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Beschreibung des Oberamts Besigheim/Kapitel A 5

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« Kapitel A 4 Beschreibung des Oberamts Besigheim Kapitel A 6 »
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V. Nahrungsstand.
1. Hauptnahrungsquellen.

Die Hauptnahrungsquellen des Bezirks sind Ackerbau, Weinbau, Obstbau und Viehzucht. Die Gewerbe sind nur in den Städten Besigheim, Bönnigheim, Bietigheim und Lauffen von einigem Belang, jedoch ist auch in diesen der Feldbau vorherrschend.

2. Vermögen.

In Beziehung auf den Geldwerth der verschiedenen Vermögensbestandtheile können folgende, den Oberamtsbezirk im Ganzen betreffende Notizen gegeben werden.

A. Werth der Gebäude. Dieser beträgt nach dem Gebäude-Kataster vom 1. Juli 1850, mit Einschluß ihres 3071/8 Mgn. betragenden Areals, wie bereits angegeben 3.240.931 fl.

B. Werth des Grundeigenthums. Nach den für das Kataster des Steuer-Provisoriums zu Grunde gelegten Schätzungen des Reinertrags, und nach den Ergebnissen der Landesvermessung, berechnet sich derselbe wie folgt:|
Capital-Werth eines M.
im 25fachen Betrag.
Capital-Werth
im 25f. Betrag.
fl. kr. fl. kr. fl. kr.
166 40 3073/8 M. Küchengärten und Länder à 6 fl. 40 kr. 2049 10
51.229 10
267 30 4982/8 M. Gras und Baumgärten à 10 fl. 42 kr. 5331 17
133.282 5
131 15 30.2475/8 M. Äcker, meistens flürlich gebaut, à 5 fl. 15 kr.
153 20 und incl. Zehenten à 6 fl. 8 kr. 185.518 46
mit Zehnt. 4.637.969 10
232 30 49914/8 M. Weinberge, à 9 fl. 18 kr.
271 15 und einschließlich der Zehenten, à 10 fl. 51 kr. 54.147 47
mit Zehnt. 1.353.944 35
187 30 39576/8 M. Wiesen, meistens zweimädige, à 7 fl. 30 kr.
208 20 und incl. Zehenten à 8 fl. 20 kr. 32.981 5
mit Zehnt. 824.527 5
40fach: im 40f. Betr.
38 92533/8 M. Waldungen, größtentheils Laubholz à 57 kr. 8790 42
351.628
10917/8 M. Weiden mit bestimmter Fläche, und Öden, à 12 kr. 218 23
8735 20
die Schafweide auf Äckern und Wiesen,
      für 1732 Stück ist geschätzt zu
1935 30
77.420
515/8 M. Steinbrüche, Thon-, Sand- etc. Gruben,
      Fischwasser etc. à 3 fl. 7 kr.
160 33
6422
50.3993/8 Morgen 291.143 13
zusammen B. 7.445.157 25
Werden hiervon als Grundbesitz des Staats an Pfarrbesoldungs-Gütern etc. abgezogen: 25fach:
81/8 M. Gärten und Länder, à 8 fl. 13 kr. 66 46 18.508 20
465/8 M. Äcker, incl. Zehenten, à 6 fl. 8 kr. 285 56
453/8 M. Wiesen, incl. Zehenten, à 8 fl. 20 kr. 378 8
7/8 M. Weinberge, incl. Zehenten, à 10 fl. 51 kr. 9 30
6865/8 M. Waldungen à 57 kr. 652 18 40fach:
52/8 M. Weiden und Öden à 3 fl. 3 kr. 16 1 26.732 40
7927/8 Morgen. 1408 39
zusammen 45.241
So bleiben als Werth des Grundeigenthums 7.399.916 25
| Hiezu kommt sodann:

C. Werth des Viehstandes, nach der Aufnahme vom 1. Jan. 1850 und nach den früher angenommenen Sätzen.

fl. kr.
Pferde über zwei Jahren 758 Stück 791 Stück à 50 fl. 39.550
unter zwei Jahren 33 Stück
Rindvieh Ochsen und Stiere über 2 J. 976 9958 Stück à 25 fl. 248.950
Kühe 5821
Schmalvieh 3161
Esel 2 Stück à 10 fl. 20
Schafe spanische 540 6445 Stück à 6 fl. 38.670
Bastardschafe 4804
Landschafe 1101
Schweine 3143 Stück à 8 fl. 25.144
Ziegen 516 Stück à 5 fl. 2580
Bienenstöcke 818 Stück à 5 fl. 4090
Zusammen C. 359.004

Gesammtbetrag des unbeweglichen Vermögens einschließlich des Viehstandes:

A. Gebäudewerth 3.240.931
B. Werth des besteuerten Grundbesitzes 7.399.916 25
C. Werth des Viehstandes 359.004
Summa 10.999.851 25

Auf den Kopf der angehörigen Bevölkerung, nach dem Stand vom 3. Dez. 1851 treffen von diesem Gesammtbetrag:

fl. kr.
a) mit Inbegriff des Viehwerthes 377 7
b) ohne diesen 364 43
      auf 1 Familie (nach der Zählung von 1852)
a) mit Einrechnung des Viehstandes 1952 3
b) ohne denselben 1888 21

An Fahrniß haben Angehörige des Oberamts Besigheim bei der Württembergischen Feuer-Assecuranz (von andersartigen Versicherungen abgesehen) am Ende des Jahrs 1851 die Summe von 1.326.935 fl. versichert gehabt.

Die von Bezirksangehörigen auf den 1. Juli 1851 zur Steuer fatirten Activ-Capitalien, die gesetzlich befreiten eingerechnet, betrugen 3.108.574 fl. von welchen übrigens auch größtentheils Angehörige des Bezirks die Schuldner seyn werden.

In Ansehung des Wohlstandes der Einzelnen kann der Oberamtsbezirk Besigheim, obgleich hinsichtlich der Dichtheit der Bevölkerung| unter den 64 Oberamtsbezirken als der sechste in der Reihe stehend, zu den wohlhabenderen Bezirken des Landes gezählt werden. Bei der wie im Unterlande überhaupt, so auch hier längst stattfindenden Ungebundenheit des Güterbesitzers gehen Bevölkerungszunahme und Boden-Vertheilung Hand in Hand; mit der Zerstücklung steigert sich aber auch das Brutto-Erträgniß des Bodens, indem die vielen Besitzer mehr Arbeit und Besserung auf denselben verwenden.

Die Einwohner sind im Allgemeinen genommen fleißig und sparsam; es gibt wenig reiche, aber auch wenig ganz arme, dagegen um so mehr wohlhabende Leute, d. h. Familien, die bei mittlerem Vermögensbesitz ihr Auskommen haben. In den jüngstverflossenen Nothjahren hat daher auch der Oberamtsbezirk keine Staats- oder öffentliche Unterstützung in Anspruch genommen und in den jetzt so zahlreichen Gantlisten finden sich nur selten Fälle aus dem Oberamt Besigheim.

3. Wirthschaft.
A. Urproduktion. (Landbau.)
a. Gewinnung von Mineralien.

Hier sind nur zu erwähnen:

Steinbrüche. Sämmtliche Orte (s. die Ortsbeschreibungen), Freudenthal ausgenommen, sind mit Muschelkalksteinbrüchen, aus denen Straßenmaterial und zuweilen Bausteine gewonnen werden, hinlänglich versehen. Auch liefern Brüche im Lettenkohlensandstein vortreffliche Bau- und Werksteine auf den Markungen von Bietigheim, Gemmrigheim, Groß-Ingersheim, Hohenstein, Lauffen, Ilsfeld, Schotzach und Wahlheim. Auf den Markungen Bönnigheim und Erligheim sind im Keuperwerkstein (Schilfsandstein) Brüche angelegt, aus welchen ebenfalls gesuchte Bau- und Werksteine gewonnen werden, und auf der Markung Groß-Ingersheim befinden sich mehrere Kalktuffbrüche. Töpfererde liefern die Markungen Bönnigheim, Freudenthal, Kirchheim und Löchgau; Lehm für Ziegeleien kommt beinahe überall im ganzen Bezirk vor. Kies- und Sandgruben sind im Neckarthale angelegt.

Über die frühere Gewinnung von Alaun und Vitriol s. oben den Abschnitt „Gebirgsarten und Mineralien“.

b. Pflanzenbau.
1. Verhältnisse des Feldbaus im Allgemeinen.
Nach dem Ergebniß der Landesvermessung beläuft sich die Grundfläche des Oberamtsbezirks auf 53.1294/8 Morg. 42,0 Ruth. Betrachtet man Äcker, Gärten, Wiesen, Weinberge und Waldungen als| gebautes, das Übrige aber als ungebautes Land, so sind nur 7,3 % der ganzen Fläche uncultivirt. Rechnet man dagegen die Waldungen zu der ungebauten Fläche, so nimmt das nicht angebaute Land 24,7 % oder etwa 1/4 des Areals ein.

Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Einwohner 1,8 Morgen, auf ein Pferd 67,1 Morg., auf ein Stück Rindvieh 5,3 Morg.

Das Verhältniß sämmtlicher Kulturarten unter sich, Gärten und Länder als Einheit genommen, ist folgendes:

Gärten und Länder 1,00
Äcker 37,52
Wiesen 4,91
Weinberge 6,19
Waldungen 11,48

Von 100 Morgen der ganzen Grundfläche kommen also:

auf Gärten und Länder 1,517
auf Äcker 56,933
auf Wiesen 7,454
auf Weinberge 9,393
auf Waldungen 17,417
92,710

Der Rest von 7,290 Morgen ist eingenommen:

durch das Areal der Ortschaften 0,578 Morg.
durch Weiden und Öden 2,050 Morg.
durch Steinbrüche, Thon- und andere Gruben 0,076 Morg.
durch See, Bäche und Gewässer 1,960 Morg.
durch Straßen und Wege 2,622 Morg.
7,290 Morg.

Vertheilung und Eigenthum. Das Grundeigenthum war zur Zeit der Landesvermessung in 106.310 Parcellen vertheilt, wonach durchschnittlich 3/8 Morgen 47,9 Ruthen auf eine Parcelle kommen.

Die größten Markungen haben Lauffen und Ilsfeld, die kleinsten Wüstenhausen und Schotzach. Größere arrondirte Güter sind die Hofkammer-Domänen: Liebenstein, Itzinger-Hof und das Seegut bei Lauffen; das dem Freiherrn von Schütz gehörige Schloßgut in Hohenstein, liegt auf mehreren Markungen vereinzelt.

Von den vorhandenen 53.1294/8 Morgen besitzt der Staat 18394/8 Morgen oder 3,46 %, die Grundherrschaften (einschließlich der Hofdomänenkammer) 672 Morgen oder 1,27 % und die Gemeinden 79973/8 Morgen oder 15,05 %, die Stiftungen 13 Morgen oder 0,02 %, im Eigenthum von Privaten sind demnach 42.6075/8 Morgen oder 80,2 % der Gesammtfläche des Bezirks.

| Anbau. Bei der ziemlich allgemeinen Fruchtbarkeit des Bodens[1] und dem günstigen Klima haben Umsicht und großer Fleiß der Einwohner den landwirthschaftlichen Betrieb auf eine sehr blühende Stufe gehoben und den Ertrag der Güter auf eine erfreuliche Weise gesteigert. Das für den Ackerbau benützte Land hat meist eine ziemlich ebene Lage, während die Thalgehänge für den Weinbau und die Thalsohlen, wie zuweilen muldenförmige Vertiefungen, vortheilhaft für den Wiesenbau benützt werden. – Nachdem der einzelne Güterbesitzer schon lange kein Stückchen Land mehr unbenützt liegen läßt, haben mehrere Gemeinden durch die Beschränkung des Schafweidebetriebs, so wie durch Austheilung von Allmandstücken unter die Gemeindeangehörigen, oder durch Anpflanzung der Allmanden mit Obstbäumen, auch weniger ergiebige Grundstücke nutzbringender gemacht, so daß neuerer Zeit mit wenigen Ausnahmen der eine Bearbeitung zulassende Boden vollständig benützt wird.

Die wenigen im Bezirk vorhandenen größeren Güter, welche von Gesammtpächtern bewirthschaftet werden, üben durch rationellen Wirthschaftsbetrieb einen wohlthätigen Einfluß auf die Landwirthschaft ihrer Umgegend; einzelne Besitzer größerer Güter haben solche auch stückweise an Gemeindeglieder der betreffenden Markungen verliehen. Im Allgemeinen ist übrigens das Grundeigenthum so sehr vertheilt, daß ein Besitz von 30 oder mehreren Morgen schon zu den Seltenheiten gehört.

Das Erzeugniß an Früchten ist sehr namhaft und läßt in sämmtlichen Orten, mit Ausnahme von Besigheim und Freudenthal, welche kaum ihren Bedarf ernten, einen bedeutenden Verkauf nach Außen zu; namentlich wird viel Dinkel an Bäcker nach Stuttgart und Ludwigsburg abgesetzt; ein Theil der Früchte kommt auf die Schranne nach Heilbronn oder in das Großherzogthum Baden zum Verkauf. Hafer wird besonders an die Militärverwaltung in Ludwigsburg geliefert. Einzelne Orte setzen auch Welschkorn in bedeutender Quantität nach Außen ab, wie z. B. Hessigheim in günstigen Jahren schon über 100 Scheffel verkaufen konnte. Mohn und Reps bilden für manche Gemeinde eine bedeutende Erwerbsquelle; Hanf wird nur für das eigene Bedürfniß gezogen und der Flachsbau ist ganz unbeträchtlich.

Der Ertrag an Wiesenfutter wird mit ganz geringer Ausnahme in den Orten selbst verbraucht und daneben zur Unterhaltung des nöthigen Viehstandes der Futterkräuterbau noch eifrig gepflegt.

Die meisten Orte haben eine beträchtliche Obstzucht, die im Zunehmen begriffen ist und jetzt schon nicht selten einen namhaften Verkauf des Obstes nach Außen zuläßt.

| Weinbau, eine Haupterwerbsquelle der Bezirksbewohner, wird auf sämmtlichen Markungen des Bezirks zum Theil in großer Ausdehnung betrieben, der Absatz geht theils in den Schwarzwald und in das Oberland, theils wird der Wein auch in den Orten selbst und in der Umgegend verzehrt.

Im ganzen Bezirke ist die Stallfütterung eingeführt, selbst der Herbstaustrieb des Rindviehes ist abgegangen. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie vortheilhaft angelegte Düngerstätten, verbesserte Ackerwerkzeuge, einfache Joche etc., finden immer mehr Eingang und sind bereits in mehreren Orten allgemein geworden; von den verbesserten Pflügen sind der Brabanter und Suppinger die gewöhnlichsten, übrigens will in einzelnen Orten, wie in Gemmrigheim, Hessigheim, Wahlheim etc. der deutsche Wendepflug denselben nur langsam weichen. Die Getreideernte geschieht ausschließlich mit der Sichel.

Zur Besserung des Bodens wird der gewöhnliche Stalldünger, der Pferch, Gyps, Asche, zuweilen auch Compost, besonders aber die Jauche angewendet, welche jedoch immer noch nicht in der Ausdehnung benützt wird, als es das gesteigerte Düngerbedürfniß wünschen ließe.

Der im Jahr 1837 gegründete landwirthschaftliche Bezirksverein, gegenwärtig unter dem Vorsitz des Schultheißen Hecker von Kirchheim, aus 57 Mitgliedern bestehend, wirkt vortheilhaft sowohl auf den landwirthschaftlichen Betrieb, als besonders auf die Verbesserung der Viehzucht. Im Jahr 1838 wurden z. B. 28 Stück Schweizervieh von der Simmenthaler Race mit einem Aufwand von 4275 fl. aufgekauft und zur Veredlung des Viehstandes in den Bezirk eingeführt. Zur Aufmunterung in der Viehzucht werden bei dem jährlich abzuhaltenden landwirthschaftlichen Particularfeste Prämien für musterhaftes Rindvieh, insbesondere für Zuchtstiere, wie auch für Schweine von Seiten des Vereins ausgetheilt. Ebenso wurden zur Förderung der Obstbaumzucht im Jahr 1846 Jacob Bürkle von Bietigheim und Wilhelm Bezner von Wahlheim auf Kosten des Vereins nach Hohenheim geschickt, um dort die Obstbaumzucht zu erlernen, wobei man ihnen zur Bedingung machte, daß sie jungen Leuten aus dem Bezirk unentgeldlich Unterricht zu ertheilen haben. Überdieß erhielten drei Personen Prämien, wegen Anlegung von Baumschulen etc. Mit dem landwirthschaftlichen Particularfeste ist zugleich eine Austheilung von Ehrenbriefen und Geldbelohnungen an treue Dienstboten verbunden.

Werth und Ertrag. Der Werth des Bodens ist wie dessen Ertrag sehr verschieden. Die Preise eines Morgen Ackerlandes bewegen sich im Allgemeinen von 60–800 fl., am häufigsten von 300–400 fl. Die durchschnittlich höchsten Preise mit 400–800 fl. hat Freudenthal,| die geringsten mit 100–250 fl. pr. Morgen Hohenstein. Am verschiedensten sind die Preise auf der Markung Wahlheim, wo sie sich von 80 bis 800 fl. bewegen. Die Wiesen stehen beinahe in dem gleichen Werthe wie die Äcker, dagegen wird ein Morgen Weinberg mit 100–1200 fl., an den Wurmbergen bei Hessigheim mit 1600 fl. und an dem Schalkstein bei Besigheim und Wahlheim mit 3000–4000 fl. bezahlt. Die durchschnittlich niedrigsten Weinbergpreise hat Ilsfeld, wo ein Morgen 160–200 fl. kostet.

Der durchschnittliche Ertrag eines Morgen Ackerlandes beträgt an Dinkel 6–10 Scheffel, ausnahmsweise 14–16 Scheffel, an Hafer 5 bis 6, zuweilen 8 Scheffel, an Gerste 3–4 Scheffel, in günstigen Lagen 6 Scheffel, an Roggen 3–4 Scheffel, an Weizen 3–4 Scheffel, auf einzelnen Markungen, wie z. B. Lauffen, 6 Scheffel, an Einkorn 5–7 Scheffel, zuweilen 8–9 Scheffel etc.

Nach den einzelnen Ortsmarkungen geben die Äcker auf den Markungen Erligheim, Groß-Ingersheim und Lauffen den höchsten – die auf der Markung Hofen den geringsten Rohertrag. Ein Morgen Wiese liefert im Durchschnitt 20–30 Ctnr. Heu und 8–12 Ctnr. Öhmd. Auf einem Morgen Weinberg werden durchschnittlich 4–6 Eimer – einzelne Stellen, wie auf den Markungen Bönnigheim, zuweilen 10 Eimer, Bietigheim 12 Eimer und Groß-Ingersheim sogar 15 Eimer Wein erzeugt.

Der nach den Schätzungen für das Steuerprovisorium angenommene Reinertrag und der hienach berechnete Kapitalwerth der Bodenfläche des Bezirkes, ist schon bei der Berechnung des Vermögens S. 43 angegeben.

Werden hienach sämmtliche Kulturarten mit Ausschluß der Waldungen zusammengerechnet, so beträgt der Reinertrag eines Morgens ohne Zehenten im Durchschnitt 6 fl. 6 kr.; der Kapitalwerth eines Morgens des gebauten Landes stellt sich mit Einschluß der Zehenten auf 175 fl.

Der Reinertrag aus der gesammten nutzbaren Bodenfläche aber beträgt jährlich 291.143 fl. 13 kr. und nach Abzug der Zehenten und des unbesteuerten Bodens noch 256.983 fl. 48 kr.

2. Einzelne Culturen.

a) Ackerbau. Derselbe hat nach dem Ergebniß der Landesvermessung eine Fläche von 30.2474/8 Morgen 45,7 Ruth. zum Gegenstand, von welchen dem Staat 464/8 Morgen 33,7 Ruth., den Grundherrschaften (einschließlich der Hofdomänenkammer) 4843/8 Morgen 42,3 R., den Gemeinden 3365/8 Morgen 32,7 Ruth. und den Stiftungen 37/8 M. 22,7 Ruth. gehören.

| Die Dreifelderwirthschaft mit eingebauter Brache ist das allgemeine Wirthschaftssystem; die Brachfelder kommen theils vollständig, und nur auf einzelnen Markungen (Gemmrigheim, Löchgau) bloß zur Hälfte zum Anbau. An Halmfrüchten werden vorzugsweise Dinkel, Hafer, Gerste, weniger Weizen, Einkorn, Roggen, letzterer häufig nur um das Bindstrohs willen gebaut. Hafer findet man zuweilen mit Wicken vermischt, letztere aber auch ohne Mischung angebaut. Überdieß werden Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen, Welschkorn, Erbsen, Linsen, Hirsen (letztere besonders auf Groß-Ingersheimer Markung), Kraut (Spitzkohl) und in großer Ausdehnung Futterkräuter (rother Klee und Luzerne) gepflanzt. Nach der Ernte wird auf den Stoppelfeldern die weiße Rübe sehr häufig noch zum Anbau gebracht.

Von Handelsgewächsen zieht man Hanf zum Theil in besonderen Ländern, nur wenig Flachs, obgleich derselbe auf einzelnen Markungen sehr gut gedeihen würde, dagegen ziemlich viel Reps und Mohn. Der auf der Markung Lauffen gezogene Hanf zeichnet sich durch seine Feinheit und Güte aus; den bedeutendsten Repsbau, der jährlich 250–300 Scheffel liefert, hat Groß-Ingersheim, und im Mohnbau nimmt Lauffen die erste Stelle ein. In Erligheim wurde, mit gutem Erfolg, in neuerer Zeit ein kleiner Versuch mit dem Anbau des Hopfens gemacht.

Die Bespannung des Pflugs geschieht meist mit Kühen oder Stieren; Pferde sind selten im Gebrauch.

b) Der Gartenbau beschränkt sich beinahe durchgängig auf das gewöhnliche und eigene Bedürfniß, nur Lauffen treibt einigen Handel mit Küchengewächsen. Ausgedehntere Gartenanlagen sind außer dem Schloßgarten in Freudenthal keine vorhanden. Die Gemüse- und Blumengärten nehmen sammt den Gartenanlagen und Ländern im ganzen Bezirke die Fläche von 8055/8 Morgen 21,7 Ruth. ein.

c) Wiesenbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung besitzt der Oberamtsbezirk 3575 Morgen 42,8 Ruthen, zweimädige und 3825/8 Morg. 16,6 Ruth., einmädige zusammen 39576/8 M. 11,4 Ruth. Wiesen, von welchen dem Staat 453/8 Morgen, den Grundherrschaften mit Einschluß der Hofdomänenkammer 45 Morgen, den Gemeinden 4904/8 Morgen und den Stiftungen 2 Morgen gehören. Die Wiesen, von welchen einzelne ausnahmsweise auch einen dritten Schnitt erlauben, liefern meist ein gutes und nahrhaftes Futter. Wässerungen finden sich wenige in dem Bezirk; die Wiesen auf der Markung Kirchheim können beinahe ganz, die von Hohenstein zu 1/3 und die um Lauffen zu 1/4, die auf andern Markungen aber nur zu einem kleineren Theil bewässert werden.

d) Der Weinbau bildet eine bedeutende Erwerbsquelle der| Bezirksbewohner und wird, wie schon erwähnt, in sämmtlichen Orten des Bezirks in größerer oder geringerer Ausdehnung betrieben. Die für den Weinbau bestimmte Fläche beträgt nach der Landesvermessung 49914/8 Morgen 19,6 Ruth., hievon gehören dem Staat 7/8 Morgen, den Grundherrschaften, einschließlich der Hofdomänenkammer 227/8 M., den Gemeinden 156/8 Morg. 43 Ruth. und den Stiftungen 3/8 Morg. 44,8 Ruth. Den ausgedehntesten Weinbau haben Lauffen (Stadt und Dorf) mit 7933/8 M. und Bönnigheim mit 5992/8 Morgen. Die Bauart ist die im Unterlande überhaupt übliche; man bezieht allgemein die Reben und pflanzt 2000–3000 Stöcke auf einen Morgen; der sog. Bockschnitt wird in einzelnen Weinbergen, namentlich in den dem Freiherrn v. Sturmfeder gehörigen, zu Schotzach angewendet. Die erste Anpflanzung geschieht durchgängig mit Blindreben oder Schnittlingen, indem die ausgehauenen Weinberge einige Jahre mit Klee bepflanzt, dann gereutet und wieder mit Reben belegt werden. Die gewöhnlich zum Anbau kommenden Rebensorten sind: der Trollinger, welcher vorzugsweise an den steilen Abhängen gepflanzt wird, der rothe und weiße Elbling, der Silvaner, seltener der Gutedel, der schwarze Urban, und zuweilen der Affenthaler. Der Klevnerbau gewinnt immer mehr an Ausdehnung, namentlich auf den Markungen Bönnigheim, Lauffen und Schotzach. Das Erzeugniß ist im Allgemeinen gut, besonders sind es die am Neckar gelegenen Orte, deren Weine zum Theil zu den besten des Landes gerechnet werden. Die besten Lagen sind die auf Besigheimer und Wahlheimer Markung gelegenen Schalksteine, die Wurmberge und Mühlberge bei Hessigheim, die Mauerkonsten, Neckarhälden und Schild bei Lauffen, die Kappelesberge und die Kirchberge bei Kirchheim der Mühlberg, der Riedberg und der Kreuzweinberg bei Groß-Ingersheim etc. Außer diesen Orten erzeugt auch Gemmrigheim, Hohenstein und Schotzach sehr gute Weine.

Die Preise der Weine sind sehr verschieden und haben sich z. B. im Jahr 1846 von 40–70 fl. bewegt, der am Schalkstein erzeugte, wurde sogar um 80 fl. pr. Eimer verkauft; die niedrigsten Preise hat Freudenthal.[2]

Nach den oberamtlichen Acten betrug das Weinerzeugniß in den Jahren 1834 –> 19.268 Eimer, im Durchschnittspreis à 34 fl. 15 kr. –> 659.929 fl.; 1835 –> 24.453 Eimer, durchschnittlich à 14 fl. 45 kr. –> 360.681 fl. 45 kr.; 1846 –> 7541 Eimer, im durchschnittlichen Preis zwischen 41 und 62 fl. –> 433.108 fl. Als Nebennutzungen werden in den Weinbergen nicht selten junge Obstbäume, theils für den eigenen Bedarf, theils für den Verkauf gezogen. Zu Erlernung des Weinbaus| wurden früher von Seiten der Amtsversammlung mehrere junge Weingärtner in die Rheingegenden geschickt; auch wirkt die Weinverbesserungsgesellschaft in Stuttgart zur Verbreitung besserer Sorten durch unentgeltliche Austheilung edler Rebschnittlinge und durch Bezahlung von Prämien an Weingärtner, welche solche Sorten unvermischt anpflanzen.

e) Die Obstzucht ist im Allgemeinen im Zunehmen und erfreut sich einer besonderen Pflege; außer den vielen, theils um die Ortschaften, theils auf den Markungen zerstreut liegenden Baumgütern, sind auch die meisten Straßen mit Obstbäumen besetzt. Es werden an Äpfeln und Birnen nicht nur die gewöhnlichen Mostsorten wie Luiken, Fleiner, Breitling, Schneideräpfel, Knollenäpfel, Palmisch-, Knaus-, Wolfs-, Brat-, Sau- und Wadelbirnen etc., sondern auch sehr viele Tafelobstsorten gezogen. Von Steinobst pflanzt man viele Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen, wie auch zuweilen Aprikosen und Pfirsiche. Das Obst wird theils gemostet, theils nach Außen verkauft, besonders wird dasselbe häufig auf die Märkte größerer Städte gebracht oder an Händler im Ort selbst abgesetzt. Der Handel mit Kirschen ist beträchtlich und bildet für mehrere Orte, wie z. B. Besigheim, Hessigheim, Hofen, Gemmrigheim, Freudenthal, Kirchheim, Wahlheim eine namhafte Erwerbsquelle; Hessigheim kann z. B. in günstigen Jahren für 8000–10.000 fl. Kirschen verkaufen. Außer den vier im Bezirke liegenden Städten haben noch die Orte Löchgau, Groß-Ingersheim, Kaltenwesten, Freudenthal, Schotzach eigene Baumschulen. In neuerer Zeit ist man sehr darauf bedacht, auch die Allmanden mit Obstbäumen auszupflanzen, besonders ging hier die Gemeinde Lauffen mit gutem Beispiele voran.

Nachdem die ehemals, namentlich auf der Markung Lauffen gestandenen Maulbeerbäume längst abgegangen sind, werden in neuerer Zeit solche hie und da in dem Bezirk wieder gepflanzt, indem namentlich ein Bürger in Bietigheim und der Verwaltungsaktuar Eberhard in Bönnigheim sich mit der Seidenzucht abgeben.

Zu Ende des Jahrs 1852 wurden auf sämmtlichen Markungen des Bezirks gezählt: 78.910 Kern- und 39.051 Stein-Obstbäume.

f) Waldbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Waldfläche des Oberamtsbezirks 92532/8 Morgen 34,7 Ruthen, wovon 83907/8 Morgen 7,5 Ruthen mit Laubholz, 1882/8 Morgen 23,1 Ruthen mit Nadelholz und 6741/8 M. 4,1 Ruthen mit Laub- und Nadelholz gemischt bestockt sind. Hievon gehören dem Staat 6864/8 Morg. 45,4 Ruthen oder 7,4 %, den Grundherren mit Einschluß der Hofdomainenkammer 951/8 Morgen 19,4 Ruthen oder 1,0 %, und den Gemeinden 5346 Morgen 1,7 Ruthen oder 57,7 %. Die Waldfläche umfaßt demnach etwa 1/5 der Gesammtfläche des Bezirks, so daß auf einen| Einwohner nur 2/8 Morgen 26,8 Ruthen Wald kommen. Der Bezirk gehört somit zu den waldarmen.

Die Waldungen gehören in die Forstamtsbezirke Bönnigheim (Stromberg), Neuenstadt und Reichenberg, und in die Reviere Eglosheim, Stettenfels, Klein-Aspach.

Die meisten Waldungen liegen im Westen des Bezirks am Stromberg, welcher mit seinen östlichsten Spitzen und Ausläufern in das Oberamt eingreift; außer diesen sind noch die Waldungen in der Nähe des Itzinger- und des Pfahlhofs und bei Unterheinrieth von einiger Bedeutung, die übrigen liegen in kleineren Parcellen zerstreut im ganzen Bezirk, jedoch häufiger im südlichen als im nördlichen Theil desselben. Der im Allgemeinen für die Holzproduktion günstige Waldboden ist verschieden und wechselt je nach den anstehenden Gebirgsschichten. Im westlichen Theile des Bezirks, an dem Stromberg, besteht derselbe auf den Höhen aus einer Verwitterung des grobkörnigen Keupersandsteins, dem eine taugliche Mischung von Thon zukommt, weiter unten an den Abhängen stehen die Keupermergel an, deren Zersetzung einen der Waldvegetation sehr günstigen Boden liefert. Auf der untersten Terrasse der Strombergausläufer, die ein kleines Plateau bildet, wird der Boden etwas mager und besteht aus einem leichten mit Lehm gemischten Sandboden, dem in geringer Tiefe der Keuperwerkstein als Unterlage dient. Im östlichen Theil des Bezirks lagern die unteren Keupermergel und bilden einen thonreichen, ziemlich tiefgründigen Waldboden. Die übrigen Waldungen stehen theils auf den kalkhaltigen Mergeln der Lettenkohlengruppe, theils auf kalkreichem Muschelkalkboden und nur seltener auf Diluviallehm oder Diluvialsand.

Die Waldungen bestehen meist aus Laubhölzern; die Nadelhölzer sind unterordnet und kommen erst in neuerer Zeit in Aufnahme, da an verschiedenen Stellen jüngere Nadelholzkulturen angelegt wurden und namentlich die Staatswaldungen in dem Revier Eglosheim in Forchenbestände umgewandelt werden. In den Staats- und Hofdomainen-Waldungen ist die Eiche vorherrschend und bildet auch in den Gemeinde-Waldungen durchgängig das Oberholz; die Rothbuche kommt nur eingesprengt vor und das Unterholz besteht meist aus einem Gemische von verschiedenen Holzarten: als Hainbuchen, Birken, Linden, Salweiden, Aspen, Haselstauden u. s. w.[3] In feuchten Waldgründen und an Gewässern erscheint nicht selten die schwarze Erle.

Des milden Klimas wegen werden die Waldungen nur selten von| außergewöhnlichen Naturereignissen bedroht; in sehr heißen Sommern leiden zuweilen die Kulturen an schutzlosen, südlichen Abhängen.

Bei den bedeutenden Anforderungen besonders an Streu, Gras etc. und dem verhältnißmäßig kleinen Waldareal, ist es wohl erklärlich, daß die Waldungen, mit Ausnahme der dem Staat und der Hofdomänenkammer gehörigen, etwas herunter gekommen sind, namentlich befinden sich die Gemeindewaldungen von Bönnigheim nicht in dem besten Zustande; übrigens wird im Allgemeinen auch von Seiten der Gemeinden für die Emporbringung der Waldungen Manches gethan, besonders um die zurückgekommenen Districkte mittelst künstlicher Saat und Anpflanzung wieder in Aufnahme zu bringen. Auch in den Beständen werden Blößen und Stumpenlöcher mit entsprechenden Holzpflanzen ausgesetzt, und zu diesem Ende in den Saatschulen, namentlich in denen der Gemeinden Bönnigheim und Löchgau die nöthigen Holzpflanzen, wie Rothbuchen, Ahorn, Eschen, Eichen und zuweilen Ulmen nachgezogen.

Die Staats- und Hofkammerlichen Waldungen werden meist als Mittelwaldungen im 40jährigen Umtrieb bewirthschaftet, wobei man übrigens, je nachdem die Bestände geeignet sind, eine Umwandlung in den Hochwaldbetrieb beabsichtigt. Die Bewirthschaftung in den Hofkammerlichen Waldungen ist zum Theil eine ganz besondere und durch Gerechtigkeiten auf das Unterholz, die Streu und das Gras bedingt, namentlich bei Freudenthal, wo nur das Oberholz der K. Hofkammer zusteht. Die Staatswaldungen des Reviers Eglosheim, welche früher als Wildpark umfriedigt waren und als Mittelwaldungen bewirthschaftet wurden, werden gegenwärtig theils durch Ansäen, theils mittelst Pflanzung in einen Forchenhochwald übergeführt, so daß mit dem Ablauf der gegenwärtigen Periode diese Waldungen, mit Ausnahme einiger Eichen-Oberholzstämme, nur junge Forchenbestände nachweisen werden.

Die Nadelholzbestände werden in einer Umtriebszeit von 60–70 Jahren bewirthschaftet. Die übrigen den Gemeinden gehörigen Waldungen, deren Unterholz aus einem Gemische von den verschiedensten Holzarten, das Oberholz aber meist aus Eichen besteht, werden als Mittelwaldungen in 20–25jährigem Umtriebe behandelt. Eigentliche Niederwaldungen sind nur wenige vorhanden. Nicht nur für die Waldungen des Staats und der Hofdomainenkammer, sondern auch zum größeren Theil für die der Korporationen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftsplane, aufgestellt.

Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholz der Laubwaldungen etwa 15 % der ganzen Holzproduktion; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 1/2 Klafter per Morgen angegeben.

| Von den Nebennutzungen sind zu nennen: 1) die Eichenrinde, welche sowohl in den Staats- als auch zum Theil in den Gemeinde-Waldungen von älteren, in der Schälzeit gefällten Eichen gewonnen wird; ausnahmsweise kommt auch Eichenunterholz im Mittelwald vor, das geschält wird. 2) Die Waldstreu, als Laub, Heide, Moos und dürres Waldgras ist sehr gesucht und wird, um ein dringendes Bedürfniß des Landwirths zu befriedigen, theils freiwillig abgegeben, theils unerlaubter Weise, meist zum Nachtheil der Waldungen, gewonnen. 3) Die Gräserei wird nur auf Wegen und holzlosen Stellen gestattet, während die Waldweide in Folge der Einführung der Stallfütterung längst gänzlich aufgehört hat. 4) Das Eckerig wird in den Staats- und Hofdomainen-Waldungen, theils gegen baar Geld oder gegen eine Naturallieferung verliehen, theils zur Aufforstung und Verbesserung der Waldungen verwendet; in den übrigen Waldungen wird der Eckerigsertrag, da die Gemeinden- und Privatwaldbesitzer diese dem Staat früher zugehörige Nebennutzung abgelöst haben, theils zu den eigenen Waldkulturen, theils zur Fütterung der Schweine etc. und zur Ölbereitung verbraucht. 5) Wildobst, welches sowohl in den Staats- als in den Gemeindewaldungen verliehen wird. 6) Steinbrüche, Thon- und Mergelgruben werden verpachtet. Weitere Nebennutzungen, als Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Haselnüsse, officinelle Kräuter etc. werden von Einzelnen unentgeldlich gesammelt.

Die Fortschaffung des Holzes geschieht je nach der Jahreszeit entweder auf der Achse, oder auf Schlitten, da sich weder Rutschen, noch Schwellen und Floßbäche vorfinden.

Das lokale Holzerzeugniß reicht nicht hin, das Bedürfniß der Oberamtsinsassen zu befriedigen, daher diese genöthigt sind, einen Theil ihres Holzbedarfs entweder auswärts oder in dem Holzgarten zu Bissingen zu kaufen, wohin das Schwarzwälderholz auf der Enz geflöst wird. Das erforderliche Bauholz bringen der Neckar und die Enz.

In den Staats- und Hofdomainen-Waldungen wird alles Holz im Aufstreich verkauft; in den Gemeindewaldungen hingegen wird ein Theil des Brennholzes zu Holzgaben an die Gemeindeglieder verwendet und nur das Weitere an die Meistbietenden verkauft.

Die holzverzehrenden Gewerbe, als: Bierbrauereien, Potaschsiedereien, Ziegelöfen, Bäckereien, Branntweinbrennereien sind im Bezirk nicht zahlreich; auch bestehen in den meisten Orten zweckmäßig eingerichtete öffentliche Backhäuser, in einzelnen auch Waschhäuser, wodurch ziemlich Holz erspart wird; auch könnten die ergiebigen Steinbrüche des Bezirks noch manches Stück Bauholz ersetzen.

| Die Holzpreise in dem Forstbezirk Stromberg betrugen:
in den Jahren
1800 1820
für Nutzholz
Der Cubikfuß Eichen 10 kr. 12–140/0 kr.
Der Cubikfuß Buchen 08 kr. 10–111/2 kr.
Der Cubikfuß Nadelholz 0 08–081/4 kr.
für Brennholz
Das Klafter eichene Scheiter 5 fl. 48 kr. bis 6 fl. 08 fl. 30 kr. bis 10 fl.
Das Klafter buchene Scheiter – fl. 0– kr. bis – fl. 12 fl. 30 kr. bis 14 fl.
Das Klafter tannene Scheiter 5 fl. 0– kr. bis – fl. 06 fl. 30 kr. bis 09 fl.

Nach dem Ergebniß der Aufstreichsverkäufe belaufen sich aber solche nunmehr von 1850–51:

für Nutzholz
Der Cubikfuß Eichen auf 11 kr. durchschnittlich
Der Cubikfuß Buchen auf 10 kr. durchschnittlich
Der Cubikfuß Birken auf 09 kr. durchschnittlich
Der Cubikfuß Aspen auf 05 kr. durchschnittlich
Der Cubikfuß Nadelholz auf 06 kr. durchschnittlich
für Brennholz
Das Klafter buchene Scheiter auf 13 fl. 12 kr. durchschnittlich
Das Klafter buchene Prügel auf 10 fl. 52 kr. durchschnittlich
Das Klafter eichene Scheiter auf 09 fl. 12 kr. durchschnittlich
Das Klafter eichene Prügel auf 06 fl. 32 kr. durchschnittlich
Das Klafter birkene Scheiter auf 10 fl. 48 kr. durchschnittlich
Das Klafter birkene Prügel auf 08 fl. 16 kr. durchschnittlich
Das Klafter Nadelholz Scheiter auf 06 fl. 44 kr. durchschnittlich
Das Klafter Nadelholz Prügel auf 06 fl. 0– kr. durchschnittlich
Das 100 buchene Wellen auf 06 fl. 40 kr. durchschnittlich
Das 100 eichene Wellen auf 04 fl. 52 kr. durchschnittlich
Das 100 Nadelholz Wellen auf 03 fl. 12 kr. durchschnittlich
Das Klafter Stockholz, hartes auf 01 fl. 12 kr. durchschnittlich
Das Klafter Stockholz, weiches auf 0– fl. 48 kr. durchschnittlich

Das Leseholz wird an bestimmten Holztagen und sonst fleißig gesammelt; auch das Stock- und Stumpenholz ist sehr gesucht.

Die Holzgewinnung außerhalb der Waldungen beschränkt sich auf das dürre Holz von den Obstbäumen und auf die Abfälle aus den Weinbergen, besonders aber auf die an den Flüssen und Bächen gepflanzten Weiden, Erlen etc., welche zum Theil einen sehr namhaften Ertrag abwerfen. Auch übt die neuerlich, besonders von Feuerarbeitern häufiger angewendete Steinkohle aus der Rheingegend auf die Brennholzpreise ermäßigenden Einfluß.

Waldservituten. Einzelnen Gemeinden steht das Recht zu, die Streu in den Staatswaldungen unentgeltlich zu sammeln.

| Obgleich die Waldfrevel im Allgemeinen abgenommen haben, so sind doch denselben, namentlich die Staatswaldungen in dem Revier Eglosheim, immer noch sehr ausgesetzt; auch die Gemeindewaldungen werden, besonders in sehr kalten und schneereichen Wintern, von den Waldfrevlern nicht verschont.

g) Weidewirthschaft. Die Fläche der Weiden und Öden beträgt 10916/8 Morgen 46,5 Ruthen. Übrigens ist zu bemerken, daß hiervon schon zur Zeit der Landesvermessung 687/8 Morgen mit Obstbäumen, 681/8 Morgen mit Holz bepflanzt und nur 4455/8 Morgen mit Gras bewachsen waren. Als Öden sind 5092/8 Morgen katastrirt. Die Weiden sind gesund, vertragen sich übrigens nicht mehr mit der vorgeschrittenen Feldkultur und werden, wo die Gemeinden sie verpachten, nur mit Schafen befahren. Waldweide findet keine statt.

c. Viehzucht.

Nach der Aufnahme vom 1. Januar 1850 beträgt die Zahl der Pferde 791, worunter 33 Fohlen unter 2 Jahren; es kommen auf 1 Q.Meile 262,0 Pferde, bei der Aufnahme vom 1. Januar 1844 waren 247,1 Pferde auf der Q.Meile gezählt worden. Der Bezirk nimmt daher in dieser Beziehung in der Reihe der Oberämter die 53ste Stelle ein. Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend, indem keine Zuchthengste gehalten werden und sowohl Fohlenweiden, als Fohlentummelplätze fehlen; eine Beschälplatte in Freudenthal, welche nicht sehr benützt wurde, ist seit einigen Jahren abgegangen. Auch die Pferdehaltung ist mit Ausnahme einiger Orte, wie Besigheim, Bietigheim und Lauffen, von geringer Ausdehnung.

Die Rindviehzucht. Das Oberamt zählt nach der gedachten Aufnahme 976 Ochsen und Stiere, 5821 Kühe und 3161 Stück Schmalvieh, sonach kommen auf eine Q.Meile 3298,4 Stücke, und 2,8 Menschen theilen sich in ein Stück Rindvieh. Bei der Aufnahme vom 1. Januar 1844 kamen auf eine Q.Meile 3041,4 Stück. Auch nach der Zahl des Rindviehs steht der Bezirk gegen den meisten Oberämtern zurück und nimmt in der Reihe derselben ebenfalls die 53ste Stelle ein. Die zahlreichste und beste Viehzucht im Bezirk hat Lauffen.

Was den Viehschlag und den Zuchtbetrieb betrifft, so wird im Bezirk meist ein roth- und gelbbrauner, kräftiger Neckarschlag, der in mehreren Orten, wie in Besigheim, Bietigheim, Bönnigheim, Erligheim, Gemmrigheim, Groß-Ingersheim und Hohenstein, theilweise durch einen Simmenthaler- oder Bastard-Simmenthaler Farren veredelt wird. Die übrigen Orte halten kräftige Landfarren. Einen schweren veredelten Landschlag haben die Pächter von der Hofdomaine Liebenstein aufgestellt.

| Die Farrenhaltung geschieht Namens der Gemeinden von einzelnen Bürgern gegen Nutznießung von Faselviehgütern, woneben in einzelnen Orten noch ein Geldbeitrag von der Gemeinde gereicht wird. Zur Beaufsichtigung der Farren und der Eber, wie überhaupt der Viehzucht, sind in jeder Gemeinde Schaugerichte, aus 3 Gemeinderathsmitgliedern bestehend, angeordnet, welche die Haltung sowohl der erforderlichen Anzahl als der zu züchtenden Racen zu überwachen haben. Ein Oberamtsschaugericht, aus einem Landwirth und einem Thierarzt bestehend, nimmt periodische örtliche Visitationen vor und zeigt dem Oberamte die vorgefundenen Mängel zur Abhilfe an.

Der Handel mit Vieh ist im Allgemeinen nicht sehr beträchtlich und geht hauptsächlich in die unteren Gegenden nach Heilbronn etc. oder an Metzger nach Stuttgart und Ludwigsburg, zum Theil auch in das Großherzogthum Baden. Namhaften Viehhandel, besonders auch mit Mastvieh, treiben Besigheim, Bietigheim, Bönnigheim, Erligheim und Lauffen. Der Milchertrag, so weit er nicht für die Haushaltung nöthig ist, wird meist verbuttert und nur ein kleiner Theil zum Verkauf gebracht. Käse wird zuweilen auf der Domaine Liebenstein bereitet; übrigens besteht keine eigentliche Käserei daselbst.

Die Schafzucht ist mit der Beschränkung der Weiden im Abnehmen und hat in einigen Orten, wie in Freudenthal, Hessigheim und Klein-Ingersheim ganz aufgehört. Der Bezirk besaß im Januar 1850 540 spanische, 4804 Bastard- und 1101 Landschafe, zusammen 6445 Stück. In Vergleichung mit den übrigen Oberämtern des Königreichs nimmt der Bezirk hinsichtlich der spanischen Schafe die 40ste, der Bastarde die 24ste und der Landschafe die 31ste Stelle ein. Die Schafe sind übrigens zum größten Theil Eigenthum fremder Schäfer, welche die Schafweiden der verschiedenen Gemeinden in Pacht nehmen, aus welchen neben der Pferchnutzung für manche Gemeinde noch eine namhafte Einnahme erwächst. Diese Einnahme und der Vortheil des Schafpferchs als Düngungsmittel erhalten die Schäfereien noch, wenn man auch andererseits wegen der vielen Beschädigungen und der Übergriffe der Schäfer die Abschaffung derselben wünscht. Die Wolle wird hauptsächlich auf dem Markt zu Heilbronn, weniger auf dem zu Kirchheim abgesetzt, ein Theil kommt auch in der nächsten Umgebung zum Verkauf.

Die Zucht der Schweine ist im Zunehmen begriffen; in Vergleichung mit den übrigen Oberämtern nimmt der Bezirk nach der Gesammtzahl der vorhandenen Schweine die 33ste, nach der Haltung der Zuchtschweine die 15te Stelle ein. Übrigens kaufen die meisten Orte noch Ferkel von Außen, nur Lauffen, Schotzach und Erligheim sind im| Stande, durch eigene Zucht nicht nur das Ortsbedürfniß zu befriedigen, sondern auch noch ziemlich viele Ferkel nach Außen zu verkaufen. Die bedeutendste Schweinezucht hat Lauffen. Die Zahl der am 1. Januar 1850 im Bezirk vorhandenen Schweine betrug 3143, unter denen sich 368 Zuchtschweine befanden.

Die Ziegenzucht wird meist nur von Unbemittelten, der Milch wegen, betrieben; im Januar 1850 hat die Zahl der Ziegen 516 betragen.

Die Bienenzucht ist unbedeutend und überdieß an mehreren Orten noch im Abnehmen begriffen. Die höchste Zahl der Stöcke beträgt in einer Gemeinde 60–70. Der Honig und das Wachs bleibt in den Orten selbst. Im Januar 1850 wurden 818 Stöcke gezählt.

Geflügel, als: Hühner, Enten und Gänse, werden meist nur für den eigenen Bedarf gezüchtet; die Orte Gemmrigheim, Hessigheim, Lauffen und Schotzach treiben einigen Handel, besonders mit Gänsen nach Heilbronn und Ludwigsburg.

d. Jagd und Fischerei.

Die Jagd war im Bezirk nie von großer Bedeutung und ist in Folge des Jagdgesetzes vom 17. August 1849 ganz herunter gekommen, vermöge dessen die Jagdberechtigung dem Eigenthümer des Grund- und Bodens zugesprochen, und deren Ausübung den Gemeinden überlassen ist, so weit nicht der Inhaber eines zusammenhängenden Grundbesitzes von mehr als 50 Morgen die Jagd auf solchem Besitzthum selbstständig ausüben will. Mit Ausnahme der von der Staatsfinanz- und der Hofdomainen-Verwaltung mehrjährig verpachteten Jagden, werden die übrigen von Seiten der Gemeinden auf ihren Markungen gewöhnlich an einzelne gesetzlich dazu befähigte Personen überlassen.

Das wilde Schwein, welches namentlich in den zusammenhängenden Waldungen des Strombergs früher keine Seltenheit war, ist langst ausgerottet; ebenso ging das Edel- und Damwild in neuerer Zeit ganz ab. Das Reh zeigt sich zuweilen noch; auch der sonst so häufigen Hasen werden es immer weniger.

Von sogenanntem Raubzeug kommen vor: der Fuchs, der Stein- und Edelmarder, der Iltis, selten die wilde Katze (Kuder), der Dachs und der Fischotter.

Auf den Feldern trifft man noch das Feldhuhn und die Wachtel; Schnepfen zeigen sich auf ihren Wanderungen im Früh- und Spätjahr. Wilde Enten, Blaßenten, Wasserhühner, welche früher im See bei Lauffen in großer Anzahl heimisch waren, fallen zuweilen noch in den| Flüssen und stehenden Gewässern des Bezirks ein. Merkwürdig war auch das unzählbare Heer von Staaren, welches zur Zeit der Traubenreife in dem Schilf des gedachten Sees Nachtquartier zu nehmen pflegte.

Die Jagdfrohnen sind sämmtlich abgelöst und aufgehoben; ebenso die Hunde-Aufstockung.

Die Fischerei, welche hauptsächlich nur in dem Neckar und in der Enz betrieben wird, ist nicht sehr beträchtlich und nimmt, wie aller Orten, täglich mehr ab, wozu besonders das die Fischbruten zerstörende Holzflößen in der Laichzeit, Vieles beiträgt. Es werden hauptsächlich Weißfische, Schuppfische, Barben, Hechte, Aale, seltener Karpfen, ausnahmsweise auch Bersching gefangen, und die Fische theils in die nahe gelegenen größeren Städte, theils in das Großherzogthum Baden abgesetzt. Am ausgedehntesten wird die Fischerei in Lauffen betrieben, wo sie einen besonderen Erwerbszweig bildet. Das Fischrecht gehört meist den Gemeinden, welche es entweder an einzelne Bürger verpachten oder auch den Gemeindeangehörigen das Recht, jedoch nur für den eigenen Bedarf, zu fischen, einräumen. In einigen Orten, wie z. B. in Hessigheim, besitzen einzelne Bürger das Fischrecht als Privateigenthum.

Steinkrebse werden in der Schotzach, im Steinbach und in der Metter gefangen.

B. Kunst- und Gewerbsfleiß.

Nach den neuesten Steuerkatastern auf den ersten Juli 1850 zählt der Bezirk folgende steuerpflichtige Gewerbe:

I. Handwerker. Zahl der       I. Handwerker. Zahl der
auf eigene
Rechnung
Gewerbtreibenden
Gehülfen
und
Lehrlinge
auf eigene
Rechnung
Gewerbtreibenden
Gehülfen
und
Lehrlinge
Bäcker 110 15 Flaschner 12 3
Barbierer 13 3 Friseure 1
Bleicher 3 1 Gärtner 2
Bortenwirker 1 1 Gipser 3 3
Buchbinder 9 2 Glaser 26 4
Büchsenmacher 1 Hafner 14 5
Bürstenbinder 2 1 Holzmesser 2
Drechsler 16 4 Hutmacher 6
Färber 5 5 Kaminfeger 2 1
Feldmesser 7 Kammmacher 3
Fischer 24 Keßler 1
|
Zahl der       Zahl der
auf eigene
Rechnung
Gewerbtreibenden
Gehülfen
und
Lehrlinge
auf eigene
Rechnung
Gewerbtreibenden
Gehülfen
und
Lehrlinge
Kleemeister 1 Wagner 56 11
Korbmacher 10 Wattmacher 1
Kornmesser 4 Wascherinnen 1
Kübler und Küfer 83 14 Weißgerber 3 3
Kürschner 3 Ziegler[4] 7 7
Kupferschmiede 9 Zimmerleute 51 27
Lumpensammler 12 Zuckerbäcker 5 1
Makler 1 Weberei.
Maler 1
Maurer 83 23 In Leinen 215 38
Messerschmiede 4 2 In Wolle und
      Halbwolle
9 5
Metzger 95 12
Musikanten 5 1 Strumpf-Weber und
      Wirker
8 2
Nadler 4
Nagelschmiede 23 8 II. Kleinhandel. Zahl
der
Händler.
Nähterinnen und
      Büglerinnen
32
Nonnenmacher 3 Mit Spezerei 3
Pflästerer 5 1 Mit Frucht 1
Pottaschensieder 4 Mit Holz, Rinden, Loh 4
Pudermacher 1 Mit Victualien 9
Putzmacherinnen 2 Mit Vieh 42
Rothgerber 14 7 Gemischte Artikel 56
Sackzeichner 1 Hausirer 26
Säckler 25 2 III. Handlungen mit offenen Läden.
Salpetersieder 1
Sattler 19 2 Apotheken 4
Schäfer 17 18 Specerei und andere Waaren 39
Schlosser 25 6 IV. Getränkefabrikation.
Schmiede, Grob- 61 27
Schneider 131 27 Bierbrauereien 18
Schreiner 70 11 Branntweinbrennereien 61
Schuhmacher 245 65 Essigsiedereien 1
Seifensieder 12 3 V. Wirthschaftsgewerbe.
Seiler 12 4
Steinhauer 37 17 Schildwirthe 61
Stricker 1 1 Speisewirthe 28
Uhrmacher 3 Schenken 119
|
VI. Mühlwerke.       Schleifmühlen 2
Getreidemühlen[5] 20 Walkmühlen 4
Gypsmühlen 3 Zu technischen Zwecken 1
Hanfreiben 8
Lohmühlen 3 VII. Keltern[6] 27
Öhlmühlen 10 VIII. Frachtfuhrleute 98
Sägmühlen[7] 5 IX. Schiffer 2

In Ansehung des Zunftwesens ist zu bemerken, daß bis zum Jahr 1829 die einzelnen Zunftladen der ehemaligen Oberämter Besigheim, und Lauffen bestanden, und in diesen die Meister der Orte, die zu den gedachten Oberämtern gehörten, eingetheilt waren.

In Folge der Gewerbeordnung vom 22. April 1828 wurden neue Zunftvereine organisirt und erhielten den Ladensitz in Besigheim Kaufleute und Krämer, Bäcker, Roth- und Weißgerber, Schreiner, Küfer und Kübler, Zimmerleute, Glaser, Hafner, Sattler und Seckler, Seiler, Nagelschmiede, Schlosser, Maurer und Steinhauer, Schneider, Metzger, Kaltschmied (Kupferschmied und Flaschner), Wagner, Huf- und Waffenschmiede, Leine- und Baumwollenweber; in Bietigheim Schuhmacher.

a. Gewerbsfleiß.

Nach obiger Übersicht sind die Luxusgewerbe nur wenig vertreten, und die Professionisten, welche meistens nur für den gewöhnlichen örtlichen Bedarf arbeiten, beschäftigen sich überdieß noch mit dem Bau einzelner Güter-Stücke, die sie eigenthümlich besitzen.

Von künstlerischen und literarischen Gewerben findet sich nur eine Buchdruckerei, welche sich derzeit blos mit dem Druck des Wochen- und Intelligenzblattes für den Bezirk befaßt.

Unter den im Bezirk betriebenen Fabriken nimmt die A.| Schönleber’sche Wollenfabrik in Bietigheim die erste Stelle ein; früher als Beigabe des ehemaligen Zucht- und Waisenhauses in Ludwigsburg vom Staate gegründet, ging sie im Jahr 1826 in Privatbesitz über. Dieselbe beschäftigt gegenwärtig unmittelbar 120 und außerhalb des Etablissements 50 Personen, deren Verdienst sich auf jährlich etwa 30.000 fl. beläuft. Gegenstände ihrer Fabrikation sind wollene Rock- und Hosenstoffe und wollene Streichgarne; es sind 6 Assortiments-Spinnereien mit 2000 Spindeln im Gange, auch hat die Königl. Centralstelle für Handel und Gewerbe ein Assortiment für feine gezwirnte Streichgarne, bis jetzt das einzige dieser Art in Württemberg, hier aufgestellt. Sämmtliche Fabrikate erhalten, mit Ausnahme der Färberei, ihre gänzliche Vollendung innerhalb der Fabrik und finden ihren Absatz in- und außerhalb des Zollvereins.

Ein weiteres nennenswerthes Etablissement, gleichfalls in Bietigheim, ist das des Strumpfwebers Buck, welcher durch Vermittlung der Königl. Centralstelle für Gewerbe und Handel im Besitz von 3 Circularstrumpfwebstühlen ist, die ihm gestatten, sein Gewerbe fabrikmäßig zu betreiben. Diese neu erfundenen Webstühle kamen in Württemberg zuerst hier in Anwendung. Jeder dieser Stühle leistet ungefähr das 10fache eines der bisher gewöhnlichen Strumpfwirkerstühle, von welchen Buck ebenfalls noch mehrere beschäftigt. Dieses Geschäft ist zwar erst im Entstehen, verspricht aber einen guten Fortgang.

Auch die Fabrik von C. Schuhmacher, welcher künstliche Wetzsteine fabricirt, hat sich eines ausgedehnten Absatzes zu erfreuen.

Was den Personen- und Güterverkehr betrifft, welcher bei der früheren Frequenz der schönen Landstraßen des Bezirks ein bedeutender Gegenstand des Privaterwerbs war, indem er nicht nur Kutschern und Frachtfahrern Verdienst gewährte, sondern auch mehrere Handwerker: als Schmiede, Wagner, Sattler u. s. w. mittelbar beschäftigte und besonders den Gastwirthen Gewinn brachte; so ist derselbe nun auf die durch den Bezirk ziehende Staatseisenbahn übergegangen, welche einen Theil der von Stuttgart bis Heilbronn reichenden sogenannten Nordbahn ausmacht. Zwar hat der Bau der Eisenbahn manchen vorübergehenden Verdienst gebracht, und auch die Grundbesitzer, welche von ihrem Eigenthum für die Bahnanlage Abtretungen zu machen hatten, haben hiefür gute Preise erhalten; den ansäßigen Privat-Gewerben aber ist für die ihnen entgangene Erwerbsgelegenheit durch die Eisenbahn-Passage selbst an denjenigen Orten nur ein schwacher Ersatz geworden, wo, wie in Bietigheim, Besigheim und Lauffen, Bahnhöfe errichtet sind. Es haben daher namentlich die Wirthschaftsgewerbe, seit die Staatseisenbahn im Betrieb ist, sehr| abgenommen. Die Zahl der concessionirten Schildwirthschaften betrug im Jahr 1851 68, die der Speisewirthe 52, die der Schenkwirthe 105, zusammen 225; wozu noch 121 sogenannte unbeständige (nur vorübergehend zum Ausschank des eigenen Produkts concessionirte) Wirthe kamen; von den eigentlichen Wirthschaftsgewerben hatten jedoch in dem genannten Jahr 41 unter Vorbehalt des Rechts den Betrieb eingestellt; indessen kommt auf 158,5 Einwohner immer noch eine betriebene Wirthschaft, ohne die veränderliche Zahl unbeständiger Wirthe zu rechnen.

An Bierbrauereien waren 18 im Betrieb, welche im Jahr 1850–51 1362 fl. 22 kr. Malzsteuer bezahlten, und etwa 1000 Eimer Bier fabricirt haben mögen. Auf 1620,4 Einwohner kommt hiernach eine Bierbrauerei.

Die im Cataster nicht aufgezählten Nebengewerbe sind von keiner Bedeutung. So ist der Erwerb durch Hanfspinnen, womit sich nur arme Weibspersonen zur Winterszeit beschäftigen, gering; noch mehr finden Männer, theils als Holzmacher in nahen Waldungen, theils durch das Brechen, Beiführen und Verkleinern des Straßen-Unterhaltungsmaterials Verdienst; auch geben die Reparaturarbeiten an der Eisenbahn und die Arbeiten für die Neckar-Wasserstraße manchen Händen Arbeit und Verdienst.

b. Handel.

Großhandel ist im Bezirk nicht etablirt, und die vorhandenen Detailhändler beschäftigen sich zunächst nur mit Artikeln für den Bedarf der Einwohner; der früher, namentlich durch Israeliten von Freudenthal, auch außer dem Bezirk betriebene Hausirhandel wird in Folge der neueren Gesetze immer beschränkter, jene treiben nun hauptsächlich noch Viehhandel.

Übrigens ist des Absatzes der Natur- und Industrie-Produkte bereits in den vorangehenden Abschnitten erwähnt worden.


  1. Über die Bodenverhältnisse s. die einzelnen Ortsbeschreibungen.
  2. Über die Weinpreise s. die Ortsbeschreibungen.
  3. Über die vorkommenden Holzarten s. den Abschnitt: „Pflanzen.“
  4. Und zwar in Besigheim, Bietigheim, Bönnigheim, Groß-Ingersheim, Ilsfeld, Kaltenwesten und Lauffen.
  5. Nämlich in Besigheim 3, Bietigheim 2, Bönnigheim 1, Erligheim 1, Gemmrigheim 1, Hessigheim 1, Hohenstein 1, Ilsfeld 3, Kirchheim 2, Lauffen 1, Metterzimmern 1, Schotzach 1, Wahlheim 1, Klein-Ingersheim 1, mit diesen stehen die oben aufgeführten Hanfreiben, Gyps-, Loh-, Walk- und Ölmühlen in Verbindung.
  6. Und zwar in Besigheim 2, Bietigheim 1, Bönnigheim 4, Erligheim 1, Freudenthal 1, Gemmrigheim 1, Groß-Ingersheim 1, Hessigheim 1, Hofen 1, Hohenstein 1, Ilsfeld 1, Kaltenwesten 1, Kirchheim 2, Klein-Ingersheim 1, Lauffen 3, Löchgau 1, Metterzimmern 1, Schotzach 1, Wahlheim 2.
  7. Von den Sägmühlen befinden sich in Besigheim 2, Bietigheim 1 und Lauffen 2.


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