Beschreibung des Oberamts Biberach/Kapitel A 7
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Eine namhafte römische Niederlassung scheint im Umfang des Oberamtsbezirkes nie bestanden zu haben. Daß übrigens dieser Bezirk, wie überhaupt ganz Oberschwaben, seit des Tiberius Siegeszug gegen die Vindelizier zu dem römischen Reiche, und namentlich zu der Provincia Rhaetiae secundae sive Vindeliciae gehörte, ist erweislich. Erst zu oder kurz nach Theodosius Zeit fiel diese Gegend den Schwaben anheim, denn jetzt lief die Reichsgrenze, wie wir aus der Notitia imperii wissen, vom Bodensee über Kißlegg (Cassiliacum) an die Iller, wo namentlich auf der Grenze des Biberach’schen Oberamtsbezirks an der Iller die römische Grenzfestung Coelius mons, Kellmünz mit der dritten herkulischen Cohorte aus Pannonien als Besatzung sich befand. Je mehr im 6ten, 7ten und 8ten Jahrhundert unser Oberamtsbezirk eine unwirthbare, sumpfige und waldige Wildniß war, desto weniger läßt sich mit Sicherheit nachweisen, welche Veränderungen in Beziehung auf Bewohner und äußere Verhältnisse derselbe sowohl durch die Vertreibung der Römer durch den Allemannenbund, als auch durch den Übergang der Macht von den allemannischen Herzogen an die königlichen Kammerboten und die Gaugrafen erfahren.
Die Gaue, zu welchen unser Bezirk eingetheilt war, sind der Illergau und der Ramechgau, theilweise auch der Nibelgau.
Der Illergau, Ilregove, Hilargovia, kommt in Urkunden mit folgenden Orten vor: Erolfesheim, Erolzheim anno 1040., Kirchberg anno 1087. Vergl. Neug. Ep. Const. LXI.
Nach Bessel soll der Illergau sich bis an die nördliche| Spitze des Oberamtsbezirks erstreckt haben, und zu demselben in einigen Urkunden gezählt werden: Langenschemmern und Altheim. Wirklich sind auch diese Orte nebst Sulmetingen, als im Illergau gelegen, durch eine Schenkung Erchenberts, von 835—855 Bischofs in Freysing, beurkundet, s. Ober-Sulmetingen.Der Ramechgau, Rammackewi, Rammekeve, Ramechgowe, Ramegovia; in demselben lagen Ochsenhausen und Sulmetingen mit den umliegenden Orten. Jenes – Ochsenhusen, qui locus situs est in pago Ramechgowe – kommt in der Stiftungs-Urkunde des Klosters 1099, dieses, Summatingen, in einer Urkunde von 1087 als dazu gehörig vor. S. Gerbert Hist. silv. nigr. T. III. S. 38. und Neugart Ep. Const. p. LXXII.[1] Der Ramechgau, sehr wahrscheinlich so viel als Rißgau, war vermuthlich ein Untergau des Illergaues, oder wenigstens von diesem abgerissen, wie theils durch die Lage der Orte Schemmern und Altheim, theils dadurch bestätigt wird, daß Sulmetingen in beiden Gauen vorkommt. Die in diesen Gauen vorkommenden Orte sind nebst Dettingen (s. h.) zugleich die ältesten beurkundeten Orte des Oberamts. Betreffend die Gaugrafen, so kommt außer dem oben genannten Hartmann dem Booser, noch ein Diepold in einer Urkunde von 1127 als Graf des Ramechgaues vor. Die Urkunde ist nämlich ausgestellt in cella Ochsenhusen in Comitatu Diepoldi Comitis, v. Raiser’s Guntia S. 40. und Lünig Spicileg. eccles. T. III. 365. etc. Dieser Diepold gehörte dem Hause der Grafen von Berg an, und ist derselbe, der 1132 auch Graf von Burgau genannt wird.
Es ist schwer zu sagen, wie sich die politischen Verhältnisse nach der Auflösung der Gauverfassung gestaltet haben; ein geschlossenes größeres Gebiet ging daraus nicht hervor.| Schon zur Zeit, da die obigen Gaugrafen noch erscheinen, war der Bezirk mannigfaltig vertheilt. Außer der Familie der Gaugrafen selber – den Grafen v. Berg und Kirchberg – hatten die Pfalzgrafen von Tübingen, die Grafen v. Montfort, v. Grüningen-Landau, die Herren v. Sulmetingen, Warthausen, später die Truchseßen von Waldburg, die Waldsee, Essendorf, Wolfartsschwendi, Oberstetten, Laubach, Hürbel, Erolzheim und viele andere, hauptsächlich aber wohl auch die Welfen und nach ihnen die Hohenstaufen Antheil. Aber die alten Geschlechter und Besitzer verschwanden und an ihre Stelle traten theils die Klöster – Ochsenhausen, Gutenzell, Heggbach, Salmannsweiler, Roth, Schussenried, und der Spital und die Reichsstadt Biberach, theils das Habsburg-Östreichische Haus und andere. Und so bildete sich unter vielfachem Wechsel der politische Zustand, wie er oben dargestellt ist und bis zur großen Umwälzung im Jahr 1803 dauerte. Durch den Reichsdeputations-Schluß vom 25. Februar 1803 und die vorangegangenen Verträge kam die Reichsstadt Biberach mit ihrem Gebiet an Baden, aus den Gebieten der Klöster wurden, soweit sie dem Bezirk angehörten, die unmittelbaren Reichsgrafschaften Metternich-Ochsenhausen, Törring-Gutenzell, Waldbott-Bassenheim-Heggbach und theilweise Wartemberg-Roth und Sternberg-Schussenried gebildet, und die Salmannsweilischen Besitzungen wurden dem Fürsten von Thurn und Taxis zugetheilt. Die Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaften dauerte jedoch nicht lange: durch die rheinische Bundesakte vom 12. Juli 1806 wurden sämmtliche Besitzungen unter Würtembergische, die an der Iller gelegenen Herrschaften Erolzheim und Kellmünz aber unter Bayerische Hoheit gestellt. Durch dieselbe Bundesakte kamen auch die Stadt Biberach und ihr Gebiet an die Krone Würtemberg und durch Vertrag mit Bayern die eben genannten Illerherrschaften, so weit sie auf dem linken Illerufer lagen, unter Würtembergische Hoheit. Näheres hierüber und über die Käufe und Verkäufe von einzelnen Grundherrschaften ist in der Ortsbeschreibung zu finden. | Beim Übergang von Stadt und Gebiet Biberach an Baden im Jahr 1803 wurde eine dem „oberen Fürstenthum“ zugetheilte Obervogtei Biberach gebildet, die sich in die Rathsvogtei und das Vogteiamt – Stadtvogtei und Amtsvogtei, theilte. Nach dem Übergang des Bezirks an Würtemberg und unter Würtembergischer Landeshoheit wurden aus dessen Bestandtheilen das Oberamt Biberach mit mehreren Patrimonial-Ämtern gebildet, wovon jedoch ein Theil dem Oberamt Waldsee zugetheilt ward. S. Staatshandbuch 1807 bis 1808. Nachdem aber 1809 die Patrimonial-Ämter aufgehoben worden, wurde ein Oberamt Ochsenhausen geschaffen, dessen Bestand aus dem Staatshandbuch von 1809 und 1810 zu ersehen ist. Dieses neue Oberamt wurde jedoch schon 1810 wieder aufgehoben und, unter Ausscheidung eines Theils desselben an das Oberamt Wiblingen und des Orts Hochdorf an das Oberamt Waldsee, der gegenwärtige Oberamtsbezirk gebildet.
Über die erste Einführung und Ausbreitung des Christenthums in unserem Bezirke fehlt es durchaus an näheren Nachrichten. Selbst diejenigen Nachrichten, welche mittelbar auf dessen Vorhandenseyn hinweisen, gehen nicht über das neunte Jahrhundert hinauf. Der Oberamtsbezirk gehörte dem Bisthum Constanz an, und bildete zum Theil die östliche Grenze der Diöcese Constanz gegen die Diöcese Augsburg, welche durch die Iller von einander geschieden waren. Die Archidiakonate und Capitel, denen die einzelnen Kirchen des Bezirkes zugetheilt waren, sind:
1) Landcapitel Waldsee, später Wurzach mit Bellamont und Füramoos;
2) Landcapitel Laupheim: Laupertshausen mit Ellmannsweiler, Ober- und Unter-Schnaitbach, Maselheim, Reinstetten mit Hürbel und Wennedach, Äpfingen, Simmisweiler und Zillishausen als Filiale von Sulmingen;
3) Landcapitel Dietenheim: Erolzheim mit Dietbruck,| Edelbeuren und Edenbachen; Gutenzell mit Dissenhausen und Weidenbühl; Kirchberg; Ober- und Unter-Dettingen mit Bollsperg;4) Landcapitel Biberach: Aßmannshardt, Stadt Biberach mit Birkenhardt, Jordan, Rißeck und Rindenmoos, Ingerkingen, Mettenberg; Mittelbiberach mit Reuti und Zweifelsberg; Niederkirch mit den beiden Sulmetingen; Ringschnait, Schemmerberg mit Altheim, Aufhofen und Langenschemmern, Steinhausen, Ummendorf mit Fischbach; Warthausen.
1) Landcapitel Ehingen: Volkersheim;
2) Landcapitel Munderkingen: Ahlen, Attenweiler.
Klöster waren im Oberamtsbezirke: das Mannskloster Ochsenhausen; die Frauenklöster Gutenzell und Heggbach; in Biberach ein Kapuziner-Kloster und ein Nonnen-Kloster; in Warthausen ein unbedeutendes Nonnen-Kloster. Die Reformation fand frühe, schon im Jahr 1521, Eingang in der Reichsstadt Biberach, und von da aus in manchen benachbarten Orten, wie in Baltringen, Stafflangen, Attenweiler, Ingerkingen. Selbst nach Ochsenhausen und Heggbach schickte der evangelische Rath der Städte Ulm und Biberach lutherische Geistliche, um auch da die Reformation einzuführen (s. Ochsenhausen). Allein die äußeren Verhältnisse waren gerade in dieser Gegend der Reformation zu ungünstig, die Macht des Adels und der Einfluß der Klöster, namentlich die Thätigkeit des klugen und gewandten Gerwin Blarer, Abts von Weingarten und Ochsenhausen, standen der Einführung derselben zu sehr entgegen, als daß sie nicht hätte bald in allen den Orten wieder unterdrückt werden sollen, die nicht durch den unmittelbaren Schutz von Biberach gesichert waren. So faßte denn die Reformation nur in Biberach und in den Orten Attenweiler, Bergerhausen, Birkendorf, Gutenhofen, Röhrwangen, Schammach, und auch hier überall nur theilweise festen Fuß (s. die Beschreibung der einzelnen Orte).
|Über die Schicksale unseres Bezirks in den ersten acht Jahrhunderten läßt sich nichts mit geschichtlicher Bestimmtheit sagen. Mehrfach war die Gegend den verheerenden Einfällen der Ungarn ausgesetzt, die das alte Frauenkloster zu Ochsenhausen und in der Nähe von Biberach die alte Kesselburg zerstört haben sollen, nachdem in dem Treffen im Plankenthal, vallis planctus (Thränenthal), gegen die Ungarn, Otto Graf v. Kesselburg mit seinen drei Söhnen 902 gefallen war.
In späterer Zeit brachten besonders die Fehden zwischen der Stadt und dem Adel auch über den ganzen Bezirk manche Unbilden. Wie unser Bezirk nicht nur von dem allgemeinen Bauernaufruhr im Jahr 1525, sondern auch von einem besondern schon 1501 heimgesucht worden, findet sich unten in der Geschichte der Stadt Biberach und des Klosters Ochsenhausen.
Grenzenlos war das Elend, das der 30jährige Krieg über die ganze Gegend brachte: besonders waren Biberach, und die Klöster Ochsenhausen, Gutenzell und Heggbach der Schauplatz der wildesten Ausschweifungen. Das Elend, das die stets wechselnden Besatzungen von Östreichern und Schweden an und für sich herbeiführten, wurde noch gesteigert durch den fanatischen Religionshaß der Katholiken und Protestanten; zu dem Kriegsungemach gesellte sich im Jahr 1635 die Pest, die 1/3 der noch vorhandenen Bevölkerung wegraffte. Einige Orte, wie Bellamont, starben ganz aus. Neue Drangsale brachte der spanische Successions-Krieg über den ganzen Bezirk, besonders aber wieder über die Stadt und die Klöster Ochsenhausen, Heggbach und Gutenzell. In den letzten französischen Kriegen begannen schon mit der ersten Bewegung der Truppen im Jahr 1790 die Durchzüge, und bis zum Jahr 1796 war wohl der Bezirk selten frei von fremden Truppen. Doch führte dieß keine besondere Verluste herbei. Mit dem Juli 1796 aber begann die traurige Zeit für unsern Bezirk. Den 4. August 1796 zogen die ersten Franzosen in die Stadt ein. An der den 27. Juli 1796 zu Stuttgart dem schwäbischen| Kreis angesetzten Contribution von 23 Millionen Livres, belief sich der Biberach’sche Antheil auf 100.000 fl., wovon 58.000 fl. an baarem Geld, der Rest an Naturalien abzuliefern war. Im Anfang des Septembers begann der Rückzug des Moreauschen[ws 1] Corps durch unsern Bezirk. Die Bewohner der Dörfer waren während desselben der Plünderung, Gewaltthätigkeiten und Mißhandlungen aller Art ausgesetzt: in manchem Dorfe war kein Wagen und kein Pferd mehr zu finden, weil die Franzosen Alles mitgeschleppt hatten. Den 29. und 30. September schlugen sich die Franzosen und Östreicher bei Muttensweiler; der 2. October war der Tag der Schlacht bei Biberach, in der Moreau die Östreicher unter Latour über Biberach und Bergerhausen nach Ochsenhausen und bis an die Iller zurückschlug. Vom October 1796 an hatte die ganze Gegend bis zu Ende des Jahres 1797 östreichisches Standquartier. Eine schwere Zeit begann für Biberach und die Umgegend wieder mit dem Frühling 1799. Den ganzen März hindurch dauerten die Durchzüge der Östreicher gegen den Rhein. Den 18. März hatte Erzherzog Karl sein Hauptquartier in Ummendorf; die ganze Gegend lag voll Truppen. Die vom März 1799 bis 9. Mai 1800 nur in der Stadt Biberach einquartirten kaiserlichen, russischen, Condeischen und Reichstruppen beliefen sich auf 37.000 Mann, und 11.000 Pferde, worunter die große Masse von Blessirten, die in der Stadt verpflegt werden mußten, nicht mit begriffen ist. S. auch Biberach. Der 9. Mai 1800 war wieder ein Tag des Schreckens für Biberach und die Umgegend: die Anhöhen jenseits der Riß von Warthausen bis Ummendorf waren von den Östreichern unter dem General Kray besetzt, der sein Hauptquartier in Mettenberg hatte; am 9. März wurde diese ganze Linie von den Franzosen zum Theil stürmend genommen. Dem vorher schon erschöpften Bezirk wurden nun neue Lieferungen und Contributionen aufgelegt: vom 9. Mai bis 15. Juli mußte die Stadt und Landschaft 547.116 fl. an baarem Geld und an Natural-Leistungen liefern. Am 15. Juli wurde der Waffenstillstand zwischen Moreau geschlossen, und | es kehrte, wenn gleich der Friede noch nicht sogleich geschlossen wurde, doch ein geordneter Zustand für unsern Bezirk zurück. Daß aber auch in den späteren Feldzügen Frankreichs gegen Östreich unser Bezirk durch Truppendurchzüge und Standquartiere manches litt, brachte seine Lage mit sich.
In dem ganzen Oberamtsbezirke hat man bis jetzt nicht eine auf römisches Alterthum weisende sichere Spur entdeckt. Gleichwohl ist dieselbe von allen Seiten von unzweideutigen Denkmälern römischer Abkunft umgeben, und es ist daher anzunehmen, daß wenigstens eine römische Straße durch denselben an die Donau geführt habe. Auf der Markung von Unterdettingen wird ein Bezirk „die alte Straße“ genannt, und nach der Lage des Orts zu urtheilen, möchte dieß wohl eine Römer-Straße gewesen seyn, denn gegenüber von Dettingen, an dem linken Iller-Ufer, liegt auf der bayerischen Grenze der bekannte Römerort Coelius Mons (Kelmünz), und eine Brücke, welche dort den Übergang über die Iller bildete und durch ein eigenes römisches Vorwerk geschützt war, führt von Kelmüuz unmittelbar auf den diesseitigen Bezirk. Wir werden bei dem Oberamt Leutkirch wieder auf diesen Punkt zurückkommen, einstweilen verweisen wir auf die Abhandlungen in v. Raisers Viaca S. 88., und auf dessen Wappenkunde der Städte und Märkte S. 25 etc. Betreffend andere an unsern Oberamtsbezirk grenzende römische Punkte, als Rißtissen, Aulendorf etc., mögen die Beschreibungen der Oberämter Ehingen, Riedlingen, Waldsee und Ravensburg nachgesehen werden. Eine Erwähnung verdient noch, daß in der Nähe von Burren ein Platz, wo ein steinernes Häuschen gestanden haben soll, „das Heidenhäuslein“ genannt wird. Das Interessanteste (bemerkt der Herr Stadtpfarrer Landerer), was von der Römerzeit her noch in unserem Bezirke sich findet, besteht in folgendem:
Man findet hier, wie in allen waldigen, minder| angebauten Gegenden des Landes, so weit es römisch war, die Spuren weitläufiger Bodenkultur-Anlagen im Großen, welche sich durchaus nicht als das Werk vereinzelter deutscher Ackerbauer (die das Land um ihr Gehöfte herum, ut fons, ut nemus placuit, anbauten) betrachten lassen. Es bestehen diese Spuren in regelmäßigen, parallel laufenden, wellenförmigen Erhöhungen, meistens von 2 bis 3 Fuß Höhe und 14 bis 16 Fuß Breite – Ackerbeete (lirae) vom Volk genannt, welche sich durch weite Waldstrecken, wo jetzt oft die ältesten Eichbäume stehen, oder über ödes Heideland hinziehen, dann oft auf einmal wie abgeschnitten aufhören, um jenseits eines breiten Randes in entgegengesetzter Richtung wieder anzufangen, zum deutlichen Beweis, daß diese Wellenbildung nicht auf natürlichem Wege entstanden ist (vergl. Westenrieder Beiträge IV. S. 365. Schlett, die Römer in München, 1830): Daß diese Behandlung des Bodens römisch ist, und besonders in kälteren und feuchteren Geländen für zweckmäßig galt, ergibt sich aus den Agrikultur-Schriftstellern. Vergl. Colum. II. 48. Solche Bodenkultur-Anlagen finden sich in dem ganzen Ettenwalde, zwischen Schammach, Ahlen und Vogelhaus, und zwischen Attenweiler, Burren und Aßmannshardt. In Mitten dieser fast gänzlich bewaldeten Gegend, in der Nähe von Schammach, fand man auch den 13. October 1776 bei der Anlegung einer neuen Straße die weitläufigen Fundamente eines Gebäudes, das für ein römisches erklärt wird. Übrigens ist die Bauart in Beeten auch jetzt noch in vielen Gegenden zu sehen, welche einen nassen Grund haben.
Deutsche Alterthümer aus der römischen und vorrömischen Zeit finden sich in unserem Bezirke nicht. Daß der ganze Bezirk im Mittelalter voll Burgen und Edelsitze war, werden wir unten sehen. Erhalten aber sind nur noch wenige, und zwar zu
Edelbeuren, | Horn, | Ober-Sulmetingen, |
Ellmannsweiler, | Hürbel, | Unter-Sulmetingen, |
Erolzheim, | Mittelbiberach, | Warthausen. |
Altheim, | Hürbel, | Ochsenhausen (Jordan), |
Bellamont, | Kellmünz, | Rottum (Hinterreute), |
Biberach (Gigelthurm), | Kesselburg, | Schemmerberg, |
Erolzheim (Capellenberg), | Kirchberg (Moosb.) | Volkersheim, |
Freiberg, | Langenschemmern, | Wennedach, |
Gutenzell (2. Schloß- | Laubach, | Winkel, |
berg u. | Mittelbuch, | Ummendorf (2), |
Schlüsselberg), | Oberstetten, | Zweifelsberg. |
Horn, | Sulmetingen (2), |
Abgegangene Orte. Der Charakter Oberschwabens, der die Vereinödung von jeher begünstigte, und der Umstand, daß die geschlossenen Orte Oberschwabens meistens einer neuen Zeit angehören, bringt es mit sich, daß von abgegangenen Orten nur wenige Spuren sich finden. Abgegangen sind: Batzenhofen bei Dettingen, Griesenbach bei Ahlen (s. unten), Hochhaus bei Bergerhausen.
- ↑ Man könnte verleitet seyn, hieher auch noch den in Urkunden so häufig vorkommenden Ort Aufhofen mit in den Nibelgau ziehen zu wollen, allein unter jenem Aufhofen ist entschieden nicht das diesseitige Aufhofen, sondern Auenhofen bei Leutkirch zu verstehen.