzt 100 Morgen Felder, der sog. Mittelmann 15–20 Morgen und die unbemittelte Klasse 1–3 Morgen; einzelne haben gar keinen Grundbesitz. Gegenwärtig werden etwa 14 Personen von Seiten der Gemeinde unterstützt.
Was die natürlichen Verhältnisse betrifft, so kann der Boden der verhältnißmäßig nicht großen, meist unebenen Markung im Allgemeinen mittelfruchtbar genannt werden; er besteht meist aus den Zersetzungen des Wellenmergels und Wellendolomits, der wegen seines reichen Thongehaltes in nassen Jahrgängen sehr geringen Ertrag liefert.
Die Luft ist in den Thälern feucht, auf den Anhöhen aber etwas scharf und rauh; der Frühling tritt um 14 Tage später ein| als in der nahe gelegenen Mühlbachgegend, die Ernte dagegen zur gleichen Zeit wie in jener Gegend, weil die Sonne die Thäler sehr erwärmt und eine schnelle Zeitigung der Früchte bewirkt. Hagelschlag kommt selten vor, indem die Gewitter meist die Richtung gegen Pfalzgrafenweiler und Altensteig einschlagen. Frühlingsfröste schaden häufig, daher auch die Obstzucht unbedeutend ist und das Obst nur in einigen ganz geschützten Lagen zuweilen gedeiht.Die Landwirthschaft wird so gut als es die Verhältnisse erlauben betrieben und der Suppinger Pflug findet allmählig seine Anwendung, übrigens werden viele Felder aus Mangel an Zugvieh nur mit der Hacke bearbeitet. Das Dreifeldersystem ist eingeführt, indessen bauen viele, welche ihren Grundbesitz um das Haus liegen haben, auch willkürlich. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und in der zu 1/8 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, etwas Klee, wenig Reps etc.; Hanf wird in eigenen Ländern gebaut. Bei einer ziemlich starken Aussaat beträgt der durchschnittliche Ertrag eines Morgens an Dinkel 3–4 Schffl., an Roggen 2 Schffl., an Haber 3 Schffl. und an Gerste 2 Schffl. Die Felderzeugnisse werden nicht nur sämmtlich im Ort verbraucht, sondern noch Früchte von Außen aufgekauft.
Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, welche zur Hälfte bewässert werden können, liefern ein mittelmäßiges Futter und zwar von dem Morgen durchschnittlich 15 Ctr. Heu und 5–6 Centner Öhmd. Die Preise der Güter bewegen sich bei den Äckern von 20–200 fl., bei den Wiesen von 50–500 fl. per Morgen.
Die mit einer gewöhnlichen Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist unbedeutend und im Ort ist nicht einmal ein Zuchtstier aufgestellt, so daß die Kühe nach Gundelshausen oder Betzweiler zur Bedeckung gebracht werden müssen. Das Vieh wird noch auf die Weide getrieben.
Die Schafzucht wird von den Ortseinwohnern nicht betrieben, dagegen die Schafweide an einen fremden Schäfer für 80–100 fl. verpachtet; ebenso findet keine Schweinezucht statt und die Ferkel werden sämmtlich von Außen bezogen und meist als starke Läufer wieder verkauft. Die Ziegenzucht ist im Zunehmen begriffen.
Von den Gewerben sind außer zwei Schildwirthschaften vorzugsweise die Flößer, Holzhauer und Weber zu nennen. Die Gemeinde besitzt außer einem kleinen Wäldchen kein Vermögen und die Stiftung ist im Besitz von 22 Morgen Waldungen und etwa 4000 fl.| Kapitalien, hat aber einen großen Theil der Schulbesoldung und Armenunterstützungen zu reichen.Zu der Gemeinde gehören:
b. Bohlhof, im Heimbachthal, nur 1/8 Stunde oberhalb Breitenau gelegen.
c. Breitenau, ein Weiler, der beinahe mit Wälde zusammenhängt und mit diesem Ort sämmtliche Verhältnisse theilend an dem Thalabhang auf der rechten Seite des Heimbachs eine angenehme Lage hat. Die Kirche, welche von zwei Fräulein von Betzweiler gestiftet sein soll und von der Stiftungspflege unterhalten wird, ist sehr alt, hat jedoch mehrfache, namentlich im Jahr 1773 vorgenommene Veränderungen erlitten. Auf dem vorderen Giebel sitzt ein verschindeltes Thürmchen (Dachreiter) mit Blech beschlagenem Zeltdach; in demselben hängen zwei Glocken, von denen die größere in alten Majuskeln die vier Evangelistennamen als Umschrift trägt. Die kleinere ist von Philipp Jacob Wieland im Jahr 1836 gegossen worden.
Der Begräbnißplatz, welcher im Jahr 1853 außerhalb des Orts angelegt wurde, dient mit Ausnahme des Trollenbergs, sämmtlichen Parzellen zur Beerdigungsstätte.
Um 1100 erscheinen Ragoto und Egilolf von Breitenowen, ersterer gegen das Kl. Hirschau, letzterer gegen dessen Priorat Reichenbach wohlthätig (Cod. Hirsaug. 27 b, Wirt. Urk.-Buch 2, 400). Im Jahr 1331 erkaufte sich das Kloster Alpirsbach allhier ein Gut (Crusius Annal. Suev. 3, 226).
d. Leimbach, ein aus vier vereinzelt stehenden Wohnhäusern bestehender Weiler, der im Leimbachthälchen nahe bei Wälde liegt.
Leimbach gehörte bis 1837 zu Sterneck.
e. Trollenberg, Hof, gehörte früher zur Herrschaft Sterneck und wird deßhalb der edelmännische Trollenberg, zum Unterschied des zu den 24 Höfen gehörigen Trollenbergs, genannt. Der Hof, welcher in das Kirchspiel Dornhan gehört, liegt 3/4 Stunden südwestlich von Wälde auf der Höhe der 24 Höfe und bildet ein geschlossenes Gut. Trinkwasser ist hinreichend vorhanden.
Die Gemeinde war eine Zugehörung der Herrschaft Sterneck, mit welcher sie 1749 an Württemberg kam (s. bei Brandeck).
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