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Beschreibung des Oberamts Weinsberg/Kapitel B 15

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Hölzern,


Gemeinde III. Cl. mit 282 Einwohnern. Evangel. Filial von Eberstadt.

Hölzern liegt nahezu 11/2 Stunden (geom.) von Weinsberg und eine kleine halbe Stunde vom Mutterort Eberstadt entfernt, am östlichen Schlusse des Eberstadter Thales zu beiden Seiten der von Heilbronn–Weinsberg nach Öhringen führenden Land- und Poststraße, welche ganz nahe vor dem Ostende des Orts in der von Hölzern benannten, nicht steilen, aber ziemlich langen Steige auf den von Norden nach Süd-Osten streichenden, waldigten Höhenzug hinaufsteigt. An der Nordseite des Dorfes fließt ein hinter gedachter Steige entspringendes Quellbächlein, welches, mit einem von Norden herkommenden vereint und durch den Schmalbach bei Eberstadt verstärkt, als Eberbach das Thal hinab der Sulm zuzieht.

Unter mehreren größeren und ansehnlichen Gebäuden sieht man auch kleinere, nur einstockige, aber bis unter’s Dach massive und wohlerhaltene. Über einen Theil derselben auf der linken Seite ist die Landstraße erhöht, so daß sie tiefer jenseits des Straßengrabens liegen. Auf der andern Seite ist die im Allgemeinen gut erhaltene Straße gekandelt.

Zunächst über einem Bogen, welchen die Straße macht, stand das uralte massive Kirchlein, in welchem der Pfarrer von Eberstadt jährlich dreimal zu predigen hatte, an der Kirchweihe und um Pfingsten. Es wurde aber im Jahr 1842, als die Gemeinde eine eigene Schule zu errichten hatte, abgebrochen und ein kleines Schulhaus auf seiner Area erbaut, so jedoch, daß der nur zweistockige, mehr breite, niedrige, viereckige steinerne Thurm stehen blieb, welcher nun in seinem unteren Stock, wo der mit einem in eine Rosette mit steinernem Agnus Dei zusammenlaufenden Kreuzgewölbe bedeckte Chor der Kapelle war, ein Holzmagazin bildet, während im oberen die| alte Uhr und zwei Glocken sich befinden; die größere, die ältere, trägt die vier Evangelistennamen; die kleinere hat die Inschrift: Joh. Georg Rohr in Heilbronn. Gott gibt Rath und That. 1718. u. s. w.

An der der Landstraße zugekehrten Querseite dieses abgebrochenen Kirchleins (Capelle) waren eingemauerte Steine mit 1) einem Basrelief, darstellend eine unförmliche menschliche Figur mit ausgestreckten Armen, in der Rechten einen Stab haltend; auf beiden Seiten ein Vogel nebst Ornamenten; 2) zwei andere Basreliefs, viel älter als das erstere. Man erkennt darauf noch einen Pfeilschützen mit Bogen und einem Adler. Vgl. Württemb. Jahrbücher 1820/21. S. 274.

Leider wurden beim Umbau diese Steine nicht beachtet und zu einer Fütterungsmauer an einem durch das Dorf ziehenden Landstraßengraben unweit des Schulhauses verwendet, wo sie kaum noch erkenntlich und zugänglich sind.

Beim Abbruch des Altars wurden in denselben Reliquien gefunden, Beinchen von Johannes Bapt. Bartholomäus Apost. Stephanus, XI. mill. Virg., zwei kleine Gefässe mit angeklebtem, die Reliquien bezeichnenden Pergamentstreifen, ein kleiner Kolben aus grünem Glas mit der Jahrzahl Mii8 (1208). Der Fund wurde in den Grundstein des neuen Schulhauses wieder eingemauert.

Das im Jahr 1842 auf dieser Area von der Gemeinde gebaute kleine Schulhaus für damals 52 Kinder enthält im unteren Stock das nicht sehr geräumige Lehrzimmer, welches nach wenigen Jahren erweitert werden mußte, und im oberen die Wohngelasse für den Lehrer und seine Familie.

Unweit des Schulhauses ist das der Gemeinde gehörige, mit einem Privathause zusammenhängende Raths- und Registraturzimmer, mit Lokal zu öffentlichen Geräthschaften, auch das Ortsgefängniß.

Die Ortskelter steht unweit vom Schulhause an der obgedachten Land- und Poststraße und hat 3 Bäume.

Unweit davon ist das kleine, der Gemeinde gehörige Armenhaus.

Ein Gemeindebackhaus wird erst errichtet werden.

Recht gutes Trinkwasser liefern zwei an der Landstraße rechts und links befindliche laufende Brunnen, ein öffentlicher Pumpbrunnen und ein Privatpumpbrunnen.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde und wohlgewachsene Leute. Von Cretinismus findet sich bei den günstigen climatischen Verhältnissen keine Spur. Nur vom sogen. Besessenseyn kam im vorigen Jahrzehend bei einer ledigen Weibsperson ein Aufsehen| erregender Fall vor. Fleiß, Sparsamkeit und kirchlicher Sinn sind hervorstechende Eigenschaften der Mehrzahl. Ihre ökonomischen Verhältnisse gehören zu den besseren. Im Einzelnen beträgt der ausgedehnteste Güterbesitz etliche 30 Morgen, der mittlere und gewöhnliche 10–12 Morgen, der geringste 2–3 Morgen. Ganz Besitzlose, öffentlicher Unterstützung Bedürftige gibt es nur etliche wenige Personen.

Die nur 802 Morgen große Markung enthält 12 Morgen Gärten und Länder, 274 Morgen Äcker, 126 Morgen Weinberge, wovon 9 Morgen zu anderen Culturen verwendet werden, 75 Morgen zweihmähdige und 10 Morgen einmähdige Wiesen, 260 Morgen Laubwald, 7 Morgen Weiden, 6 Morgen Öde, wovon der Gemeinde gehören: 9 Mrg. Äcker (und Allmanden), 1 Mrg. Wiesen, 249 Morgen Wald, 7 Mrg. Weiden, 1 Mrg. Öde. Der Boden ist beinahe durchgängig fruchtbar und besteht größtentheils aus einem leichten, tiefgründigen Diluviallehm, in den Weinbergen aus Keupermergel.

Steinbruch ist keiner vorhanden. Die Bau- und Straßensteine werden von Eberstadt und Neideck herbeigeführt.

Die Haupterwerbsquellen bilden Feldbau, Weinbau und Viehzucht. Von den Gewerben sind zu nennen: zwei wegen der Landstraße frequente Schildwirthschaften, eine Speisewirthschaft und eine Ziegelei. Neben den nöthigsten Handwerkern ist auch eine kleine Krämerei vorhanden.

Die Landwirthschaft wird unter Anwendung verbesserter Ackerwerkzeuge, wie namentlich des Brabanter Pflugs und der Walze, sehr fleißig betrieben und zu Besserung des Bodens außer der Gülle auch Gyps und Asche angewendet. Man baut hauptsächlich Dinkel, Gerste, Haber, auch etwas Roggen und Weizen; in der Brache, die ganz angeblümt wird, Kartoffeln, viele Futterkräuter, besonders dreiblättrigen und ewigen Klee, Angersen, Ackerbohnen, Welschkorn, neuerdings auch Zuckerrüben, in den Ländern Kraut, in der Brache Hanf für den eigenen Bedarf. Zur Aussaat rechnet man auf den Morgen 7 Simri Dinkel, 3–4 Simri Gerste, 21/2 Simri Roggen, 31/2 Sri. Haber. Der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–10 Scheff. Dinkel, 5–6 Scheffel Gerste, 4 Scheffel Roggen, 7–8 Scheffel Haber angegeben. Die besten Äcker liegen um’s Dorf herum. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich zwischen 300 und 800 fl. Das entbehrliche Getreide findet seinen Absatz auf der Schranne Heilbronn.

Die Wiesen nehmen ca. den zehnten Theil der Markung ein| und bedürfen nach ihrer Lage mehr der Entwässerung, als der Bewässerung. Der Ertrag eines Morgens wird durchschnittlich auf 25–30 Ctr. Heu und 8–10 Ctr. Öhmd geschätzt. Die Preise eines Morgens bewegen sich zwischen 6 und 800 fl.

Die Weinberge, welche über den 6. Theil der Markung betragen, liegen am südlichen und südwestlichen Abhang des oben bewaldeten Höhenzuges, welcher dieses kleine Thal vom Kocherthale scheidet. Der Weinbau wird in der üblichen Weise des Unterlandes - mit etwas über 2500 Stöcken auf dem Morgen – fleißig betrieben. Man pflanzt vorzugsweise Elblinge, Silvaner, Gutedel, auch Trollinger und schwarze Rißlinge. Das Erzeugniß wurde früher bei der amtlichen Classifikation in die zweite Classe gesetzt, steht übrigens dem von Eberstadt jetzt nicht viel nach. Es ist meist ein sog. Schiller (roth und weiß gemischt) und mehrere Jahre haltbar. Der Morgen erträgt durchschnittlich 4–6 Eimer und die Preise des Weins kommen gewöhnlich denen des Mutterorts ziemlich gleich, oder stehen einige Gulden niederer: 1846 44–50 fl., 1847 18–22 fl., 1848 14 fl., 1850 8–10 fl., 1852 15–17 fl., 1857 40–45 fl. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich zwischen 3–800 fl.

Der Absatz des Weines geht meistens in’s Hohenlohe’sche und Hällische.

Die der Gemeinde gehörigen 249 Morgen Laubwald gewähren derselben in alljährigen Schlägen einen Ertrag von durchschnittlich 3–400 fl. Das Unterholz wird zu Holzgaben für Ortsbürger verwendet.

Die ihr gehörigen 7 Morgen Weide sind zu Allmandländern umgebrochen und verpachtet. Eine Schäferei besteht hier nicht. Die Stoppelweide wird nicht benützt.

Die Obstzucht ist nicht bedeutend. Man zählte im Jahr 1854 auf der Markung ca. 800 Kern- und 350 Steinobstbäume, mit einem ungefähren Ertrag von 1900 und 400 Simri Obst. Es kommen hiebei meist nur Mostsorten vor und Verkauf nach Außen findet nicht Statt.

Pferdezucht wird hier nicht betrieben. Bei der neuesten Aufnahme waren im Ganzen nur 8 Pferde vorhanden, theilweise zum Vorspann für die Staige.

Die Rindviehzucht beschäftigt sich mit dem in dieser Gegend überall vorkommenden sog. Neckarschlag. Man zählte bei der jüngsten Aufnahme 7 Ochsen und Stiere, 78 Kühe, 47 St. Schmalvieh, 1 Kalb, zusammen 133 Stücke. Die Nachzucht geschieht durch einen Farren, dessen Haltung einem Ortsbürger gegen jährlich 40 fl. und| Nutznießung von der Gemeindewiese und 1/2 Morgen Acker übertragen ist. Viehmastung wird nicht getrieben, wohl aber Viehhandel auf benachbarten Märkten. Butterhandel findet nach den Nachbarstädten Statt.

Schäferei s. oben. Im Jahr 1859 fand man nur 2 Landschafe im Privatbesitze.

Bedeutender ist die Schweinszucht. Man zählte bei der letzten Aufnahme 2 Mutterschweine, 20 Mastschweine, 50 Läufer und Milchschweine, im Ganzen 72 Stücke. Was nicht selbst gezogen wird, kauft man auf dem Heilbronner Markt, zuweilen auch von den auf der Landstraße periodisch durchpassirenden Trieben nach. Die über den häuslichen Bedarf gemästeten Schweine finden guten Absatz an die Metzger der Nachbarstädte.

Ziegen, welche gewöhnlich nur von Ärmeren gehalten werden, waren bei der jüngsten Zählung nur 5 im ganzen Orte.

Auch die Bienenzucht ist minder bedeutend. Es wurden bei der jüngsten Aufnahme nur 21 Stöcke gezählt. Die Behandlung ist noch die altherkömmliche und die rationellere Zucht hat sich noch keine Bahn gebrochen.

Geflügel wird mehr für den eigenen häuslichen Bedarf gehalten. Doch kommen auch Eier auf den Wochenmarkt von Heilbronn zum Verkauf.

Eine eigene Stiftung hat die Gemeinde. Mit Eberstadt steht Hölzern im kirchlichen Verband als Filial, und früher, vor Errichtung einer eigene Schule, giengen auch ihre Kinder zur Schule dahin.

Gefällberechtigt waren hier zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49: a) die Finanzverwaltung, b) Freiherr von Berlichingen.

Hölzern gehörte zur Herrschaft Weinsberg und theilte mit Grantschen (s. o.) und mehreren andern Orten dieser Herrschaft die Schicksale in Beziehung auf den Wechsel der Oberherren. Eine besondere Erwähnung bei Hölzern verdient, daß es zeitweise, namentlich 1323, von dem Hochstift Würzburg zu Lehen gieng; im genannten Jahre wurde Konrad von Weinsberg vom dortigen Bischof Wolfram damit belehnt (Ludewig Reliquiae 12, 569).

Auf Hölzern wird bezogen die villula Holsshofen apud Winsperg sita, welche im 12. Jahrhundert durch Cuniza von Wirspach, Mutter Graf Adelberts (von der Calwer Grafenfamilie) an das Kl. Hirschau vergabt wurde. Cod. Hirsaug. 56 b.



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