Beschreibung des Oberamts Balingen/Kapitel B 16
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Der Ort liegt in dem nach ihm genannten obern (nordsüdlichen) Theil des Eyachthals, kurz ehe dasselbe nach Westen umbiegt, daher mit Aussicht sowohl in jenes, als in das Lautlinger Thal, rechts und links von den gewaltigen felsigen Höhen des Heersbergs und des Burgbergs flankirt, die durch die Schluchten des Käsenthalbachs und des Ochsenthalerbachs von den Hauptplateaus abgeschnitten sind, so daß ähnlich wie bei Pfeffingen ein Thalkessel entsteht, in welchen das Dörflein sammt dem weithin sichtbaren Kloster mit Kirche friedlich eingebettet liegt. Obstbäume, Wiesen und murmelnde Wässerlein, die freilich bei Regengüssen oft wüthend überschwellen, erhöhen den freundlichen Eindruck. Die Straßen sind chaussirt, meist gekandelt und reinlich gehalten; die Häuser vielfach alte Holzhäuser (aus der Zeit nach dem dreißigjährigen Kriege), manche mit sinnigen Inschriften, z. B. an der Wand eines Schlafzimmers:
„Allhier ist mein zeitliches Schlafkämmerlein;
Da steht der Tod und wartet mein.“ 1753.
Der Ort ist durch Vizinalstraßen mit Ebingen, Pfeffingen, Burgfelden und Lautlingen verbunden. 8 Brücken und zwei Stege über die Eyach und die beiden Nebenbäche sind zu unterhalten.
Das Trinkwasser ist gut und reichlich. Aus Einer Quelle werden durch hölzerne und thönerne Teuchel fünf öffentliche laufende Brunnen gespeist.
| Die gesunden und kräftigen Einwohner haben einen guten Charakter, sind fleißig und kirchlich. Die Volkstracht ist so gut als verschwunden.Der Nahrungsstand ist befriedigend. Der größte Grundbesitz beträgt 20 ha, der mittlere 10 ha, der geringere 2–3 ha. Auf anliegenden Markungen besitzen die Bürger ca. 33 ha.
Die weniger Begüterten helfen durch Gewerbebetrieb nach, besonders Haubenweberei, Stickerei, Schuhmacherei; auch Schmiede, Wagner, Zimmerleute, Maurer arbeiten nach auswärts, Leinweber für Private um Lohn. Eine Mühle hat zwei Mahl- und einen Gerbgang, sowie Hanfreibe und Gipspoche. Zwei Wirthschaften und vier Krämer sind vorhanden. Ziemlich viel Handel mit Brennholz.
Die mittelgroße Markung gehört den Schichten des mittleren braunen bis zum mittleren weißen Jura an, indem sie von der Thalsohle über Schluchten und Abhänge sich erhebend die Plateaus zur Rechten und Linken des Thals erreicht. Der Boden ist dem entsprechend meist schwer, thonig, tiefgründig, steinig, z. Th. humusreich, im ganzen mittelfruchtbar; im Thal torfig, nur zum geringen Theile naß. Kalksteine und Kies (Kalkschutt) werden gewonnen.
Das Klima ist nicht rauh, gegen starke Winde geschützt; doch leiden feinere Gartengewächse öfters durch Früh- und Spätfröste. Gewitter, manchmal mit Hagel, sind nicht selten.
Ein arrondirtes Gut bildet die Theilgemeinde Ochsenberg (s. u.).
Die Landwirthschaft leidet unter der bergigen Lage, besonders durch häufige Verschwemmung des Bodens. Sie wird aber eifrig betrieben. Gips, Asche, künstlicher Dünger und die sorgfältig gesammelte Jauche verbessern den Boden. Der Pflug ist der Wendepflug; eiserne Eggen und Walzen sind im Gebrauch. Der Betrieb geschieht in der Dreifelderwirthschaft mit stark hälftigem Anbau der Brache durch Klee, Futterwicken, Ackerbohnen, Kartoffeln, Hanf (letzterer nur zum Selbstgebrauch). Von Getreidearten sind Dinkel und Haber vorherrschend; Gerste und Roggen gedeihen weniger gut; auch etwas Linsen und Einkorn wird gebaut. Der Futterbau beschränkt sich in der Hauptsache auf das Brachfeld. Man sät auf den Morgen 10–11 Sri. Dinkel und erntet 7 Schffl., von 4 Sri. Gerste 4 Schffl., von 6 Sri. Haber 5 Schffl., von 10 Sri. Einkorn 7 Schffl., von 4 Sri. Roggen 4 Schffl. In guten Jahren können 200 Schffl. | Dinkel, 150 Schffl. Haber verkauft werden (an Händler und nach Ebingen). Dagegen wird von den weniger Begüterten Gerste und Brotfrucht zugekauft.Der Wiesenbau ist von mittlerer Ausdehnung, aber gutem Ertrag; die Thalwiesen sind zwei-, die Bergwiesen einmähdig; durchschnittlicher Ertrag 40 Ctr. Heu und Öhmd. Es wird mehr Futter zugekauft, als verkauft.
Gemüse wird nur für eigenen Bedarf gezogen. Dagegen wird die Obstzucht neuerer Zeit eifrig betrieben, wenngleich nicht mit großem Erfolg. Am besten gedeihen Zwetschgen, von denen auch einiges verkauft werden kann. Die Gemeinde besitzt eine Baumschule und hat einen Baumwart aufgestellt. Die Jungstämme werden z. Th. auch aus Nachbarorten bezogen. Das meiste Obst wird gedörrt und gemostet.
Die Gemeinde besitzt etwa 400 Morgen Wald, meist Laubwald. Vom Ertrag erhält der Bürger ca. 1/2 Klafter und 50 Wellen; der Rest erträgt der Gemeinde 1200 M.
Die Schafweide von etwa 180 Morgen wird mit fremden Schafen befahren und erträgt der Gemeinde 500 M. und ebensoviel für Pferchnutzung. Die übrige Allmand ist in Stücken von 7/8 Morgen an die Bürger vertheilt und erträgt 200 M. 6 Morgen Wiesen dienen der Farrenhaltung.
Pferdehaltung und -Zucht ist gering. Die Rindviehzucht ist in gutem Stande: theils Landrace, theils Schweizer-Kreuzung. Die Gemeinde hat einen Schweizer Farren aufgestellt, für dessen Unterhaltung ein Bürger den Ertrag der genannten Wiesen, den Dünger vom Gemeindeschafstall und 7 fl. erhält.
Stallfütterung ist längst allgemein; größerer Viehhandel kann nicht stattfinden.
Die Schafzucht wird durch fremde Schäfer, nur in der Theilgemeinde Ochsenberg vom Eigenthümer betrieben, wo die Schafe auch gewintert werden. Jene treiben im Sommer circa 300 Stück, dieser ebensoviel und überwintert ca. 120 Stück.
Die Schweinezucht ist nicht bedeutend; man hat eine Kreuzung mit englischer Race und verkauft einige Ferkel, bezieht dafür auch von außen. Die Mastung geschieht zur Hälfte etwa für eigenen Bedarf, zur Hälfte für den Verkauf.
Die Zucht von Ziegen und Geflügel (Hühner und Gänse) ist unbedeutend, ebenso die Bienenzucht.
| In der Eyach gibt es Forellen; das Fischrecht verpachtet der Inhaber, die Stauffenberg. Gutsherrschaft, zusammen mit Lautlingen.Die Stiftung zu Kirchen-, Schul- und Armenzwecken hat ein Vermögen von 64.000 M. Kapitalien und 150 Morgen Gütern.
Es mag immerhin zweifelhaft bleiben, ob bei dem „Maginhusir“ der öfters (z. B. S. 338) erwähnten Urkunde vom 27. März 793, welcher zufolge auch hier Besitz des Klosters St. Gallen durch Berthold aus der gestürzten alamannischen Herzogsfamilie begründet worden wäre, an Margrethausen gedacht werden darf. Mit größerer Sicherheit wird es hierher bezogen, wenn in einem ums J. 1200 zu setzenden Verzeichnisse Sankt gallischer Patronatspfarreien im Scherragau vier solche Pfarreien aufgeführt werden, und zwar als erste vor Frommern und Truchtelfingen Husen (St. Galler Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte 13, 224). Jedenfalls aber wird „Husen Margarete“ mit seinem Pleban im Constanzer Zehentbuch vom J. 1275 genannt und herrschte damals über die hiesige, der h. Margarethe geweihte, Kirche Streit zwischen Eber(hard) von Thierberg und Heinrich von Dornstetten (s. o. S. 228).
Der Ort theilte ganz das Schicksal des benachbarten Lautlingen, kam somit aus thierbergischem in westerstettischen und stauffenbergischen Besitz. Von seiner Geschichte ist – abgesehen von dem hernach zu besprechenden hiesigen Nonnenkloster (Klause) – nicht viel bekannt. Aus der thierbergischen Familie verkaufte Konrad von der Wilden-Thierberg den 22. Nov. 1341 den sog. Völkershof dahier für ein recht Eigen um 105 Pfd. Heller an seinen Vetter Konrad von der Alten-Thierberg. Weiterhin erscheint namentlich das Kloster Wittichen hier begütert.
Meisterin, Priorin und die Schwestern dieses Klosters beurkundeten den 24. Juni 1359, daß sie zu St. Margarethusen mit ihrem Gut und mit Hilfe und Rath der Klausnerinnen und Bruder Heinrich Möln dahier, ihres lieben und getreuen Freundes, ein Haus von Stein und Holz und mit Lehm gedeckt gebaut, um ihr Korn darin aufzubewahren und ihren Pfarr-Rüden zu stellen, sowie für ihre Knechte ein Unterkommen zu erhalten; das Übrige wollen sie ihrem Kaplan leihen, der auf ihrer eigenen Kirche sitze und der Unterthanen pflege, so lange er sich wohl verhalte, wobei sie zusagten, daß sie nur mit Rath und Gunst der Klausnerinnen einen solchen Kaplan für das Haus wählen wollen. Diesen ganzen Sachverhalt bestätigte der Leutpriester und erste Kaplan auf des Klosters Kirche dahier Heinrich, als der erste, welchem diese Wohnung verliehen worden. Auch kaufte das Kloster laut Urkunde der Susanne von Neuhausen, Gemahlin Burkhards von Thierberg, vom | 29. April 1373 von diesem letzteren 7 Mltr. Vesen Ewiggelds aus dem hiesigen Gut „der Wilden Herren Hof“ genannt um 100 Pfd. Hllr., sowie den 25. Mai 1381 von den genannten beiden Ehegatten 4 Mltr. 4 Vrtl. Haber 1 Pfd. und 2 Schill. Heller Zins, 7 Hühner, 21/2 Vrtl. Eier und 2 Schultern von demselben Hof um 52 Pfd. Hllr. Übrigens ging der Besitz dieses Klosters, wie es scheint, meist an die Klause dahier über, so nach den noch erhaltenen Kaufbriefen den 13. Juli 1354 die Hälfte des sog. Mumlers Hofs um 60 Pfd. Hllr. und den 1. Oktober 1359 der 4. Theil des Mölnhofs wenigstens als Lehen. – Wohl schon länger, vielleicht von der oben erwähnten Schenkung her, bezog die Custorei St. Gallen hier verschiedene Gülten: 3 Schill. weniger 4 Hllr. Gelds von der Klause, 15 Hllr. von den Lichtmeistern der Kirche, 4 Hllr. von den Pflegern Unserer Frauen Altars; der Custos Jerg von End überließ dieselben an Bentz Crämer Bürger zu Ebingen und die dortige Klause, welche sie aber den 13. Mai 1421 an die Margrethauser Klause und Lichtpfleger um 21/2 Pfd. 4 Schill. 3 Hllr., beziehungsweise 1 Pfd. 5 Schill. und 7 Schill. weniger 4 Hllr. verkauften.Im 30jährigen Kriege wurde der ganze Ort mit der Pfarrkirche zerstört, so daß nicht ein Gebäude übrig blieb, ausgenommen allein die Klause. Den 4. Mai 1620 verglichen sich die Gemeinde Margrethausen und das hiesige Kloster wegen Trieb und Tratt, Wunn und Weid, sowie des Viehausschlags, den 19. März 1639 Margrethausen und Truchtelfingen wegen Steuer und Zehntfreiheit derjenigen Güter, welche Bürger der einen Gemeinde auf der Markung der andern besitzen.
Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so stund der Kirchensatz der nach Obigem wohl bereits ums J. 1200 genannten Kirche der Familie von Neuneck zu (vergl. auch S. 440), bis Trageboto von Neuneck denselben im J. 1339 an Konrad von der Alten-Thierberg verkaufte (Hohenzoller. Mitth. 11, 109), aus thierbergischem Besitze aber gelangte er an das Kloster Wittichen (vergl. S. 228. 438). Im J. 1354 wird ein Konrad Waibel von Sigmaringen als Kaplan zu Unserer Frauen Altar dahier, im J. 1375 Heinrich Schönloch von Meßkirch als hiesiger Leutpriester genannt. In Folge der Zerstörung der Kirche im 30jährigen Kriege wurde die Pfarrei nach Lautlingen verlegt. Zunächst stellte zwar das hiesige Kloster im Beginn des 18. Jahrhunderts wieder eine Kirche her, allein erst durch königliche Entschließung vom 18. Sept. 1810 wurde wieder eine Pfarrei errichtet.
Etwa im Beginn des 2. Viertels des 14. Jahrhunderts, schwerlich dagegen, wie die spätere Tradition behauptete, im J. 1298 oder 1300, wurde hier ein
|Päbstliche oder kaiserliche Privilegien, welche speziell für dieses Kloster ertheilt worden wären, sind keine bekannt, doch soll das Archiv desselben im 30jährigen Krieg stark geschädigt worden sein. Von Verbrüderungen sind zu erwähnen solche mit dem Karmeliterorden (seit 23. August 1479), dem Kloster der regulirten Chorherren auf dem St. Bernhardsberg in Wallis (2. März 1734), dem Augustinerorden der schwäbischen und rheinischen Provinz (29. Oktober 1734).
Die Beziehungen des Klosters zu der thierbergischen Familie gestalteten sich übrigens namentlich am Ende des 15. und im Anfange des 16. Jahrhunderts zu Zeiten Melchiors und seines Sohnes Hans Konrad von Thierberg nicht immer freundlich und es gab mehrere Jahrzehnte hindurch lebhafte Streitigkeiten. Schon längere Zeit her hatte sich nemlich die Klause in das Burgrecht | der Stadt Ebingen begeben, während Melchior den Schutz und Schirm derselben beanspruchte, Frohndienste von ihr forderte u. s. w. Den 5. Nov. 1489 entschied Georg von Ehingen mit zugeordneten Räthen, daß die Klause bei der Pfahlbürgerschaft zu Ebingen verbleiben dürfe und an Melchior für alle Tag-, Frohndienste, Gebot, Verbot, jährlich 2 fl. Rh. zu geben habe, Melchior sie aber sonst in keiner Weise anfordern, weil jedoch das Dorf selbst ihm zugehörig und in seinen Zwingen und Bännen gelegen, auch alle Obrigkeit, Herrlichkeit und Gerichtszwang haben solle. Diesen Schiedsspruch verbriefte Georg von Ehingen von Neuem zugleich unter Entscheidung einer ganzen Reihe von weiteren unbedeutenderen Punkten am 8. März 1491. Zwar wiederholte Melchior seine weitergehenden Forderungen, allein er wurde von Herz. Eberhards von Württemberg Hofmeistern und Räthen den 20. November 1495 und wiederholt von Herz. Ulrichs geordnetem Regiment den 20. Dezember 1498 mit seiner Klage abgewiesen. Hans Konrad fieng die alten Streitigkeiten wieder an und fügte noch neue hinzu. Ja er fiel in die Klause ein, nahm zwei Schwestern gefangen mit sich nach Lautlingen und ließ sie erst nach etlichen Tagen wieder frei. Dafür zog ihn die österreichisch-württembergische Regierung gefänglich ein und entließ ihn nur gegen eine Urphede vom 16. Juni 1524. (Reichsständ. Archiv. Urkk. 1, 237.) Am gleichen Tage entschied sie auf Grund der älteren Schiedssprüche und Urtheile zu seinen Ungunsten. Auch jetzt noch setzte er die Streitigkeiten fort und verlangte z. B. die Bestrafung der Nonnen, weil sie sich mit den aufständischen Bauern ohne seine Einwilligung durch eine Geldzahlung abgefunden, wurde aber den 27. April 1530 wiederum abgewiesen. – Am Ende dieses Jahrhunderts wollte der westerstettische Besitzer Lautlingens das Kloster zur ritterschaftlichen Türkensteuer beiziehen, allein Württemberg, an das sich die Nonnen deshalb wandten, trat ihm entgegen. Mußte doch das Kloster, wenn Türkenhilfe gefordert wurde, die auferlegte Gebühr an Württemberg entrichten, der Stadt Ebingen für sein Pfahlbürgerrecht 1 Pfd. 10 Schill. Hllr. und der herzoglichen Regierung als Schirmgeld 6 fl. jährlich bezahlen. Es hatte sich eben die Beziehung des Klosters zu Ebingen, allwo es im Spital ein eigenes sog. Nonnenstübchen besaß, auch auf die Ebinger Obrigkeit, das Herzogthum Württemberg, ausgedehnt und so hatten schon zur Zeit der österreichischen Regierung Schultheiß, Bürgermeister, Gericht und Gemeinde von Ebingen | davon gesprochen, daß auf diese Klause, wie auf andere geistliche und Ordenspersonen des Fürstenthums Auf- und Anlagen jederzeit gelegt und von ihr gehorsam und ohne Widerrede entrichtet worden seien. Auch hielt das Kloster bei der Huldigung oder am Geburtstage eines württembergischen Regenten als Landesherrn zu Ebingen zu dessen Ehren bei geschlossenen Thüren einen Gottesdienst.Im 30jährigen Kriege blieb, wie bereits erwähnt, das Klostergebäude bestehen. Doch mußten die Nonnen wegen Mangels an Lebensmitteln in anderen befreundeten Anstalten ihr Unterkommen suchen und nur zwei von ihnen sollen Tags im Walde gelebt haben und Nachts ins Kloster zurückgekehrt sein. Nach Beendigung des Kriegs kamen die Geflüchteten zurück, hatten aber keine Kirche mehr. Sie erhielten zunächst im Jahre 1682 einen eigenen Beichtiger. Als ihre Zahl im Anfange des folgenden Jahrhunderts wieder beträchtlich gewachsen war, unternahmen sie an Stelle ihres ruinösen und zu kleinen Konventgebäudes nebst äußerst kleinem Kirchlein den Neubau eines größeren Klosters und einer Kirche, wobei sie sich insbesondere Geldunterstützungen Seitens der zu Reichstadt in Böhmen residirenden Herzogin Anna Maria Franziska von Sachsen-Lauenburg, Gemahlin des letzten medicäischen Großherzogs von Florenz Johann Gaston, zu erfreuen hatten. Den 3. und 4. Dezember 1723 hatte die Einweihung der Kirche, Altäre und des Begräbnißplatzes statt.
Im Jahre 1755 waren es 18, in der letzten Zeit 16 Schwestern, einschließlich der sog. Meisterin, welche sie zur Vorsteherin hatten. Als im Jahr 1799 die Franzosen auch in diese Gegend kamen und das Kloster heimsuchten, gaben sich die Nonnen bei ihren Beziehungen zu Württemberg für württembergisch aus, weil das Herzogthum damals mit Frankreich im Frieden war, allein sie konnten doch einer Brandschatzungssumme nicht entgehen und die Reichsdeputation machte ihr Vorgeben im Jahre 1802 zur Wirklichkeit, indem sie das Kloster Württemberg als Entschädigung zutheilte. Letzteres nahm am 18. Oktbr. d. J. von ihm Besitz, ließ die sämtlich bejahrten Insassinnen vorerst in demselben und traf wegen Reichung einer Aversalsumme für ihre Verköstigung wiederholt Verabredungen mit ihnen. Das Kloster wurde zunächst rücksichtlich der Einkünfte dem Oberamt Ebingen, der Jurisdiktion dem Stadtoberamt Rottweil zugetheilt. Im Jahre 1824 wurden die Klosterkirche und die dabeistehenden | unbewohnten drei Flügel des Klostergebäudes für 380 fl. an die Gemeinde zur Einrichtung von Schule und Rathhaus verkauft, und nur der vom Pfarrer bewohnte vierte Flügel noch zurückbehalten, im Jahre 1859 auch noch die unter der Wohnung des Pfarrers befindliche Wohnung an das Dekanat Schömberg für die Zwecke der Ortspfarrstelle um 300 fl. verkauft. Die Meiereigüter wurden stückweise veräußert.Der Besitz des Klosters war nur unbedeutend. Er bestand hauptsächlich in den beiden Meiereihöfen Ober- und Unterwannenthal (s. unten), sodann in einzelnen Rechten und Gütern zu Margrethausen selbst (Häusern, Hofstätten, Gärten u. s. w., namentlich in Folge von Schenkungen Seitens der Familie Thierberg), Bitz, Bronnhaupten, Burgfelden, Ebingen, Meßstetten, Äggelkofen bei Oberdigisheim, Pfeffingen, Thailfingen, Truchtelfingen, Zillhausen.
Das Kloster führte zwei Siegel: das größere zeigte die h. Margarethe über dem geöffneten Rachen eines unter ihr stehenden Drachen schwebend und in beiden Händen ein Kreuz haltend mit der Umschrift: † Sigillum. Closters. S: Margaretenhausen, das kleinere die h. drei Könige mit der Umschrift: Sigillum … Margrethus. ad. SS. III Reges.
Auf der Markung Margrethausen, auf welcher noch heutzutage der Käsenthaler Bach fließt, lag ohne Zweifel dereinst ein Hof, dessen Name in älteren Urkunden öfters vorkommt, ohne daß jedoch ersichtlich wäre, wann er aufhörte, Wohnplatz zu sein, und nur noch als Distriktsbezeichnung fortlebte. Auch Kassenthal, Kässenthal, geschrieben dürfte der Name dieses Hofes vielleicht mit dem Stamme Caz in Verbindung zu bringen sein (Förstemann 2, 394), wenngleich derselbe auch mit der in dieser Gegend so vielfach betriebenen Käsebereitung zusammenhängen kann (vergl. S. 433). Er kommt das erste Mal ums Jahr 1200 in einem St. Galler Gültenverzeichniß vor, sodann als Waltherus de Chaezinthal den 20. Januar 1252 in einer Urkunde des Klosters Kirchberg Zeugenschaft leistet. In der Folge erscheint hier vor allem gräflich zollerischer und thierbergischer, auch Sankt gallischer Besitz, welcher jedoch meist an das Kloster Margrethausen kam.
In erster Hinsicht ergaben Graf Friedrich der alte, Herr zu Schalksburg, Graf Friedrich sein Bruder, Chorherr zu Augsburg | und Kirchherr zu Balingen, und die Söhne des erstgenannten, Graf Friedrich der Ritter und Graf Friedrich den 26. Jan. 1369 Schwester Agnesen, Arnolds sel. Tochter von Kässenthal, mit Leib und Gut in das Kloster Margrethausen und übertrugen dem letzteren sonderlich die Lehenschaft des Guts allda mit aller Zugehör unter der Bedingung, daß sie für immer Vögte und Herren darüber sein sollen und daß ihnen das Kloster aus diesem Gut jährlich 1 Pfd. Hllr. zu Vogtrecht auf die Burg Schalksburg zu leisten habe. Dafür empfingen sie von dem Kloster baar 140 Pfd. Hllr. Jenes Gut aber war, wie es scheint, ein zollerisches Lehen vom Kloster St. Gallen, denn am 23. Febr. d. J. bestätigten Abt Georg und das Kapitel des Klosters auf Bitte des Grafen Friedrich diese Übertragung unter Vorbehalt ihrer Zinsen und Rechte. Bei dem Verkaufe der Herrschaft Schalksburg im Jahr 1403 wurde obiges Pfd. Hllr. für die Gattin des letzten jener 4 Zollergrafen, Verena, geb. Gräfin von Kiburg vorbehalten, allein bereits den 12. September 1411 ließ sie sich dasselbe von dem Kloster mit 25 Pfd. Hllr. abkaufen (Mon. Zolleran. 1, 209. 210. 456).Aus der thierbergischen Familie gaben Ritter Hans mit seinem Sohne Hans und sein Vetter Konrad wiederum mit seinem Sohne Hans, sämtlich von der Wilden-Thierberg, um ihres und ihrer Vorderen Seelenheils willen den 10. Dezember 1370 ihr Halbtheil des Zehnten und was sie da hatten, das gen Käsenthal gehörte, und dazu das Hölzlein Ottenrein zu einem rechten Seelgeräth an das Kloster, verkaufte Burkhard von der Altenthierberg den 11. Februar 1371 dahin seinen Theil des hiesigen Zehnten für 10 Pfd. Hllr., schenkte Konrad von der Wilden-Thierberg den 7. Januar 1372 dahin den halben Theil der Wiese auf dem südlich an das Käsenthal angrenzenden Herschberg unter der Bedingung, daß die Schwestern an den andern halben Theil des Berges kein Recht haben, und zu Trost seiner und aller derer Seelen, die er geschädigt, sie seien Deutsche oder Wälsche, einen Jahrtag mit Vigilien und Seelenmesse halten sollen, und gaben endlich Burkhard und seine eheliche Hausfrau Susanne von Neuhausen mit ihren Söhnen Pfaff, Wilhelm und Hans den 7. September 1407 gleichfalls zu einem Seelgeräthe ihrer Vorderen, ihrer selbst und ihrer Nachkommen, besonders aber um Pantaleons von Thierberg, des Deutschen Herrn, Seelenheils willen dem Kloster zu rechtem Eigen ihren Theil am hiesigen Zehnten (St.A.).
| Von der Kirche zu Burgfelden ertauschte das Kloster den 16. August 1356 eine hiesige Wiese (vergl. S. 313) und mit der Bauerschaft allda wurde ein Streit den 29. August 1400 schiedsrichterlich dahin entschieden, daß das Kloster das Kässenthal und die vier Thäler, die sich in dasselbe erstrecken, u. s. w. mit allen Ansaignen, die daran stoßen und dazu gehören, soweit die Schneeschlaife gehe, als ihr recht eigen Gut gar und gänzlich innehaben und die genannte Bauerschaft sie daran nicht irren solle. – Endlich erwarb das Kloster noch den 1. Dezbr. 1405 von der Irmelli Wirth von Laufen ihre Wiese und ihren Acker dahier und alle Rechte, die sie und ihre Vorderen in dem Käsenthal gehabt, um 91/2 fl.Den 25. August 1487 verkaufte Margrethausen das Käsenthal und den Herensperg mit allen Zugehörden und Gerechtigkeiten, ausgenommen alle Wälder und Hölzer, sowie die Emdwies, die es sich vorbehielt, um 400 Pfd. Hllr. an Amtmann, Richter und gemeine Maier zu Margrethausen, wobei festgesetzt wurde, daß die Käufer 15 Schill. Hllr. jährlich an die Frühmesse zu Lautlingen, das Kloster aber den Opferwein zu Hausen geben sollen. Was es sich bei diesem Verkaufe vorbehalten, besaß das Kloster noch bis in seine letzten Zeiten, die Jurisdiktion aber beanspruchte es nicht nur hier, sondern auch im ganzen verkauften Distrikt und verglich sich wegen verschiedener Streitpunkte, Jurisdiktion, Weiderechte u. s. w. mit der Gemeinde den 26. November 1730.
Theilgemeinde: Ochsenberg, ein Stauffenberg’sches Gut mit eigener von der Margrethauser, Ebinger und Truchtelfinger eingeschlossener Markung, in halber Höhe des Burgbergs und Wachtfelsens, ähnlich dem weiter unten gegenüberstehenden Thierberg gelegen: 102 Mrg. Acker, 322/8 Mrg. Wiesen, 271 Mrg. Weide, 1137/8 Mrg. Wald.
Ohne Zweifel von den Inhabern der Herrschaft Lautlingen erbaut, gehörte Ochsenberg überhaupt stets zu dieser Herrschaft. In solcher Eigenschaft kommt es z. B. vor in dem Testament Georg Dieterichs von Westerstetten vom 30. September 1619 und den stauffenbergischen Familien- und Theilungsrezessen vom 28. Oktober 1698 und 1. Juni 1826.
- ↑ Vergl. das sog. Archivbuch des Klosters aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts, woselbst insbesondere S. 113 eine gedrängte Geschichte des Klosters (im St.A.). – W. H. Korn, Geographie und Statistik Wirtembergs 2, 442. 443.
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